Der Wunschzettel


Es war kurz vor dem zweiten Advent und Timo saß am Fenster. Er beobachtete das lustige Treiben der Schneeflocken. Immer wieder fielen tanzende Schneeflocken vom Himmel hernieder.
Timo war zehn Jahre alt, und besuchte die vierte Klasse in der Fröbelschule.
Timo war ein aufgeschlossener und lieber Junge. Er ging oft bei allen Arbeiten seiner Mutti zur Hand. Er hatte noch eine vierzehnjährige Schwester, die Katja hieß. Beide waren oft wie Hund und Katze zueinander. Doch im tiefen Herzen hatten sie sich sehr lieb.
Plötzlich schloss die Haustür und Timos Vater, Herr Heller, kam nach Hause. Vater Heller klopfte sich im Flur den Schnee von seiner Kleidung. Danach kam er in die Küche, in der Timo am Fenster saß. Vater Heller begrüßte Timo herzlich.
Danach fragte er:“ Timo, hast du schon deinen Wunschzettel geschrieben? wir haben bald den zweiten Advent:“ Timo versprach seinem Vater, diesen noch heute zu schreiben. Timo grübelte und grübelte, was er sich bloß wünschen soll. Er hatte nämlich viele Wünsche. Am nächsten Tag, in der Schule, sprach er mit seinem Freund Henry über seine missliche Lage. An der ersten Stelle auf Timos Wunschzettel stand der Wunsch nach einem Sportrad, an zweiter Stelle stand der Wunsch, Timos Mutti soll ganz schnell wieder gesund werden.
Sein Freund Henry machte Timo den Vorschlag, er könne doch mit seinen Sportrad öfter fahren. Timo sagte darauf, da sei ihm nicht geholfen.
Timo wollte nämlich mit einem eigenen Sportrad zur Schule fahren. Erstens kamen
viele Schüler seiner Klasse mit ihren Fahrrädern zum täglichen Schulunterricht.
Zweitens hatte die S-Bahn öfter Verspätungen.
Für Timo gab es aber noch ein weiteres Problem. Vater Heller war sehr ungehalten,wenn mehr als zwei Wünsche auf dem Wunschzettel standen. Deshalb durfte bei größeren oder teureren Wünschen nur ein Wunsch auf dem Wunschzettel stehen. Ein Sportrad zählte aber gewiss zu den teuren Wünschen. Timo grübelte wieder erneut, denn seine Mutti sollte ja auch schnell wieder gesund werden.
Am nächsten Morgen legte er seinen Wunschzettel, mit beiden Wünschen, auf den Küchentisch. Als er gegen Mittag nach Hause kam war der Wunschzettel nicht mehr auf dem Küchentisch.
Nachdem er abends in sein Bett gegangen war, konnte er nicht einschlafen. Sein Gewissen ließ ihn nicht einschlafen. Timo stand auf und ging ins Wohnzimmer, in dem seine Eltern Fernsehen schauten. Timo blieb in der Tür stehen und winkte seinen Vater zu sich. Er teilte seinem Vater mit, er möge doch so gut sein und das Sportrad vom Wunschzettel streichen. Sein Vater fragte Timo, warum er das tun soll und außerdem sei der Wunschzettel schon abgeholt. Timo war ganz traurig und Tränen kullerten von seinen Wangen. Mutti, Mutti sagte er, worauf Herr Heller antwortete: „ Timo, das mit Mutti hättest du dir eher überlegen sollen.“ Der Heilige Abend war nun gekommen, und nach der weihnachtlichen Hausmusik erfolgte die Bescherung. Alle bekamen ihre Geschenke, nur Timo bekam keins. Vater Heller gab Timo ein Kuvert, Timo öffnete dieses und darin befand sich eine Überweisung, für seine Mutti in eine Spezialklinik in Hessen. Timo freute sich und er umarmte seinen Vater, und sein schlechtes Gewissen war wie weggeblasen. Nun konnte Mutti endlich geholfen werden. Vater Heller umarmte seinen Sohn und sie gingen gemeinsam in den Flur. Da stand das weinrote Sportrad. Timo wurde vor lauter Glück ganz schwindlig, ein Glück, dass ihn sein Vater festhielt. Glückliche Weihnacht!


© Jürgen


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