Mein Weihnachtsstern

© Pixapay

Mein Weihnachtsstern


Hallo und guten Tag, meine lieben Freunde.
Ich freue mich sehr, euch heute wieder begrüßen zu können.
Sicher wartet ihr schon auf eine neue Geschichte.
Und natürlich habe ich wieder eine Neue für euch mitgebracht.
Die Weihnachtszeit ist eingeläutet. Und was liegt da näher, als eine Weihnachtsgeschichte.
In dieser Geschichte wird berichtet, wie ein kleiner Engel am Weihnachtsabend zu einem Stern verwandelt wird.
Und wie immer, liebe Kinder, die Ohren gespitzt und gut zugehört.

Es war an einem Weihnachtsabend vor einigen Jahren.
Draußen war es zeitig dunkel geworden. Aber die Straßen der Städte und Dörfer wurden von vielen tausend Glühbirnen und bunten Lichterketten herrlich erleuchtet.
Denn es war die Weihnachtszeit.
Am Heiligen Abend lag eine besondere Ruhe und knisternde Spannung in der Luft. Ungeduldig warteten die Kinder auf der ganzen Welt, auf den Weihnachtsmann.
In Himmelspforte jedoch herrschte emsiges Treiben. Und das war an diesem Tag auch kein Wunder.
Himmelspforte ist der Ort, wo der Weihnachtsmann und seine vielen Helfer wohnten und arbeiteten. Hier gibt es riesige Scheunen und Gebäude, in denen die Geschenke für die vielen kleinen und großen Kinder hergestellt und aufbewahrt werden.
Die Wunschliste der Kinder war ellenlang. Was die Kinder sich nicht alles wünschten? Computerspiele, Handys, Haustiere, ferngesteuerte Hubschrauber, Ski und Schlittschuhe, Puppen und Teddys. Aber auch Panzer und Gewehre, was dem Weihnachtsmann gar nicht gefiel.
Es gab auch Wünsche, die den Weihnachtsmann traurig machten. So wünschte sich ein kleines Mädchen, dass ihre Mutter wieder gesund werden soll. Oder ein Junge wünschte sich, dass endlich der Krieg aufhören möge, damit er wieder ohne Angst auf der Straße spielen könne.
Im Dorf des Weihnachtsmannes ging es jedenfalls hoch her. Engel verpackten die Geschenke in schönes Papier, und steckten diese in große Säcke. Zwerge, mit bunten Zipfelmützen, rannten hin und her. Sie trugen die Säcke zu den bereitstehenden Schlitten. Andere Helfer versorgten die Rentiere, und spannten sie an die Schlitten an. Der Osterhase überwachte die Beladung der Säcke, damit auch keiner fehlte. Hänsel und Gretel waren für Essen und Trinken verantwortlich, denn die viele Arbeit machte hungrig und durstig. Und Rumpelstilzchen passte auf, dass das Feuer nicht verlöscht, da es kalt war.
An einem solchen Tag ereignete sich folgendes.
Der Weihnachtsmann kam gerade mit seinem Rentierschlitten aus Australien zurück, und schimpfte fürchterlich.
Frau Holle, die dem Weihnachtsmann jedes Jahr bei der Arbeit half und seine Schreibarbeiten erledigte, ging auf ihn zu und fragte ihn, was denn geschehen sei.
Zornig schaute dieser zu den Zwergen, die die Säcke verluden, und schimpfte weiter.
Die Säcke seien nicht richtig verstaut worden, sodass ein Sack vom Schlitten gefallen war Sally, Kai, Tommy und andere Kinder hätten bald kein Geschenk bekommen.
Zum Glück hatte er ihn mit seinem Fernrohr rechtzeitig wieder gefunden.
So etwas darf nicht passieren, darauf legte der Weihnachtsmann großen Wert.
Jedes artige Kind soll auch sein Geschenk bekommen.
Da der Weihnachtsmann wenig Zeit zum Reden hatte, bestieg er den nächsten beladenen Schlitten, um den Kindern in Europa ihre Weihnachtsgeschenke zu bringen.
Goldfee, ein kleiner Engel mit goldgelben Haar und schneeweißen Flügeln,
hatte das Gespräch mitbekommen. Sie flog zum Weihnachtsmann und setzte sich neben ihn auf die Sitzbank. Der Weihnachtsmann mochte den kleinen Engel. Er war ein liebevolles Geschöpf und brachte den Alten, manchmal mürrischen Mann, zum Lachen.
Jetzt wollte sie dem Weihnachtsmann bei seiner verantwortungsvollen Arbeit helfen.
Sie sagte ihm: „Warte Weihnachtsmann, ich werde dir helfen. Ich setze mich hinten auf die Säcke und gebe acht, dass kein Sack herunterfällt.“
Der Weihnachtsmann überlegte und schaute dabei Frau Holle an. Diese fand die Idee gut und zwinkerte dem Weihnachtsmann zu. Damit war er einverstanden und meinte, sie solle sich aber gut festhalten.
Der Weihnachtsmann nahm die Zügel in die Hand, zog kräftig daran und rief laut sein „Hoho, hoho“.
Die Rentiere gaben all ihre Kraft, um den schweren Schlitten in Bewegung zu bringen.
