Ein Treffen mit meinem Star

Man hört ja oft, dass, wenn man mal seinen Superstar, seinen Helden, der dies aus den verschiedensten Motiven sein kann, wie beispielsweise seinen Songs, sein Aussehen oder seiner Taten, trifft, ist er oft ganz anders als man es sich in seien Träumen erdacht und erhofft hat. Dann treten diese Personen sehr arrogant und eingebildet auf, weil sie ja schließlich jemand Besseres sind, sonst würde man sie ja auch nicht bewundern, und man ist ganz erstaunt, enttäuscht, verärgert darüber, dass diese Person, die man doch immer so verehrt und geliebt hat, in Wirklichkeit ein wirkliches Arschloch ist. Aber manchmal sind diese Stars auch ganz normal, Menschen eben, und dann ist man als Fan von dieser Erkenntnis auch enttäuscht, weil man sich ja erhofft hatte, der Person, die man aus dem Fernsehen- heute wohl eher dem Internet- kennt, zu begegnen. Doch dann stellt sich halt raus, dass das, was man aus den Medien kennt, nur eine Kunstfigur für die Bühne ist und die Person, die sie verkörpert, jemand ganz anders ist. Tja und manchmal macht man als Fan die Erfahrung, dass die Menschen, die man schon lange in irgendeiner Form, aus welchem Grund auch immer, bewundert, wirklich echt ein toller Mensch sind und, dass all das, was man sich erhofft hatte, bei weitem übertroffen wird. Ich darf mich glücklicherweise zur letzteren Kategorie zählen.

Vor ein paar Tagen bin ich auf dem Konzert meiner Lieblingssängerin gewesen. Abgesehen davon, dass sie eine tolle und hübsche Frau ist, schreibt sie vor allem Texte und Lieder generell, die mir aus der Seele sprechen. Sie auf der Bühne zu sehen, war echt ein unglaubliches Erlebnis! Wie sie voller Elan und schier unendlicher Energie performt, wie man heutzutage wohl sagt, die ganze Bühne mit ihrer unvergleichlichen Stimmenpräsenz füllt und ihr Publikum mit ihren persönlichen Geschichten, die sie nicht nur in ihren Liedern, sondern auch in eigenen Kommentaren zwischen den Songs, erzählt, in ihren Bann zieht, ist unfassbar! Dann als das letzte Lied erklang, denkt man: „Bitte geh noch nicht! Sing uns doch noch etwas.“ Doch natürlich muss alles Schöne irgendwann ein Ende haben, sonst würden wir es ja als solches nicht mehr identifizieren können. Aber dann ist das Schöne doch noch nicht vorbei! Denn dann trifft man sie plötzlich noch nach dem Konzert! Sie hatte dies zwar schon im letzten Satz auf der Bühne angekündigt. Aber sie dann so nah vor dir zu sehen, ist dann noch mal etwas anderes.

