Liebe Kinder!



Stellt euch mal vor, ihr wacht eines schönen Morgens auf und stellt fest, dass sich unter eurem Bett ein Monster befindet.



Was würdet ihr wohl in dieser Situation machen?



Nun, als Benno das Monster mit den roten Augen unter seinem Bett entdeckte, war er schon ein bisschen erstaunt, aber nicht sonderlich erschrocken.



„Was machst du denn unter meinem Bett hier?“ fragte Benno das Monster, das ganz hinten in der Ecke saß und ihn nur stumm anblickte.



„Ich wollte dich einfach nur erschrecken, Benno. Aber du scheinst ja ein richtig cooler Typ zu sein. Du hast wohl keine richtige Angst vor Monstern wie mich. Ich bin eben kein böses Monster, wie manch andere von uns.“



„Warum sollte ich auch Angst vor dir haben?“ antwortete Benno und stieg aus seinem Bett.



„Wie heißt du eigentlich? Wie ich heiße, das weißt du ja schon. Sag' mir also auch deinen Namen!“ sagte Benno zu dem Monster, das langsam unter seinem Bett hervor gekrochen kam, wo es doch ziemlich eng gewesen war.



Als das Monster mit den roten Augen vor Benno stand, war es nur ein wenig größer als er, was ihn schon ein wenig erstaunte, denn Monster müssen ja immer ganz, ganz groß sein, um die Leute erschrecken zu können.



„Ich heiße Humpelpummel, das Monster mit den roten Augen“, antwortete dieser Humpelpummel etwas verschämt. „Die anderen Monster lachen immer über meinen komischen Namen und auch darüber, dass ich Kindern keinen richtigen Schrecken einjagen kann, wenn ich bei ihnen auftauche. Das macht mich echt so richtig unglücklich.“



„Ach was!“ sagte Benno zu Humpelpummel, dessen Augen jetzt auf einmal gar nicht mehr so rot leuchteten als zuvor.



„Du kannst hier in meinem Zimmer bleiben. Ich werde noch schnell zu meinen Eltern gehen und ihnen sagen, dass ich einen neuen Freund zum Spielen gefunden habe. Warte hier, bis ich wieder da bin!“



Die Eltern von Benno lagen an diesem Wochenende noch im Bett und schliefen.



„Mama, Papa! Wacht auf! In meinem Zimmer ist ein Monster, das mit mir spielen möchte. Darf es hier bei uns bleiben? Bitte, bitte!“ rief Benno und machte mit seiner lauten ungemütlichen Schreierei seine Eltern wach.



„Was ist los? In deinem Zimmer soll ein Monster sein, Benno? Schön für dich, Sohnemann. Geh' wieder zurück und lass' uns bitte noch ein bisschen länger schlafen! Wir haben die ganze Woche viel gearbeitet und möchten uns wenigstens am Wochenende ein wenig ausschlafen können. Nun mach' schon und lass' deinen neuen Freund, das Monster, nicht länger warten!“



„Danke Mama!“ Benno rannte sofort wieder zurück in sein Zimmer, wo das Monster immer noch geduldig auf ihn wartete.



„Meine Eltern haben wohl nichts dagegen, wenn du hier bleibst. Sie wollen nur ihre Ruhe haben und mal so richtig ausschlafen können. Also, was machen wir beide jetzt?“ fragte Benno das Monster.



„Oh, da wüsste ich was. Ich lade dich ein, unser Monsterdorf zu besuchen, das gleich hinter dem großen Wald liegt. Wenn du ein Radel hast, fahren wir gleich dahin und du bist später wieder zurück, bevor deine Eltern wach werden und aufstehen“, sagte das Monster zu Benno.



Der war sofort begeistert, ging ganz leise mit seinem neuen Freund in die Garage, schnappte sich sein Fahrrad und beide verließen diese durch eine Hintertür.



Keine fünf Minuten später waren sie unterwegs und kamen schon bald im besagten Monsterdorf an.



Das Monster Humpelpummel stellte Benno sogleich seinen Eltern vor, die mit ihren übrigen Monsterkindern gerade am Tisch saßen und eine schleimige Regenwurmsuppe verteilten.



„Ich möchte, dass ihr heute nichts stehen lasst. Ihr müsst alles aufessen, damit ihr mal so richtige, hässliche Monster werdet!“ ermahnte die Monstermutter ihre Monsterkinder. Alle fingen sofort damit an, ihre Suppe mit langen Zungen schmatzend aus dem Teller zu lutschen. Nur Benno verzichtete freundlich aber bestimmt auf die Schleimsuppe mit den Regenwürmern.



Nach dem Essen nahm Humpelpummel Benno mit nach draußen vors Haus, wo ein grüner Monsterdrache dösend in der Sonne stand.



„Kommt alle her! Wir steigen auf den Drachen und und fliegen mit ihm über Bennos Haus. Alle aufsteigen und gut festhalten!“ rief Humpelpummel zu seinen Monster-Geschwistern. Benno durfte extra ganz nach vorne steigen und musste sich an einem Drachenzacken festhalten. Mit heftigem Flügelschlag erhob sich der grüne Drache bald in die Luft und nahm Kurs auf Bennos Haus.



„Schau mal! Da unten steht euer Haus. Da ist das Fenster von deinem Zimmer!“ rief Humpelpummel aufgeregt und deutete mit dem ausgestreckten Zeigefinger seiner rechten Hand nach unten.



Benno war total überrascht. Noch nie hatte er das Haus seiner Eltern von oben gesehen. Es war einfach überwältigend. Der Drache flog noch ein paar Runden, bevor er über den großen Wald in Richtung Monsterdorf zurück flog, wo er auf einer weiten Wiese landete.



Benno spielte noch den ganzen Tag mit seinen neuen Freunden zusammen, die alle kleine Monster waren, aber besonders zu ihm sehr nett waren.



Erst dann, als die Sonne schon unterging, machte sich Benno auf dem Weg nach Hause. Er verabschiede sich von den freundlichen Monstern, setzte sich auf sein Fahrrad und fuhr davon. Ein paar Mal schaute er noch winkend zurück und rief ein letztes Mal:



„Ihr könnt mich mal alle besuchen kommen! Und wenn Humpelpummel Lust hat, darf er sich auch wieder unter mein Bett legen. Ich schaue dann ab und zu nach, ob er da ist. Ich würde mich sehr freuen, mein lieber Freund.“



Dann war Benno auch schon im nächsten Augenblick hinter einem Hügel verschwunden.



***



Benno lag noch im Bettchen, als seine Mutter herein kam und ihn dazu aufforderte, endlich aufzustehen. Sie wollten nicht ohne ihn zusammen frühstücken und Vater würde schon unten am Tisch sitzen.



Als Benno endlich soweit war, erzählte er von seinem Traum, den er einfach nicht vergessen konnte.



„Ja ja, wir wissen davon Benno. Auf einmal hast du uns mitten in der Nacht wach gemacht und noch ganz schläfrig etwas von einem Monster gemurmelt. Ich habe dich wieder ins Bett zurück gebracht, wo du dann weiter geschlafen hast. Aber jetzt wird bitte erst mal gefrühstückt, mein Junge! Von deinem Traum mit dem Monster kannst du uns nachher mehr erzählen“, sagte die Mutter und reichte ihm eine Scheibe Brot mit feiner Erdbeermarmelade rüber, die Benno besonders mochte.


ENDE

(c)Heinz-Walter Hoetter


© Heiwahoe


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