Der Wind war kühl, er streifte Lisa ihre Wange. Es war ein schönes Gefühl, wie der Wind durch ihr Haar wehte, dabei musste Lisa ein wenig lächeln. Vielleicht war es auch der Moment, der sie zum lächeln brachte, denn gleich würde alles vorbei sein. Der Ärger, die Wut, die Einsamkeit, in wenigen Minuten wäre alles vorbei, nichts würde bestehen bleiben. Lisa ging langsamen Schrittes nach vorne, sie hatte leichte Bedenken, aber es war entschieden, für sie gab es kein zurück mehr. Bei jedem Schritt überlegte sie sich, wie es so weit gekommen war. Was war passiert? Wieso musste es soweit kommen? Eigentlich konnte Lisa sich nicht mehr daran erinnern, wann es anfing. Ab wann begann die Einsamkeit in ihr zu wüten? Lisa blieb kurz stehen und überlegte, es wollte ihr einfach nicht einfallen, wann das alles begonnen hatte. Wann hatte sich die Uhr in ihrem Leben aufgehört zu drehen? Wann war ihr alles egal geworden? Wann beschloss sie das Ende ihres eigenen jämmerlichen Lebens?

 

Ich erinnere mich, damals war ich gerade in die Schule gekommen. Der Sommer war sehr heiß und ich war sehr glücklich, denn endlich war ich groß. Endlich durfte ich in die Schule gehen. Ich weis noch, dass mein Schulranzen fast die gleiche Größe hatte wie ich selber, er war sehr schwer, doch das machte mir nichts aus. Katzen, viele Katzen waren auf ihm abgebildet, alle in grau gehalten. Ich wusste noch, dass eine der Katzen eine Schleife besaß. Welche Farbe hatte die Schleife? Violett? Jedenfalls sahen die Katzen so echt aus, dass ich sie streicheln wollte. Aber sobald ich die Katzen berührte, merkte ich, dass es doch nur ein Aufdruck war. Katzen waren schon immer meine Lieblingstiere gewesen. Leider wuchs ich ohne Tiere auf, meine Mutti erlaubte so etwas nicht. Deswegen war ich so glücklich als ich diesen Schulranzen bekam, endlich hatte ich nicht nur eine, sondern gleich drei Katzen, die mich jeden Tag zur Schule begleiteten. Damals war noch alles gut, noch alles unschuldig, doch ich wusste nicht, wie gemein Kinder sein konnten.

Der erste Schultag, ich war so nervös. Würde ich schnell Freunde finden, wie war meine Lehrerin? Würde ich gut in der Schule sein, war es schwer?

Als ich an der Schule ankam, sah ich dieses große monströse Gebäude an und bekam etwas Angst. War ich wirklich hier oder war es nur ein Traum?

Ich atmete tief durch und ging durch die große Doppeltür. Rechts neben der Tür standen die Schuhschränke, in der Schule waren Straßenschuhe nämlich verboten. Jeder Schüler besaß Hausschuhe. Ich suchte die Regale nach meiner Klasse ab. Es dauerte nicht lange, bis ich sie fand. Ich stellte meine Straßenschuhe ab und zog die Hausschuhe an, die meine Mutti mir mitgab. Ich sah mich im Flur um, die Schule bestand eigentlich aus 2 Schulen, man nannte sie 1/1 und 1/2. Die Hälfte der Schule war mit Teppich ausgelegt, das war unsere Seite. Die 1/1 war ohne Teppich, auf dieser Seite hatten wir nichts verloren, nur die Lehrer durften in den anderen Teil der Schule.

Dann klingelte es plötzlich und ich rannte in meinen Klassenraum. Dafür musste ich 2 von 3 Treppen im ersten Korridor nach oben. Als ich im Raum stand, waren schon alle da und sahen mich an. Schnell setzte ich mich auf einen freien Platz am Fenster und seufzte, nun konnte meine Schulzeit anfangen.

Die Lehrerin fing an zu reden und stellte sich zunächst vor. Sie war etwas dick und klein geraten, sah jedoch sehr streng aus. Ihre Stimme war rau, wie die eines Mannes, aber mir wurde später erklärt, dass es sich um eine Raucherstimme handelte.

