Die Zauberbausteine

Es war einmal vor langer Zeit, da lebte in einem kleinen Häuschen am Rande eines Waldes ein Mann mit seiner Frau und den beiden Kinder Peter und Timmy. Sie waren so arm das Sie kaum etwas zu essen und wenig anzuziehen hatten. Wenn es Winter wurde, ging der Vater in den Wald, um Brennholz für die Familie zu schlagen, damit sie eine warme Stube hatten. Dieser Winter war strenger und kälter als alle andere zuvor und das Brennholz war knapp geworden. Es war am Tag vor Heiligabend, als der Vater zu seiner Familie sagte: „Ich muss in den Wald gehen um Holz zu schlagen, sonst müssen wir bald erfrieren. Aber ich werde bald zurück sein."
Der Vater steckte sich ein kleines Stück Brot in die Manteltasche, nahm die Axt von der Wand und machte sich auf in den bitterkalten Wald. Eisiger Wind blies in die Stube, als er die Tür öffnete und hinausging. Die Mutter und die beiden Kindern saßen eng aneinander gekuschelt am Kamin, und sie erzählte ihnen Geschichten über den Weihnachtsmann, der am Heiligabend den artigen Kindern Geschenke bringt.
Peter hörte seiner Mutter ganz gespannt zu.
„Wenn ich vom Weihnachtsmann doch auch einmal ein Geschenk bekäme. Ein paar bunte Bausteine, das wäre schön, dann könnte ich mit Timmy zusammen spielen", sagte er leise.
Die Mutter strich Peter über den Kopf.
„Ach ja, eine warme Stube, genug zu Essen für uns alle und ein paar Taler, damit wir Arznei für unseren Timmy kaufen können und er wieder gesund wird. Ja das wäre schön", sagte sie seufzend.
Sie unterhielten sich am knisternden Kamin und vergaßen dabei die Zeit. Als die Kirchturmuhr plötzlich zwölf Mal zu schlagen begann erschraken sie. Die Mutter sorgte sich um den Vater, der immer noch nicht zu Hause war.
„Mutter, jetzt ist Heiligabend, nicht war?", sagte Peter aufgeregt und sah sie mit großen, runden Augen an.
Plötzlich polterte es mächtig vor der Tür, dass sich Mutter und Sohn ängstlich anschauten und enger zusammenrückten.
Peter flüsterte leise: „Hörst du das auch, Mutter, wie es holpert und poltert vor unserem Haus? Was kann das nur sein?"
Als laute Schritte vor dem Haus trampelten, rutschte er furchtsam noch dichter an die Mutter heran
„Vielleicht ist es unser Vater oder gar der Weihnachtsmann", murmelte er voller Angst.
Die Mutter schaut zur Tür. „Das wird hoffentlich unser Vater sein. So lange war er noch nie im Wald. Wir haben nur noch zwei Scheite Holz zum Feuern", bemerkte sie sorgenvoll.
Und Peter sah, das Feuer im Kamin ging langsam zur Neige. Wenn der Vater nicht bald nach Hause käme, müssen sie frieren.
Da tönte plötzlich von draußen leises Klingen von Glöckchen lieblich durch die Nacht. Peter nahm sich allen Mut zusammen, ging zum Fenster und schaute neugierig hinaus.
„Was mag das nur gewesen sein, Mutter?", fragte er. „Hast du auch die Glöckchen gehört? Das waren doch Glöckchen Mutter, nicht war?"
Leise schlich er zur Tür, denn die Neugier plagte ihn so stark, dass er unbedingt nachschauen wollte, was draußen wohl gewesen war.
„Sei vorsichtig Junge, es könnten auch wilde Tiere sein, die sich im Schneesturm verirrt haben", mahnte ihn besorgt die Mutter.
„Ach, wo", meinte Peter nur. „Die haben doch keine Glöckchen. Ich sehe einfach mal nach und wenn etwas Böses vor der Tür ist, schließe ich sie ganz schnell wieder zu."
Vorsichtig schob Peter den Riegel zurück und schaut durch einen schmalen Spalt hinaus. Weit und breit war niemand zu sehen, aber irgendetwas stand vor der Tür. Es war - ein kleiner Sack. Schnell zog er ihn in die Stube und sagte aufgeregt: „Schau nur Mutter, uns hat hier jemand dieses Säckchen vor die Tür gelegt.“
Er zog an einem grünen Band, mit dem der Sack verschnürt war, und als sich das Band löste und das Säckchen sich öffnete, sahen sie was darin war.
„Schau nur Mutter, schau nur. Es sind Bausteine. Bunte, bunte Bausteine. Die muss der Weihnachtsmann mir geschenkt haben", rief Peter begeistert.
Sogleich schüttete er die bunten Bausteine aus dem Sack auf den Fußboden und begann damit zu spielen. Wie glücklich war er doch jetzt.
Die Mutter jedoch sorgte sich immer mehr um den Vater, der immer noch nicht aus dem Wald gekommen war. Schon vor einer ganzen Weile hatte sie das letzte Scheit Holz ins Feuer geworfen.
„Mir ist kalt. So kalt", sagte der kleine Timmy mit fiebriger Stimme.
Peter schaute traurig zu seinem Bruder hin, der zitternd im Arm der Mutter lag und fror. Das tat Peter so Leid, dass er die bunten Bausteine nahm und sie in den Kamin warf. Sogleich flammte das Feuer lichterloh auf. Kleine goldene Sterne tanzten im Kamin auf und nieder und verbreiteten einen hellen Schein in der Stube. Der Raum erwärmte sich in einen Augenblick, und es war so warm, dass sogar Timmy wieder lachte. Ach wie freuten sich die Mutter und der Peter, dass Timmy wieder gesund war. Sie erzählten miteinander und wunderten sich, dass das Feuer nicht mehr ausging. Beim ersten Hahnenschrei schauten sie aus dem Fenster und sahen endlich den Vater mit der Kiepe Holz auf den Rücken aus dem tief verschneiten Wald kommen. Schnell rannten sie hinaus, dem Vater entgegen. Sie umarmten ihn vor Glück und waren froh, dass ihm nichts geschehen war.
„Schaut nur, ihr Lieben, schaut!", rief der Vater. „Ein Wunder ist geschehen. Aus unserem Schornstein fliegen goldene Sterne, die als Taler auf die Erde fallen. Nun sind wir nicht mehr arm."
Rasch lasen sie die goldenen Taler auf. „Wie kann so ein Zauber nur geschehen?", wunderte sich der Vater.
Nun erzählten sie ihm von der merkwürdigen Nacht und den Bausteinen vom Weihnachtsmann. Weil Peter so lieb gewesen war, belohnte ihn der Weihnachtsmann und ließ die bunten Bausteine im Kamin zu Gold werden.

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© Anita Heiden


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Kommentare zu "Die Zauberbausteine"

Re: Die Zauberbausteine

Autor: Varia Antares   Datum: 02.05.2012 23:47 Uhr

Kommentar: Das erinnert mich an die Märchen der Grimms, die ich in meiner Kindheit gern gelesen habe. :)
Du beherrschst die typische Märchensprache.

Re: Die Zauberbausteine

Autor: Varia Antares   Datum: 02.05.2012 23:50 Uhr

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