1.
Das gleisend rote Licht durchbricht die hohen Wipfel der Akazie. Die Äste scheinen wie glühende Fäden im Hauch des Windes zu wiegen, leicht und dennoch knisternd und knackend.
Die in Goldstaub getränkte Krone schimmert wie ein Bergsee; durch diesen grünen Stich der federartigen Blätter ist dieser Baum mit Magie gefesselt und speichert die Lebensenergie sowie die Liebe vergangener Tage…. Ich lehne mich gerne an seinen warmen und lebendigen Stamm, um das süße Holz zu riechen, um die Knospen pulsieren zu hören, um die Tränen des Baumes- lange Zimtfäden zu schmecken. Trotz ihrer Anmut, ihrer gewaltvollen Ausstrahlung, die mein Herz zu versteinern vermag, wird sie von ein paar knochigen Schlangen und rinden artigen Seilen auf dem Boden gehalten. Wie kann etwas so wunderbares an Schlichten Idealen wie Wurzeln und Staub an der Kruste zurückgehalten werden? Wieso will sie nicht fliegen, sich ihren Fesseln erledigen und wie ein Phönix in den Himmel steigen? Meine Bewunderung, mein Wahnsinn wird durch die Wahrheit, dass sie schlicht und einfach ein Baum ist schon fast wie ein Regen aus Teer ertränkt. Dann erfahre ich, Teer kann man nicht trinken, dann werden meine Adern versteinert, dann werden meine Wunden zwar getrocknet, doch bleibt die Zeit um mich herum stehen. Ich zerfalle, ich breche zusammen, zurück zu den krüppeligen Armen der Akazie. Mein Gesicht von Kratern übersät, füllt sich mit schwarzen Bächen, schon betend, schreiend blicke ich zu den leeren Nestern hinauf. Mein Rufen rinnt in Keuchen, mein Keuchen verschlingt von Stille, die schwarzen Pfützen verdunsten. So werde ich zu einem kalten Fels, der bröckelt- Sandstein, welcher vom Regen getöpfert wird. Mein letztes Licht nur der Spiegel der Schönheit in meinen Augen, die langsam sich verschleiert, wenn ich Richtung Sonne starre- gebrochen von den glänzenden Fäden, die in Zeitlupe schweben, wie gleißend roter Nebel.


© Sebastian Musil


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Beschreibung des Autors zu "Traummaler"

Dieses erste Kapitel soll einen Traum einleiten,welcher in den nächsten 5 kapiteln fortgesetzt wird. Es werden lediglich Gedanken aufgezählt, dadurch wirkt die Satzstellung auch sehr brüchig. Was die Akazie damit auf sich hat und warum sie so stark mit Ihr personifiziert wird, wird im späteren Verlauf deutlich. Zu dem versuche ich alle Gedichte mit einzubringen, die ich geschrieben habe... Mal schauen wie sich die Geschichte entwickelt;)

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Kommentare zu "Traummaler"

Re: Traummaler

Autor: possum   Datum: 07.08.2014 6:26 Uhr

Kommentar: ..Schön und bunt gemalt! Gefällt sehr! LG!

Re: Traummaler

Autor: S.Musil18   Datum: 07.08.2014 22:10 Uhr

Kommentar: Danke schön :)

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