Danach wurde uns die Schule und deren Räume gezeigt und wir bekamen noch eine kleine Zuckertüte zum Start.

Nachdem wir unseren Stundenplan bekommen hatten, begann die Vorstellungsrunde. Wieder bekam ich Angst, jeder musste aufstehen, sich kurz vorstellen und die Fensterreihe fing an, also waren 2 Kinder vor mir dran.

Als ich an der Reihe war, stand ich auf und sah mich in der Klasse um, meine Hände zitterten, ich hatte noch nie vor so vielen sprechen müssen.

„Ich bin Lisa Schuhmann ….“

„Sprich lauter, damit alle dich verstehen.“ unterbrach mich die Lehrerin.

Ich räusperte mich und fing nochmal an, mein Herz klopfte wie wild.

„Ich bin Lisa Schuhmann und bin 7 Jahre alt. Ich wohne mit meiner Mutti zusammen und habe keine Geschwister.“

Ich setzte mich schnell wieder, doch alle sahen mich an. Mir war total unwohl, wenn mich alle ansahen.

„Wir machen weiter.“ sagte die Lehrerin knapp und der Junge hinter mir stand auf.

Als alle fertig waren und es endlich klingelte, war ich erleichtert, nun durften wir nach Hause gehen.

Ich stand auf und wollte meinen Platz verlassen, als eine Gruppe von Mitschülern mir den Weg versperrte.

„Was machst du hier? Wir wollen keine Ausländer, geh dort hin zurück, wo du herkommst.“

„Ich bin kein Ausländer.“ sagte ich, obwohl ich nicht einmal wusste, was ein Ausländer war.

„Guck dich doch an, du siehst ganz anders aus als wir, du kannst nur ein Ausländer sein. Wir wollen dich hier nicht, also hau ab.“

Ich wurde wütend und ballte meine Hände zu Fäusten.

„Lasst mich bitte in Ruhe.“ sagte ich mit angestrengter Stimme.

Einer der Jungs lachte.

„Was war das? Ich versteh dich nicht, sprich lauter.“ sagte er und versuchte dabei die Lehrerin nachzumachen.

Sie lachten, dann schubste mich einer zur Seite, als ich versuchte mich durchzudrängen.

Endlich wurde die Lehrerin auf uns aufmerksam und die Kinder ließen mich in Ruhe.

Nun nahm ich schnell meine Sachen, lief hinunter zum Schuhregal, tauschte meine Hausschuhe gegen meine Straßenschuhe und ging aus dem Gebäude heraus. Auf dem großen Schulhof gingen die Sticheleien leider weiter.

Meine Mitschüler folgten mir, lachten über mich, machten Faxen. Sie schubsten mich, beleidigten mich, sagten ich sei hässlich, ein hässlicher Ausländer. Ich solle aus Deutschland verschwinden, ich wäre unerwünscht.

Als das Schultor näher kam, ließen sie mich in Ruhe, denn dort standen die Eltern, die ihre Kinder abholen wollte.

Ich sah meine Mutti und rannte zu ihr, nur weg von der Schule. Wie immer begrüßte sie mich mit einem Lächeln und fragte, wie denn die Schule war. Ich sagte ihr, was passiert war und fragte sie, was denn ein Ausländer sei. Sie sagte das wären Menschen, die nicht in Deutschland geboren wurden.

„Bin ich ein Ausländer?“ wollte ich wissen.

„Nein, du bist kein Ausländer. Dein Papa ist Ausländer, deswegen siehst du etwas anders aus als die anderen Kinder.“ sagte sie beschwichtigend.

Mein Papa, den ich nie in meinem Leben gesehen hatte war Ausländer und ich sah ihm ähnlich. Ich hatte seine braunen, mandelförmigen Augen und seine braune Haut, dazu noch fast schwarzes langes Haar. Eigentlich war ich ein niedliches kleines Mädchen, doch seit diesem Tag hasste ich mein Aussehen.

