Kaum daheim und die lila Robe in die Garderobe gehängt, betritt er das Zimmer. Hier nahm er das Abendbrot zu sich, welches ihm seine Haushälterin allabendlich zu servieren pflegt.
Heute ist es ein kleines bißchen anders.
Entgegen allen Gewohnheiten, zieht sich seine Haushälterin, jene etwas rundliche Enddreißigerin nicht
schweigend zurück, nachdem der Tisch gedeckt und sein Stuhl zurecht gerückt ist.
Entgegen dem gewohnten Ablauf, sie legt ihm die Scheiben Wurst und zwei Scheiben Brot vor, gießt den lauwarmen Tee in die feine Porzellantasse, deren massiver Goldrand in einem Jesus- Kreuz scheinbar verschwindet, und tritt rückwärts aus seinem Gesichtsbereich, dem Zimmer und der kurzen Geschichte...
ist es an diesem Abend völlig anders. Mit einer – ihm erscheint sie fast - endlosen Flut von Vorhaltungen begrüßt ihn die Haushälterin schon in der hohen Diele.
Er kommt nicht zu Wort.
Sie holt nur einen Augenblick kurz Luft, nicht lang genug für ihn, sich mit einer Entgegnung ihrer zu entledigen, und wettert dann weiter gegen die männliche Vorherrschaft im Allgemeinen und in der katholischen Kirche im Besonderen.
Er bemüht sich ihr zu entfliehen und stürmt in das Essenzimmer. Nur kurz kann er erleichtert aufatmen, dann ist sie wieder bei ihm. Sie nutzt die Gelegenheit weiter auf ihn einzureden, während sie mit den Händen Gewohntes tut. Ihre Zunge vollbringt an diesem Abend eine sportliche Höchstleistung, während seine Zunge wie erstarrt in seinem
Mund liegt.
Keine Chance gegen die Redeflut seiner Haushälterin.
Er ist ihr völlig hilflos ausgesetzt und sie
endet nicht eher, als sie die Arbeitsaufgaben erledigt hat.
Anschließend verläßt sie das Zimmer.
Kein Ton dringt aus dem Speisezimmer. Auch die übrigen Bediensteten lauschen aufmerksam, nachdem ihnen die wortgewaltige Überraschung der Haushälterin in die Ohren kam.
Aber nichts, gar nicht ist zu hören.
Doch da!
Leise, ganz leise nur kratzt eine Feder über ein harsches Papier.
Am nächsten Tag steht es in der Zeitung:
„Rom/Bonn (dpa) Das neueste Vatikan-Dokument von Kurienkardinal Joseph Ratzinger gegen feministische
Strömungen ist von katholischen Laienverbänden und Politikern scharf kritisiert worden......“
Tage eilen in grauen Kleidern
an mir vorbei, doch ich
glaube zu schweben, eingehüllt
in einem Mantel aus Licht.
Ich habe noch viel vor
und halte die Uhren an,
doch das Leben läuft [ ... ]
Gevatter Tod, -unsichtbarer Geselle,
verbreitest bisweilen Angst und Schrecken,
stehst von Anbeginn schon vor der Tür,
gehst neben mir, trittst an des Lebens Stelle.
Sie haben gekämpft und sie haben verloren –
am Ende sind wir alle Opfer der Zeit:
für diese sehr kurze Spanne geboren,
für die eine oder andere Gelegenheit.
Zwischen Sonnenauf- und [ ... ]