Ich würde mich sehr über ein paar Kommentare besonders zu meiner Geschichte "Bordell Türkis" freuen. Mir ist es sehr wichtig zu wissen, ob euch der Schreibstil gefällt, ihr findet, dass die verschiedenen Handlungsstränge spannend gestaltet sind und ob die Episoden, so wie sie geschrieben sind, das Interesse wecken, was als Nächstes passiert bzw. man wissen will, wie es weiter geht?

Staffel 1 wird exakt 20 Episoden beinhalten. Danach geht es in Staffel 2 mit neuen Episoden weiter. Viel Spaß beim Lesen.

Seralgo Refenoir

Episode 9: Sorge um Michaela

Ob es eine gute Idee gewesen ist, Kai einzustellen, wusste Gabrielle noch nicht, aber sie würde ihn an seinem Probetag sicherlich auf Herz und Nieren testen, bevor sie sich darauf einließ, ihn fest einzustellen. Sie konnte sich kaum vorstellen, dass es jemals einen schwulen Mann in das Bordell Türkis ziehen würde, da man ja allgemein davon ausging, dass es hier nur leichte Mädchen gab und keine Jungs. Gabrielle war gerade auf dem Weg zu Michaela, da diese sich in den letzten paar Tagen kaum mehr sehen ließ. Dieser Übergriff auf dem Parkplatz hatte ihr deutlich zugesetzt. Sie war seitdem nicht mehr die gleiche Michaela wie vorher. Sie fühlte sich in den letzten Tagen immer häufiger schlapp, ihr wurde oft ruckartig schlecht und zusätzlich kämpfte sie noch mit einer Erkältung. Als Gabrielle an diesem Tag in Michaelas Personalzimmer trat, lag sie erneut im Bett und putzte sich die Nase. "Na du? Wie gehts dir?", fragte Gabrielle, obwohl sie es bereits sehen konnte, dass es ihr nicht besser ging. "Immer noch erkältet! Ich werde das einfach nicht mehr los! Mein Immunsystem streikt scheinbar momentan!". Michaela wirkte auf einmal hilflos und schwach. "Geh zum Arzt! Dir ist seit Tagen immer wieder übel! Dazu kommt noch die Erkältung! Du machst deinen Körper kaputt!". Michaela lächelte ein wenig. "Mein Körper ist durch das Übergewicht ja sowieso schon stark belastet! Der hält Einiges aus!". Doch lustig fand Gabrielle das nicht. "Michaela ich mache mir viele Gedanken! Als du dir damals die Arme aufgeritzt hast, hat Zip deine Wunde berührt und dich eventuell infiziert! Du solltest dich testen lassen! Das würde auch dein geschwächtes Immunsystem erklären! Lass dich auf Aids testen und wir wissen dann, dass nichts geschehen ist! Ich krieg das gar nicht mehr aus dem Kopf!". Doch Michaela schüttelte energisch den Kopf. "Nein nein nein! Ich hab mir das lange überlegt und Zip hat mich glaube ich gar nicht wirklich berührt! Ich erinnere mich kaum noch an damals! Ich war ja wie in Trance!". Doch Gabrielle war mit dieser Antwort wenig zufrieden. "Dieses Wesen, das dich am Eingang angegriffen hat! Wir wissen immer noch nicht wer das war und was es mit dir während deiner Ohnmacht gemacht hat! Das lässt mir keine Ruhe!". Aber auch dies ließ Michaela kalt. "Gar nichts hat es gemacht! Ich nehme an, dass jemand vorbeigefahren ist und es deshalb nicht über die Straße in den Wald rennen konnte! Und das war auch kein Wesen, sondern ein Mensch! Ein kleiner Scherz von Zip! Du weißt doch auch, dass er es war!". Gabrielle stand ruckartig auf und vergrub die Hände in ihrer Hüfte. "Das war nicht Zip! Ich habe das auch erst gedacht, aber ich bin mir mittlerweile sicher, dass er es nicht war! Du hast doch behauptet, dass es ein großes Wesen von 2 Meter Höhe war! Zip ist doch überhaupt nicht so groß! Dass er seit 2 Wochen nicht mehr hier war, bedeutet nicht, dass er in dieser Zeit Streiche ausheckt und ausprobiert! Zip liegt sicherlich betrunken in einer Ecke mit seiner neusten Eroberung!". Kaum hatte Gabrielle diesen Satz zu Ende gesprochen, tauchte er plötzlich hinter ihr im Türrahmen auf. "Ach hier seid ihr! Ich habe euch zwei schon überall gesucht! Ich bin wieder da!". Gabrielle kochte innerlich. Warum musste Zip ausgerechnet jetzt wieder auftauchen? "Was hat sie denn?", fragte er, als er Michaela im Bett liegen sah. "Sie ist erkältet und fühlt sich nicht so gut! Woran das alles liegt, wissen wir zurzeit selbst noch nicht! Wärst du in den letzten 2 Wochen mal da gewesen, wüsstest du mehr! Aber was rede ich denn da! Du warst ja hier! Hat dir der Streich mit den Emails und dem Angriff auf Michaela wenigstens einen Kick gegeben? Ist dir dabei einer abgegangen?". Zip stand ratlos in der Tür und lachte. "Mir geht ja oft einer ab, aber sicherlich nicht wegen Michaela!". Der Satz hätte nicht sein müssen. "Ich war nicht ein einziges Mal hier in den letzten 2 Wochen! Was redest du da für einen Müll Gabrielle? Nur weil keiner Lust hat, dich flach zu legen, musst du das nicht an mir auslassen!". Es herrschte kurz Stille im Raum, aber dann ging Gabrielle einfach an ihm vorbei zur Tür hinaus und sagte kein Wort mehr. Zip kniete sich neben Michaela ans Bett und fragte nochmals genauer nach. Als er von Michaela die Einzelheiten erfahren hatte, schien er ebenfalls wie erstarrt. "Michaela ich war das nicht! Ich habe keine Ahnung, was da draußen so alles rumläuft, aber ich schwöre dir! Ich habe nichts damit zutun!". Und in diesem Moment schien Zip zum ersten Mal die Wahrheit zu sagen. Denn er war es wirklich nicht gewesen. Oder?

