"Wie war dein Tag?"das war deine erste Frage bei unserem ersten
Telefonat.Wir lernten uns Stunden vorher im Internet in einem Forum kennen und tauschten uns zuerst über Autismus aus. Du als Fachkraft für Autismus in einem anerkannten Autismuszentrum in Luxemburg und ich mit einer therapeutischen Praxis und der Überlegung, mich auch in diesem Gebiet fortzubilden.Es wurde schnell persönlicher und nach einer Stunde regen schriftlichen Austausches im Internet, telefonierten wir.Deine Stimme klang so warm und vertraut und ich musste über diese erste Frage lachen, denn sie klang nach schon hundertmal geführte Gespräche, nach langen Freundschaften und nicht nach einer ersten Frage zu Beginn eines Kennenlernens.Belustigt ging ich darauf ein und erzählte von meinem schönen freien Tag.Mein damals siebenjähriger Sohn Paul machte eine Woche Ferien bei seinem Vater. Es war ein sonniger, milder Oktober.Vor mir lagen zwei neue Bücher die ich mir am frühen Nachmittag in der Stadt kaufte. Während des Telefonats spielte ich mit den Buchdeckeln,auf und ab, auf und ab, immerzu.Ich war nervös. Am Ende unseres fast zweistündigen Telefonats beschlossen wir, uns zu sehen. Noch an diesem Tag. Du würdest in meine Stadt kommen, nach über zweistündiger Autofahrt, mich zuhause abholen und mit mir gemeinsam in eine nahe gelegene Studentenkneipe gehen.So war der Plan.Unruhig und noch ganz trunken von all den Eindrücken der letzten Stunden mit Dir, lief ich von Zimmer zu Zimmer. Zu aufgeregt, um all das nachklingen zu lassen. Nichts war fremd an unserem ersten Kontakt und das baldige zum ersten Mal sehen,fühlte sich an wie ein Wiedersehen.Falsche Interpretationen? Wunschvorstellungen?Wie oft hörte man von diesem Phänomen des Kennenlernens aus dem Internet das bei einem ersten realen Treffen nicht standhielt zu dem Bild das davor erschaffen wurde.Von diesem Zauber der faszinierenden Vertrautheit und der restlosen Begeisterung für diese Person.Ein Mann den ich nicht kenne holt mich jetzt bald ab. Ist das nicht zu leichtsinnig? Zu früh?Zu spontan? Eduard Zimmermann Stimme, der XY- Mann aus meiner Kindheit, habe ich mit all seiner Sachlichkeit und des mahnenden Tones plötzlich in meinem Kopf.Samt der bekannten leicht bedrohlichen Musik im Hintergrund:" an einem Mittwoch, den 20. Oktober gegen 22 Uhr traf sich eine Frau mittleren Alters mit einem ihr bis dato unbekannten Mann an deren Haus. Es wird davon ausgegangen, dass Frau H. davor mit dem Täter Kontakt im Internet aufgenommen hatte.
Was Frau H.in ihrer Naivität(Eduard Zimmermann würde wohl anstelle Naivität-Gutgläubigkeit sagen) nicht wusste ist die Tatsache, dass es sich höchstwahrscheinlich um Herrn B. handelt. Ein langgesuchter Frauenmörder, da dieses Muster bei all den ermordeten Frauen bisher voran ging. Er versteht es, eine Vertrautheit im Erstkontakt via Internet oder Telefonates zu schaffen und bei der ersten Sicht an der Tür, die Frauen sofort mit Chloroform zu betäuben und zurück in den Hausgang zu ziehen..Für
sachdienliche Hinweise.."
Ich musste lachen!Natürlich ist Vorsicht geboten! Aber ich soll mich auch nicht vor lauter Aufregung in etwas hineinsteigern.Zur Beruhigung legte ich Musik von Lou Reed auf. Take a walk on the wilde Side-ich hörte sie laut und tanzte dabei..


© Lee


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