Die Sache mit dem Vertrauen

An mein Exherrchen!

Ich saß schon so lange dort und wartete auf dich. Dabei sagtest du zu mir, es würde nicht lange dauern, du wärst gleich wieder da.
Doch eine Nacht und fast ein ganzer Tag waren vergangen und du kamst immer noch nicht zurück.
Ich hatte großen Hunger und Durst, aber am schlimmsten war die Angst, die ich hatte.
Es konnte doch nicht sein, daß du mich vergessen hattest, oder?
Du sagtest, daß wir zusammen in den Urlaub fahren würden.
Vom Meer und vom Strand hast du mir erzählt. und das wir beide dann sehr viel Zeit zusammen verbringen würden.
Oh, wie sehr hatte ich mich darauf gefreut...

Jetzt bin ich in einem Heim gelandet, in dem noch viele andere Tiere sind.
Hier gibt man mir zu fressen und geht mit mir Gassi. Manchmal spielt auch ein freundlicher Mensch mit mir.
Aber ein richtiges Zuhause ist das nicht.
Die meiste Zeit bin ich allein in meinem Zwinger. und dann denke ich an dich und versuche zu verstehen, warum du mich ausgesetzt hast. Denn das haben sie hier gesagt, ich wäre ausgesetzt worden.
Was habe ich bloß falsch gemacht, daß du so gehandelt hast?

Du hast mein Herz gebrochen.
Du hast mir alles genommen. Mein Zuhause und meine Sicherheit.
Meine Liebe zu dir hast du mit
Füßen getreten. Du hast mich einfach entsorgt, wie ein altes Möbelstück, daß nicht mehr zur Einrichtung paßt.
Trotz allem würde ich dir immer wieder bedingungslos mein Herz schenken, so groß ist meine Liebe zu dir.
Würdest du jetzt kommen, um mich wieder zu dir zu holen, wäre ich der glücklichste Hund auf der ganzen Welt.
Doch schwindet meine Hoffnung mit jeder Minute, jeder Stunde und jedem Tag den ich hier bin, mehr....


Heute kam eine junge Frau hier her, die sich viel mit mir beschäftigt hat. Die fand ich eigentlich ganz nett.
Morgen will sie wieder kommen und mich mit zu sich nach Hause nehmen, hat sie gesagt.
Eigentlich wäre es wirklich sehr schön, wieder ein richtiges Zuhause zu haben, mit einem kuscheligen Körbchen und mit einem Menschen der mich liebt, und dem ich meine Treue und Liebe schenken kann.
Aber soll ich es wirklich wagen und wieder einem Menschen mein ganzes Herz schenken?

Ich glaube, ich versuche es noch einmal, die Sache mit dem Vertrauen.
Und vielleicht habe ich diesmal ja mehr Glück.
Ich wünsche es mir so sehr.

Dein Exhund

© Sabine Müller
Juni 2014


© Sabine Müller, Alle Rechte vorbehalten,besonders das Recht auf Vervielfältigung und Verbreitung,sowie Übersetzung.Kein Teil des Textes darf ohne schriftliche Genehmigung des Autors reproduziert oder verarbeitet werden!


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Kommentare zu "Die Sache mit dem Vertrauen"

Re: Die Sache mit dem Vertrauen

Autor: Schmusekatze   Datum: 09.09.2014 10:06 Uhr

Kommentar: Du sagst es, toll auf den Punkt gebracht
wie können Menschen nur so sein???
LG Joy

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