Sarah, 5Jahre.

Sie erwachte von einem lauten Streit und zog sich die Bettdecke über den Kopf.
Mama weint wieder, dachte sich das Mädchen. Sie wusste es, ohne es zu hören.
Es war ein lautlos es Weinen. Ihre Mutter hatte es sich abgewöhnt laut zu weinen, da es alles nur noch schlimmer machte. Und Eddy hasste heulende Weiber.
Eddy war der Freund von ihrer Mama und sollte eigentlich auch ein liebevoller Papa Für Sarah sein. Sie kannte ihn aber nur als einen abweisenden und lauten Menschen. Anfangs ging sie manchmal mit einer Puppe zu ihm, hoffte dass er mit ihr spielte. Aber er schickte sie immer wieder fort und meinte dass er könne nichts mit ihr anfangen und dass sie ihn nerve. Eddy konnte das fünfjährige Mädchen einfach nicht leiden.

Der Streit dauerte noch ziemlich lange und so sehr sich Sarah auch bemühte, sie konnte nicht hören um was es diesmal ging. Sie stand jetzt an der Tür vom Kinderzimmer und lauschte. Dann hörte sie ein Poltern und rannte schnell zu ihrem Bett. Laute Schritte hallten vom Korridor und dann folgten zaghafte tappende Geräusche bis zu ihrer Tür und dann ging die Klinke herunter. Sahra machte sich ganz klein in ihrem Bett. Aber niemand kam herein, die Tür war abgeschlossen. Mama hatte Wahre eingeschlossen um sie zu schützen.
Eddy Stress einen verhaltenen Fluch aus und verlies mit einem lauten Türen knallen die Wohnung. Arab schlich zum Fenster und sah wie Eddy gerade die Straße entlang lief.
Mama kam ins Kinderzimmer und Sarah rannte zu ihr.
"Hat er dich gehauen"? Sie sah rotgeweinte Augen und Mama sagte: "Nein, nur wieder sehr geschimpft "
Sabra: "Und wo geht er jetzt hin"?
Mama: " Zu seinen Freunden ins Gasthaus"
Sarah überlegte:Wo wir ihn das eine mal abgeholt hatten und er dann so komisch geredet hatte? Und du musstest ihn festhalten, weil er sonst hingefallen wäre?
Mama: "Ja damals hatte er sich auch gleich hingelegt".

Damals verstand Sarah auch noch nicht was los war. Eddy hatte sich ins Wohnzimmer auf die Couch gelegt und Sarah musste über sein Geschnarche lachen. Mama schickte sie dann ins Kinderzimmer. Und damals war das alles auch noch nicht so schlimm wie jetzt.

Nach seinen nächsten Besuchen bei seinen Freunden musste ihn keiner mehr nach Hause holen. Er redete auch gar nicht mehr so komisch, sondern schimpfte immer gleich auf Sarah los. Ihn störte einfach alles, wenn ein Spielzeug im Wohnzimmer lag, oder Mama das Essen noch nicht fertig hatte.
Und er ging auch immer öfter zu seinen Freunden.
Früher ging er früh aus dem Haus und zur Arbeit. Er fuhr da mit einem LKW zu ganz vielen Baustellen. Sand und anderes Zeug, eben das was die dort gerade brauchten.
Irgendwann blieb er dann früh zu Hause und schlief lange aus. Sarah wunderte sich und fragte nach. Er hätte jetzt Urlaub. Aber dieser Urlaub war anders. Sonst wurde immer irgendwas unternommen, Eis essen oder in den Zoo gehen. Jetzt was das alles nicht mehr möglich. Sarah bekam nur noch ganz selten ein Eis und die Hosen passten ihr auch nicht mehr.
Mama sagte dann:"Irgendwann geht es uns wieder besser. Aber dieses -- Irgendwann-- rückte immer weiter weg. Und Sarah fragt auch nicht mehr.
Sie hatte lernen müssen das es manchmal besser war zu schweigen. Fragen bedeutet erst Schimpfe und dann bekam sie sogar ab und zu eine Ohrfeige von Eddy. Und wenn Mama dazwischen ging und Sarah in Schutz nahm, schrie er laut rum.
Mama redet manchmal mit ihm über die Arbeit, das er sich wieder welche suchen soll. Aber er darf da nicht mehr hin und LKW fahren. Da ist nämlich was schlimmes passiert. Was genau los war hat Sarah später erfahren, bloss eben vom Lauschen. Eine Nachbarin hat es einer anderen erzählt und von Schnaps und Polizei geredet. Und dass das arme Hascherl ihr so Leid täte.