Jeden Tag durfte ich mir Beschimpfungen anhören, fing oft an zu weinen, was natürlich nur noch mehr dazu führte, dass sie mich auslachten. Einmal schlug ich einen Jungen, der mich ärgerte mit meiner Sporttasche, dafür trat er mir in den Bauch. Man konnte sogar deutlich seinen Fußabdruck auf meinem Shirt erkennen.

Natürlich ging meine Mutti zur Schule um sich zu beschweren, der Junge mit seinen Eltern war ebenfalls dabei. Er erklärte unserer Lehrerin, dass ich ihn zuerst geschlagen hätte. Ich sagte, dass er mich geärgert hatte, doch die Mutti von dem Jungen sah mich nur böse an.

„So etwas würde mein Junge nicht tun, er ist gut erzogen“ das waren die Worte, die ich ständig hörte, wenn ich mich rechtfertigen wollte.

Immer wieder kam es mit anderen Kindern zu solchen Auseinandersetzungen und immer wieder war ich beteiligt. Der Lehrerin schien es zu nerven, dass ständig Beschwerden kamen, sie tadelte mich sogar, ich solle mich mit meinen Mitschülern vertragen und nicht ständig Ärger machen. Ich wurde immer wieder als Lügnerin abgestempelt, irgendwann sagte ich deshalb nichts mehr, ich wehrte mich nicht mehr, ließ die Schikanen über mich ergehen. Meine Mutti meinte, ich solle immer die andere Wange hinhalten und so tun, als sei es mir gleichgültig, irgendwann würden sie dann aufhören. Aber das war nicht so, es ging viele Jahre so. Immer wieder kam ich mit blauen Flecken nach Hause, doch wenn man mich fragte, woher ich die hatte, sagte ich nur, ich sei gestolpert, ich sei hingefallen oder hätte mich gestoßen. Nie sagte ich Namen, denn es hatte ja eh keinen Sinn, niemand glaubte mir.

Aber nicht nur die Kinder ärgerten mich, selbst die Lehrer sahen mich manchmal komisch an. Ich weiß noch wie wir ein Sportfest hatten und ich durch eine Röhre kriechen musste, als ich draußen war, war meine Klasse verschwunden. Niemand hatte auf mich gewartet, die Lehrerin hatte sie einfach weiter geführt. Es dauerte zwar nicht lange, bis ich sie wiederfand, aber dennoch fühlte ich mich traurig und allein gelassen.

Natürlich gab es auch gute Erinnerungen, doch komischerweise erinnert man sich nur an die Schlechten.

So ging es Jahre lang weiter, bis ich in die 5.Klasse kam, denn dort waren wir auf einmal wieder die Kleinen. Eine neue Schule und alle waren älter, größer und stärker. Wir wurden aufgeteilt und neu zusammengefügt, so entstanden neue Klassen mit neuen Mitschülern. Vielleicht konnte ich nun endlich neu anfangen, außerdem waren die Schüler jetzt reifer, vielleicht würde es mir ab sofort besser gehen. Jedenfalls dachte ich das und am Anfang war es auch so. Unsere Klasse hielt zusammen, denn niemand wollte alleine auf dem Schulhof stehen. Wir hörten, dass die großen Schüler die Kleinen in die Mülltonnen steckten, ihre Köpfe in die Toiletten hielten, andere wurden so verprügelt, dass sie ins Krankenhaus mussten. Natürlich waren das alles nur Geschichten, aber Kinder glaubten halt alles. Es dauerte nicht lange, bis ich sogar Freunde fand, nicht viele, aber ich gehörte endlich zu jemanden. Leider hatten mich die Jahre geprägt, ich war schüchtern, unsicher und sagte kaum etwas, denn ich wollte nichts falsch machen. Ich wollte nicht wieder ausgelacht und ausgegrenzt werden.

