Ist die Erde noch zu retten?

„Meinst du, es war richtig?“
„Was denn“, Vater Gott dreht sich um und sieht Mutter Gott fragend und ein wenig genervt an.
„Ich meine, dass wir ihnen den Verstand gegeben haben, vielleicht war es zu früh, vielleicht waren sie einfach noch nicht so weit?“

Sie wenden sich wieder der Erde zu, die dort unter ihnen liegt und die sie seit einiger Zeit beobachten. Noch sehen sie grüne Wälder und in den Meeren spiegelt sich der Himmel, so dass sie `himmelblau’ erscheinen.
Aber mehr und mehr ist auch Qualm zusehen, zerstörte Wälder, riesige gerodete Flächen und Dunst über den großen Städten.
Gestank und Lärm dringen zu ihnen herauf, todbringende Blitze von Bomben und Gewehren
sind zu sehen und die Hilferufe der Wesen, die nur sehr leise Stimmen haben, sind kaum noch zu vernehmen.

„Ich weiß es nicht“, Vater Gott schüttelt ratlos den Kopf. „Ich weiß nicht warum sie so, so…“
„Egoistisch?“
„Ja, egoistisch, warum sie so egoistisch sind. Sicher war es am Anfang notwendig. Sie mussten um ihr Überleben kämpfen. Hätten sie damals nicht zuerst an sich gedacht, wären sie verhungert oder erfroren. Sie hatten keine andere Wahl.
Natürlich gibt es auch heute noch Länder in denen es so ist. Dabei wäre es überhaupt nicht mehr nötig. Sie haben schon soviel gelernt. Wenn sie ihr Wissen und ihre Technik dafür einsetzen würden, sich gegenseitig zu helfen, anstatt die Welt nach ihren Wünschen zu formen, gäbe es weniger Hunger, weniger Not und Leid überall.
In einigen Ländern gibt es Nahrungsmittel im Überfluss. Die Menschen kämpfen nicht ums Überleben, sondern darum, von allem immer noch mehr zu haben, obwohl sie es gar nicht nutzen können. Ihre Schränke sind voll von Dingen, deren größter Wert darin besteht, sie zu bekommen.
Immer mehr Menschen haben diesen Wunsch und immer mehr können ihn sich erfüllen. Stinkende Autos, qualmende Fabriken, das alles nimmt immer mehr zu. Sie nennen es Fortschritt und zerstören damit sich selber, die Natur und alles was wir geschaffen haben.
Nichts hält sie auf, nicht die Bilder, die sie sich jeden Tag ansehen, nicht die warnenden Stimmen einiger weniger, die erkannt haben, dass es so nicht weitergehen kann. Manchmal, wenn ich die Lichter derjenigen dort unten aufblitzen sehe, bekomme ich Hoffnung, dass das Streben nach Macht und Reichtum, dass die Unterdrückung und das Töten aufhören, aber es sind so wenige…“

„Weißt du, was mich besonders bekümmert?“ Mutter Gott sieht jetzt sehr nachdenklich aus. „All diese Dinge geschehen sehr oft in deinem Namen…“
„Ja, sie tun es in meinem Namen“, ruft Vater Gott zornig.
„Sie tun es in meinem, nicht in ihrem und auch nicht in deinem Namen. Ob es besser gewesen wäre, wenn du zu ihnen gesprochen hättest?“

Mutter Gott schüttelt den Kopf: „Ich spreche zu ihnen, jeden Tag!
Aber sie haben ihre Ohren und ihre Herzen verschlossen. Sie hören weder auf dich noch auf mich. Sie glauben zu wissen, was gut und richtig ist. Dabei halten sie sich an Bücher, die vor langer Zeit geschrieben wurden, in Zeiten, die so ganz anders waren, als die, in denen sie jetzt leben. Es wäre notwendig, die Texte dem Wissen anzupassen, das sie heute haben.
Aber wir können doch nicht schon wieder jemanden von dort hinschicken?“
Dabei deutet sie auf einen hell leuchtenden Planeten in einer anderen Dimension.
„Ich glaube nicht, dass wir noch einmal jemanden finden, der freiwillig auf diese Erde geht.
Viele Versuche hat es gegeben. Immer wieder sind Religionen entstanden, aber besser sind die Menschen dadurch nicht geworden, im Gegenteil.
Sie haben dich auf einen Thron gehoben, haben sich abgegrenzt von dir, von uns, von allem, was ist. Sie glauben, dass du verantwortlich bist für alles, was sie selber anrichten, denn sie tun es ja in deinem Namen. Sie haben nichts verstanden!
Wenn sie doch nur einsehen würden, dass alles durch das Band der Liebe miteinander verbunden ist, dass nichts für sich allein existieren kann. Sie sind ein Teil, genauso wie jedes Wesen, jedes Tier, jede Pflanze, jeder Stein dort unten auf ihrem wunderschönen Planeten.
Wenn sie nur erkennen könnten, dass sie als vernunftbegabte Wesen die Aufgabe haben, das alles zu beschützen, wie großartig könnte das Leben für alle dort sein!“


© Sigrid Hartmann


8 Lesern gefällt dieser Text.








Unregistrierter Besucher

Diesen Text als PDF downloaden




Kommentare zu "Ist die Erde noch zu retten?"

Re: Ist die Erde noch zu retten?

Autor: Doris Demski   Datum: 02.02.2014 10:10 Uhr

Kommentar: Dass es hier auch eine Mutter Gott gibt, gefällt mir besonders!
LG D.D.

Re: Ist die Erde noch zu retten?

Autor: Mark Widmaier   Datum: 02.02.2014 10:39 Uhr

Kommentar: Ein wunderbarer, "göttlicher" Dialog, der uns alle zum Nachdenken bringen sollte. Auf so eine tolle Idee muss man erst mal kommen, eine solche Thematik so unterhaltsam und appellativ umzusetzen.

Re: Ist die Erde noch zu retten?

Autor: Juergen Wagner   Datum: 02.02.2014 13:22 Uhr

Kommentar: Vielleicht haben sie Dich geschickt...?

Mit Sonntagsgrüßen! Jürgen

Re: Ist die Erde noch zu retten?

Autor: Hans Finke   Datum: 02.02.2014 15:03 Uhr

Kommentar: ...hätte es immer schon eine Mutter Gott gegeben, sähe die Erde anders aus. Eine Mutter läßt kein Töten zu, auch nicht im Namen einer Religion, weil sie Leben schafft - nicht vernichtet. Sissy,du bist großartig und weitsichtig. Sei herzlich gegrüßt - Hans

Re: Ist die Erde noch zu retten?

Autor: sissy   Datum: 03.02.2014 7:26 Uhr

Kommentar: Danke euch allen,
wenn das männliche und das weiblichen, wenn Herz und Verstand besser harmonieren würden, sehe die Welt sicher anders aus.
Wünsche euch einen schönen Tag
LG Sigrid

Re: Ist die Erde noch zu retten?

Autor: Evia   Datum: 04.08.2015 16:46 Uhr

Kommentar: DAS ist wirklich , hab gar kein Wort ..
DANKE und nicht aufgeben ...
Lernplanet - unser Zuhause - eben ...
Herzliche Grüsse , Eva

Kommentar schreiben zu "Ist die Erde noch zu retten?"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.