Sofie(Mama) räumte noch ein bisschen im Kinderzimmer auf und Sahra bekam ihr Abendbrot.
Sahra:" Mama, du musst aber auch mit essen". Aber Mama schüttelte nur traurig den Kopf. "Ich ess dann später mit Papa etwas".
Sabra sah ihre Mama an und sagte: "Er ist nicht mein Papa, er hat mich ja auch nicht lieb. Mein Papa ist im Himmel". Sie weinte jetzt. Mama nahm sie in den Arm und wiegte sie hin und her. "Sch echt, machte sie, dein Papa passt vom Himmel auf dich auf". Und Sahra sah sie an und fragte:" Und warum beschützt er uns nicht vor dem Eddy"? Sofie wollte etwas sagen, aber da erklang die Türklingel. Sie ging an den Freisprechen und fragte wer da sei. Und es kam eine Antwort wovon Sofie ganz blass und zittrig wurde.
Eddy war unten und schrie:"Mach endlich auf, du Schlampe".
Sarah ging sofort in ihr Zimmer und Sofie schloss das Mädchen ein. Zog den Schlüssel ab und versteckte ihn. Das alles geschah in fliegender Eile, bis Eddy nach oben kam und sie ihm die Tür öffnete. Ein Blick in seine Augen genügte und sie wusste was noch passierte.
Eddy ging in die Küche, sah den leeren Tisch. "Wieso hast du nichts gekocht? Ich hab einen Mordshunger. Und schlug ihr mit der Hand ins Gesicht.
"Du faules Aas, sitzt nur rum und machst nichts. Aber damit ist jetzt Schluss"
Sofie wich immer weiter vor ihm zurück, aber dennoch konnte sie nicht verhindern dass er immer weiter auf sie einschlug. Sie drehte und rückte sich um ihr Gesicht zu schützen. Und Eddy Hiebe landeten auf ihren Rücken.
Sofie konnte nicht mehr und wimmerte laut auf.

Sahra rannte an die Tür und schrie:"Lass die Mama in Ruhe" und trommelte mit Fäusten und Füssen von Innen an die Tür. Sie fühlte sich so furchtbar ohnmächtig, wollte der Mama helfen. Aber die Zimmertür war abgeschlossen.

Sofie rührte sich nicht mehr, sie hielt die Augen geschlossen und hockte in der Küche an der Wand. Nur ihr gepresster Atem verriet, dass noch Leben in ihr war. Sie blutete aus Mund und Nase und ihr linkes Auge begann zu zu schwellen. Er hatte ihr in die Seite getreten als sie schon in die Knie ging. Und sie bekam deswegen kaum noch Luft. Trotzdem war sie voll da und flehte innerlich, das die Kleine endlich aufhören wurde nach ihr zu schreien.

"Halt endlich dein Maul, du Bastard " Eddy stand im Flur vor dem Kinderzimmer. Er war immer noch voller Wut und schrie:" Na warte nur, irgendwann muss ja die Türe aufgemacht werden. Dann erlebst du dein blaues Wunder". Er hieb noch einmal mit der Faust auf die Klinke und Sahra schluchzte auf. Sie hatte sich in ihren Schrank verbrochen. Auch wenn die Mama es immer verboten hat, aber im Moment war es ihr bestes Versteck.

Eddy ging ins Wohnzimmer und nahm sich Bier und Korn aus dem Schrank. Dann schaltete er den Fernseher an und setzte sich breitbeinig auf die Couch.
Er trank den Korn gleich aus der Flasche.

