"Der rote Faden" (Dezember 2012)

Vor ewigen Zeiten lebte ein kleiner Junge namens Frederik in einem kleinen Dorf.
Fünf Jahre alt war er erst.
Jedes Jahr in der Adventszeit beim weihnachtlichen Schmücken der Wohnung
summte seine Mutter mit heller, bezaubernden Stimme eine ihm fremde Melodie.
Diese Melodie fand Frederik so faszinierend schön, das er selbst nicht aufhören konnte
diese zu summen. Wenn es draussen schneite, es überall nach Kamin roch und er diese Melodie summte fühlte er sich unglaublich wohl.
Dies gab ihm viel Ruhe, Geborgenheit, Wärme und Kraft sich gegen all das zu wehren, was ihm nichts Gutes will.
Im Kindergarten zum Beispiel, wenn Josephine schon zum tausendsten Mal versuchte ihn mit einem Schneeball abzuwerfen....

Seine Mama schenkte ihm einmal eine rote Kordel, gedreht aus vielen roten Fäden.
Sie sprach:“ Wenn etwas passiert, was dich wütend oder gar traurig macht, dann halte diesen Faden ganz fest in deiner Hand und erinnere dich an die schöne Melodie. Du wirst sehen, es wird dir besser gehen!

Als er also so vor Josephine stand, die nach tausend und einem mal endlich traf,
tat ihm das gar nicht weh. Im Gegenteil: er musste sogar etwas lächeln, weil er es doch irgendwie lustig fand.
Und ehe er sich versah, gab es eine riesige Schneeballschlacht .
Als sie am Nachmittag wieder im Zimmer waren, bastelte Frederik eine rote Kordel –
ganz ordentlich.
Er überreichte diese feierlich Josephine und sprach:“ Diese Kordel schenke ich Dir, sie wird dir wohl manchmal helfen, doch die dazugehörige Melodie bekommst du erst zu Weihnachten!“
Frederik schenkte ihr nicht nur die Melodie...
Er überlegte sich sogar einige Wörter dazu:

Jeden Morgen,
wenn
ich aufsteh`
wird der Tag ganz neu beginn`.
Jeden Morgen,
wenn
ich aufsteh`,
hat der Tag ganz viel im Sinn.
Manchmal wein` ich,
manchmal lach` ich
und beides tut mir gut.
Vielleicht brauchst auch du
einen Faden
und dieses Lied für neuen Mut?!


Viele Jahre später zur Adventszeit – Frederik war selbst Mann und Vater geworden – holte
er seinen Sohn vom Kindergarten ab.
Jasper war gerade erst fünf Jahre alt.
Er lief traurig zu seinem Vater und beschwerte sich darüber,
das Mareike immer versucht habe, ihn mit einem Schneeball abzuwerfen.
„Bestimmt tausendmal hat sie es versucht!“, behauptet Jasper.

Frederik kniete sich nieder zu seinem Sohn und antwortete:“Jasper, ärgere dich nicht!
Zu Hause werden wir wie geplant alles weihnachtlich schmücken, dann machen wir uns einen warmen Kakao und ich werde dir eine wahre Geschichte erzählen aus einer Zeit, als ich so alt war wie du“.

Am nächsten Tag ging Jasper mit einem Lächeln auf Mareike zu und sagte:“Hier Mareike, diese rote Kordel schenke ich dir, sie wird dir wohl manchmal helfen, doch das passende Lied dazu bekommst du erst zu Weihnachten!


(Im Jahr 2012 wurde diese Geschichte als ein von mir angeleitetes Theaterstück von Kindergartenkindern in Bruchsal aufgeführt!)


© Melanie Labinski Alle Rechte vorbehalten, besonders das Recht auf Vervielfältigung und Verbreitung sowie Übersetzung. Kein Teil des Textes darf ohne schriftliche Genehmigung des Autors reproduziert oder verarbeitet werden.


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Kommentare zu "Der rote Faden"

Re: Der rote Faden

Autor: EINsamer wANDERER   Datum: 20.06.2015 16:31 Uhr

Kommentar: Alles in allem eine recht niedliche Geschichte, auch wenn sie einige kleinere Schwächen aufweist, was ihr aber nicht zwangsläufig einen Abbruch tut.

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