 

So fing alles an, Lisa seufzte, als sie sich daran erinnerte. Sie erinnerte sich noch an so vieles mehr aus der Grundschule, an Beleidigungen, Übergriffe und Demütigungen, doch ihre Mutter meinte immer, es wären nur Kinder, die nicht wissen, was sie sagten. Sie solle nicht drauf hören, doch wie sollte das gehen? Lisa schaffte es zwar, damit gleichgültig umzugehen, aber trotzdem zerrte und nagte es an ihr. Schließlich war sie noch ein kleines zerbrechliches Kind gewesen. Man konnte sich einreden, es störe einen nicht, man konnte anderen ein Lächeln zeigen, aber keiner wusste, wie es in ihr drinnen aussah, wie fertig und kaputt sie eigentlich war.

 

Doch der Frieden hielt nicht lange, die Schüler fanden schnell neue Sachen um mich zu ärgern. Erst meine Brille, dann meine Art zu sprechen. Ein Mitschüler lachte mich irgendwann aus und meinte ich sei so hässlich wie eine Schildkröte. Danach hatte ich meinen Spitznamen für viele Jahre, später wurde noch dazu gedichtet, ich spreche und bewege mich langsam. Es gab einige, die mich nachmachten, auf spöttische Art und Weise. Und wenn sie mich nicht ärgerten, ignorierten sie mich, ich war also wieder ganz am Anfang angekommen. Einmal fragte ich einen Jungen nach den Hausaufgaben, dieser sah mich verwirrt an und sagte nur „Hau ab Schildkröte“, irgendwann wollte ich mit niemanden mehr sprechen. Meine Freunde zogen mit den Jahren auch weg, meistens blieb mir immer nur ein Mädchen, mit dem ich mich anfreundete, doch ein oder zwei Jahre später, wechselte sie meistens die Schule. In der 8. Klasse fand ich eine alte Freundin, die ich aus dem Kindergarten kannte, doch während der Schulzeit hatten wir uns verloren und auseinander gelebt. Wir näherten uns wieder an und wurden sehr gute Freunde. Ich wurde auch Mitglied einer Clique, oder eher das Anhängsel. Meine Freundin war Mitglied, ich war nur dabei, weil ich ihre Freundin war, doch merkte man den anderen an, dass sie nichts mit mir zu tun haben wollten, aber mir ging es ähnlich. Diese Mädchen waren oberflächlich und dumm, anders konnte man sie nicht beschreiben. Sie kümmerten sich um das, was andere von ihnen hielten, sie rannten den Jungs hinterher, schminkten sich. Sie waren so anders als ich selbst, ich schminkte mich nicht, oder selten, weil es mir nicht gefiel. Dazu muss ich aber sagten, dass es mir nie jemand beibrachte oder mir zeigte, wie man sich schminkte. Und wenn ich mich schminkte, wurde mir gesagt, ich sähe aus wie ein Clown. Was die anderen von mir hielten, war mir egal geworden, mit den Jahren stumpfte man ab, jedenfalls sagte ich mir das ständig, aber mittlerweile weiß ich, dass es nicht so war. Die Schikanen quälten mich immer noch, aber ich lächelte, ich lachte, ich tat so, als sei es mir egal. Ich tat so, als sei mir jeder andere Mensch egal, vermutlich ließen sie mich deswegen immer öfters in Ruhe. Schließlich gab es keine Interaktionen mehr, keinen Blickkontakt, ich lieferte niemanden mehr Stoff, um mich zu ärgern. Mit meiner Freundin hatte ich viele glückliche Momente, doch trotzdem gab es Zeiten, in denn ich mich verkriechen und weinen wollte.

