Die Farbe grau steht für Trauer. Und Trauer ist der Schmerz, der die Seele im sekundentakt zerreißt.
Sie stampfte durch den knietiefen Schnee und spürte, wie die Kälte sie wie einen Mantel umschloss. Einen festen Mantel, der jegliche Möglichkeit des Entkommens verhinderte. Er saß so fest, dass jeder Atemzug schmerzte.
Leichter Wind ließ einzelne Strähnen ihres goldblonden Haares in der Luft tanzen und ermöglichte es ihnen sogar für einige Sekunden anmutig in der Luft zu schweben.
Das einstige Lächeln, welches bei so einem Anblick ihre Lippen umspielt hätte, war verschwunden.
Es lag versteckt, irgendwo in der Ferne, wo noch nicht einmal eine Fingerspitze hingelangte.
Sie blieb stehen und ließ ihre braunen Augen die Berglandschaft entlang wandern. Es war Mitte Dezember und der Schnee fiel jeden Tag. Jeden Tag sammelten sich einige Zentimeter Schnee auf den Boden und bildeten eine neue weiße Schicht, die es schwer machte hindurch zugehen.
Das 20-jährige Mädchen atmete tief ein und ging weiter. Jeder Schritt wurde schwerer, aber dies hinderte sie nicht daran zu ihrem einzigen Rückzugsort zu kommen, der ihr noch geblieben war.
Weiter Minuten vergingen, bis sie es endlich in der Ferne sah. Sie beschleunigte ihre Schritte und sah es und vor sich. Langsam trat sie näher an die kleine Hütte heran und öffnete vorsichtig die Tür. Seit einiger Zeit schon war dies der einzige Ort, an dem sie sich wohl fühlte, an dem sie einfach lächeln konnte.
Es war ein einziger räum, der jedoch sehr gemütlich eingerichtet wurde. In der Mitte des Zimmers stand eine Couch und davor ein kleiner Tisch. Zu ihrer rechten befand sich die Küche und zu ihrer linken en Schrank. Sie zog sich die Jacke aus und ging zur Küche, um sich eine heiße Schokolade zu machen.
Früher war sie jeden Winter hier. Gemeinsam mit ihrer Mutter…
Ja, ihre Mutter. Bei diesem Gedanken sammelten sich einzelne bittere Tränen in ihren Augen, die sie jedoch sofort wegwischte.
Mit der Tasse in der Hand setzte sie sich auf die Couch und dachte wie immer an all die schönen Momente, die sie hier zusammen erlebt haben.

„Hey, Mama! Schau, schau ich hab es geschafft. Die Zeichnung ist fertig.“, rief sie aufgeregt.
Nach Wochen hatte sie es hinbekommen den Berg in all seiner Pracht zu zeichnen. Sie würde niemals vergessen, wie fröhlich ihre Mutter zu diesem Zeitpunkt gewesen ist; wie stolz sie war. Und vor allem wie dies sich in ihren Augen wieder spiegelte. Das Lächeln welches ihre Grübchen offenbarte, fühlte sich magisch an. Das Grübchen, welches sie von ihr geerbt hatte. Diese waren schon immer die Lieblingssache an ihrem Gesicht gewesen, weil sie ihr zeigten, wie ähnlich sie ihrer Mutter eigentlich ist.
Sie dachte an die Umarmung danach zurück und wie sie ihrer Mutter dann bis spät in die Nacht erzählt hatte, dass sie Künstlerin werden wollte und wie sie dann über ihre gemeinsame Zukunft redeten. Die Wärme und Zuneigung, die sie spürte und all die zärtlichen Worte ihrer Mutter, bereiteten ihr Gänsehaut. Damals war sie 12

Wieder in der Wirklichkeit angekommen, öffnete sie ihre Augen und blickte nach rechts. Dorthin, wo ihre Mutter vor 8 Jahren saß. Seit Wochen schon, kommt sie immer wieder her her und denkt an die Zeit damals zurück. Wie es war, bevor ihr Leben zerstört wurde. Sie hatte niemanden mehr, niemanden…

„Mom, sie antwortet mir einfach nicht. Ich habe sie angerufen und ihr geschrieben UND mich sogar schon entschuldigt. Aber nichts! Keine Antwort…Was soll ich denn jetzt machen?“, fragte sie als ihre beste Freundin sauer auf sie war, weil sie ihren Geburtstag vergessen hatte.
„Ihr seid beste Freundinnen . Und das seit dem Kindergarten. Natürlich ist sie sauer. Aber glaub mir, sie hat dich unglaublich lieb und wird dir mit Sicherheit verzeihen. Gib ihr einfach etwas Zeit. Entspann dich und ruf sie in ein paar tagen noch einmal an.“, war ihre Antwort. Sie tat dies und es funktionierte. Ihre Mutter hatte immer die besten Ratschlage. Immer. Jetzt müsste sie Ratschläge leben. Damals war sie 15.

Aus einer weiteren Erinnerung erwacht, trank sie einen Schluck von ihrer heißen Schokolade und strich siech eine lästige Strähne hinter ihr rechtes Ohr.
Sie lässt ihren Blick herumwandern und sieht einzelne Bilder von ihrer Mutter und sich selbst. Ihre Augen blieben an einem hängen, welches neben der Tür aufgehängt wurde. Es zeigt wie sie lachend auf der Couch sitzen und ihnen Freudentränen kommen. Sie konnte sich noch genau an diesen Moment erinnern.

„Warte, Mom! Ich mache das Bild!“, rief sie ihrer Mutter lachend zu.
„Nein, ich mache es! Wirst schon sehen!“, antwortete diese nur.
Sie lachten und kitzelten einander um die Kamera in die Hände zu bekommen. Jede wollte das Bild selbst machen.
Und während ihrer Mutter die Hand nach der Kamera ausstreckte, die sie in den Händen hielt, drückten ihre Finger auf den Auslöser und schossen das Bild.
„Das ging aber schnell!“, lachte ihre Mutter nur und betrachtete das Bild. Es war einfach perfekt und würde für immer ihre Freude zu diesem Zeitpunkt wieder spiegeln und allen Betrachtern zeigen, welch eine fröhliche Person ihre Mutter gewesen ist.
Damals war sie 18.

Nun flossen ihre Tränen unaufhörlich. Egal wie oft sie sich über die geröteten Wangen strich und diese zu trocknen versuchte, es funktionierte einfach nicht. Immer mehr salzige Tränen bildetet sich und fielen langsam hinunter, direkt auf die Couch. Wieso musste alles nur so kommen? Wieso ausgerechnet ihre Mutter? Sie verstand es einfach nicht, sie wollte es nicht verstehen! Immer wieder stellt sie sich diese Fragen und nie erhält sie Antworten. Nie!
Sie weinte. Versuchte all den Schmerz durch ihre Tränen auszudrücken. Aber nichts funktionierte.
Es heißt, dass wenn man die Augen schließt, dass man in diesem ganz kurzen Moment das sieht, wonach sich das Herz am meisten sehnt.
Und wenn se die Augen schloss, sah sie das Bild ihrer nun toten Mutter.

Schreibt mir doch bitte, wie die Geschichte ist. :)
und lest euch gerne meine anderen durch.


© sweeties story


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