Bordell Türkis - Staffel 3
Episode 11: Tod keiner Mutter

Gabrielle war auf dem Weg ins Krankenhaus, in dem Michaela lag. Sie war, nachdem man sie im Wald eingenässt und gefesselt gefunden hatte, sofort ins Krankenhaus gebracht worden. Sie war traumatisiert und sprach kein Wort mehr. In ihrem Kopf waren tausend Gedanken und keiner davon beruhigte sie. Clementine war wegen ihr weg. Hätte sie nicht darauf bestanden, mit dem Kind spazieren zu gehen, würde sie jetzt noch leben. Vielleicht lebte Clementine ja noch. Vielleicht. Sprechen konnte sie nicht mehr. Die Schande war zu groß. Die Täter hatten Urin über sie gegossen, sie befummelt und dann halbnackt und blind im Wald angekettet. Wer machte so eine scheußliche Tat? Michaela hatte die Bilder immer wieder im Kopf und die letzten Schreie von Clementine sowieso. Sie wusste, dass Gabrielle kommen würde. Und nicht etwa, um sie zu besuchen und nach ihrem Befinden zu fragen, sondern um Clementine zu finden und dafür würde sie notfalls die Antworten aus ihrem Leib prügeln. Sie kannte Gabrielle gut. In so einer Situation wurde sie zum Tier und das stimmte auch. Denn im gleichen Moment rannte Gabrielle die Stufen in den sechsten Stock hoch, da sie keine Zeit mehr hatte, auf den Aufzug zu warten. Die Zimmernummer hatte sie und sie fragte auch keine der Schwestern auf der Station nach Michaela, sondern sie suche das Zimmer, warf die Tür auf und ging direkt auf das Bett von Michaela zu. Und dann eskalierte die Situation.

Sofort waren beide Hände um Michaelas Hals geschlungen und ihr wurde die Luft abgedrückt. Gabrielle hatte kein Gefühl mehr in ihren Augen, sie empfand nur noch Hass und Leid. Sie drückte ihr den Hals immer dichter zu und riss sie plötzlich wie wild aus der Decke heraus zu Boden. Als Michaela auf dem harten Boden aufkam und immer noch keine Schwester etwas bemerkt hatte, zog Gabrielle sie an den Haaren nach oben und schlug ihr immer wieder aufs Gesicht. "Wo ist meine Tochter? Wo ist meine Tochter? Wo ist meine Tochter? Wo ist meine Tochter? Wo ist meine Tochter?", schrie sie nicht gerade laut genug, um Aufmerksamkeit zu erregen. Michaela wusste es nicht und sprechen konnte sie nicht mehr. "Du hast mir meine Tochter genommen du elendes Stück Dreck! Das war sicher dein geistesgestörter Freund Uwe dem wir das zu verdanken haben und du hast ihn zu uns gebracht! ICH HASSE DICH!". Gabrielle bemerkte überhaupt nicht, dass sie Michaela fast ohnmächtig geprügelt hatte. Sie zuckte nur noch und aus beiden Augen floss Blut. Sie hatte dicke Schwellungen an den Lippen, den Augen und beiden Backen. Doch Gabrielle war noch lange nicht fertig mit ihr. Michaela war Schuld. Ihre Tochter wurde seit 1 Tag vermisst und es war ihre Schuld. Immer wieder schlug sie ihren Kopf auf den Boden auf und empfand dabei keinen Schmerz mehr. Es tat ihr gut. Wieder zog sie Michaela an den Haaren hoch, obwohl sie mittlerweile wirklich bewusstlos war. Ihr Gesicht war blau und blutete. Sie hatte Schürfwunden, Narben und üble Wunden am Körper. Gabrielle tat es nicht leid. Sie zog sie an den Haaren über den Boden und öffnete das große Fenster. "Wer meine Tochter tötet, den töte ich auch!", flüsterte sie Michaela zu und legte sie mit dem Bauch auf den Fenstersims. Ihr Kopf hing dabei bereits vorne aus dem Fenster. "Jetzt bekommst du, was du verdient hast du Mörderin! Eine Freundin wolltest du sein und eine Mörderin bist du gewesen! Ich hätte wissen sollen, dass dein Freund nicht sauber ist und eine Gefahr darstellt! Was er dir angetan hat war richtig! Er hätte dich vergewaltigen sollen bis du nicht mehr atmest! Du hast meine Tochter ermordet! Ermordet hast du sie! DU HAST SIE ERMORDET DU SCHLAMPE! ERMORDET!". Gabrielle weinte fürchterlich. Doch sie musste es tun. Sie packte Michaela an den Füßen und wollte sie gerade nach vorne drücken, als Zip mit einer Schwester reinkam und erstarrte. "Gabrielle nein! Tu das nicht! Michaela kann nichts dafür, dass jemand unsere Tochter entführt hat! Lass sie los! Sofort! Gabrielle lass Michaela sofort los!". Doch Gabrielle hielt ihn zurück. Noch hing Michaela erst mit ihrem Kopf aus dem 6.Stock. Unten angekommen würde sie sicherlich sterben, wenn das nicht schon passiert ist. Wo auch immer sie diese her hatte, aber Gabrielle zückte plötzlich eine Waffe und zielte auf Zip. "Du lässt mich das jetzt zu Ende bringen und bleibst da stehen! Sie alle bleiben da stehen! Diese Frau hat mein Kind ermordet! Ich habe es ihr anvertraut und sie hat mein Vertrauen missbraucht! Sie hat mich um das Einzige gebracht, was mir je was bedeutet hat! Ich habe soviel gelitten und soviel mitgemacht, dass ich EINMAL ein wenig Glück haben wollte und jetzt reißt man mir auch das aus den Händen! Ich kann nicht mehr! Ich bin am Ende Zip! Es tut mir wirklich so leid!".

