„Hey, du da. Was hast du hier zu suchen? In unserem Dorf ist kein Platz für Abschaum wie dich. Gehe dahin zurück wo du hergekommen bist.“
Stundenlang saß er auf der Mauer an der Ortszufahrt. Kaum jemand verirrte sich noch dorthin. Aber jetzt kam dieser Fremde auf einem Fahrrad und wollte doch tatsächlich in diese Ortschaft hinein. In SEINE Ortschaft, SEIN Revier. Das konnte er nicht zulassen.
„Verschwinde, du hast hier nichts verloren, dieses ist ein anständiges Dorf.“
Der Fremde beachtete ihn nicht und versuchte, eilig, vorbei zu radeln.
Doch ihm wurde der Weg versperrt.
„Ach, der Herr ist sich auch noch zu fein um mich zu beachten. Mit deinem feinen Anzug und dem teuren Fahrrad fühlst du dich vielleicht noch als etwas Besseres. Wie fühlt es sich denn an, wenn man unseren Leuten den Arbeitsplatz wegnimmt? Niemand will mich mehr haben, weil Ihr euch in unser Land hineindrängt.“
Noch während er das sagte, stieß er den Mann vom Fahrrad, schlug und trat auf ihn ein. Seinen ganzen Zorn, den ganze Frust, seine Verzweiflung und seinen ganzen Hass lies er jetzt freien Lauf. Als sich der Fremde nicht mehr rührte, trat er ihn in den Straßengraben und warf seine Tasche, die dieser auf dem Gepäckträger mit sich führte, hinterher.
„Genau, dort gehörst du hin, du widerliche Missgeburt.“
Dann griff er sich dessen Fahrrad und fuhr nach Hause.
Voller Stolz, es endlich jemandem gezeigt zu haben, wer hier der Herr des Ortes ist, stellte er seine Trophäe, das Fahrrad, in die Garage und betrat, das Haus seiner Eltern.
Im Wohnzimmer fand er seine Mutter. Sie lag auf dem Boden vor dem Sofa. Sie hatte einen einen Herzinfarkt bekommen, schon der Dritte in diesem Jahr, aber sie hat es noch geschafft den Arzt aus dem Nachbarort zu rufen, der dann auch gleich einen Rettungsdienst aus der nächsten Großstadt alarmiert hat.
Doch der Rettungsdienst benötigte viel zu lange um in diese Ortschaft zu gelangen und so konnte man im Krankenhaus nur noch den Tod der Mutter feststellen.
Am nächsten Tag war in der Zeitung zu lesen, dass ein Arzt schwer misshandelt und unterkühlt in einem Straßengraben gefunden wurde und er aus diesem Grund nicht rechtzeitig eine Patientin behandeln konnte, die dann verstorben ist.
Die Polizei sucht nach dem Täter.
Kommentar:Hallo Micha, ich mag den Text, aber ich grübel und grübel, aber: was genau sagt er uns? Welches "Hätte" ist das richtige? Kommt es darauf an, dass der Mann Arzt war? Dass er gebildet und arbeitend war? Dass er der Mutter helfen wollte? Was würde deine Geschichte aussagen, wenn der Mann auf dem Fahrrad das war, wofür der Idiot ihn gehalten hat- und der Arzt ein anderer? Wäre sie dann erzählenswert?
Ich bin unschlüssig über die Aussage.
Gruß,
Verdichter
Kommentar:Hallo Verdichter, vielen Dank für das Grübeln. Letztendlich ist es auch gar nicht so wichtig, was dieser Mann gewesen ist. Es geht darum, welchen Einfluss unser Handeln auf die Zukunft haben wird ohne, dass wir es uns in dem Augenblick, in dem es geschieht , bewusst mache können. Es sind so diese Was, wäre, wenn Gedankenspiele.
Was wäre, wenn dieser Mann ein Terrorist gewesen wäre und in der Tasche hätte sich ein Sprengsatz befunden?
Was wäre, wenn das noch ungeborene Kind des Mannes ein Mittel gegen eine schwere Krankheit gefunden hätte, dass wiederum in vielen Jahren dem Enkelkind des Angreifers das Leben gerettet hätte wobei dieses Enkelkind ein Mensche werden könnte, der für Frieden sorgt oder auch für einen Weltuntergang.
Welchen positiven oder Negativen Einfluss haben wir auf Menschen ohne es zu wissen.(Wir hupen, unbedacht einen Menschen an, dem das so sehr stresst, dass er zu Hause seine Frau verprügelt).
Fazit, kleine Handlungen können, ohne dass wir es nur ahnen können, in großem Maße, die Welt beeinflussen.
Jedenfalls finde ich es interessant, mir gelegentlich über diese Was wäre wenn Kettenreaktionsfragen Gedanken zu machen.
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an mir vorbei, doch ich
glaube zu schweben, eingehüllt
in einem Mantel aus Licht.
Ich habe noch viel vor
und halte die Uhren an,
doch das Leben läuft [ ... ]
Gevatter Tod, -unsichtbarer Geselle,
verbreitest bisweilen Angst und Schrecken,
stehst von Anbeginn schon vor der Tür,
gehst neben mir, trittst an des Lebens Stelle.
Sag nicht ich hätte dich nicht gewarnt!
Ich habe dir Angst gemacht so gut es nur ging,
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das hätte dir [ ... ]