Später, als meine Freundin auch wegzog und ich wieder alleine war, erkannte ich, wieso mich keiner mochte. Ich musste versuchen anders zu sein, als ich war, ich dachte, wäre ich nicht mehr ich selbst, würden die anderen mich vielleicht mögen. So kam eine Zeit, in der ich mir selbst mehrere Persönlichkeiten gab. Ich fing an über mich zu lügen, verschwieg Tatsachen, die andere nicht mochten, freundete mich so mit einigen an, oder besser gesagt, ich kam besser mit ihnen aus. So wurde aus einem Ich, mehrere kleine Ichs, die zwar alle zu mir gehörten, doch keines war richtig, denn in jedem Ich hatte ich andere Interessen, andere Hobbys. Ich versuchte, den anderen zu gefallen. Vereinfacht erklärt, jeder kannte eine andere Seite von mir, aber niemand kannte mich richtig. Mit dem einen redete ich über die Schule, wie dumm alles war, dem anderen gab ich meine Aufzeichnungen zum Abschreiben. In Tests ließ ich von mir abschreiben, oder schrieb von anderen ab, weil ich es selbst nicht wusste, obwohl ich eigentlich immer ehrlich war. Ich hatte keine Lust zu lernen und bekam schlechte Noten, denn so konnte ich darüber mit anderen reden. Ich ließ mich zu Dingen überreden, die ich eigentlich nicht tun wollte, nur um dazuzugehören. Am Anfang war es anstrengend, mich immer anders zu verhalten, doch irgendwann war es einfacher als dachte. Es war alltäglich geworden, aber das Problem dabei war, dass ich bald nicht mehr wusste, wer ich wirklich war.

 

Diese Erinnerungen brachten Lisa zum schluchzen, niemand konnte wissen, wie schwierig ihr Leben war. Immer jemanden etwas vorzuspielen, nur um anderen zu gefallen, seine eigene Vergangenheit zu leugnen, sich selber zu verlieren war das Schlimmste, was einem passieren konnte. Sie war schon immer sehr emotional, es brauchte nicht viel und sie würde zerbrechen. Doch das wollte Lisa nicht zulassen. Wenn ihr niemand helfen konnte, dann gab es kein Zurück mehr.

Lisa sah über die Brüstung und versuchte ihre Tränen herunterzuschlucken. Unter ihr auf dem Gehweg liefen ein paar Leute, trotz dass es schon so spät war. Ab und zu fuhr ein Auto vorbei, sie sahen alle so klein aus. Noch ein paar Schritte, dachte Lisa und wollte sich Mut machen. Es gingen ihr zahlreiche Fragen im Kopf herum. Würde man sie wohl vermissen? Würde man um sie trauern? War es vielleicht allen egal? Würde sich jemand die Schuld daran geben? Ihre Mutter war wahrscheinlich die Einzige, die weinen würde, denn wie sollte man um einen Menschen weinen, wenn man ihn nicht wirklich kannte. Lisa hatte es schließlich nicht zugelassen, dass jemand ihr näher kam, dass jemand sie so kennenlernte, wie sie wirklich war.

Dann lächelte sie, eigentlich war es lustig, wie sie sich selber verleugnet hatte, niemand außer sie selbst war daran Schuld, auch wenn sie gerne jemanden die Schuld geben wollte, fiel ihr niemand ein. Die Tatsache war, dass die Vergangenheit sie geprägt hatte, und um nicht den gleichen Fehler zu begehen, hatte sie sich selbst belogen und verraten, nur um anderen zu gefallen. Eigentlich war es lächerlich, als sie jetzt daran dachte, wie konnte sie das nur tun? Wie konnte sie sich so verändern, dass sie selber nicht mehr wusste, was richtig und was falsch war?

Lisa kletterte auf die Brüstung, atmete noch einmal tief ein, stellte sich hin, schloss die Augen, streckte die Arme zur Seite aus. Aus ihren geschlossenen Augen drangen Tränen, sie bereute alles, was sie getan hatte. Sie bereute, dass sie so geboren wurde, sie bereute ihre Machtlosigkeit, doch diesen einen Moment, den bereute sie nicht. Der Wind wehte ihr durch das Gesicht, durch die Tränen fühlte er sich kalt an der Wange an, doch sie war glücklich, dass sie es spüren konnte. Schließlich hatte sie lange Zeit so getan, als wenn sie gar keine Gefühle oder Emotionen hatte. Nun, da sie die Kühle auf ihrer Haut spüren konnte, wusste Lisa, dass sie doch noch lebte …

 
Ende


© Lysann Blackmoon


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Kommentare zu "Einsamkeit"

Re: Einsamkeit

Autor: Angélique Duvier   Datum: 15.05.2022 12:45 Uhr

Kommentar: Liebe Lysann, Deine Geschichte zieht in den Bann!

L.G.

Angélique

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