Numbers- Das Spiel mit dem Tod [Kapitel 1]

Ein leichter Windstoß huscht sanft durch mein Gesicht. Ich fühle, wie ich aus allen Ecken beobachtet werde. Aber es sind keine menschlichen Augen, die mich ununterbrochen anstarren.
Ich sollte erstmal anfangen mich vorzustellen. Mein Name.. Hmm, fange ich anders an. Meinen Namen kenne ich nämlich gar nicht. Niemand hier kennt seinen richtigen Namen. Wir alle haben schlichte und unbedeutende Abkürzungen. Meine lautet P17. Ich werde mit vielen anderen Leuten zu einer Killerin ausgebildet. Wir alle müssen die Befehle von unserem Boss, Rick, genaustens befolgen. Sollte einer von uns etwas falsch machen, erwartet denjenigen eine schlimme und eiskalte Strafe. Ich wohne alleine in Zelle 17. In Zelle 1 wohnen X1 und K1. Die beiden sind ein wenig anders als wir. Sie haben sehr viel Mut. Der Boss weiß dies natürlich, weshalb er die beiden besonders im Auge hat. Eigentlich ist Rick gar nicht so schlimm wie alle sagen. Wenn es nach ihm gehen würde, wären wir schon lange nicht mehr hier gefangen. Aber er hat nun mal nicht die Erlaubnis, das "Projekt des Schmerzens" zu beenden. Dieses Projekt wurde von seinem Onkel Danny gestartet und kann auch nur von ihm beendet werden.
Wie schon gesagt werden wir alle zu Killern ausgebildet. Dies natürlich nicht ohne Grund. Sobald wir stark genug sind, müssen wir gegeneinander kämpfen. Bis zum Tod. Bis dahin werden an uns unmenschliche Experimente durchgeführt. Gestern hat A12 ein Gift gespritzt bekommen, weil sie bei den Schießübungen um 3cm verfehlt hat. Rick hat ihr ohne zu zögern eine Spritze in den Arm gerammt. A12 liegt wahrscheinlich immer noch schwach in ihrer Zelle. Heute morgen war sie sogar zu schwach um ihr Brot zu essen.

In ein paar Minuten sollte es Mittagessen geben. Ich gehe durch meine enge Zelle bis ich schließlich an der verschlossenen Eisentür ankomme. Aus dem Flur höre ich die Stimmen von Rick und V21. Der Boss bringt wohl grade das Essen in Zelle 21. V21 ist ein sehr schüchternes Mädchen. Noch nie hat sie eine Strafe bekommen. Genau wie ich. Ich schätze mal wir Mädchen sind einfach nicht so draufgängerisch. A12 ist das einzige Mädchen, welches bis jetzt eine Strafe bekommen hat. Seit ihrer Strafe ist sie anders. Krank, wenn man es so bezeichnen kann.
Von den Jungs her hat nur D14, eine Strafe bekommen. Seine Nase wurde von Ricks Onkel höchstpersönlich gebrochen. Aber D14 ist nunmal ein knallharter Junge, welcher auch solch unerträglichen Schmerz aushalten kann. K1 und D14 haben es nicht leicht. Sie sind die einzigen Jungs bei uns und haben deshalb kaum wem zum abhängen. Aber ich glaube das stört die beiden kaum. Bei diesen Experimenten um Leben und Tod geht es um alles andere als Freunde. Bei so gefährlichen Angelegenheiten kümmert sich jeder um sein eigenes Wohl.
Ich denke nach. Ist solches Verhalten nicht irgendwie egoistisch? Oder ist es komplett normal? Ein lautes krachen reißt mich aus meinen Gedanken. Schlagartig drehe ich mich um und starre wie gelähmt auf die Eisentür. Stück für Stück geht sie auf. Schließlich erklingt die Stimme von Rick. ,,Mittagessen!" Mit einem verrosteten Tablett und ein paar Plastiklöffeln steht er vor mir. Er schaut mir direkt in die Augen. Rick hat einen ernsten Blick, welcher mir schon fast Angst macht. Aber aus irgendeinen Grund ist er mir schon immer vertraut gewesen. Er verteilt die schlimmsten Strafen die man sich nur vorstellen kann. Und dennoch bewundere ich ihn. Sogut wie alle hassen ihn. Ich muss sagen, für meine Verhältnisse komme ich überraschend gut mit ihm klar. Aber wenn es soweit ist, und ich meine erste Strafe bekomme, wird er sicherlich keine Gnade kennen. Rick nimmt eine Plastikschüssel mit Suppe von dem Tablett und stellt sie auf meinen morschen Holztisch. Dann hält er mir einen der Löffel entgegen. Keine Reaktion meinerseits. Ich bin mir nicht sicher ob ich den Löffel annehmen soll. Rick guckt mich ernst an. Ich glaube er spürt meine Angst. Ich stehe total unter Schock. Was ist wenn ich etwas falsch mache, und eine Strafe bekomme? Rick stellt das Tablett auf meinen grauen Klappstuhl. Was hat er nun vor? Hab ich etwas falsch gemacht? Er kommt einen Schritt näher. Mein Herz schlägt so schnell wie nie zuvor. Er unterbricht seine Tätigkeit für ein paar Sekunden und steckt die übrigen Löffel in seine Tasche. Doch noch bevor die Erleichterung von Ricks Unterbrechung spürbar ist, dreht er sich schon wieder um und guckt mich ernst an. Unkontrolliert richten sich meine Augen auf seine Füße, welche sich immer weiter zu mir begeben. So weit, dass er nun direkt vor mir steht. Ich schaue weiterhin zu Boden. Rick legt seine Hand auf meine Schulter. Sie fühlt sich kalt an. Ich richte meinen Kopf wieder auf und schaue ihn direkt in die Augen. Nichts als Leere. Ich bin so vertieft in seinem Blick, dass ich alles um mich herum vergesse. Er fängt an leise zu reden. ,,Ich habe das Gefühl, dass du Angst vor mir hast...Aber ich bin mir sicher, dass du mir trotz deiner Angst ein paar Fragen beantworten kannst, hab ich Recht?" Ich bin viel zu geschockt um ihn zu antworten. Also nicke ich nur leicht. Rick fängt an zu lächeln. Sogar sein Lächeln ist eiskalt. Er nimmt seine Hand von meiner Schulter und redet weiter. ,,Du bist doch sicher brav, oder? Ich meine.. Du willst ja nicht von mir bestraft werden..schätze ich." Erneut nicke ich und schlucke stark. Der Boss dreht sich zum Tisch um und legt den Löffel, welchen ich vor Schock nicht entgegennahm, in eine Schüssel mit lauwarmer Suppe, welche er zuvor dort abstellte. Dann nimmt er das rostige Tablett vom Klappstuhl herunter und geht Richtung Tür. Während er immer weiter zur Eisentür geht, setze ich mich auf mein steinhartes Knastbett. Mit dem Rücken zu mir gekehrt fängt er nochmal ein kurzes Gespräch an. ,,Die Tür war auf. Du hättest flüchten können. Aber du bist hier geblieben. Das war sehr klug von dir, P17." Stotternd versuche ich ihn zu antworten. ,,Ich habe keinen Drang zu flüchten, Sir." Ohne auf meine Antwort zu reagieren verlässt er Zelle 17 und schließt die Eisentür zu.

