Zwei über die Maßen geschminkte Clowns sitzen sich in einem Studio gegenüber. Sie haben nichts besseres zu tun als ein Schauspiel abzugeben, das lächerlich der Wahrheit Hohn spricht, die man vorgibt zu verwalten. Zwei menschenähnliche Gestalten inszenieren einen Akt der Geistesarmut, die allerdings nur den bedrückt, der eine Seele hat – und das sind wenige im Publikum! Der eine Clown symbolisiert die sehr naive Menschenmenge, die er nur kindisch dämlich gern vertritt, denn er ist von ihr bezahlt. Der andere hält sich schamlos bedeckt, so gut es geht, nicht ohne dabei etwas zu verraten: die böse Absicht, die verschleiert werden soll, denn auch er bezieht ja ein Gehalt. Und doch hegt niemand einen Groll!

Würden sie mir denn ein paar ehrliche Antworten geben, wenn ich sie darum bitte?
Aber selbstvergarnicht- nichts wird gedurft, nichts wird gesollt, solange man mir Achtung zollt. Erfrechen sie sich nicht etwas zu behaupten das es nicht gibt. „Ehrlichkeit“ ist ein verschieden interpretierbarer Begriff!
Ich erwarte von ihnen etwas mehr Schliff.
Das kommt doch auf den Standpunkt an. Heut' ist der und morgen ist ein andrer dran.
Das Fähnchen in den Wind zu halten ist das beste Zwangsverhalten!
Nun werden sie doch aber lähmend!
Zu denken ist doch generell beschämend!
Warum – weil man dabei sehr oft das falsche Terrain betritt?
Da lüg' ich dann doch lieber mit!
Ach wissen sie, ach wissen sie...ist das denn nicht total verrückt?
Na und, wenn das die Welt entzückt!
Daß sie sich nur nicht strafbar vor dem Gewissen machen?
Sie gestatten doch, da muss ich lachen!
Worauf kommt es im Leben an?
Das weiß leider keine Sau – zumindest wohl nicht offiziell! Und wenn es eine wüsste dann würde sie's nicht sagen. Man muss doch nicht gleich alles wagen. Das kostet Kopf und Kragen...
Dann lieber schweigend sterben, vor die Hunde gehen?
Wenn sie's so sehen... Ich rede nur wenn ich auch einen Auftrag habe und was ich rede, das ist ebenso verordnet.
Ich hör' nicht recht – mir wird gleich schlecht!
Was sie da hören oder hören wollen, das geht sie überhaupt nichts an! Wir reihen uns in die beschloss'nen Sachen ein – und anders darf es ja nicht sein.
Und wenn wir dadurch das verlieren, was wir sind und was wir waren?
Das juckt nur leider keine Völkerscharen. Sie brauchen Erde um zu überleben!
Davon wird’s bald nicht mehr viel geben!
Nun gib doch zu, du dummer, dummer Fragesteller, das ist geunkt, du tust's obwohl's doch per Dekret verboten ist?
Was kümmert mich der Quatsch? Ich möchte, daß ich als etwas überlebe, das man nicht einfach so vergisst!
Und wer muss jetzt auf deine Worte hören, sie Nichtsnutz du? Du bist nichts wert, denn was du tust und was du sagst, das ist verkehrt.
Sind das die ehrlich echten Worte, nach denen ich verlangt hab, als ich mit ihnen einen traf, der Auskunft geben könnte, wenn er will?
Halts Maul, sei still und nimm es einfach hin was sich da tut – ich werde nichts Konkretes sagen, das man verwenden kann, um mich um meinen Job zu bringen...
Was haben sie gesagt?
Ich sagte nichts, wie oft soll ich's betonen. Kannst du mich jetzt mit deiner Penetranz verschonen?! Ich werde tun was ansteht und das ist nur was man von mir verlangt.
Ich hab's geahnt, sie müssen weiter nichts mehr reden. Ich weiß Bescheid, auch ohne ihre Hilfe, lieber Freund – es ist nichts wie es scheint!
Das hab ich nicht gehört und nicht gemeint, denn ich bin wirklich ehrlich auf Befehl! Denn was befohlen ist, ist wahre Ehrlichkeit. Wer anders denkt ist nicht gescheit!
Ok, ja, dann bedank' ich mich bei ihnen!
(Bei beiden bleiben düstre Mienen!)

Ein Interview im Klartext

© Alf Glocker


© Alf Glocker


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