Leere. Was auch sonst. Seit Tagen spürt er nichts anderes. Nur diese schreckliche Einsamkeit. Und dann noch diese Stille, in welcher sich jeder Atemzug doch so unendlich lang zieht. Aber wem interessiert schon dieses eine Kind? Was kann der schon in seinem kurzen Leben hinter sich haben? Eine Frage, die schon oft von Außenstehenden gestellt wurde. Einiges. Aber was wissen die schon.
In der ganzen Dunkelheit ist plötzlich ein kleiner Lichtstrahl zu sehen. Eine kaum erkennbare Gestalt betritt den mit Hass erfüllten Raum. ,,Bis heute Abend, dein Essen ist in der Truhe." Keine Reaktion. Die Gestalt dreht sich um und verlässt den Raum wieder. Und erneut erobert die Dunkelheit das Zimmer, welches auch am helllichten Tag viel zu dunkel ist. Wieder ist er alleine. Gefangen in sich selbst. Und wohin nun? Wohin mit den Worten, die ihn schon viel zu lange die Sprache verschlugen?
Bewusst steht er auf und geht Richtung Tür. Sein leerer Blick unterstreicht seine Emotionslosigkeit.
..Emotionen. Was? Wofür braucht man das schon..
Seine Hand streift über den kalten Türgriff. Und wieder sticht dieses helle Licht in sein Auge. Grausam, wie diese Helligkeit fröhlich in sein Gesicht fällt. Es erinnert ihn an Glückstage. Wobei er garnicht weiß, wie sich solche anfühlen.
..Depressiv? Nein. Nennen wir es "nicht ganz bei Verstand"..
Ein paar Schritte vorwärts in den Flur. Sie fühlen sich so schwer an.
Niemand Zuhause.
..Ritzen? Wieso sollte ich? Bin ich depressiv? Ich sagte doch schon nein..
Er schleppt sich weiter durch den Flur, bis er an der Haustür ankommt. Während er auch diese langsam öffnet, streift er sich die Kapuze seines schwarzen Pullovers über den Kopf. Unbekannt. Nein- unentdeckt.
..Was ich nun mache? Na ich gehe was einkaufen. Klingen. Aber doch nicht um mich zu verletzen..
Niemand weiß wohl was in dem Kopf dieses Kindes vorgeht. Manche mögen ihn vielleicht bemitleiden, doch auch diese Leute wissen nichts. Mitleid. Braucht er sowas denn? Das leise Geräusch seiner schlendernden Schritte ist kaum zu hören.
Lachende Kinder und fahrende Autos überdecken jegliche Geräusche des Schmerzes.
..Nein. Mich stört es echt nicht. Ich mag mein Leben so wie es ist..
Aus den fröhlichen Straßen sticht plötzlich eine düstere Person heraus, welche sich den Jungen langsam nähert. ,,Komm schon her. Ich nehme dir deinen Schmerz, ich nehme dir deine Narben. Ich schenke dir ein heiles Herz, und auch viele neue Gaben."
Schwarz und düster, so wie er es mag. Nur die Worte dieser Gestalt gefallen ihn gar nicht. Desinteresse. Der Junge blickt wieder zu Boden und geht weiter durch die frohen Straßen.
Tage eilen in grauen Kleidern
an mir vorbei, doch ich
glaube zu schweben, eingehüllt
in einem Mantel aus Licht.
Ich habe noch viel vor
und halte die Uhren an,
doch das Leben läuft [ ... ]
Strahlend wärmt der Sonnenschein nach dürstend, finsterer Zeit.
Licht und Wärme streichelt alle Sinne, die wir haben.
Ein Märchen scheint erwacht zu sein, in einem bunten Kleid.
Des Lebens [ ... ]
Gevatter Tod, -unsichtbarer Geselle,
verbreitest bisweilen Angst und Schrecken,
stehst von Anbeginn schon vor der Tür,
gehst neben mir, trittst an des Lebens Stelle.