Sofie hatte sich inzwischen unter grossen Schmerzen aufgerichtet und auf einen Stuhl gesetzt. Von dort aus konnte sie den Eddy unbemerkt beobachten.
Es war wegen dem zugeschwollenen Auge nicht einfach und irgendwie war ihr Gesicht auch nur noch wie eine einzige aufgeschlagene Wunde. Sie hätte sich am liebsten zum Kühlschrank geschleppt um sich mit Eis Linderung zu verschaffen. Aber sie bewegte sich nicht um ihn ja nicht auf sich aufmerksam zu machen. Also sass sie nur stumm da und hoffte dass der Alkohol endlich seine Wirkung tat und Eddy zum einschlafen zwang.

Sarah verhielt sich zum Glück ganz still. Sie hatte sich als alles wieder ruhig war, in ihr Bett gelegt und leise schluchzend in den Schlaf geweint.

Lange noch musste Sofie auf ihren Stuhl ausharren. Sie schloss zeitweise das unbeschädigte rechte Auge, ohne das sie ihre Aufmerksamkeit in Richtung Wohnzimmer verlor. Einmal erschrak sie, weil Eddy vor sich hin brabbelte. Sie hörte undeutlich etwas von 'alle machen wollen', und dann kippte Eddy auf die Seite, zog die Beine hoch und schnarcht laut auf.

Sofie kannte den Ablauf seines Schlafes, wusste von so vielen vorangegangenen Übergriffen, wie er sich betrank und dann fest einschlief.
Sie wollte sich endlich strecken um die eingeschlafenen Beine zu wecken, sank aber mit einem unterdrückten Aufschrei wieder in sich zusammen.
Ihr Gesicht pochte, aber wenigstens hatte es aufgehört zu bluten.

Sofie blickte zur Uhr und legte sich einen Plan zurecht. Auf jeden Fall musste sie mit Sarah schnellstens hier weg, egal wohin.
Im Moment fiel ihr niemand ein, aber irgendwas wird sich finden.
Sie stand vorsichtig auf, schlich zur Tür und verharrte fast nach jedem Schritt. Sie musste jetzt nur unbemerkt ins Kinderzimmer und Sarah wecken.
Aber halt! Erst musste sie noch die nötigsten Papiere zusammenpacken und das restliche Geld, das sie vor Eddy verstecken konnte. Viel war es ja nicht, aber es würde sie fürs erste über die Runden bringen.

Nachdem die Tasche gepackt war, ging sie los um Sarah zu holen. Das Laufen fiel ihr äusserst schwer, nicht nur wegen der Schmerzen. Sie verkrampfte sich vor Angst und das machte jeder ihrer Bewegungen zur Qual.
Leise schloss sie das Kinderzimmer auf und sah zu Sarahs Bettchen. Diese sass mit aufgerissenen Augen aufrecht da.
Sofie ging zu ihr und legte sich und dem Mädchen einen Finger auf den Mund. "Passt, wir müssen jetzt ganz dolle leise sein".
Sahra nickte bloss und stieg lautlos aus ihrem Bett.

Sofie nahm Sarahs Jacke in die Hand und dann führte sie das Mädchen vorsichtig aus das Zimmer. Sarah hielt ihre Schuhe an sich gepresst. So standen sie dann im Flur, immer Kontakt mit den Augen zueinander.

Die Anspannung war für Sarah fast zuviel. Plötzlich erklangen Geräusche aus dem Wohnzimmer. Eddy redete laut und die Couch knarrte.
Sarah sah voller Panik zur Mama und wäre am liebsten gleich wieder ins Kinderzimmer gerannt. Sofie suchte stumm mit den Augen den Korridor ab, in der Hoffnung etwas schlagkräftiges zu finden. Sie würde wie eine Löwin um ihr Junges kämpfen. Ohne Rücksicht auf sich und ihre Schmerzen. Eddy durfte das Kind auf keinen Fall in die Finger bekommen.