Mir läuft ein kalter Schauer über den Rücken. Was war das eben? Wollte er klarstellen, dass er hier das Sagen hat? Oder war das einfach nur ein gelungener Versuch mich einzuschüchtern? Wieder bin ich in meinen Gedanken gefangen. Ich durchlöchere mich selber mit Fragen. Nur leider bleibt jede Frage offen. Keine einzige Antwort, welche mich auch nur ein Stück weiterbringt. Die Wärme der frisch gekochten Suppe zieht durch mein Gesicht. Ich schaue rüber zum Tisch. Bei der Sache mit Rick ist mir der Appetit vergangen. Ich frage mich warum er so komisch zu mir war. Sonst ist er immer nur herein gekommen, hat das Essen abgestellt, und ist wieder gegangen. Immer wenn er das Essen abstellte, verbeugte ich mich um ihn für diese köstliche Mahlzeit zu danken. Doch dieses mal konnte ich mich einfach nicht bewegen. Es war vielleicht die Angst, die mich am Boden fesselte. Ich sollte nicht so viel darüber nachdenken. Lieber sollte ich mich auf die nächste Prüfung vorbereiten. Heute steht Messerwerfen an. Worauf genau wir werfen müssen, wurde mir nicht gesagt. Ich nehme meine letzte Kraft zusammen und stehe vom Bett auf. Ein leichter Schwindel schwirrt mir durch den Kopf. Was ist nur mit mir los? So gut wie ich kann halte ich mich auf den Beinen. Langsam bewege ich mich immer weiter zur Tür. Die Eisentür ist immer noch fest verriegelt. Ich schaue durch das kleine Guckloch in der Tür, und warte nur so darauf, dass Rick uns zur Prüfung holt. Gefreut hatte ich mich noch nie auf eine Prüfung. Diese Vorfreude kommt nur davon, dass ich es endlich hinter mir haben will. Gegen Ende der Prüfung hab ich fast immer ein leichtes kribbeln im Bauch. Sobald der Boss seine Liste herausholt, und vorließt, wer zur Strafe muss, endet es meist in einem riesen Chaos. Falls ich jemals eine Strafe bekommen sollte, will ich so schnell wie möglich daran sterben. Zwar können die Strafen auch eine gute Wirkung haben, aber die Schmerzen sind dennoch unerträglich.
Ich gehe einen großen Schritt von der Eisentür weg und schaue auf meine kleine Digitaluhr. 12:29 Uhr. Noch circa eine Minute bis der Boss uns holt. Ich schließe die Augen und genieße den vorerst letzten Moment der Stille. Als ich meine Augen wieder öffne ist die Uhr schon auf 30 gesprungen. Ich starre auf die Tür und beobachte, wie Rick sie langsam aber sicher öffnet. Er hat wieder diesen leeren Blick. Völlig emotionslos. Mit einem Handzeichen zeigt er mir, dass ich die Zelle verlassen soll. Ängstlich gehe ich auf Rick zu, welcher mich am Arm packt und aus meiner Zelle zerrt.
Im Flur warten schon die Anderen. Nur A12 ist nicht da. Sie hat sich wohl immer noch nicht erholt. Rick fängt an zu reden. ,,Ihr habt nun eine kurze Freizeit. In genau Zehn Minuten erwarte ich euch alle in der Prüfungshalle. Wehe ihr kommt zu spät!" Diese Anrede macht er vor jeder Prüfung. Der Boss geht schon mal Richtung Halle, während wir noch ein wenig reden. D14 fängt das Gespräch an. ,,Wo ist eigentlich A12?" X1 haut sich mit ihrer flachen Hand ins Gesicht. ,,Bist du wirklich so dumm? Sie hat gestern ein fucking Gift gespritzt bekommen man.." Auch V21 beteiligt sich an der Diskussion. ,,Lass uns doch in Zelle 12 gehen und nachsehen wie es ihr geht!" Ich nicke. Auch die Anderen scheinen von der Idee überzeugt zu sein. X1 und K1 rennen Richtung Zelle 12. Die beiden sind so schnell, dass wir kaum noch hinterher kommen. Als wir an der Zelle angekommen sind, sind wir alle ganz außer Atem. Sogar X1 und K1, wobei sie versuchen dies zu verheimlichen. V21 sammelt ihre Kraft und legt ihre Hand auf die Türklinke der Eisentür. K1 öffnet das äußere Schloss um die Tür zu entsichern. Die Tür öffnet sich und wir alle gehen einen Schritt zurück. Zelle 12 ist komplett von Dunkelheit umhüllt. X1 geht ein paar Schritte hinein. Sie dreht sich noch kurz um. ,,Na los ihr feigen Hunde, oder habt ihr etwa Angst?!" K1 kommt zu ihr und lacht. ,,Angst?! Was ist das?!"

