Er sass auf seinem Liegestuhl, betrachtete seine Kinder, die schreiend Ball spielten und ihre helle Freude daran hatten, sich im Sand herumzutollen, schaute aufs Meer hinaus, in die Weite, zu den Segelbooten, die wie parkiert schienen. Seit Jahren fuhr er mit seiner Familie immer an denselben Strand, sie hatten eine günstige, aber schöne Ferienwohnung, die sie immer wieder bereits aufs nächste Jahr reservieren liessen. Seine Frau fühlte sich wohl an diesem Ort, war eine gute Köchin, liebte die angenehmen Temperaturen, die sie zu Hause um diese Jahreszeit nicht vorfinden konnte, und das ungezwungene Leben am Strand. Manchmal hörte sie Menschen, die ihre Sprache sprachen, ging zu ihnen hin und begann einfach zu reden. Ihn interessierte das alles nicht, diese gepflegte Langeweile, doch er spielte das Spiel mit. Sie durfte einfach keinen Verdacht schöpfen, dass er auch noch ein anderes Leben führte, ein Leben, das meilenweit von diesem entfernt war.


© René Oberholzer


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Kommentare zu "Die Tarnung"

Re: Die Tarnung

Autor: Ikka   Datum: 21.10.2017 17:54 Uhr

Kommentar: Lieber René, ich finde deinen Text interessant geschrieben mit offenem Ende und noch mehr Fragen ...

Gruß,
Ikka

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