Sekunden wurden so lang wie eine Ewigkeit, aber dann setzte endlich das Schnarchen wieder ein.
Leise gingen beide zur Wohnungstür und kamen ohne Schwierigkeiten zum Treppenhaus. Die Haustür auf und wieder zuschließen war dann etwas leichter.

Die Nacht war sternenklar, mit Vollmond und ziemlich kalt. Sarah fröstelte und beide zogen sich erst jetzt ihre Jacken an.
"Erstmal schnell vom Haus weg", sagte Sofie und zog das Mädchen mit sich.
"Meine Schuhe.. Ich hab meine Schuhe noch gar nicht an". Sarah wimmerte und ihre Mutter half ihr schnell dabei.
Sofie stöhnte auf und hielt sich die Seite. "Was hast du, Mama"?
Wahre schaute ängstlich auf ihre Mutter und schrie leise auf. Denn erst im Laternenlicht erkannte sie das Ausmaß von Mama zerschundenen Gesicht.
"Wir müssen weiter", sagte Sofie. Sie wollte der Kleinen erst gar keine Gelegenheit zum Grübeln geben.

"Wo gehen wir denn hin"? Sarahs Stimmchen überschlug sich fast.
"Erstmal weit weg mein Schatz". Sofie sah sich immer wieder hektisch um. Denn noch war die Gefahr groß, dass Eddy aufwachen könnte und sich auf die Suche nach ihnen machte.

Eine Weile gingen sie noch Richtung Zentrum und kein Mensch kam ihnen entgegen. Sofie dachte die ganze Zeit darüber nach, wer ihnen vielleicht helfen könnte. Aber egal wer ihr einfiel, sie verwarf es wieder. Sie hatte so schon kaum Freunde und sie dachte daran, das jeder an den sie sich wandte, irgendwie zu einer Falle werden könnte. Denn Eddy hatte Beziehungen und er würde sie überall finden.

"Mama ich kann nicht mehr laufen, ich bin so müde". Sarahs Stimme war kaum zu verstehen. Sofie erschrak. "Du hast Recht Schatz, wir müssen uns ausruhen".
Sie hatten zwar Angst, aber sie konnte das kleine Mädchen nicht überanstrengen. Doch einfach in eine Bushaltestelle setzen, war wegen der Kälte gefährlich. Sie hatten ja nur ihre dünnen Jacken an.
Der Bahnhof fiel auch weg, es wäre da bloss etwas wärmer. Aber um sich dort aufzuhalten, brauchten sie eine gültige Fahrkarte. Da lief auch ständig die Polizei herum. Sofie und ihre Tochter hätten zwar nichts zu befürchten, aber sie wollte nicht dass man sie so sah. Es hätte zu viele Fragen gegeben, und was hätte sie denn da sagen sollen. Nein, besser sie hielten sich von solchen Orten fern.

Irgendwie mussten sich sich auch bald was zu essen besorgen, am Geld mangelte es ja zum Glück noch nicht. Auch wenn man sich keine großen Ausgaben leisten konnte, dennoch mussten sie ja bei Kräften bleiben.

Wenn nur nicht das Gesicht so angeschwollen wäre. Sofie nutzte jede Gelegenheit, es mit Wasser aus dem Springbrunnen zu kühlen. Aber wenn sie sich hin einem Schaufenster betrachtete, kam sie sich vor wie ein Zombie.
Das linke Auge war immer noch total zu.

Eine Weile liefen sie noch, aber dann setzte Sarah sich einfach auf eine Bank.
"Ich bin so müde und Hunger hab ich auch".
Sofie musste nachdenken und dann fiel ihr Blick auf einen kleinen Laden.
Dieser Kiosk hatte ja auch Nachts geöffnet.