X1 und K1 sind gnadenlose Biester, welche ohne zu überlegen jemanden töten könnten. Wenn sie noch ein weniger taktischer vorgehen würden, könnten sie es sogar mit unseren Oberboss Danny aufnehmen. Obwohl sie ihn dafür erstmal finden müssten. Er ist meilenweit weg von uns und beobachtet uns mit eingebauten Kameras. Dennoch weiß er alles über uns. Sogut wie jedes Gespräch hört er. Die Tonqualität der eingebauten Mikrofone ist glücklicherweise nicht besonders gut. Wenn wir flüstern versteht er wahrscheinlich kaum ein Wort. X1 und K1 sind schon so weit in der Zelle, dass man sie von draußen kaum noch sehen kann. D14, V21 und ich gehen auch hinterher. Zelle 12 ist immer noch stockdunkel. Wir versammeln uns alle um A12s Bett. Sie sitzt regungslos da. Ihre Augen sind weit aufgerissen. V21 geht näher zu ihr. ,,A12?'' Sie schaut kurz zu Jade hoch. Doch sie verschwendet nur einen kurzen Blick an ihr. Nach ein paar Sekunden ist ihr Kopf Richtung K1 gerichtet. Schlagartig richtet sie ihren Finger auf ihn. A12 fängt an leise etwas zu flüstern. Sie wird immer lauter und deutlicher. Mit dem Finger immer noch auf K1 gerichtet fängt sie plötzlich an zu schreien:,,Du wirst es sein, K1!''

Wir alle sind sehr geschockt. Vor allem K1. Er sieht ängstlich aus. Obwohl er sonst immer auf stark tut. Nur X1 ist kein bisschen geschockt. Nein, ganz im Gegenteil! Sie sieht er wütend aus. V21 traut sich ein Wörtchen zu äußern. ,,Was meinst du A12? Was passiert mit K1?'' A12 nimmt ihren Finger herunter und schreit wieder etwas. Nur dieses mal stottert sie. ,,Prüfung..Strafe..Gift..'' X1 kann ihre Wut nicht mehr zurückhalten. Sie geht auf A12 los. D14 hält sie an der Schulter fest und sagt mit sanfter Stimme: ,, Warte X1..Es bringt dir nichts sie zu töten. Dadurch bekommst du nur noch mehr Probleme..glaub mir!'' X1 bleibt kurz stehen. Sie nickt kurz und schüttelt D14s Hand von ihrer Schulter. Dann geht sie langsam auf A12 zu. Beide schauen sich tief in die Augen. X1 fängt an mit A12 zu reden: ,,Du behauptest also das K1 heute eine Strafe bekommt..Wieso sagst du sowas man?! Du bist genau so billig wie alle anderen hier! Du denkst auch du wärst was besseres! Dabei bist du ein Nichts..'' A12 bleibt immer noch ganz ruhig auf ihrem Bett sitzen. X1 fängt an mit ihrer Hand auszuholen. Wird sie A12 etwa schlagen? Sie legt ihre andere Hand an A12s Kinn und drückt ihren Kopf leicht hoch. Aber A12 wehrt sich kein bisschen. Sie lässt alles denkbare mit sich machen. X1 holt noch weiter aus. Sie pfeffert ihre Hand mit aller Kraft gegen A12s Wange! Das hat sie nicht wirklich getan! Ohh doch, das hat sie. Und A12 hat Schmerzen, das sieht man ihr an! Sie hält sich mit einer Hand an ihre Wange, welche mittlerweile knallrot geworden ist. Doch schon einen kurzen Moment später richtet sie ihren Zeigefinger auf X1. Wieder fängt sie an zu schreien: ,, Nicht nur K1 wird leiden..Sondern auch du, X1!'' D14 und V21 gehen ein paar Schritte zurück und verlassen so schnell wie sie können die Zelle. Auch ich gehe langsam Richtung Tür.

