Die Welt schien still zu stehen. Angewidert ließ ich das Messer aus meinen klammen Fingern gleiten. Ein Vogel sang sein Lied. Es klang klagend, anklagend. Als wolle mir der Vogel ein Richter sein. Ich hasste ihn dafür! Am liebsten hätte ich ihn genauso gequält wie die zusammengekauerte Person zu meinen Füßen. Ich hatte sie nicht einmal gekannt. Sie war auf einmal da gewesen, und dann auch schon tot. Ermordet von meinen eigenen Händen. Eigentlich sollte es schwer auf meiner Seele lasten, mir ein Stein im Magen sein. Doch das war es nicht. Da war ... nichts! Nur endlose Leere. Kein Gefühl des Bereuens oder Leidens. Noch nicht einmal eins von Freude, Erregung, Gier oder was auch immer man dabei empfinden sollte. Wahrscheinlich Vergnügen oder Hass. Aber sicher war ich mir nicht. Irgendwie fühlte ich mich leicht abgestumpft. Neben der Spur.
Taumelnd drehte ich mich um und tappte auf leisen Sohlen aus dem Haus. Blut klebte an meinen Händen und tropfte von meiner Kleidung. Hinterließ eine dünne Blutspur hinter mir. Vorsichtig drehte ich mich um und sah sie mir an. Sie sah schön aus... Tröpfchen für Tröpfchen. Dies erinnerte mich an ein Gesetz: „Auge um Auge, Zahn um Zahn“. Ein verschmitztes Grinsen trat auf mein Gesicht und hob meine Mundwinkel ein Stück an. Ich liebte dieses Gesetz, lebte danach. Meine Gedanken schweiften zunehmend ab. Denken, ob logisch oder nicht, viel mir zunehmend schwerer. Früher oder später würde ich als leere Hülle durch die Nacht wandern.
Vor meinem inneren Auge tauchten Bilder auf. Dabei lief eine seltsame Hintergrundmusik ab. „Komm‘, wir lassen uns erschießen...“ dröhnte durch meinen Kopf. Sachte wog ich meinen Kopf zum Takt dieser schönen, leicht reizenden Melodie. Voller neuer „Energie“ stiefelte ich nach Hause und legte mich ins Bett.
Kaum lag ich dort, verschwand mein Hochgefühl und eine unerwartete Melancholie befiel mich. Alle verdrängten Kindheitserinnerungen drohten zurückzukehren. Alte Wunden wieder aufzureißen und mehr denn je zu bluten.
Letztendlich war ich weder mutig noch stark. Eher schwach und ängstlich. Tränen traten mir in die Augen und vernebelten mir die Sicht. Ein Lufthauch streichelte mein Gesicht und ließ mich erschaudern. Ich fühlte mich allein. Nein, ich fühlte es nicht nur! Ich war es wirklich...


© a.k.heidmann


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Beschreibung des Autors zu "Der Weg ins Unbewusste..."

Ich bin es wirklich.. :/

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Kommentare zu "Der Weg ins Unbewusste..."

Re: Der Weg ins Unbewusste...

Autor: micha221b   Datum: 10.08.2012 18:16 Uhr

Kommentar: Info: "Gefällt mir" bezieht sich natürlich auf den Text und deinen Schreibstil aber nicht, auf die Tatsache, dass du es wirklich bist.Das finde ich, natürlich, sehr bedauerlich. :o/ Trotzdem: Sonnige Grüsse von mir hier.

Re: Der Weg ins Unbewusste...

Autor: a.k.heidmann   Datum: 20.08.2012 13:54 Uhr

Kommentar: Äh..Hä?

Re: Der Weg ins Unbewusste...

Autor: micha221b   Datum: 20.08.2012 17:05 Uhr

Kommentar: Also, nochmal zum entwirren. Der Text ist sehr ergreifend schön geschrieben. Desshalb: Gefällt mir. :o) Es gefällt mir aber nicht, dass es autobiographisch zu sein scheint und dass es dir nicht gut geht/ging? Liebe Grüsse

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