Der verloren gegangene Nussknacker


Es war der vierte Advent, und der Weihnachtsmann fuhr mit seinem Rentierschlitten durch den Zauberwald.
Er musste sich beeilen, denn die Kinder in der Stadt Glückshausen sollten auch Geschenke erhalten. Plötzlich ein Knacken und ein starker Ruck, und der Schlitten kam in eine gefährliche Schräglage. Es ging alles gut, und der Rentierschlitten kippte nicht um. Jedoch fielen bei diesem Ruck mehrere Pfefferkuchenherzen sowie ein Nussknacker heraus. Sie fielen in den tiefen Schnee. Die Rentiere hatten den Schlitten über eine große Wurzel gezogen.
Der Weihnachtsmann, der dösend auf dem Schlitten saß, sowie sein treuer Gefährte der Rabe Thadeus, bekamen dieses Missgeschick gar nicht mit. Nun lag der arme Nussknacker im kalten Schnee.
Liebe Kinder, es war ein hübscher Nussknacker!
Er hatte eine schwarze Bergmannskappe auf, die vorn mit einem goldenen Knopf
verziert war. Gekleidet war er mit einer roten Jacke, und über dieser trug er ein schwarzes Gewand. Des weiteren hatte der Nussknacker eine grüne Hose an, die in braunen Stiefeln steckte. Mit seinem großen Mund und seinen weißen Zähnen konnte er jede Nuss knacken. Er hatte ein freundliches Gesicht und zwei rote Wangen.
Der Nussknacker lag schon eine ganze Weile im Schnee, als er ein lautes Grunzen und Schmatzen hörte. Eine Rotte Wildschweine ließ sich die herunter gefallenen Pfefferkuchenherzen schmecken. Auf einmal merkte der Nussknacker, dass ein Wildschwein an ihm herum schnupperte. Er bekam große Angst, so das er ganz steif wurde. Mit seinem Rüssel schob das Wildschwein den Nussknacker durch den Schnee. Dieser kam an einer kleinen Tanne zum Liegen.
Plötzlich musste der Nussknacker kräftig niesen. Das Wildschwein erschreckte sich und rannte davon, gefolgt von der übrigen Rotte. Der Nussknacker schlief unter der kleinen Tanne ein, und der Schnee deckte ihn zu.
Es wurde Frühling, die Schneeglöckchen und die Krokusse blühten, jedoch der Nussknacker schlief immer noch! Es wurde Sommer, die Margariten und die Gänseblümchen blühten, der Nussknacker schlief weiter. Der Herbst färbte die
Blätter der Bäume bunt, doch der Nussknacker wachte trotzdem nicht auf.

Der Winter bereitete sich auf sein Kommen vor. Es begann sacht zu schneien. Als die erste Schneeflocke auf die Nase des Nussknackers fiel, wachte er endlich auf.
Er streckte seine Glieder und rief „Herrjemine!“ Danach sprang er auf, und rieb sich seine Augen. Der Nussknacker ging zum Waldweg hin und er marschierte in Richtung Glückshausen. Am Stadtrand von Glückshausen befanden sich einige Bauerngehöfte. Da er entkräftet und sehr müde war ,betrat er gleich das erste Bauerngehöft. Der Nussknacker pochte an die Haustür, doch niemand öffnete.
Vielleicht lag es daran, dass es schon sehr spät war, denn der gute Mond schaute schon lange vom Himmel. Er probierte die Türen zu öffnen, jedoch waren sie fest verschlossen. Zu guter Letzt fand er eine Tür, die offen war. Es war die Tür zum Hühnerstall.
Der Nussknacker öffnete sie, und ein warmer Luftschwall kam ihm entgegen. Der Hahn und die Hühner saßen friedlich auf ihren Stangen und schliefen.
Der Nussknacker setzte sich müde auf die Einstreu und schlief ein. Über ihm auf der Stange saß die Henne Agatha. Sie musste plötzlich kacken, und plumps, fielen zwei große, stinkende Kleckse auf den Nussknacker. Dieser merkte es jedoch nicht mehr.
Am anderen Morgen, als die Bäuerin den Stall betrat, fand sie den beschmutzten Nussknacker. Sie nahm ihn mit in ihre Wohnküche und säuberte ihn gründlich.
Es war kurz vor Heiligabend, und die Bäuerin nahm den Nussknacker zur Frühmesse
in die Kirche mit. Dort übergab sie den Nussknacker Pfarrer Schmalfeld. Hochwürden freute sich über dieses außergewöhnliche Geschenk. Er hatte noch einige Hausbesuche zu machen, und irgend jemanden konnte er den hübschen Nussknacker schenken. Zur Weihnachtszeit und zum Jahreswechsel war Pfarrer
Schmalfeld viel unterwegs. Er suchte die Kranken und Alten auf, sprach ihnen Trost zu, und er verteilte kleine Geschenke.
In diesem Jahr musste er auch die kleine Marlene Koch besuchen. Sie lag in ihrem Bettchen, denn sie hatte eine fürchterliche Grippe. Der Pfarrer besuchte sie und überreichte ihr den Nussknacker. Da war die Freude groß, denn sie hatte sich schon
immer einen Nussknacker gewünscht. Sie wollte ihn mit in ihr Bettchen nehmen, es ging aber nicht. Links neben ihr lag nämlich der Stoffhund „ Kläffi“ und rechts neben ihr das Plüschkrokodil „Schnappi.“ Die Mutti stellte den Nussknacker auf das Nachtschränkchen. So konnte Marlene ihn sehen.
Am Heiligabend nahm sie ihn mit in das geschmückte Wohnzimmer.

Dort stellte Marlene ihn unter den Tannenbaum. Eine kleine, lustige Gesellschaft stand schon dort . Es waren viele hübsche Figuren zu sehen, z.B. ein silberner Engel, ein hölzerner Weihnachtsmann, ein lachender Schneemann, zwei Rentiere mit goldenen Geweih, ein Räuchermännlein und ein kleiner Nachtwächter mit einer Laterne. Man hatte den Eindruck, dass die kleine Gesellschaft schon auf den Nussknacker gewartet hat.
Die gesamte Familie Koch sang Weihnachtslieder, bis auf Vater Koch, der dazu Klavier spielte. Danach gab es die Bescherung.
In der Weihnachtsnacht schauten die Sterne und der Mond durch das Fenster in die Wohnstube. Sie sahen, wie die hübschen Figuren singend und tanzend ihr Weihnachten feierten.


© Jürgen


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