V21 schaut hektisch auf ihre Digitaluhr. ,,Wir haben noch Knapp eine Minute! Beeilt euch!'' Sie rennt los in Richtung Prüfungshalle, dicht gefolgt von D14. Soll ich mitgehen? Oder soll ich lieber X1 und K1 bescheid sagen? Naja, die Zeit wird echt knapp. Okay! Ich renne D14 und V21 hinterher! Nach ein paar Sekunden sind wir nur noch wenige Meter von der Halle entfernt. D14 und V21 stoppen direkt vor Rick ab. Ich bemerke, dass der Boss den beiden etwas erzählt. Leider verstehe ich kein Wort. Über was reden sie nur? Schritt für Schritt nähere ich mich den dreien. Rick schaut kurz zu mir rüber. ,,Geh ruhig schonmal vor, P17. Wir haben hier noch etwas zu klären.''
Was meint er nur damit? Ich sollte ihn lieber nicht widersprechen..Leicht nickend gehe weiter, bis ich schließlich direkt an der offen stehenden Eisentür der Prüfungshalle ankomme. Alles steht schon bereit. Auf dem Boden liegen kleine Küchenmesser, an der Wand stehen Ziele und an der Decke hängen viele kleine Luftballons. Ich schaue mir die Decke längere Zeit an. Schon irgendwie gruselig. Die Ballons sind alle weiß. Auch die Stille in der Halle ist unheimlich. Nach kurzer Zeit nehme ich ein komisches Geräusch wahr. Das sind sicher D14 und V21. Ich erlaube mir einen kurzen Blick zur Tür. Und wie ich es erwartet habe, kommen die beiden lächelnd herein. Hatten die beiden nicht gerade ein Gespräch mit dem Boss?! Wie können sie da noch so fröhlich sein? Vielleicht hat er den beiden ein Geheimnis erzählt, oder sowas in der Art. D14 schaut mich lächelnd an. ,,Wir sind genau pünktlich!'' Ich werfe ihn einen fragenden Blick zu. Wo ist denn Rick? Er war doch eben noch bei ihnen. Naja, umso später er kommt, desto besser. V21 setzt sich in eine Ecke der Prüfungshalle. D14 setzt sich direkt neben sie. Und wieder ist der Raum umgeben von Stille.