Episode 10: Schwarz vor Augen

Am kommenden Abend war der Laden wieder voll. Alle Zimmer waren besetzt und Kendrix hatte Einiges hinter der Bar zutun. Auch an diesem Abend war Kev wieder am Tresen, um Kendrix bei der Arbeit zuzuschauen. Kev war der Kerl, der gerne mal mit Kendrix ausgehen wollte, von ihr aber immer wieder einen Korb bekam. Sie ließ sich nicht auf eine Affäre mit ihm ein, da sie nicht sonderlich viel von solchen Kerlen hielt, die ein Bordell besuchten. Arme Schweine. So nannte sie die. Kev gehörte auch dazu. Zip war an diesem Abend im Empfang eingesetzt. Das lag ihm einigermaßen gut, da er sehr gut mit den ankommenden Männern ins Gespräch kam und ihnen das Bordell leicht schmackhaft machte. Wenn er eine Stärke besaß, dann war es sein Mundwerk und das konnte er heute mal zu einem wichtigen Zweck einsetzen. Gabrielle musste Michaela als Zimmermädchen ersetzen und alle Zimmer wieder herrichten, die besucht worden waren, bevor sie wieder ein neues Paar beziehen konnte. Zwischendurch schaute sie immer wieder nach Michaela, die aber immer noch mit ihrer dicken Erkältung zu kämpfen hatte. Ihre Lymphknoten waren in der letzten Nacht angeschwollen und taten ihr besonders im Hals äußerst weh. Für die Erkältung war Gabrielle in der Apotheke gewesen, doch gewirkt hatte es bisher nichts. Plötzlich klingelte Gabrielles Handy. "Ja?". Im Hintergrund war Musik zu hören. "Ich bin es Kendrix! Komm mal bitte runter zur Bar! Hier ist jemand, der nach dir sucht!". Gabrielle war verwundert und fragte sich, wer das sein sollte. Wieder mal Zip? Warum dachte sie denn eigentlich dauernd an Zip? Das nervte sie bereits, als sie die Treppen nach unten Richtung Bar ging. Doch nicht Zip stand an der Bar, sondern ein adrett gekleideter älterer Mann, der sie nicht sofort erkannte. "James sie steht jetzt links von ihnen!". Gabrielle schaute Kendrix verwundert an. Hatte der Mann keine Augen im Kopf? Er drehte sich leicht nach links und streckte ihr seine Hand entgegen. Allerdings hielt er sie in eine völlig falsche Richtung. "Meine Hand ist hier! Hallo!". Kendrix verdrehte die Augen und wollte Gabrielle deutlich machen, dass sie nett sein soll. "Was kann ich für sie tun?". Erst jetzt bemerkte Gabrielle, dass der Mann sein Augenlicht verloren hatte und sie gar nicht sehen konnte. Wie peinlich. "Entschuldigen Sie, aber ich bin leider blind! Ein Freund von mir hat mich hierher gebracht und an der Bar abgesetzt! Ich kenne mich mit solchen Sachen überhaupt nicht aus und das Ganze ist mir auch sehr unangenehm, aber er hat behauptet, dass hier eine Gabrielle Geschäftsleiterin ist und sie mich kennen lernen will! Darum bin ich vorbei gekommen!". Gabrielle fragte sich ernsthaft, wer das gewesen sein konnte. Sie hatte nie etwas von diesem James gehört. Sie kannte ihn doch gar nicht. Warum sollte sie jemandem den Auftrag geben, ihn hierher zu ordern? "Entschuldigen Sie James, aber das muss eine Verwechslung sein! Ich heiße zwar Gabrielle, aber ich habe sie noch nie zuvor gesehen! Ich habe zurzeit soviel Arbeit seit der Neueröffnung des Bordells, dass ich nicht mal an ein Date gedacht habe geschweige denn eines geplant hätte. Da hat sie ihr Freund wohl an den falschen Ort gebracht. "Oh er arbeitet aber doch auch hier und kennt Sie gut!". Gabrielle wurde es