Nach kurzer Zeit flogen sie schon durch die Luft in Richtung Europa.
Goldfee musste sich ganz sehr festhalten. An ihr schwirrten rechts und links
die Sterne vorbei. Ihr goldenes Haar flatterte nur so.
Doch plötzlich gab es einen Ruck. Der Weihnachtsmann zog kräftig die Zügel an, da eine Sternschnuppe seinen Weg kreuzte. Er wollte einen Zusammenstoß vermeiden.
Er rief Goldfee noch zu, sie sollte sich festhalten, aber da war es schon zu spät.
Sie konnte sich nicht halten und fiel vom Schlitten, geradewegs auf die Erde.
Der Engel hatte großes Glück. Es hatte viel geschneit, und so fiel er weich in den Schnee.
Aber was sollte er jetzt tun? Vom Rentierschlitten war nichts mehr zu sehen, und der Weihnachtsmann hat von allem nichts bemerkt.
Goldfee war traurig und schaute sich um. Weit und breit war nichts zu sehen. Bald würde es stockdunkel sein.
Tränen kullerten aus Goldfee´s aus den Augen. Wo war sie? Wie kommt sie wieder nach Himmelspforte? Sie wusste es nicht.
Als sie so nachdachte, hörte sie ein Geräusch. Da ist doch jemand, war ihr Gedanke.
Und tatsächlich, im Dunkeln sah sie in einiger Entfernung einen Jungen, der mit seinen Schneeschuhen unterwegs war.
Goldfee wollte zu dem Jungen fliegen, aber sie konnte es nicht. Durch den Schnee waren ihre Flügel so nass geworden, sodass sie nicht mehr fliegen konnte.
Sie rief, um sich bemerkbar zu machen.
Der Junge hörte auch das Rufen, aber er sah nichts. Es war dunkel und bekanntlich sind Engel unsichtbar. Er schaute sich nochmals um, und machte sich weiter auf dem Heimweg.
Goldfee sah den Jungen weiterfahren. Jetzt weinte sie noch viel mehr.
Als sie sich wieder etwas beruhigt hatte, machte sie sich zu Fuß auf den Weg, in der Hoffnung jemanden zu begegnen, der ihr helfen konnte.
Lange war Goldfee unterwegs. Das Laufen im hohen Schnee fiel ihr schwer, denn sie war ja das Fliegen gewohnt. Sie schaute sich immer wieder um, ob sie irgendetwas sehen konnte.
In der Ferne entdeckte sie endlich ein Licht. Es war ganz klein.
Goldfee lief in die Richtung, aus der das Leuchten kam. Es war ein weiter Weg. Sie kam nur sehr langsam vorwärts, und es wurde immer kälter. Sie fror entsetzlich. Immer wieder umarmte sie sich mit den Armen, um sich zu wärmen. Aber es half nichts.
Mit Müh und Not erreichte sie das Haus, aus dem das Licht kam. Eine wunderschöne Tanne mit bunten Lichtern stand vor dem Haus.
Goldfee war sehr schwach, freute sich aber, dass sie es geschafft hatte.
Mit zittriger Stimme wollte Goldfee sich bemerkbar machen, aber kein Laut kam aus ihrem Mund. Sie versuchte es erneut, aber die Stimme versagte. Jeder Versuch war umsonst.
Niemand hörte sie.
Der Engel wurde immer schwächer. Ihre Kraft war verbraucht, und so schlief sie in der eisigen Kälte ein. Da sie vollkommen nass war, verwandelte sie sich in einen Eisengel.
Niemand konnte sie mehr retten.
Nach einiger Zeit kam ein Junge aus dem Haus. Er stellte seine Schneeschuhe in den Schuppen. Als er aus dem Schuppen kam, sah er etwas leuchten. Es war kein gewöhnlicher Schein. Es war besonders helles und kräftiges Licht.
Der Junge ging auf den Schein zu und sah, dass auf dem schneebedeckten Boden vor der Tanne ein Eiskristall lag. Neugierig hob er ihn auf.
So einen Eiskristall hatte er noch nicht gesehen. Er hatte die Form eines Engels und funkelte goldgelb. Der Kristall war so schön, dass sich der Junge an ihm nicht sattsehen konnte.
Von allen Seiten betrachtete er den Eisengel.
Da der Kristall in den warmen Händen des Jungen lag, begann er, allmählich, zu schmelzen.
Und so wurde er immer kleiner. Der goldene Schein aber blieb.
Als nur noch eine kleine Eiskugel übrig war, glitt sie dem Jungen aus der Hand und zerbrach auf dem gefrorenen Boden in viele kleine Stücke.
In diesem Augenblick stieg ein heller Lichtstrahl auf und erhob sich mit einem wundervollen Schweif in den Nachthimmel.
Oben angekommen, verwandelte sich das Licht in einen glänzenden Stern.
Der Junge sah verwundert dem Lichtstrahl, der einer Sternschnuppe glich, nach. Am klaren Himmel sah er den Stern. Er war so schön, und es war der hellste Stern am weihnachtlichen Sternenhimmel.
Der Junge sah ihn mit großen Augen an und sagte zu sich: „Das ist mein Weihnachtsstern.“
Das hörte der Engelsstern und strahlte noch heller und schöner, als wollte er dem Jungen sagen: „DANKE“.