Es ist schon heftig, dass wir unser ganzes Leben jetzt hier verbringen müssen. In einem alten, verlassenen Gefängnis. Bis zu der Zeit, in der unser Oberboss Danny uns alle entführte und sein krankes Projekt startete. Dann kam endlich ein bisschen Leben hier rein. Naja, was heißt endlich. Wenn es nach uns gehen würde, hätte das alles hier nie passieren dürfen. Es ist schon knapp ein Jahr her, dass wir hierher verschleppt wurden. Es gibt viele Gerüchte, dass wir nicht die ersten Leute waren, die hier als sogenannte "Numbers" hausen müssen. Vor uns sollen schon mal Kinder hier gequält worden sein. Ob das stimmt weiß ich allerdings nicht. Ich denke nach wie mein früheres Leben aussah. Ich war ein sehr unachtsames und neugieriges Mädchen. Alle meine früheren Erlebnisse gingen gut aus. Bis auf dieses eine. Das einzige, an das ich mich noch vollständig erinnern kann, ist der Tag, an dem ich entführt wurde. Danny kam auf mich zu. Er sah so vertraut aus. An dem Tag ahnte ich noch nichts von seinen kranken Plänen. Ich war nicht grade die Schlauste. Genau! Ein dummes, naives Mädchen-das war ich! Irgendwie komisch... Ich weiß doch kaum noch was. Ich weiß nichts mehr über meine Familie, oder meine damaligen Freunde. Meine Gedanken sind wie eine riesige Hülle voller Erinnerungen, aus welcher ich einfach nicht entkommen kann. Ein lautes Stampfen schafft es dann doch, meine Gedanken zu unterbrechen.
Dachte ich's mir! Rick ist in die Halle gekommen. Das Stampfen hat ihn einfach verraten. Hinter sich hat er die Tür verschlossen. Ich schaue durch die komplette Halle. Keine Spur von X1 und K1. Mist! Sie kommen sicher zu spät! Das endet nicht gut! Rick sagte ausdrücklich, dass wir alle pünktlich erscheinen sollen! Der Boss kommt auf mich zu. Mit jeden seiner Schritte schlägt mein Herz etwas schneller. Als er direkt vor mir steht, lächelt er mich an und sagt:,,Setzt du dich bitte zu den anderen, P17? Ich will euch gerne alle auf einen Haufen haben.'' Ohne nachzudenken gehe ich Richtung D14 und V21 und setze mich zu ihnen. Der Boss verschwendet nicht einen Blick an mir. Auf seinen Gesicht bildet sich ein weites Grinsen. ,,Es scheint so, als wären X1 und K1 noch nicht hier..Stimmt das?'' D14 schaut entschlossen hoch und antwortet:,,Sie haben Recht Sir! Die beiden sind sicher noch bei A12!'' Rick schüttelt lächelnd den Kopf. ,,Echt unklug von den beiden..'' D14 und V21 fangen auch an zu lächeln. Was hat der Boss nur mit den beiden angestellt?! Ich habe das Gefühl, dass ich nur von Feinden umgeben bin. Es ertönt ein lautes Geklopfe an der Tür. Rick fängt an finster zu lachen. Er geht auf die Tür zu und schließt sie auf. Ich erblicke X1 und K1. Die beiden sehen ein wenig nervös aus. Rick packt X1 am Arm und zerrt sie mit. Hektisch folgt K1 seiner besten Freundin. Er holt tief Luft und fängt an zu flehen. ,,Warten sie, Sir! Ich bin Schuld daran dass wir zu spät sind! Nicht X1..Ich habe sie wohl zu lange aufgehalten!'' Und wieder hat Rick ein breites Grinsen im Gesicht. Er genießt es Leute leiden zu lassen. Was für eine kranke Scheiße.. X1 versucht sich aus Ricks Armen zu befreien. Erfolglos. Er hält sie viel zu stark fest. K1 fängt an komplett auszurasten. ,,Hör mir mal zu Rick! Du lässt jetzt sofort X1 los, verstanden?!'' Rick schaut K1 herausfordernd an. ,,Okay, wie du willst. Dann werdet ihr eben beide bestraft! Immerhin wart ihr ja beide zu spät! Achso und...wenn du mich nochmal Rick nennst, und nicht Sir, wird deine Strafe sogar noch schlimmer, als die von X1!'' Schockiert von Ricks Antwort tritt K1 gegen die Küchenmesser, welche auf dem Boden liegen. Eines der Messer landet direkt vor X1. Sie nutzt die Gelegenheit und greift nach dem Messer. Schlagartig lässt Rick sie los und geht einen Schritt zurück. Seine Angst kann man ihn schon fast ansehen. Seine Augen sind weit aufgerissen. Er weiß genau zu was X1 alles fähig ist. Doch plötzlich fängt der Boss an zu klatschen. Langsam, und im gleichen Rhythmus. Ein sarkastisches klatschen. Was hat er vor? Er geht wieder näher an X1 heran, welche ihn das Messer direkt vor die Nase hält. Auch K1 greift nach einem Messer, welches er mit der Klinge zuerst in seine Hosentasche steckt. Als er bemerkt, in was für einer Situation sich X1 befindet, rennt er ohne zu zögern zur Eisentür. ,,Komm X1! Du hast eh keine Chance gegen den Boss!" X1 lässt nach und rennt zur Eisentür. Verzweifelt versuchen die beiden die Tür mit dem Messer zu öffnen. Erfolgreich. Überraschender Weise. Sie rennen heraus. Rick hat scheinbar nicht vor hinterher zu rennen. Stattdessen fängt er an zu reden. ,,Die Prüfung ist beendet. Wir verschieben sie auf morgen! Hier sind soeben zwei sehr unkluge Leute ausgebrochen."
Ich springe auf und verlasse geschockt die Prüfungshalle. D14 und V21 lassen sich etwas mehr Zeit zum gehen. Ich frage mich was X1 und K1 nun vorhaben. Ich kenne Rick einfach zu gut. Die beiden werden ihre Strafe früher oder später noch bekommen. Hmm..Wo soll ich nun hingehen? Ich könnte in A12s Zelle gehen. Aber nach dem Vorfall heute sollte ich mir lieber einen anderen Platz zum abhängen suchen. Ich beschließe in den Gemeinschaftsraum zu gehen um mir die neusten Infos anzusehen. Angespannt gehe ich den langen Zellenflur entlang, bis ich schließlich am Gemeinschaftsraum mit der Infotafel ankomme. Von oben an fange ich an zu lesen. "Newber Wocheninfos" ist die Überschrift. "Newber" ist die Abkürzung für News-Numbers. Das Gefängnis, in welchem wir festgehalten werden, ist wie eine kleine Stadt. Die Zellen sind wie kleine Häuser, Rick unser schrecklicher Bürgermeister und die Newber nunmal unsere Wochenzeitung. Ich überfliege die ersten paar Themen die auf der Tafel stehen, bis ich schließlich bei dem Thema "Neue Numbers" hängen bleibe. Zeile für Zeile fange ich an zu lesen. Wir sollen heute Mittag neue Numbers bekommen! Genaugenommen sollen es drei sein, dabei noch ein Hund. Der Hund soll nach Angaben der Tafel zu Danny gehören und nur übergangsweise bei uns sein. Tierische Begleitung ist sicher mal ein wenig Abwechslung für alle. Ich schaue mir wieder die Tafel an. Doch mehr steht da nicht, jedenfalls nichts wichtiges. Es würde sich nicht lohnen ganz alleine im Gemeinschaftsraum zu bleiben. Ich gehe lieber wieder in Richtung Zelle.