heiß und kalt. Zip? "Wie heißt denn ihr Freund?", fragte Gabrielle und ahnte die Antwort bereits voraus. "Na Zip! Er arbeitet doch hier, richtig? Er hat mich hierher gebracht! Er meinte, sie hätten kein Problem damit, mit einem Blinden auszugehen, da sie auf die inneren Werte eines Menschen wert legen und nicht auf das Äußere! Ich kann mir nicht vorstellen, dass er damit falsch liegt, oder?". Gabrielle war sprachlos. Auch Kendrix bemerkte nicht, dass das Weizenbierglas bereits überlief und hörte gespannt zu. "Also James! Das mag alles stimmen, aber ich war trotzdem nie auf der Suche nach einem Date! Zumindest nicht zurzeit! Ich habe keine Ahnung, was ihn da geritten hat, aber mein Job erlaubt mir das leider nicht! Es tut mir wirklich leid!". James konnte ihre Mimik und Gestik zwar nicht deuten, aber spüren. "Sie fühlen sich gerade unwohl! Das kann ich verstehen! Wenn man blind ist, empfindet man noch mehr, als als sehender Mensch. Man liebt viel stärker und man leidet viel stärker, da wir aus jedem Satz so viele Emotionen heraus filtern können und verarbeiten müssen. Wie ich mich jetzt gerade fühle, können Sie nicht annähernd spüren, ich dafür umso mehr. Ich fühle mich benutzt und verletzt, da ich mir nicht vorstellen kann, dass mich Zip belügt. Dass Sie mich hierher kommen lassen, obwohl ich nicht gut sehe, um mich dann hier vorzuführen, ist eine absolute Frechheit. Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit und würde jetzt gerne wieder nach draußen gebracht werden, wenn es Recht ist!". Gabrielle stand sprachlos vor ihm. Das hatte sie doch nicht gewollt. Sie wollte doch seit dem Autounfall ihres Ehemanns keinem Menschen mehr Leid zufügen oder jemanden verletzen. Das hatte sie sich so eisern vorgenommen. Für Gabrielle brach eine Welt zusammen. Warum tat Zip ihr das nur an? Sie hatte diesen Mann noch nie im Leben gesehen und Zip war eindeutig der Schuldige für diese Misere. James jetzt einfach gehen zu lassen, brach ihr förmlich das Herz. Sie hatte Mitleid mit ihm und fühlte sich schuldig und schlecht. Genau wie damals beim Autounfall. Wieder lag die Schuld bei ihr. Wenn sie Zip in die Finger bekommen würde... Lange blieb sie an einer Stelle stehen und bemerkte plötzlich, dass James gegangen war. Schon lange hatte sie sich nicht mehr so mies gefühlt. Sie hatte diesem Mann das Herz gebrochen, auch wenn das alles von Zip geplant war und er diesen Mann als Werkzeug für seine Rache an ihr benutzt hatte. Das wusste James nicht und es würde ihm jetzt auch nichts mehr helfen. Gabrielle fühlte sich wie in einer Art Trance. Alle Gefühle verließen sie und ihr Körper fühlte sich eiskalt an. "Gabrielle! Gabrielle!", rief Kendrix von der Bar aus und versuchte sie damit aus ihrem Tagtraum zu reißen. "Mach mal Platz für den Mann da! Du stehst genau vor der Bar!". Wie von Geisterhand bewegte sich Gabrielle Richtung Eingangsbereich. Sie bekam um sich herum kaum noch etwas mit. Doch eines hörte sie noch und das kam von Kendrix an der Bar. "So einen wie sie haben wir hier aber selten! Stoßen sie sich nur nicht den Kopf an der Neonlampe! Wie groß sind sie denn? Doch bestimmt gut 2 Meter, oder?". Kurz darauf wurde ihr schwarz vor Augen und sie spürte noch einen leichten Aufprall, bevor sie in einem schwarzen Meer aus Nichts versank.