Dass, meine kleinen Freunde, war meine heutige Geschichte. Ich wünsche euch alles Gute, und hoffe, dass wir uns bald wiedersehen.

Euer Geschichtenerzähler Dieter


© DG-Alle Rechte beim Autor


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Kommentare zu "Mein Weihnachtsstern"

Re: Mein Weihnachtsstern

Autor: Wolfgang Sonntag   Datum: 18.11.2019 18:03 Uhr

Kommentar: Es war eine schöne Zeit, als Kind an sowas zu glauben. Erwachsen werden heißt auch Opfer bringen. Das Opfer ist die Kindheit.
Gefühlvolles Werk. lieber Dieter.
Liebe Grüße Wolfgang

Re: Mein Weihnachtsstern

Autor: Varia Antares   Datum: 19.11.2019 19:54 Uhr

Kommentar: Die Geschichte ist wirklich richtig schön. :-)

LG
Varia

Re: Mein Weihnachtsstern

Autor: Angélique Duvier   Datum: 19.11.2019 21:28 Uhr

Kommentar: Wunderschön, voller Tiefe und Gefühl!

LG

Angélique

Re: Mein Weihnachtsstern

Autor: Dieter Geißler   Datum: 20.11.2019 10:38 Uhr

Kommentar: Liebe Freunde,
ich bedanke mich für die netten Worte.
LG Dieter

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