Nun.....ich hatte schon in jungen Jahren mit ihr zu tun.Um genau zu sein in ihren jungen Jahren.Sie war damals erst sieben und ich 37 Jahre alt.
Ich unterrichtete damals schon seit fast 20 Jahren an dieser kleinen Grundschule Deutsch und Sport.Beides Fächer,wo man viel über die Kinder mit denen man arbeitet lernen kann.Deswegen wollte ich auch schon immer diese Fächer unterrichten.Sie waren mir einfach persönlicher als Mathe oder Erdkunde.
So kam es dann also,dass ich vorwiegend die zweiten und dritten Klassen unter meiner Obhut hatte.Ich hatte schon das Gefühl,dass meine Schüler mich mochten.Die einen mehr die anderen weniger.Das lag wahrscheinlich auch daran,dass ich nicht , wie manche von meinen Kollegen,die Schüler zusammen schrie,wenn sie mal etwas Dummes angestellt hatten.Damit macht man keinen guten Eindruck.Autorität muss man als Lehrer schon vermitteln können,aber das geht auch bei Zimmerlautstärke.Außerdem ist es leichter mit Kindern zu arbeiten,wenn man ihr Vertrauen gewonnen hat.Mit dieser Einstellung habe ich eben meinen Unterricht gemacht.
Damals bekam ich dann eine neue dritte Klasse.Interessanter Weise wenig Störenfriede und mehr Kinder,die mit ihrer Kreativität und ihrem logischen Denken glänzen konnten und sie war damals auch neu mit dazu gekommen.Sie war eine gute Schülerin.Ordentlich und aufmerksam.Sie lernte immer sehr schnell,was es sehr einfach machte ihr etwas beizubringen.Jedoch hätte ich mir nie erträumen lassen,dass ein kleines Mädchen mich mit ihrem kindlichen Denken so verblüffen könnte.So sehr,dass sie damit mein Leben veränderte.
Dieser eine dafür Ausschlag gebende Moment kam zufällig.Ich hatte mir für eine Schulstunde eine neue Aufgabe für meine Schüler ausgedacht mit der sie spielerisch und kreativ ihre Rechtschreibung verbessern konnten.
Jeder sollte zehn Wörter aufschreiben,die ihm persönlich am liebenst waren.Also quasi die zehn Lieblingswörter.Dabei habe ich nur gesagt,dass sie die Wörter nach ihrer Wichtigkeit für sie sortieren sollten.Die Schüler konnten selbst entscheiden,ob sie ein Wort nehmen,weil es gut klingt oder weil seine Bedeutung ihnen gefällt.
Wenn Schüler selbstständig arbeiten,dann geht der Lehrer rum und sieht ihnen dabei über die Schulter.Die meisten von ihnen schrieben an den Rand die Zahlen eins bis zehn und schrieben daneben das entsprechende Wort.Ich laß oft Wörte wie "Familie","Freunde" oder alles,was man zum Beispiel als Lieblingsfarbe oder Lieblingstier betiteln konnte.Manche schrieben Namen auf von bestimmten Personen, die ihnen wichtig waren.Ich konnte aber auch Worte entdecken bei denen ich mir nicht mal Ansatzweise vorstellen konnte,warum ein Kind sowas unter seine Lieblingswörter einreihte.
Für mich wurde es richtig spannend,als ich Wörter wie "Verleumdung" oder "Standhaftigkeit" auf den Blättern mancher meiner Schüler sah.Da hat mich dann auch schwer interessiert,warum dieses eine Kind genau das aufgeschrieben hatte.Wenn es nicht wegen dem Klang war musste es ja schließlich was mit der Bedeutung des Wortes zu tun haben.Solche Worte standen teilweise eben genau zwischen diesen klassischen Kinderwörtern oder eher,wenn ein "Besonderes" Wort dabei war stand es eben an Platz eins bei dem besagten Kind.
Viele Wörter waren offensichtlich positiv,aber bei den Worten die etwas,wie sagt man....einfach negativer orientiert waren,machte man sich unbewusst Sorgen um das Kind,ob es vielleicht irgendwelche familiären oder vielleicht sogar phsychischen Probleme,wie Depressionen hatte.Schließlich kann man nicht in ihre Köpfe gucken,aber das ein oder andere geschrieben Wort kann schon zeigen,was dem einen wichtiger ist als dem anderen und wie sich ihre Charakter unterscheiden.