Episode 11: Ein böser Streich

Im Bordell Türkis lief gar nichts mehr rund. Gabrielle lag noch am selben Tag im Krankenhaus und Kendrix hatte sich auch darum gekümmert, dass Michaela endlich dort eingeliefert wurde. Gabrielle war zwar relativ schnell wieder aus ihrer Trance erwacht, konnte sich aber erst langsam wieder an alles erinnern. Sie hatte unheimliche Schuldgefühle gegenüber James. Andererseits hasste sie Zip nun noch ein Stückchen mehr. Er hatte das nur getan, um in ihr eben genau diese Schuldgefühle wieder zu wecken, die sie damals gequält hatten, als Zip für sie in den Knast gegangen ist. Sie war Schuld am Tod ihres Ehemanns damals und Zip hatte die Strafe abgesessen bis man schließlich den Unfall als eben solchen erklärte und Zip wieder frei kam. Was hatte er sich nur bei diesem "Blind date" gedacht? Gabrielle wollte noch am selben Tag das Krankenhaus verlassen, um im Bordell nach dem Rechten zu sehen und James anzusprechen, aber Kendrix sorgte dafür, dass sie mindestens eine Nacht dort blieb und man sich um Michaela kümmerte, die immer noch mit Fieber im Bett lag und ihre Erkältung nicht los wurde. Auch Kendrix war sich nicht mehr so sicher, ob Zip sie nicht doch angestochen hatte. Konnte sich dies so schnell auswirken? Gab es nach einer Übertragung bereits so schnelle Anzeichen einer Ansteckung? Dessen war sich wohl keiner bewusst und Kendrix hatte das Thema im Krankenhaus auch erwähnt, damit man sie danach einmal untersuchte. Michaela hatte in ihrem fiebrigen Zustand kaum etwas mitbekommen. Doch Kendrix blieb nichts anderes übrig, als an diesem Tag ins Bordell Türkis zurück zu kehren, um die Aufgaben neu zu verteilen. Sofort rief sie Felix an, damit er zusammen mit Kai an diesem Tag aushalf. Kai hatte zwar noch nicht seinen Probetag gemacht, wurde dann heute einfach ins kalte Wasser geworfen. Kendrix übernahm weiterhin die Bar und teilte Felix die Zimmer zu, damit er sich darum kümmerte. Kai besetzte den Eingangsbereich, checkte die Emails, beantwortete einige davon und arbeitete sich relativ schnell ein bis zum Abend. Zip kam erst am späten Nachmittag vorbei und stellte sich gelangweilt überall dabei, wo es Arbeit gab. In die Hand nahm er allerdings nicht. "Zip es wäre super, wenn du mal bei Gabrielle und Michaela vorbeischauen könntest! Wir kommen heute Abend nicht mehr dazu und ich würde gerne wissen, wie es ihnen geht! Michaela kann zurzeit kaum telefonieren, bevor das Fieber nicht gesunken ist und Gabrielle hat noch keins! Hol ihr mal das Handy mit, damit wir sie darüber erreichen können! Ich habe so viele Fragen, mit denen ich hoffnungslos überfordert bin! Sie weiß da einfach besser Bescheid wie ich!". Doch Zip beeilte sich erstmal nicht. Ihm gefiel das Bordell Türkis ohne Gabrielle wesentlich besser. Damals hatte er sie geliebt. Er war ganz heiß auf sie gewesen und konnte am Tag des Unfalls einfach nicht von ihr lassen. Dass ihr Ehemann im Auto saß, störte ihn damals nicht. Aus der aufkeimenden Liebe und Geilheit von damals, war Verachtung für Gabrielle geworden. Er