Auf dem Weg zur Zelle, höre ich komische Geräusche aus dem Büro von Rick. Ich höre ein Flüstern. Doch diese Stimme kann ich nicht ganz zuordnen. Sicher ist es nur der Boss, welcher grade mit Danny neue Pläne stiftet. Ich gehe ein paar Schritte weiter, bis ich letzendlich relativ am Ende des Ganges Rick erkenne. Neben ihm stehen drei Personen und ein kleines, flauschiges Ding am Boden.
Wenn der Boss hier ist, kann er nicht die Person im Büro gewesen sein. Mit diesem Gedanke gehe ich auf Rick und die Anderen zu. ,,Ahh, P17! Gut dass du da bist. Das sind die drei neuen. Du hast es sicher schon gelesen." Ich gehe auf die Jungs zu und gebe ihnen die Hand. ,,Freut mich euch kennenzulernen, ich bin P17!" Als Erstes gebe ich den Jungen die Hand, der ganz rechts steht. ,,Hallo..Ich bin Arian. Auch A1 genannt!" Als ich die Zahl "1" hinter seinen Namen höre, bin ich ein wenig enttäuscht. Schade dass er nicht in Zelle 17 kommt. Ein wenig Unterhaltung würde mir sicher gut tun. Als ich den Zweiten Jungen die Hand gebe, bemerke ich seine Traurigkeit. ,,Ich bin.. T11..oder so.." Er dreht seinen Kopf zur Wand und schaut leicht zu Boden. Ich schaue den dritten Jungen an, welcher ganz links steht. Er hat eine Kette um seinem Hals, an welcher ein kleines Kreuz hängt. ,,Ich bin E7! Gott segne dich, P17." Schnell lockere ich meine Hand von seiner und gehe einen Schritt zurück. Ich schaue mir die Jungs nochmal an. T11 guckt immer noch traurig zu Boden. Seine Angst und Trauer ist verständlich. Er wird nun die schlimmste Zeit seines Lebens haben. Und naja, dieses gruselige Gefängnis wirkt nicht wirklich anziehend. Ich bemerke wie Rick leicht gegen den Hund tritt, welcher grade zwischen seinen Beinen hervorkommt. ,,Dieser Köter hier heißt Rocky."
Der Hund ist echt süß. Aber ich werde ihn bestimmt noch öfter sehen. Mit diesem Gedanke winke ich allen nochmal zu und gehe Richtung Zelle 17. Auf dem Weg zur Zelle hole ich schon mal meinen Zellenschlüssel heraus. Von außen kann man die Türen nur mit viel Kraft öffnen. Naja, oder halt mit diesen Schlüssel. Von innen ist die Zelle nicht zu öffnen. Das können nur Rick und Danny. Der Boss hat einen eigenen Schlüssel für alle Räume.

Ich komme an meiner Zelle an und stecke meinen roten Schlüssel in das Schloss. Als ich meine Zelle betrete, sticht mir sofort das grelle Licht meiner Digitaluhr ins Auge. 17:53 Uhr. Wie lange war ich denn bitte weg?! In circa zwei Stunden gibt es die letzte Tagesmahlzeit. Meine Eisentür halte ich mit einem Fuß auf, während ich nach meinem Türstopper greife, welchen ich kurz danach zwischen die Tür stecke. Meine Zelle erdunkelt und ich gehe zu dem kleinen Fenster. Ich bin mir nicht sicher ob man das hier wirklich Fenster nennen kann. Es sind vier dicke Eisenstangen, welche mit gleichen Abstand angeordnet sind. Das Rausgucken ist wegen der Höhe fast unmöglich. Ich könnte mich auf meinen morschen Holztisch stellen, obwohl mir das ehrlich gesagt zu riskant ist. Aber vielleicht würde mein kleiner Klappstuhl mein Gewicht aushalten. Ich ziehe den Stuhl zum Fenster, während ich mich frage, was ich da Draußen wohl entdecken werde. Mein Stuhl sieht nicht sonderlich stabil aus. Dennoch stelle ich meinen rechten Fuß drauf. An einer der Eisenstangen halte ich mich fest und ziehe mich mit aller Kraft hoch. Als ich heraussehe kneife ich meine Augen zusammen. Das strahlende Licht fällt mir direkt in die Augen. Nach ein paar Sekunden öffne ich meine Augen wieder. Ein wundervoller Ausblick. Als erstes erblicke ich einen dichten Wald. Erst beim genaueren betrachten bemerke ich, dass der Eingang des Knastes direkt vor meiner Zelle ist. Diese Info könnte uns sehr helfen! Bisher wussten wir alle nicht wo wir eine Chance hätten zu flüchten. Wir denken, dass es noch einen weiteren Ausgang gibt. Aber darüber wissen wir noch nichts genaues.