"Sarah schau mal, da können wir uns etwas zu essen holen". Sie gingen darauf zu und beim eintreten ging der Türgong so laut, das sie beide zusammen zuckten.
Der Verkäufer war ja wirklich schon einiges gewohnt. Aber was er jetzt zu sehen bekam, übertraf auch seine schlimmsten Vorstellungen.
Da stand auf einmal eine Frau vor ihm und ein kleines Mädchen, drückte sich ängstlich an ihre Seite. Die Frau hielt den Kopf unter der Kaputze gesenkt, als wollte sie nicht erkannt werden.
"Guten Morgen", sagte sie. Es war ja immer 2Uhr Nachts.
"Ich hätte gerne 2Rollen Kekse und 2 Flaschen Wasser"
Aber da ihren Wunsch so undeutlich kam, musste der Verkäufernoch einmal nachfragen. Sie hob ihr Gesicht etwas an und man sah den Bluterguss an ihrem Kinn. Er gab ihr das Gewünschte und sah dann dass sie auch bezahlen konnte.
Wenigstens hatte das seine Ordnung.

"Ist Ihnen was passiert, sind sie vielleicht überfallen worden"?. fragte er.
Die Frau beugte sich noch mehr zusammen.
"Vielen Dank, wir kommen schon zurecht, Tschüss dann".
Er sah ihnen nach und draussen vor dem Fenster nutzte sie schnell das Licht aus Und gab dem Kind einen Keks. Dabei fühlte sie sich etwas sicherer und der Mann konnte deutlich erkennen. Das heisst, was man eben so erahnen konnte.Denn das geschwollene und verfärbte Antlitz trieb ihm fast die Tränen in die Augen.

Sofie suchte anschließend eine Bank etwas weiter weg und sie aßen beide einige Kekse.
Sarah schauderte zusammen. Sie mussten jetzt dringend etwas geschütztes für den Rest der Nacht finden.

Während sie noch saßen, jeder in seinen Gedanken versunken, kamen plötzlich 2 Männer auf sie zu. Sarah war schon viel zu müde, aber Sofie erschrak sehr, als sie einer der beiden ansprach.
Sie wären Sozialarbeiter und hätten sie und das kleine Mädchen schon eine längere Zeit beobachtet. Und sie brauchten keine Angst zu haben. Einfach mitkommen.

Erst dachte Sofie an Flucht, aber wie sollten sie den beiden entkommen. Mit der Kleinen war das sowieso unmöglich.
Sarah fielen ja fast schon die Augen zu.
Und dann waren noch ihre Rippen, jede schnelle Bewegung tat so weh, dass sie immer noch nicht atmen konnte.

Der jüngere von ihnen hockte sich vor Sofie und sah ihr ins Gesicht.
"Wer hat Ihnen das eigentlich angetan"?
Sofie sah blickte schweigend an ihm vorbei. Aber innerlich kämpfte sie schon mit sich, alles zu erzählen.
"Ich heiße übrigens Markus und mein Kollege ist der Peter. Und hier ist mein Ausweis. Wir sind sogenannte Streetworker. Sie können uns also vertrauen.

Sarah sah die beiden Männer ängstlich an. Besonders Markus, der hatte nämlich einen schwarzen Vollbart.
"Bist du der Weihnachtsmann"?, fragte dann die Kleine.
Markus lachte leise auf.
"Nein, der bin ich nicht, aber ich kann ihm ja von dir erzählen. Du musst mir aber dann schon verraten, wie du heißt"?
"Ich bin die Sarah und schon 5 Jahre alt. Und wenn du den Weihnachtsmann anrufst, dann frage ihn bitte, warum er mir keine Puppe gebracht hat. Ich habe immer gemacht, was die Mama mir gesagt hat".
"Ich werds versuchen ihm das zu sagen. Aber weißt du, der Weihnachtsmann ist sehr beschäftigt. Am besten, du malst ihm einen Wunschzettel. Den kann er dann genau anschaun und vergisst es nicht wieder.
Sarah nickte erschöpft. "Mach ich wenn ich ausgeschlafen bin.