liebt es sie zu verunsichern und immer wieder an damals zu erinnern. Ihm wird immer ganz anders, wenn er ihr Schuldgefühle einreden kann, die sie immer wieder um den Verstand brachten. Er wusste genau, dass Gabrielle im Krankenhaus lag und fast um kam, weil sie nicht hier sein konnte. Sie war doch für alles zuständig als Geschäftsleitung. Nun konnte sie einmal nicht mitreden und alles regeln. Und das genoss er. Ihr das Handy bringen, damit sie sich hier erkundigen konnte? Das machte er sicherlich nicht. Doch wie würde sie sich fühlen, wenn dieser Abend wegen Personalmangel ein völliges Desaster wurde? Diese Idee zauberte ihm ein Lächeln auf das Gesicht. Wie musste sie sich fühlen, wenn sie erfahren würde, dass das Bordell Türkis völlig unterbesetzt ist und nicht mehr reibungslos läuft? Niemand würde sich bei Zip beschweren, sondern ausschließlich bei ihr, der Geschäftsleitung. Und seine Augen glänzten bereits, als er Felix in die Finger bekam. "Komm mal schnell mit, ich muss dir etwas sagen! Hier ist es so laut! Hol mal Kai dazu, es ist wichtig!". Am Eingang erzählte Zip dann eine erfundene Geschichte über einen Knall, den er auf dem Parkplatz gehört hatte. "Es klang so, als wäre ein Reifen explodiert! Ich glaube es war dein Wagen!". Sofort rannte Felix nach draußen zu seinem Wagen, um entsetzt festzustellen, dass Zip Recht hatte. Es war sein Auto. Zip hatte genau gewusst, wie sehr Felix an seinem Auto hing und jetzt erstmal damit beschäftigt war. An die Arbeit auf den Zimmern dachte er nicht mehr. Nur Kai machte sich kurz darauf wieder auf den Weg zum Eingangsbereich und auch dafür fiel Zip einige Minuten später wieder etwas ein. Ihn würde er auch schnell von seiner eigentlichen Arbeit ablenken können. Denn es gab ganz plötzlich Kundschaft für ihn. Männliche Kundschaft. "Kai es hat eben jemand angerufen und einen Termin bei dir gebucht! Ich weiß, dass du heute im Foyer eingesetzt bist, aber das solltest du dir nicht entgehen lassen! So kannst du Gabrielle auch beweisen, dass du gebraucht wirst als Anreiz für das Bordell! Ich übernehme hier für dich und helfe zwischendurch Felix mit dem Reifen!". Kai war innerhalb von wenigen Minuten auf einem Zimmer verschwunden und bereitete sich und das Zimmer auf den unbekannten Fremden vor. Den Eingangsbereich ließ Zip allerdings unbesetzt zurück und ankommende Gäste waren erst verwundert und später bereits verärgert, als auch die Zimmer nicht fertig wurden und man nicht zur Sache kommen konnte. Felix war so in sein Auto vertieft, dass er nicht einmal nachfragte, wie der Reifen geplatzt sein konnte. Dass Zip dies vorab präpariert hatte, kam ihm gar nicht in den Sinn. Und absolut niemand bemerkte, dass hier etwas faul war und irgendwas nicht so lief, wie es sollte. Dass das Bordell zu diesem Zeitpunkt nur noch von Kendrix geführt wurde, schien niemandem großartig aufzufallen. Es machte sich auch niemand Gedanken. Zip freute dies, denn morgen würde Gabrielle einige unangenehme Anrufe erhalten und sich rechtfertigen müssen, warum das nicht geklappt hat.