Ich löse meine Hand von der Eisenstange und springe vom Stuhl. Soweit ich weiß schaute noch nie jemand aus seinem Zellenfenster. Rick hat es immer verboten. Strengstens. Selbst X1 und K1 hatten noch keinen Blick in die Außenwelt gewagt. Ich bin mir selber nicht sicher warum ich das eben getan habe. Aber irgendwas in mir brachte mich förmlich dazu. Wenn Danny mich durch eine seiner Kameras gesehen haben sollte, werde ich nicht so einfach davonkommen. Zur Abregung schüttel ich meinen Kopf sanft und denke an die Neuen. Meine Angst verschwindet, meine Gedanken an Danny verblassen. Ich gehe ein paar Schritte nach vorne und lasse mich auf mein Knastbett fallen. Bis es Essen gibt dauert es noch. Da kann ich mich sicher noch ein wenig ausruhen. Ich ziehe die kratzige Decke über meinen Körper und vergesse für ein paar Minuten alles. Erst als ich meine Gedanken sortiert habe, schließe ich meine Augen. Ich fühle mich wundervoll. Dieses Gefühl hatte ich schon lange nicht mehr. Doch warum bin ich so glücklich? Vielleicht liegt es daran, dass ich keine Angst habe. Ich bin genauso verwundbar wie zuvor. Und dennoch schaffe ich es meine Angst für einen Augenblick zu unterdrücken. Ich denke an viele positive Dinge. Vielleicht schaffe ich es irgendwann zu fliehen. Dann könnte ich die Polizei rufen, und alle wären gerettet! Oder vielleicht haben X1 und K1 es sogar schon geschafft die Polizei zu informieren! Durch die ganze positive Energie in mir, vergeht die Zeit viel schneller. Es ist sicher schon eine halbe Stunde vergangen. Obwohl mein Bett hart und kratzig ist, finde ich es sehr gemütlich. Am liebsten würde ich den ganzen restlichen Tag hier liegen bleiben. Aber um 20:00 Uhr gibt es schon Abendessen. ich habe sämtliches Zeitgefühl verloren und hoffe einfach, dass ich noch ein wenig Zeit habe. Eigentlich wollte ich noch mit den drei neuen Numbers reden. Auch den Hund wollte ich noch sehen. Aber meine Gedanken an die Außenwelt fesseln mich einfach. Ich denke an X1 und K1. Doch noch bevor ich richtig an sie denken kann, reißt mich ein leises Türklopfen in die Realität zurück. Ich öffne langsam meine Augen und schaue zur Tür hinüber. Dabei trete ich die Decke von meinem Körper und setze mich richtig hin. Obwohl ich mir sicher bin, dass dieses leise Klopfen nicht von Rick sein kann, verspüre ich schlagartig wieder dieses Gefühl der Angst. Der Boss klopft viel lauter- wenn er überhaupt mal klopft.

Ich starre weiter die Eisentür an, bis ich schließlich etwas verängstigt ,,herein!" rufe. Die Tür öffnet sich ein großes Stück und meine Muskeln spannen sich an. Nach kurzer Zeit erblicke ich das ängstliche Gesicht von T11. Mit einem schüchternen Lächeln kommt er auf mich zu. Ich stehe entschlossen von meinem Bett auf und lächel ihn an. ,,Was machst du hier, T11?" Seine Wangen erröten ein wenig. Er verschränkt die Arme und schaut zu Boden. ,,Tut mir leid dass ich störe. Ich habe mich in meiner Zelle so alleine Gefühlt.. Also dachte ich mir dass.." Ich unterbreche ihn und stupse ihm leicht mit der Faust an die Schulter. ,,Schon okay. Ich weiß was du meinst." Er richtet seinen Kopf und schaut mir direkt in die Augen. Ich meine ein leichtes Lächeln in seinem Gesicht erkennen zu können. ich richte meinen Zeigefinger auf den Klappstuhl. ,,Setz dich ruhig." T11 nickt kurz. ,,Gerne!" Ich könnte die Gelegenheit nutzen, um noch mehr über ihn zu erfahren. Aber ich weiß nicht, ob die Zeit dazu noch reicht. Meine Augen richten sich auf meine Digitaluhr. Es ist schon 18:49 Uhr. Da bleibt mir noch über eine Stunde um mit ihm zu reden. ,,T11?" Er richtet seinen Kopf auf und schaut mich fragend an. ,,Als du ankamst sahst du sehr traurig aus. Darf ich fragen wieso? Ich meine.. Das war doch nicht grundlos, oder?" T11s Blick verdüstert sich. Von seinem Lächeln ist nichts mehr zu erkennen. ,,Alles hat seine Gründe.. Auch meine tiefe Traurigkeit." Nach seinen Worten geht ein wenig Hoffnung in mir auf. Es scheint so, als würde ich doch noch ein wenig über ihn erfahren. Ich gehe näher zu ihm und gucke ihn verständnisvoll an. ,,Würdest du mir erzählen, warum du traurig bist? Vielleicht kann ich dich ja ein bisschen aufmuntern.."
Er verschränkt seine Arme und denkt nach.

Die Zelle wird von einer plötzlichen Stille überrannt. Meine Hoffnung, dass T11 mir etwas über sich erzählen würde, verblasst langsam. Doch nach einigen Minuten, ertönt seine leise Stimme. ,,Ich kann es ja nicht ewig verheimlichen. Als ich 6 Jahre alt war, lernte meine Mutter einen hübschen Mann kennen. Mein Vater brachte sich um als ich 4 war, also sollte dieser Mann eine Art Ersatz für meinen Vater sein. Die Beziehung mit ihm hielt allerdings nicht lange. Und plötzlich viel sie in ein tiefes Loch. Ich konnte nichts tun.. Nur zusehen, wie meine Mutter jede Woche einen neuen hatte." T11 schluckt stark und stoppt seinen Satz. Seine Augen werden glasig und aus seinem Mund kommt kein Ton mehr heraus. Ich versuche die unangenehme Stille zu unterbrechen. ,,Das ist ja schrecklich, T11!" Er zuckt mit den Schultern. ,,Das ist noch gar nichts im Vergleich zu dem, was danach passierte." Meine Augen weiten sich. ,,Du.. hast noch schlimmere Sachen erlebt?" T11 rollt seine Augen. ,,Natürlich hab ich das!" Seine Stimme wird lauter und emotionsvoller. ,,Ich habe.. meine scheiß Schwester gekillt! Ich kam mit den ganzen Schmerz nicht klar! Also.. hab ich sie.. einfach umgebracht! Und.. hab mich dann davon gemacht.." Mein Mund bleibt offen stehen. Ich erkenne, wie eine Träne über sein Gesicht rollt. Er muss wohl echt viel durchgemacht haben. Heftig.
Ich gehe ein paar Schritte zurück. Ich will ja nicht, dass er sich angegriffen fühlt.
Mir schwirren schlimme Gedanken durch den Kopf. Wie hat wohl seine Mutter reagiert? Wie hat er sie getötet, und warum überhaupt sie? Ich sollte an andere Dinge denken. Diese Geschehnisse sind einfach unheimlich.

