Als ich noch in Saarbrücken lebte, das ist schon eine ganze Zeit her, zog ich aus dem Studentenheim in mein erstes, eigenes Apartment. Es war eine reine Wohngegend, ansonsten gab es nur eine Kneipe und ein Tabakladen.
Dann, kurz nachdem ich eingezogen war, ging ich zum ersten Mal in diesen Tabakladen, um meine luxemburgischen Ducal-Zigaretten zu kaufen. Ich öffnete die Tür, ein Glöckchen bimmelte, ich trat ein, aber es war niemand zu sehen Aber im Hintergrund stand eine Tür halb offen, und ich hörte zwei Frauenstimmen erregt miteinander zu streiten.
Dann kam eine Frau herein, ca. in meinem (damaligen) Alter, und sie sagte zu mir: "Es tut mir leid, dass Sie diesen Streit mit meiner Mutter mitbekommen haben. Aber ich kann ihr einfach nichts recht machen."
Dann sagte ich: "Ja, das ist eine Hypothek, die man nie abtragen kann."
Dann schaute sie mich mit großen Augen an, halb verblüfft, halb erschrocken, und sagte: "Da haben Sie recht! Da haben Sie vollkommen recht!"
Ich nickte nur, und wandte mich um, um zu gehen. Ich spürte ihren Blick auf meinem Rücken.
Nachdem ich die Tür hinter mir zugezogen hatte, dachte ich: Das war kein Zufall. Da hatte irgend eine Höhere Macht die Hand im Spiel. Irgend etwas oder irgend jemand wollte, dass ich für wenige Sekunden in das Leben dieser Frau trete, um ihr einen seelischen Schubs zu geben, damit sie sich von ihrer Mutter löst und ein eigenes Leben anfängt.
Ich glaube an solche Phänomene, auch wenn es Leute gibt, die nur darüber lachen.
Mir hat vor vielen Jahren mal ein Mensch über Gott gesagt: Ich glaube, es ist uns nur ein kurzer Blick auf den Saum seines Gewandes vergönnt.
Kommentar:Liebe Maid Marion,
"Saarbrücken" war das Stichwort, um deinen Text zu lesen :)
Deine nachdenkliche Geschichte liefert reichlich interessanten Diskussionsstoff.
Liebe Grüße,
Ikka
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Tage eilen in grauen Kleidern
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glaube zu schweben, eingehüllt
in einem Mantel aus Licht.
Ich habe noch viel vor
und halte die Uhren an,
doch das Leben läuft [ ... ]
Strahlend wärmt der Sonnenschein nach dürstend, finsterer Zeit.
Licht und Wärme streichelt alle Sinne, die wir haben.
Ein Märchen scheint erwacht zu sein, in einem bunten Kleid.
Des Lebens [ ... ]
Gevatter Tod, -unsichtbarer Geselle,
verbreitest bisweilen Angst und Schrecken,
stehst von Anbeginn schon vor der Tür,
gehst neben mir, trittst an des Lebens Stelle.
„Schau doch wie die Bäume blühen“
flüstert mir mein Freund ins Ohr.
„Siehst du wie die Jahre ziehen?!“
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aber er geht nicht drauf ein,
denn er lässt [ ... ]