Stimmen rufend durcheinanderprahlen. Jede mit eigener allwissender Botschaft, will gehört, betört und beschwört werden als schönste von allen Lügengebilden – sie sind zu laut um einen Gedanken zu fassen, ihn festzuhalten. Kein Anfang kann gemacht, kein Startpunkt gesetzt werden – die Zeit ist abgelaufen, ‚The person you are calling is not available present‘. Und die Drahtzieher hinter den Stimmenbändern bleiben wie immer unerkannt vertraut, abgehangen und präsentierbereit in der Räucherkammer der medialen Herrschaften, erwartend die Narrentaufe – erprobt, gekannt. Hinter dieser Geräuschkulisse stehen wir dann, wirr-konfus: Ruhe, bitte, Ruhe – RUHE. Schaltet es aus, wo ist der Knopf? Haben Maschinen sonst nicht Schalter?

Es strömt auf uns ein, wie Farben, wie Laute, wie Gewürze, alles zu viel und doch zu wenig – wie eine fade Speise, von der man sich mehr erhoffte, die einen bittersüßen Nachgeschmack der Enttäuschung und des bereits gewusst Gedankens mit sich bringt – und wir können trinken, wie wir wollen, sie verschwindet nicht. Sie bringt nur bekannte Kreise wieder – aber es ist zu laut, wir können nicht atmen! Und noch bevor der Erstickungstod eintritt, werden wir weggerissen von neuen Farben-Lauten-Gewürzen, die wieder versprechen, die wider unsere Vernunft verführen. Und auch dieser Wortschwall verebbt, so als wolle es der Mond selbst. Zurück bleibt ein fahles Abbild dessen, was einmal erhoffte Fantasie-Realität war, und wir schwanken zwischen tränenreichen Wutbekundungen oder gleichgültiger Hinnahme dessen, was wir wissen nie sein kann-wird war. Und doch ist da Hoffnung, wozu? Der neue Kick wartet, doch wir sind müde-träge-totbereit.

Wir ersehnen einmal die Leere, Regungslosigkeit, Stille – wenn Stimmen verstummen in demütiger Verzückung und das Plagen mit Endlosschleifengedanken ein Ende hat – nur für kurz. Einen Atemzug lang wäre schon genug, ein vergangener Moment, in dem die Welt anhält und ins Chaos stürzt. Eine Sekunde, in dem wir uns gehören. Allein sind, wirklich allein – in geschützt-geschwärzten Räumen, fernab des Lebens. Wenn wir denken – wirklich DENKEN - :

„Wir sind im Nichts der Schwärze, wie der Stern am Firmament, leuchtend hell, strahlend schön, nah und fern und einsam doch zufrieden und voll Energie und Elan und Tatendrang und – wo ist die Frage nach dem Krebsheilmittel hin, denn wir könnten sie jetzt lösen mit einem Schnipsen unseres Fingers – Luft holen, genießen. Freude spüren – und doch schon seit Jahren verglüht, ausgebrannt. Sind Schatten unsrer Selbst, so wie die Lichtwellen als letztes SOS Lichtjahre gereist sind.“

Und diese Erkenntnis uns dann mitreißt – vom Hocker haut – uns taumeln lässt in Verzückung und dieser eine Gedanke so viel mit sich bringt, dass es fast zu viel ist – aber wir es ertragen, weil alles besser-schöner-reicher-hübscher ist als das, was sonst auf unsere Netzhaut projiziert wird. Wissen über die Reichweite dieses Gedanken nehmen wir dankend entgegen, verstauen es aber weit weg von uns, wollen es löschen, weil nichts davon aufhören soll – denn wir fühlen, mit Berechtigung und ohne schlechtes Gewissen und real und es ist nicht alles nur in unseren Köpfen.


© Acromania Intoleranz


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Beschreibung des Autors zu "Gedankenspiel - Part 1"

Erster Part (obwohl sie unabhängig voneinander existieren könnten, wenn sie wollten) von Gedankenspielen und Wortzaubereien.

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