T11 sitzt immer noch unruhig auf dem Klappstuhl. Seine Augen sind geschlossen, seine Tränen getrocknet. Das plötzliche aufreißen meiner Eisentür lässt uns beide gleichzeitig zusammenzucken. Wie auf Kommando öffnen sich T11s Augen, welche nervös auf die Eisentür starren. Doch als er sieht, wer soeben die Zelle betritt, springt er geschockt vom Stuhl auf. Auch ich schaue langsam zur Tür. Und als wenn ich es gewusst hätte, steht dort der Boss. T11 reißt seine Augen weit auf und beginnt leise zu reden. ,,H..Hallo Sir! Was..machen sie denn hier..?" Ricks Gesichtsausdruck ist wie immer kalt. Es sieht nicht so aus als ob T11 eine Antwort bekommen würde. Ich weiß natürlich genau warum Rick meine Zelle betrat. Er kommt jeden Abend herein um uns zum Abendmahl zu holen. Das weiß T11 natürlich noch nicht. Seine Nervosität ist normal, denke ich. Nach dem Abendmahl haben wir alle noch bis 22:00 Uhr Freizeit, danach ist Nachtruhe. Ich denke mal ich werde heute nicht mehr viel machen, dafür bin ich einfach zu müde. Rick dreht sich leicht zu mir und schaut mit seinen leeren Augen in meine. ,,Kommt schon. Das Abendmahl beginnt gleich, die anderen sind schon da. Los! Beeilung!" T11 nickt stark und schaut mich hektisch an. Ich muss leicht lächeln, sein Blick ist einfach zu niedlich. Rick verschwindet hinter meiner Tür, während T11 und ich uns noch ein wenig anstarren. ,,Lass uns gehen!" Er kommt auf mich zu und bleibt neben mir stehen. Ich bemerke seine Angst etwas falsch zu machen. Also mache ich einfach den Anfang. Langsam verlasse ich meine Zelle und warte darauf, dass er mir folgt. Er kommt ziemlich langsam und unsicher hinterher.

Wir gehen den langen Zellenflur entlang, in welchem man nichts anderes hört, als die schüchternen Schritte von T11 und mir. Doch als wir kurz vor dem Esssaal sind, nehmen wir ein leises Gemurmel wahr. Entschlossen öffnet Rick die Tür und wir alle betreten zügig den Raum. Die erste Person, die ich am Esstisch erkennen kann, ist D14. Direkt neben ihn sitzt seine beste Freundin V21. Rick geht auf den freien Stuhl neben V21 zu. ,,T11, hier ist dein Platz, setz dich." Verwundert schaue ich T11 hinterher, welcher sich auf den Platz neben V21 setzt. Die Sitzordnung wurde komplett verändert. Mein alter Platz wird nun von T11 besetzt. Rick guckt mich streng an. ,,P17! Dein neuer Platz ist dort hinten, neben E7!" Während Rick das sagt, zeigt er auf dem Platz gegenüber von T11. Wortlos gehe ich zu E7 und setze mich neben ihn auf den Stuhl. ,,Hallo P17. Wie du siehst sitze ich ab jetzt neben dir! Es freut mich sehr!" E7 kommt mir mit seinen eigenartigen Aussagen sehr komisch vor. Ich schaue ihn kurz an und Antworte ihm. ,,Ja, mich auch." Nach meiner stumpfen Antwort drehe ich mich schnell weg von ihm, um dieser unangenehmen Situation zu entkommen. Doch auch er hat besseres zutun, als weiterhin mit mir zu sprechen. Er fängt an mit A1 zu sprechen, welcher mir bisher noch ziemlich fremd zu sein scheint.


© Lesadoni


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Beschreibung des Autors zu "Numbers- Das Spiel mit dem Tod [Kapitel 1]"

P17 und die anderen Numbers werden schon seit knapp einen Jahr in einem verlassenen Gefängniss von Cedric und seinem Onkel Justin gefangen gehalten. Durch kranke Prüfungen werden die sogenannten Numbers auf ihr bitteres Ende vorbereitet. Bei jedem Fehler gibt es eine Strafe, welche immer andere Nebenwirkungen hat, welche sich auch beim anstehenden Endkampf bemerkbar machen sollen. Werden die Numbers entkommen und dem kranken Schrecken ein Ende setzen können?

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Kommentare zu "Numbers- Das Spiel mit dem Tod [Kapitel 1]"

Re: Numbers- Das Spiel mit dem Tod [Kapitel 1]

Autor: SergeantXenia01   Datum: 08.02.2018 16:58 Uhr

Kommentar: Suppaaaaaaaaa Gemacht P17 ! <3

LG X1

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