Warum ich schweige, wenn alle anderen schreien? Ich habe gelernt, dass ein Schweigen mehr aufzeigen kann, als wenn ein einmaliger Schrei. Ein Schrei muss gehört werden können. Doch was macht man, wenn niemand in der Nähe ist, der den Schrei vernehmen, gar deuten, könnte? Man schweigt.
Ein Schrei bringt einen inneren Kampf zum Ausdruck, dem endlich jemand Beachtung schenken sollte, da er sonst in einem Krieg endet. Wenn jemand aber schweigt, ist das mehr. Schweigen ist ein Ausdruck der Leere, der unerbittlichen Angst gegenüber einer Person, einer Sache und/oder einer Situation.
Ich habe gelernt, zu schweigen, da niemand meine Schreie verstanden hat. ‚Meine Probleme sind meine Probleme! ‘, machte ich mir zur Methode. Jemand, der an meinem inneren Kampf teilhaben will, der fragt. Jemand, der an meinem inneren Kampf kein Interesse hat oder sich vor diesem fürchtet, wendet sich ab und verschließt sich. Welche Art von Mensch habe ich in den 18 Jahren meines jungen Lebens wohl am meisten getroffen?
Hast du je einmal gedacht, dass du jetzt schreien müsstest, dein Mund bewegte sich aber nicht einen Millimeter? Hast du dir je die Frage gestellt, warum du zu einer bestimmten Situation geschwiegen hast, anstatt zu schreien und jedem deine Meinung an den Kopf zu werfen? Hast du dich je gefragt, ob viele Dinge anders gelaufen wären, wenn du die richtigen Menschen getroffen hättest?
Gerade, wo ich diese Zeilen verfasse, wird mir klar, dass es in meinem Leben definitiv Situationen gab, wo ein Schrei effektiver gewesen wäre. Doch ich habe geschwiegen. Widerwillig habe ich mich der dominanteren Person ergeben, doch ich habe innerlich geschrien. Lauter, als ich es mit meiner Stimme je zu Stande gebracht hätte. Der unterdrückte Schrei löste etwas in mir aus. Etwas, was sich gegen diese bestimmte Person gerichtet hat und noch immer richtet. Ein Gefühl, das so mächtig ist, dass es nur selten richtig benutzt werden kann. Und doch war es da. Dieses Gefühl von unendlich tiefem HASS.
Kommt dir das bekannt vor?


© GoldenShadow


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Kommentare zu "Gedanken: Der Schrei"

Re: Gedanken: Der Schrei

Autor: possum   Datum: 10.04.2015 2:13 Uhr

Kommentar: Ich persönlich habe vielleicht zu oft meinen Schrei in der Gegend umhergeworfen,
was mir auch manchmal leid tat und ich mich umgehend entschuldigt habe, aber ich war es losgeworden, kenne eigentlich dieses Wort Hass nicht so richtig, denn warum sollte man denn ein Lebewesen hassen, wo es auch atmet genauso schwer und leicht wie man selbst! ... Allerdings ganz ehrlich unter den Tieren da hasse ich beinahe die Blutegel, aber wirf sie trotzdem in den Wald zurück nachdem sie mich angezapft haben ... blöder Vergleich, geht mir soeben aber durch meinen Kopf! Liebe Grüße gute Zeilen!

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