Letztendlich schrieb ich mir die Namen der Kinder auf,die etwas,wie ich fand,außergewöhnliches aufgeschrieben hatten.So ging ich weiter rum und meine Liste wurde immer länger.Nach einer Weile kam ich dann auch zu ihr um zu sehen,was sie wohl aufgeschrieben hatte.Ich war schon überrascht darüber,was ich dort zu sehen bekam.Alle zehn Wörter hätte ich nicht als für ein Kind typisch eingestuft.Die meisten Worte konnte ich mir ja irgendwie noch logisch erklären,da eben auch viele klassische Tugenden dort aufgelistet waren,aber ich scheiterte an ihren Plätzen 2 und 10.Auf Platz 10. stand das Wort "Ehre",aber es war in Klammern gesetzt worden.Ich fragte sie daraufhin,was sie denn damit meinen würde und sie erklärte mir,dass sie zwar die Bedeutung des Wortes verabscheue,aber seinen Klang mochte.Schön und gut.Damit kam ich ja noch zurecht.Ihr 2.Platz irritierte mich jedoch wesentlich mehr.Das Wort stand nicht in Klammern und dessen Bedeutung kennt wohl jeder.Es war der "Hass".Ich hatte zwar an diesem Tag schon vieles gelesen,was ich mir nicht erklären konnte,aber dieses Wort von ihr setzte dem ganzen die Krone auf.Natürlich fragte ich sie sogleich nach dem Grund ihrer Wahl für dieses Wort,aber erstaunlicher Weise entgegnete sie mir mit dieser Gegenfrage:
"Was glauben sie?Wie viele Menschen auf der ganzen Welt tun jeden Tag so,als ob sie glücklich wären obwohl sie es gar nicht sind?Wie viele zwingen sich ein Lächeln nur auf um das Gewissen eines anderen oder das eigene nicht zu belasten?"
Da mich diese Frage ziemlich überraschte, brauchte ich einen einen Moment um darüber nachzudenken.Nach ein paar stillen Sekunden gab ich ihr ihre Antwort.Ich sagte einfach nur,dass es bestimmt viele Menschen auf dieser Welt gäbe,die so etwas tun würden.
Daraufhin gab sie mir eine zweite Frage.
"Interessant ,und wie oft ,glauben sie,täuschen die Mensche vor,dass sie jemanden abgrundtief hassen?"
Ich stutze.Mir viel auf Anhieb nur eine weitere jedoch rethorische Frage ein.
:"Wer sollte soetwas denn bitte schon vortäuschen?Vor allem warum?"
Es blieb für einen Moment still,wobei sie mich mit einem zufrieden und wissenden Lächeln ansah.
Darauf folgten die Worte,die mich damals,wie heute immer noch beeindrucken.
"Damit haben sie den Grund schon genannt,warum der Hass zu meinen Lieblingswörtern gehört.Wenn einem ein lächelnder Mensch gegenüber steht,stehen die Chancen 50:50 ob die Person gerade lügt oder nicht.Wenn einem jedoch jemand ins Gesicht sagt vielleicht sogar schreit,dass er einen hasst,dann kann man meistents auch davon ausgehen,dass er es ernst meint.Menschen die wahren Hass empfinden sind nicht dazu in der Lage diesen zu verbergen.Bei Abneigung und Missgunst geht das oft noch,aber hassende Menschen sind nicht dazu in der Lage eine andere Emotion vorzutäuschen, da sie es schlichtweg nicht können.Der Hass ist nicht nur das eindeutigste sondern auch das stärkste Gefühl,was ein Mensch überhaupt empfinden kann.Gleichzeitig haben sie natürlich Recht.Welchen Grund könnte es geben richtigen Hass vorzutäuschen?Für ein falsches Lächeln gibt es hunderte Gründe und es wird auch oft nicht bestraft,aber wenn jemand Hass vortäuscht und sich damit nicht nur selbst womöglich in den Tränen anderer ertränkt sondern auch vielleicht die Missgunst vieler anderen,die ihm eigentlich wichtig sind auf sich zieht,dann ist diese Person mehr selbstlos als schlecht und gehört meiner Meinung nach als Held gefeiert.Jedoch wird diese Lüge zu meist nicht durchschaut und die Person bleibt ungeliebt.Zu unrecht natürlich.
Soweit ich das weiß mögen die Menschen doch diejenigen,die ehrlich sind und das sind meinstents nun mal eben nicht die,die immerzu brav lächeln.
Ich habe oft das Gefühl,dass Hass die Ehrlichkeit eines Menschen hervor bringen kann.Ihr wahres Wesen oder eher ihre wirklichen Meinungen.
Wie gesagt...warum sollten diese Menschen denn das auch vorlügen?!"


© Red Papermoon


3 Lesern gefällt dieser Text.





Beschreibung des Autors zu "Eine banale Aufgabe oder''Im Kopf eines Kindes''"

So.....Naja mal eine Geschichte, die auf meinem Fanfiction basiert . Eine Situation in der sich besagter Lehrer mal mit ihr befunden hat.
"Ihr" Weil mir nach zwei Jahren immer noch kein passender Name für sie eingefallen ist....Irgendwann fällt mir aber sicher einer ein.XD
LG Red Papermoon




Kommentare zu "Eine banale Aufgabe oder''Im Kopf eines Kindes''"

Re: Eine banale Aufgabe oder''Im Kopf eines Kindes''

Autor: Uwe   Datum: 13.10.2014 19:57 Uhr

Kommentar: Dein Sprechen gefällt mir sehr.
Der Inhalt verstört mich, aber vielleicht hast du das ja gewollt?
u.

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