Episode 12: Liebe und Leid

Gabrielle lag die ganze Nacht wach in ihrem Krankenhausbett. Immer wieder wurde sie unruhig und besuchte Michaela, der es mittlerweile etwas besser ging. Das Fieber war erstmal gesunken und sie hatte endlich wieder angemessen getrunken. Auf und ab ging Gabrielle. Sie hatte in den letzten Stunden ein Gefühlschaos durchgemacht. Auch jetzt fühlte sie sich unwohl. Sie wollte nicht hier über Nacht bleiben und abwarten, was bis morgen war. Immer wieder gingen ihr Gedanken durch den Kopf, einfach abzuhauen. Doch Michaela brauchte sie auch und da niemand es nötig gehabt hatte, sie besuchen zu kommen, würde sie morgen sowieso erstmal eine Ansprache halten. Aber vielleicht hatten sie soviel im Bordell zutun, dass niemand vorbei kommen konnte? Vielleicht brauchten sie Hilfe und sie saß hier rum und machte nichts? Viele Gedanken gingen ihr durch den Kopf, als es plötzlich an der Tür klopfte. Die Besuchszeit war eigentlich schon rum, aber hier machte man wohl eine Ausnahme. Gleich zwei auf einmal kamen Gabrielle besuchen, doch den einen Mann hatte sie noch nie gesehen. Der andere Mann war James. Ihr Blind Date. "James!", stotterte sie und konnte es kaum fassen. Dass gerade er sie besuchen kam, wunderte sie doch sehr. "Was machst du hier?". James hatte natürlich nicht die Möglichkeit alleine vorbei zu kommen, also hatte er einen Freund gefragt, ihn ins Krankenhaus zu begleiten. "Ich lass euch beide dann mal alleine und gehe mir runter was am Snackautomaten holen! Lasst euch ruhig Zeit! Ich muss sowieso noch telefonieren!". Dann war sie plötzlich mit James alleine. "Ich habe gehört, dass du umgekippt bist! Ich hoffe das lag nicht an meiner Ansage, die ja doch etwas schroff war! Das tut mir wirklich leid!". Gabrielle wusste gar nicht, was sie sagen sollte. "James, dass du hier vorbei kommst, rechne ich dir wirklich hoch an! Aber du kennst mich doch eigentlich gar nicht! Du hast von mir durch Erzählungen gehört, dass ich Single bin und angeblich auf der Suche sei, was so nicht wirklich stimmt!". James schaute sie lächelnd an. "Ich bin auch nicht unbedingt auf der Suche! Wer will schon einen blinden Mann als Freund?". Gabrielle verzog das Gesicht. "Sag doch sowas nicht! Das hat damit nichts zutun! Ich wusste erst auch nicht, wie ich damit umgehen soll und das war mir furchtbar peinlich!". James grinste erneut und umschloss die linke Hand von Gabrielle. "Hör mir zu! Zip hat mir von dir erzählt und ich war einfach neugierig! Ich kann mir sogar vorstellen, dass er dich sehr mag und dir nur einen Partner vermitteln wollte, damit du nicht mehr so alleine bist! Das muss ja nicht ich sein, aber er hatte wohl gehofft, dass ich dich überzeugen könnte, mal mit mir auszugehen, weil ich trotz meiner fehlenden Sehkraft immer noch sehr gut flirten kann!". Gabrielle musste ebenfalls grinsen. "Ist das so? Dein Besuch hat auf jeden Fall Eindruck auf mich gemacht! Das finde ich sehr lieb von dir!". Lange schauten sie sich an, ohne etwas zu sprechen. Gabrielle hatte unbekannte Gefühle im Bauch, die sie sich nicht erklären konnte. Auch James streichelte immer wieder ihre Hand und grinste. "Könntest du dir denn vorstellen, mal mit mir auszugehen?". Gabrielle war völlig überfordert und wollte zunächst absagen, als sie plötzlich mal genauer darüber nachdachte. Sie arbeitete jeden Tag von morgens bis abends und hatte fast keine Freizeit. Vielleicht wurde James nur ein guter Freund, aber gegen ein Essen konnte sie doch nichts einzuwenden haben? James war zuvorkommend, sah gut aus, besaß Manieren und hatte mächtig Eindruck bei ihr gemacht. Und das wusste James auch. "Wir können gerne am Sonntag was zusammen machen! Ich kann dich entweder abholen und du fährst mit mir oder du lässt dich bringen, wenn dir das lieber ist!". James schien zufrieden zu sein. Er freute sich sehr. "Du darfst mich auch gerne abholen! Da würde ich mich sehr darüber freuen!". Gabrielle griff nun auch nach seiner Hand und entschuldigte sich nochmals für ihr schroffes Verhalten. Nach wenigen weiteren Sekunden überkam Gabrielle plötzlich ein Gefühl, dass sie wie in einer Sauna heftig zu schwitzen anfangen ließ. Aus jeder Pore strömte das Wasser wie ein Strahl. Erst war ihr eiskalt, dann wieder siedend heiß. James konnte sie nicht sehen, fühlte aber, dass etwas nicht in Ordnung war. "Was ist los? Du machst ruckartige Bewegungen!". Gabrielle musste sich am Krankenbett festhalten und tief durchatmen. "Gabrielle ist alles in Ordnung mit dir?". James war sichtlich beunruhigt. "Ich hatte grad sowas wie ein Deja-Vu! Ein Gefühl, als hätte ich das schon einmal erlebt! Ich kann es nicht genau beschreiben! Ich hatte eine Art Eingebung! Ich hab ein Bild vor mir gesehen, als wäre es real und direkt vor mir! Es dauerte nur zwei Sekunden, dann war es wieder verschwunden! Es schien so real zu sein!". James sagte dazu erstmals nichts und hielt nur ihre Hand. "Ich habe etwas gesehen, was in der Zukunft passieren wird! Es kam so über mich! Erst war da nur ein Gefühl, dann ein Bild! Ich konnte nicht erkennen wer es war, aber jemand wird in Kürze....sterben!". James erschrak sofort. "Was?". Und kaum hatte James ihre Hand etwas losgelassen, hörte man von der anderen Seite des Flures ein lautes Geschrei. Es war Michaela. Sie schrie um ihr Leben. Es klang fast so, als würde sie in den heftigsten Wehen liegen. Sofort stand Gabrielle von ihrem Bett auf und rannte nach draußen. Das Wesen, das sie damals angefallen hatte. Auch das kam ihr wieder in den Sinn. Das Wesen hatte irgendwas mit ihr gemacht, als sie bewusstlos war. Doch das ist erst wenige Tage her? Das konnte nicht sein. Und in diesem Moment wurde ihr klar, dass dies nicht nach Wehen klang, sondern nach dem Tod. Auch wenn sie nicht gesehen hatte, wer in ihrer Vision ums Leben kam, wusste sie es spätestens jetzt. Michaela würde sterben.