Inzwischen hatte Peter in der Zentrale angerufen und eine Kollegin her beordert. Er ahnte schon, das die junge Frau etwas sehr schlimmes durch machen mußte. Und es fiel ihr da bestimmt leichter, sich einer anderen Frau anzuvertrauen.
Es dauerte nur 10 min und ein weißer Kombi hielt in ihrer Nähe.
"Hallo Jungs, na wen habt ihr denn hier"?
Es war eigentlich fast noch ein Mädchen, was da auf sie zukam.
"Hi, ich bin Tina und wie heißt du, kleine Maus?
"Sarah", kam es flüsternd zurück. Und das ist meine Mama. Wir müssen uns verstecken.
"Weißt du was, Sarah. Ich nehm euch schnell mit in mein Auto. Hier draußen ist es ja total ungemütlich".

Tina sah Sofie genauer an, sagte aber kein Wort. Sie reichte ihr nur die Hand um ihr aufzuhelfen.
Sofie gab jetzt auch ihren Widerstand auf. Wollte sich erheben, schaffte es aber nicht. "Ich kann nicht, es tut so furchtbar weh"?
Markus half ihr dann so gut es ging.

Bald saßen Sarah und ihre Mama eingepackt in warme Decken auf dem Rücksitz des Kombis. Es dauerte auch nicht lange und Sarahs Augen fielen wieder zu.

"Ich fahre sie jetzt ins Krankenhaus", sagte Tina. Sofie wollte aufbegehren, aber es nützte nichts. Was sollte sie schon dagegen machen. Tina erklärte ihr, das Sofie ihre Verletzungen untersuchen lassen sollte. Besonders ihr Auge. Das durfte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Und es dann ihre Entscheidung war, wie es weiter gehen sollte.

Bald waren sie am Krankenhaus angekommen.
Tina stieg aus und ging in die Notaufnahme um Sofie und ihre Tochter anzumelden. Kurz darauf kam schon ein Pfleger mit einem Rollstuhl zum Auto.
Sofie schämte sich, sie wollte ja keine Umstände machen. Setzte sich aber dann vorsichtig in den Stuhl.
"Was ist mit Sarah? Sie schläft doch gerade so schön".
"Keine Sorge, junge Frau. Ich nehm die Kleine auf den Arm"
Der Pfleger bückte sich zur anderen Tür des Autos und zog sachte das Sarah-Decken-Paket zu sich heran. Das kleine Mädchen merkte garnichts von der ganzen Aktion.
Sie schlief ganz tief von der Erschöpfung des Tages. Was auch das Beste war für sie.

Dann wurden beide zusammen in eine Untersuchungskabine gebracht und eine Frau Mitte 50 kam herein.
Sie stellte sich als Ärztin vor und Sofie fasste schnell Vertrauen zu ihr. Es lag auch an der mütterlichen Ausstrahlung und Ruhe, die diese Ärztin umgab.
"So und jetzt erzählen sie mir bitte alles was passiert ist".
Und Sofie erklärte jede Verletzung, während die Ärztin ihren Oberkörper untersuchte.
"Sie werden dann erstmal zum Röntgen gefahren, es kann nämlich eine Rippe angebrochen sein.

"Und wenn Sarah aufwacht? Sie wird bestimmt Angst bekommen". Sofie sah hinüber zur Untersuchungsliege, worauf man das Mädchen gebettet hatte.
"Keine Sorge, wenn sie aufwachen sollte. Ich bin hier. Ausserdem bin ich auch schon Oma, weiß also wie man Kinder tröstet. Sie zwinkerte Sofie aufmunternd zu.
"Ich bin eben ein bisschen überbesorgt. Sie hat schon soviel Schlimmes erlebt. Traurig sah Sofie die Ärztin an.
"Ich verstehe das schon. Trotzdem müssen Sie jetzt einmal an sich denken. Die Ärztin schob Sofie zur Tür der Kabine und von dort übernahm ein Pfleger die Fahrt zum Röntgen.
Es war der selbe junge Mann, der sie beide vom Auto abgeholt hatte.