In dem Moment, als sie dann auf einmal um die Ecke kam, war ich einfach nur noch baff. Ganz erstaunt, verblüfft, fast unglaublich, sie, meine Lieblingssängerin, vor mir zu sehen, war für meinen Verstand einige Minuten lang nicht fassbar. Wie ein Kind an Weihnachten, das sein lang ersehntes Geschenk vor Augen hat, stand ich dort und konnte nicht begreifen, dass sie nun vor mir stand. Nachdem die erste Schockverblüffung vergangen war und mein Gehirn realisiert hatte, dass das, was meine Augen sahen, die Wahrheit, die Realität war, begriff ich, dass ich nun die einzigartige Chance hatte, nicht nur ein Autogramm oder ein Foto von und mit ihr zu erhaschen, sondern ich konnte auch, ein paar Worte mit ihr wechseln, ihr sagen, was ich ihr schon immer hab sagen wollen. Während ich dann auf die Gelegenheit, als dies zu tun, wartete, weil ja auch noch andere Fans mit ihr in Kontakt treten wollten, überlegte ich mir, wie ich ihr das, was ich ihr sagen wollte, in Worte fassen könnte. Denn natürlich würde ich nur wenig Zeit haben, um mit ihr zu sprechen, und, wenn ich schon mal die Gelegenheit hatte, wollte ich natürlich auch Eindruck schinden, besonders angesichts einer Poetin wie sie, die mit Worten so gut umgehen kann. Und dann, endlich der Moment! Ich traf auf sie! Während sie mir die Konzertkarte unterschrieb, sagte ich ihr, dass sie für mich die einzige in unserer Zeit ist, die noch vernünftige Texte schreibt, und sie reagierte darauf, in dem sie mir sagte, wie süß ich doch sei. Welch Botschaft für diese ach so geschundene Seele! Meine Lieblingssängerin hatte mir gesagt, ich sei süß, auf ein Kompliment, dass ich ihr machen konnte. Mein Herz erblühte und mein Gesicht strahlte wie der hellste Stern am Himmel dieses Abends. Und dann die Gelegenheit beim Schopfe ergreifen! Ich bat sie um ein Foto und innerhalb von drei Sekunden, fand ich mich durch sie umarmt wieder und mein Arm war um sie gelegt! Ich im Paradies! Dieses Gefühl würde mir keiner mehr rauben können und zumal wurde dieser unvergleichliche Moment dann noch auf einem Bild verewigt. Unglaublich! Und dann, ich erwarb ein Poster von ihr, das sie mir wiederum unterschrieb, und ich konnte diesen Moment noch einmal für einen kleinen Wortaustausch mit ihr nutzen: Ich berichtete ihr, welches ihrer tollen Lieder mein Liebstes ist, und sie wiederum erwiderte ein: „Du bist aber süß!“ Und wieder war mein Herz entzückt. Und wieder fand ich mich im momentanen Paradies wieder.

Dann kam der Moment, in dem ich fort ging und erst einmal richtig realisierte, was ich so eben erzählt habe. Der Blick auf das gemeinsame Foto ließ und lässt noch mein ganzes Gesicht funkeln, strahlen! Ein unglaublich großes Glücksgefühl durchströmt jedes Mal meinen ganzen Körper, wenn ich das Bild sehe. Ich wollte nach dem Konzert die ganze Welt umarmen und jedes Mal, wenn ich dieses Foto sehe, kommt diese Sensation in mir wieder hoch. So schön war und ist es! Welch Erinnerung! Welch Erlebnis! Welch schöner Moment! Eines wurde mir an diesem Abend klar: Ja, das Leben ist meistens beschissen! Aber man darf nicht die Hoffnung verlieren, denn irgendwann, egal wie viel Scheiß man erlebt, irgendwann kommt dann wieder etwas Gutes, wie bei mir das Konzert, das Treffen mit meinem Star. Man muss wohl mehr darauf vertrauen, dass alles gut geht, optimistischer sein. Und das will ich versuchen, wirklich, auch, wenn ich eigentlich eher nicht so der Typ für so etwas bin, weil ich Realist bin, durch und durch, und schon oft vom Leben enttäuscht worden bin! Aber trotz allem, will ich versuchen optimistischer zu sein, mehr zu vertrauen! Ich mein, ich weiß, dass trotz Vertrauen und Optimismus die Möglichkeit besteht, dass man beispielsweise nie die große Liebe findet oder tatsächlich nicht mehr nach Paris fährt. Aber ich will es versuchen! Ich will es wirklich versuchen! Ich bin dankbar für diesen Abend, dankbar für das Konzert und das Treffen mit ihr! Natürlich weiß ich, dass ihre Worte vielleicht teilweise nur nette Floskeln sind, die ein Star aus Nettigkeit auf ein Kompliment erwidert. Das macht man eben so, wenn man ein Kompliment erhält. Aber trotzdem, es hat mir gut getan so etwas mal zu hören und dann auch noch von ihr. Also haben ihre Worte eine positive Wirkung erzielt und mich erfreut. Und das ist doch das Wichtigste! Besser so, als niemals solche Worte, und dann auch noch aus ihrem Mund, gehört zu haben!


© Jacques Bernard


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