Zip's Schrei hörte man durch das ganze Krankenhaus und darüber hinaus. Es war ein Schrei, wie man ihn von Zip noch nie gehört hatte. Unten im Erdgeschoss krachte etwas auf den Boden und Passanten waren sofort in heller Aufregung. Ein toter Körper lag in einer Lache voll Blut. Sofort hörte man Sirenen, die Polizei war vor Ort und ein Krankenwagen auch. Zip schaute von oben aus dem Fenster des sechsten Stocks und sah die Leiche weit unten am Boden liegen. Jetzt fehlten auch ihm die Worte und er brach zusammen. Wäre die Schwester nicht da gewesen, wäre er womöglich auch gesprungen. Doch davon konnte sie ihn abhalten. Und dann schrie er. Zip schrie so laut er nur konnte und begann zu weinen. "NEIN NEIN NEIN NEIN NEIN NEIN NEIN NEIN!!!!!!!!!", schrie er so laut er nur konnte und verlor seine Fassung. Michaelas toter Körper lag auf dem Boden des Krankenhauses und bewegte sich noch. Gabrielle allerdings nicht mehr. Sie war vor weniger als einer Minute aus dem Fenster gesprungen und hatte dem Leid ein Ende gesetzt. Unzählige Male hatte sie bereits gesagt, dass sie das alles nicht mehr aushielt. Zuviel Kummer und zu viele Sorgen hatten sie kaputt gemacht. Sie hatte ihren Exmann auf dem Gewissen, ihre erste große Liebe seit Jahren, ihr Kind wurde jetzt entführt und war wahrscheinlich tot und ihr Exmann lebte doch noch und wäre ihr früher oder später wohl wieder auf die Pelle gerückt. Ihr Leben bestand nur noch aus Leid und Schmerz. Und dem wollte sie schon lange ein Ende setzen. Und durch die Entführung ihres Kindes war der Punkt nun endgültig erreicht. Für ihre Nachfolge im Bordell war gesorgt und alles, was sie hinterließ war Zip, dessen Herz nicht nur gebrochen, sondern auch völlig zerstört worden war. Beim Anblick seiner toten großen Liebe, die er in Gabrielle entdeckt hatte, zerriss es ihn innerlich. Wie er jemals mit dem Tod von Gabrielle und der Entführung seiner Tochter gleichzeitig fertig werden sollte wusste er nicht. Womöglich wurde er das nie. Sein Leben endete hier ein Stück weit wie das von Gabrielle. Doch er schwor bei Gott. Er würde den Täter finden. Für Gabrielle und für sich. Er würde die Person finden, die Clementine entführt hatte. Und wenn dieser Tag gekommen war, würde er auch springen. Doch das war er Gabrielle schuldig. Den Schuldigen zu finden und ihn oder sie in den Knast zu bringen. Darin bestand für ihn von nun an der Sinn in seinem Leben. Alles andere blendete er aus. Liebe gab es für ihn nicht mehr. Nur noch Rache. Seine Uhr tickte und der Sand würde auslaufen, sobald er den wahren Mörder gefunden hatte. Dann würde er Gabrielle wiedersehen und ihr sagen, wer es gewesen ist. Ja das würde er tun. Und dann fanden sie beide endlich Frieden. Und den hatten sie sich wirklich immer gewünscht.

Fortsetzung Folgt in Episode 12!

Seralgo Refenoir


© Seralgo Refenoir


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