Das Röntgen war ziemlich stressig, da Sofie sich obenherum völlig frei machen musste. Die Assistenzärztin zog ersteinmal scharf die Luft durch ihre Zähne, als sie Sofies zerschundenen Körper sah. Aber sie sagte dann:
"Was meinen Sie wieviel Frauen in so einem Zustand zu uns ins Krankenhaus kommen. Und nicht wenige davon behaupten, die Treppe herunter gefallen zu sein. Oder den Kopf am Türrahmen gestossen zu haben. Aber das kann man schon erkennen ober es ein Unfall oder die Misshandlung durch den Partner war. Denn meißt kämen diese Frauen alleine. Und dann können sie uns auch kaum ins Gesicht schauen".

Sofie fragte nach, "Warum sagen diese Frauen dann nichts?
" Naja... Schamgefühl oder Angst der Partner könnte davon was erfahren. Weil sie dann auch wieder nach Hause fahren wollen". Die junge Ärztin schüttelte den Kopf.
"Das kann ein Aussenstehender auch nicht begreifen".
Sofie fragte dann, "und was gibt es da für Möglichkeiten"?
"Sprechen Sie einfach mal mit der Kollegin die Sie untersucht hat. Sie wird ihnen dann gerne weiter helfen. Alles Gute, Sofie".

Die Ärtin schrieb indessen etwas in ihre Unterlagen, als Sarah aufwachte. Das Mädchen blickte sich schüchtern um und zog sich dann die Decke übers Gesicht. "Na Hallo, da ist ja jemand munter geworden", sagte die Frau.
Sarah richtete sich auf und ihr Blick irrte suchen durch die Kabine. "Wo ist denn meine Mama"?
"Deine Mama wird gerade geröntgt, kommt aber gleich wieder". Dabei sah sich die Ärztin das Kind genauer an.
"Ich bin Dr. Struck und wie heißt Du"?
"Sarah und ich bin schon 5".
"Bist ja dann schon ein großes Mädchen und hast keine Angst. Ich leuchte dir jetzt mal kurz in die Augen und Taste dich ab. Und wenn dir etwas weh tut, musst du es mir gleich sagen, Ja"?
Sarah nickte. "Bekomme ich jetzt eine Spritze"?
Frau Doktor lachte. "Keine Sorge, du bist ja nicht schwer krank". Beruhigt konnte die Ärztin feststellen dass das Kleine Mädchen unverletzt war.

Dann ging die Kabinentür auf und Sofie wurde herein geschoben. "Mama, wo warst du denn"?
Sarah kletterte schnell von ihrer Liege und schmiegte sich eng an ihre Mutter. "Wirst du jetzt bald wieder gesund"?
Sofie strich ihrer Tochter zärtlich übers Haar. " Ein bisschen muss ich mich noch schonen, aber es wird schon besser. Ich muss jetzt schnell mit der Frau Doktor reden".
Sarah sah zur Ärztin und sagte:" ich hab sie schon kennen gelernt, die ist ganz lieb".

Frau Doktor Struck nahm die Röntgenbilder und klemmte sie in den Kasten.
" Soweit man hier erkennen kann, ist nichts gebrochen. Jedenfalls nicht auf der schmerzhaften Seite. Hier liegt aber eine ziemlich schwere Prellung vor.


© Hafiwilko


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Beschreibung des Autors zu "Schicksale"

Die Geschichte erzählt aus Sicht von mehreren Menschen. Jeder von ihnen hat seine Last und es kann vorkommen, dass es sich etwas seltsam liest.

Die Geschichte ist noch etwas länger, aber ich kann nur Abschnittsweise schreiben. Ich habe meine schwer pflegebedürftige Mutter ❤in Betreuung und dann bleibt mir nur immer eine Kleine Pause zum schreiben.

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Kommentare zu "Schicksale"

Re: Schicksale

Autor: Fay   Datum: 17.04.2019 15:09 Uhr

Kommentar: Sehr berührend...

Re: Schicksale

Autor: possum   Datum: 18.04.2019 1:34 Uhr

Kommentar: Es ist die harte Realität wie du dies beschrieben hast, leider erleben viel zu Viele so etwas in dieser Richtung! Liebe Grüße!

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