Fortsetzung Folgt in Kürze mit Episode 13-16! (1.Mai 2014!)


© Seralgo Refenoir


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Kommentare zu "Bordell Türkis (Staffel 1) (Episode 9-12)"

Re: Bordell Türkis (Staffel 1) (Episode 9-12)

Autor: noé   Datum: 30.04.2014 11:22 Uhr

Kommentar: Das hasse ich wie die Pest: Wenn ein Autor sich erniedrigt, nach Resonanz zu betteln. Normalerweise schreibe ich dann GERADE gar nichts. Bei Dir mache ich eine Ausnahme, weil ich schon die ersten beiden Staffeln (ohne Bettelei) gelesen, geliebt und "bewertet" habe.

Erste Bemerkung: Absätze wären nicht schlecht, das erleichtert dem Leser das Lesen ungemein, gerade, wenn es sich um so viel Text am Stück handelt.

Aber insgesamt - jetzt, nachdem ich auch diese Episoden gelesen habe - sage ich voller Begeistung: Ja! Du kannst schreiben und Du kannst Leute (zumindest mich) damit in den Bann schlagen.
Und: Ich bin sowas von gespannt darauf, wie es weitergeht! Du baust die Spannung sehr geschickt auf und "hast es einfach drauf", mein Lieber! Dein Schreibstil gefällt mir sehr.
noé

Re: Bordell Türkis (Staffel 1) (Episode 9-12)

Autor: axel c. englert   Datum: 30.04.2014 17:38 Uhr

Kommentar: Hallo!
Ich MUSS Noé in ALLEM (Rotstift! – Kalender!) Recht geben.
Um Resonanz zu bitten, ist gar nicht nötig, die Qualität und die
positive Andersartigkeit der Texte sprechen für sich.
Wenn besagte Resonanz nicht ganz den künstlerischen Gehalt
abbildet, so liegt das an der Aufstellung der Leserschaft, lange
(Fortsetzungs - ) Geschichten haben es „traditionell“ nicht leicht.
Es lohnt sich aber definitiv, dran zu bleiben – für den Schreiber und
für die Leser!
Auch die Sache mit den Absätzen hat Noé richtig erkannt.
(Jetzt bloß keine Witze über Frauen und ihren Schuh - Tick...)

LG Axel

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