Es war stürmisch. Der erste Tag des Dezembers hielt in dem kleinen Dorf Einzug. Emma schaute verträumt aus dem Fenster und strich immer wieder über das dunkle Holz des Fensterrahmens. Sie liebte diese Zeit im Jahr. Im Wohnzimmer brannten Kerzen. Ihre Mutter hatte den Kamin angezündet und es roch nach frisch gebrühtem Früchtetee. Je dunkler es wurde umso klarer traten die Sterne hervor. Sie strahlten und funkelten heller als im Rest des Jahres. Erst die Kälte des einkehrenden Winters brachte ihre wahre Schönheit hervor. Emma fragte sich, wie solch eine kälte, soviel Wärme ausstrahlen konnte. Diese Frage hatte sie ihrer Großmutter gestellt doch diese hatte nur gelächelt und sie in den Arm genommen. Sie war sich sicher, dass ihre Großmutter ihr etwas hatte sagen wollen, doch einen Reim konnte sie sich nicht darauf machen. Plötzlich rief ihre Mutter aus der Küche. Emma löste sich von ihrem Kuschelplatz am Fenster und huschte auf Socken durch den Flur. Dort angekommen sah sie ihren Vater ihm Türrahmen stehen. Er war völlig durchnässt. Scheinbar war er durch den Regen gelaufen. Sie quetschte sich an ihm vorbei. In der Küche duftete es nach gerösteten Nüssen. Ihre Mutter hatte gerade den Walnusskuchen aus dem Ofen geholt. Dampfend stand er auf dem Tisch. Emmas Augen weiteten sich. Gierig stand sie am Tisch. Ihr Vater lachte nur. Sie wusste der Kuchen war noch zu heiß, doch sie wollte probieren. Ihre Mutter hielt sie zurück und drückte ihr vorerst eine Tasse heißen Kakao in die Hand. Damit war sie für den Moment zufrieden. Glücklich über diesen Traum aus Schokolade und Sahne, machte sie es sich wieder am Fenster bequem. Draußen war es mittlerweile dunkel. Nun konnte sie endlich all die funkelnden Diamanten am Himmel sehen. Sie leuchteten und blinkten und ließen sie langsam in andere Welten schweben. Plötzlich ertönte ein seltsamer Laut, welcher sie zusammenfahren ließ. Der Kakao dampfte noch neben ihr auf dem Fensterbrett, aus der Küche drangen dumpf die Stimmen ihrer Eltern zu ihr herüber, lange konnte sie also nicht weg gewesen sein. Hatte sie sich dieses Geräusch nur eingebildet? Nein, da war es wieder. Doch wo kam es her? Definitiv nicht aus der Wohnung, dafür war es zu leise. Es musste von draußen kommen. Angestrengt versuchte Emma etwas in der Dunkelheit ihres Gartens zu erkennen. Doch sie konnte den Ursprung einfach nicht ausmachen. Da, schon wieder. Nun musste sie es wissen. Sie griff sich die Jacke ihres Vaters, in welcher sie beinahe versank und schlüpfte in ihre Hausschuhe. Dann öffnete sie die Terrassentür. Und trat in die Nacht hinaus. Der Wind hatte deutlich an Geschwindigkeit zugenommen und es begann auch wieder zu regnen. Emma sah sich um. Das Geräusch musste aus der näheren Umgebung des Hauses gekommen sein. Krampfhaft hörte sie in die Nacht hinein. Und da war es wieder, allerdings leiser als zuvor und es klang schwächer. Sie folgte dem laut bist zu dem Fenster in welchem sie bis gerade eben noch gesessen hatte. Sie sah an sich herunter und da war es. Die Quelle der Schreie und Rufe. Ein kleines Kätzchen. Es lag zusammengekauert an die Hauswand gepresst und zitterte vor Kälte. Sofort griff Emma nach dem winzigen Tier und rannte zurück ins Haus. Sie schrie nach ihren Eltern. Vorsichtig setzte sie das kleine Kätzchen auf dem, durch den Kamin angewärmten, Fußboden ab. Sie wankte doch sie blieb auf den Pfoten. Emmas Eltern staunten nicht schlecht als sie das Wohnzimmer betraten, doch sie fragten nicht nach und begannen sofort dem kleinen Knäul zu helfen. Emmas Mutter rief ihre Freundin an um etwas Katzenmilch zu organisieren und ihr Vater begann aus alten Handtüchern einen kleinen Korb zu bauen. Emma blieb bei dem Kätzchen das sich inzwischen in ihrem Arm eingerollt hatte. Langsam wurde es warm und Emma wusste was ihr Großmutter ihr hate sagen wollen.
Egal wie kalt oder abweisend ein Lebewesen auch ist, wenn man Liebe und Wärme ausstrahlt, so wird diese, irgendwann, reflektiert und man wird die wahre Liebe erkennen.


© FuchsohneList


10 Lesern gefällt dieser Text.

Unregistrierter Besucher



Unregistrierter Besucher
Unregistrierter Besucher
Unregistrierter Besucher
Unregistrierter Besucher

Unregistrierter Besucher




Kommentare zu "Der erste Tag im Dezember"

Re: Der erste Tag im Dezember

Autor: Varia Antares   Datum: 07.11.2017 22:10 Uhr

Kommentar: Du hast anschaulich und bildhaft geschrieben. Das gefällt mir gut. Die Atmosphäre ist gemütlich, warm und behaglich. Gerade an kalten Tagen wie heute tut es gut, so einen Text zu lesen. :-)

Lieben Gruß und einen schönen Abend
Varia

Kommentar schreiben zu "Der erste Tag im Dezember"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.