Ein normaler Freitagmorgen welcher wie üblich begangen hatte, um halb fünf aufzustehen, das anschließende Würgen des Frühstücks, fertig machen und los laufen zum Bahnhof. Die selbe Tortur jeden Morgen aufs Neue. Angekommen, wird der Kaffee bestellt. Doppelter Espresso um wach zu werden. Anschließend wird die Anzeigetafel studiert. Wieder ein guter Start in den Tag, zu spät zur Arbeit kommen zu müssen, obwohl man pünktlich am Bahnhof ist.
Den selben Weg zum Bahnsteig, bei der Ankunft war es komisch ruhig am Bahnsteig, selbst für die Uhrzeit. Kaum ein Mensch befand sich dort oben. Die einzige hörbare Stimme welche die Ruhe brach, war die Ansage, die den Tag noch starten ließ.
Da es hieß, dass ich eine Stunde warten muss, entschloss ich mich dazu auf eine Bank zu setzen. Sofort ging dann wieder das Grübeln los, warum man sich weiterhin so etwas an tue, na um sich gegebenenfalls etwas im Leben leisten zum können.
100 Kilometer, Tag ein, Tag aus.

Wenig später unterbrach eine Frau das Grübeln um nachzufragen ob und wann sich wieder etwas tun werde. Da musste ich anfangen zu lachen, die Gegenreaktion war prompt, ebenso wie aussagekräftig „Was gibt es zu lachen?!“. Das verschlug mir das Lachen „Ich weiß es leider nicht, rechnen Sie aber nicht damit, dass sich so schnell etwas rühren wird.“. Stark verwundert schaut sie mich an „Woher wollen Sie denn das wissen?!“
Allmählich fing sie an mich zu nerven, dennoch antwortete ich ihr, „Es kam zu einer Zugentgleisung, stand unten an der Anzeigetafel.“ Ihr Gesicht wurde kreideweiß, Fassungslosigkeit war ihr ins Gesicht geschrieben. Abrupt drehte sie sich um und rannte im Vollsprint zur Treppe.
„Schon wieder so eine Lächerliche.“, dachte ich mir „wenigstens war sie dieses Mal hübsch, sogar sehr hübsch, dennoch verrückt“.

Allmählich kehrte wieder die Ruhe ein und es fiel mir schwer weiterhin meine Augen zu offen zu halten, so schlief ich wieder ein. Keine Sekunde später wurde ich wieder davon aufgeschreckt durch ein lautes Schreien. Voller Sorgen saß ich nun da und nahm die selbe Frau war welche unverständlich herum brüllte. Ich stieg auf und ging schnell auf sie zu um sie zu beruhigen, der Grund für die Hysterie war mir zu dem Zeitpunkt völlig unbekannt, schaute mich deswegen um, sah aber nichts.
Die ersten leise gesprochenen Aufforderungen hat die Frau akustisch nicht gehört, weshalb ein Anbrüllen von Nöten schien. „Setzen Sie sich nun endlich hin und halten Sie Ihre Fresse verdammt nochmal!“, brüllte ich zu ihr. Sie tat dies nun unweigerlich, es folgte ein kurzer Moment des Durchatmens. Um den Grund ausfindig zu machen, schaute ich mich nochmal genauer um, beim Umschauen bemerkte ich keinen ersichtlichen Grund dafür, viel eher Menschen die die Frau und mich beobachten.

Ein Gefühl der Scharm entgegnete mir, vor allem weil ich sehr ungern im Rampenlicht stehe, nun tat ich aber dies. Zitternd saß ich mich wieder hin, „Der Tag kann nicht besser beginnen.“, flüsterte leise er vor sich hin. „Das können Sie laut sagen.“, entgegnete ihm die Frau weinend. Meine Wenigkeit schaute sie abwertend an , „Ich habe nicht mit Ihnen gesprochen. Was ist eigentlich der Grund, warum Sie so ausgeflippt sind?“.
„Ich komme das erste Mal in meinem Leben zu spät, das ist furchterregend.“, murmelte sie vor sich hin. Es war niederschmetternd diesen Grund zu hören, sodass ich meine Hand gegen meinen Kopf schlug, ohne ein Wort zu verlieren. „Was ist?!“, fragte sie skeptisch. Nach hinten gelehnt schaute ich zu ihr zweifelhaft herüber, da ich mir sicher war, dass sie mich veralbern wollte, „Sie können das nicht ernst meinen, dass ist ein Fakt.“
„Weshalb ist das denn ein Fakt, ich meine das absolut ernst.“
Nach einem kurzen Augenblick habe ich es auch realisiert, dass sie es ernst meint, vor allem hat ihre Mimik dazu beigetragen. Ich wandte meinen Blick ab und schaute zum Boden hin, ich konnte nicht fassen, was ich gehört habe. „Was ist jetzt mit Ihnen los?“, ertönte von links.
Einen kurzen Moment dachte ich darüber nach, ob ich dieser Frau nochmal antworten sollte, immerhin ist meine Angst vor Aufmerksamkeit durch sie wieder aufgebrannt. Gedankenversunken schaute ich zur Bahnsteigkante, vertieft darin wie welch grauenhafte Vorstellungen meine Angst hervorhebt. Versunken darin bemerkte ich relativ spät erst, wie ich angestarrt werde, nicht mehr von den Leuten auf den anderen Bahnsteigen, diese haben sich von mir abgewannt, die Unbekannte starrte mich an. Als ich dies schließlich realisierte schaute ich zu ihr rüber „Ist was?“, hinterfragte ich genervt. „Was ist mit Ihnen los?“, dabei scannten ihre Augen meinen ganzen Körper ab.
Beängstigt schaute ich Sie an, zwar habe ich es gehört was sie gesagt hat, konnte aber keine Antwort auf diese Frage geben. Auch viel mir keine passende Antwort ein.
„Sind Sie nicht in der Lage zu sprechen?“, fragte die Fr. Frau stutzig. Die Frage verhalf mir aus meiner gefrorenen Facette einen Ausweg zu finden, darauf aufbauend stand ich auf und streckte meine Beine. Um die Angst kurz weg zu stecken, atmete ich tief ein und aus, anschließend drehte ich mich mit geschlossenen Augen um. Als ich diese wieder öffnete sah ich von der Unbekannten die Mimik, solch ein angewiderten Blick habe ich schon lange nicht mehr gesehen.

„Kommt jetzt auch mal endlich die Antwort?“, man hörte den Unverständnis heraus, „Es ist nichts los, rein gar nichts.“. Tief Luft geschnappt, wieder die Mimik verzogen, danach setzte ich mich wieder neben die Frau, mit dem Blick gerade aus auf die Anzeigetafel von Gleis 2.
„Warum haben Sie sich dann so komisch aufgeführt?“. Mein erster Gedanke war: „Dieses ewige Hinterfragen, das kotzt mich so sehr an. Bin ich hier in einem Verhör oder was ist denn los?“.

„Es ist alles ok, verstanden?“, hinterfragte ich entnervt. „Ich will eine Antwort haben.“, brummelte sie mit Zorn. Eine Wut entfachte sich in mir, welche mich dazu verleitete das einzigst richtige zu tun.


© Marcello Zur Mühlen


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