Die Kohlmeise Lilli und der Zaunkönig Robert


Es war Adventszeit. Der Schnee lag hoch, und es wehte ständig ein
kalter Ostwind.
An den Dachrinnen und auch an den Metallzäunen hingen reichlich Eiszapfen, sie glichen silbernen Messern.
Der Winter hatte an die Fenster hübsche Eisblumen gemalt. Der Rauch
der Schornsteine stiegt kerzengerade zum Himmel.
Es war eine sehr schlimme Zeit für die Vögel. Das Wasser war zugefroren,
und in vielen Futterhäuschen war einfach kein Futter.
Die Familie Krause hatte ein Futterhäuschen in ihrem Hausgarten, in das
sie täglich Vogelfutter gab.
Viele Vögel versammelten sich täglich am Häuschen, und am gierigsten waren die Sperlinge.
Die Amseln hatten vor Kälte ihre Federn aufgestellt, sie sahen aus, wie runde
Bällchen.
Die Kohlmeise Lilli war täglich am Futterhäuschen. Dort traf sie auf den Zaunkönig Robert. Lilli ärgerte sich über Robert, denn der sprang auf dem Futter hin und her, ohne zu fressen
Sie dachte, das ist aber ein verwöhnter Kauz, wo doch soviel verschiedenes Futter vorhanden ist.
Im Futterhäuschen waren Sonnenblumenkerne, Haferflocken, Hanfkörner,
Weizenkörner und noch vieles mehr.
Lilli erzählte ihrer Tante Pinki, der Kohlmeise über das seltsame Verhalten
des Zaunkönigs.
Tante Pinki sagte: „ Das weist du nicht? Hast du denn in der Schule nicht
aufgepasst? Zaunkönige ernähren sich von Insekten, wie zum Beispiel von Spinnen, Würmern und Fliegen “ sagte die Tante.
Die Meise schämte sich, weil sie in der Schule nicht immer aufgepasst hat.
Am nächsten Tag traf sie den Zaunkönig Robert am Futterhäuschen.
Sie sagte: „ Einen wunderschönen guten Morgen wünsche ich ihnen, Herr
Zaunkönig.“
Robert dachte, was ist denn das für eine Person, hat diese nicht mehr
alle Tassen im Schrank? Sie kamen trotzdem ins Gespräch.
„ Ich weis, wo es vielleicht Spinnen und Würmer gibt, und zwar im Schafstall
vom Schäfermeister Traugott,“ sagte Lilli.
Der Zaunkönig dachte, dass ist doch eine vernünftige Person, wie konnte
ich mich nur so täuschen! Die Kohlmeise Lilli flog am nächsten Tag zum Schafstall. Dort fand sie nach einigem Suchen Spinnen und Würmer. Sie freute sich sehr, denn von nun an konnte sie den Zaunkönig mit Würmern und Spinnen versorgen.
Lilli und Robert trafen sich nun täglich am Futterhäuschen.
Die Kohlmeise war wie eine Mutter zu Robert, denn sie brachte ihm immer
frische Nahrung.
Der 24. Dezember war gekommen. Das Thermometer zeigte minus 14 Grad an, und es schneite heftig.
Der Zaunkönig wartete schon eine ganze Weile am Futterhäuschen. Er
dachte bei sich, hoffentlich kommt die liebe Kohlmeise bald.
Verspätet kam die Meise angeflogen, jedoch wie sah sie bloß aus?
Ihr Gefieder war durchnässt und ihre Augen waren teilweise mit Schneeflocken verklebt.
Sie ließ die mitgebrachten Maden fallen, die Robert geschwind verspeiste.
Lilli sagte zitternd: „ Robert, wo ist denn dein Zuhause?“ „Dort in der Fichtenhecke ist mein Zuhause,“ antwortete dieser.
Beide flogen zu der Wohnung des Zaunkönigs, die geschützt und mollig warm war. Die Meise erholte sich dort sehr schnell, und beide waren guter Dinge.
Es wurde schnell dunkel, und man hörte schon die Weihnachstglöckchen aus der Ferne erklingen.
„ Liebe Lilli, du kannst bei dieser Dunkelheit, nicht mehr nach Hause
fliegen, darum bleibe bei mir,“ sprach der Zaunkönig.
Die Meise war mit seinem Vorschlag einverstanden. Sie kuschelten sich
dicht aneinander, und Lilli legte ihren linken Flügel über Robert.
Sie schauten noch lange zum hellen Sternenhimmel bevor sie einschliefen.
Im zeitigen Frühjahr sah man sie zwischen den Tulpen, Krokussen und Winterlingen hin und her eilen.
Die neugierige Elster Susi fragte den Eichelhäher Gustav: „ Sind die Beiden
denn vielleicht miteinander verheiratet?“
Der Eichelhäher sagte nichts, er dachte nur:„ Der Neugierigen brauch ich nicht alles auf die Nase zu binden!“


© Jürgen


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Kommentare zu "Die Kohlmeise Lilli und der Zaunkönig Robert"

Re: Die Kohlmeise Lilli und der Zaunkönig Robert

Autor: Michael Dierl   Datum: 18.12.2022 0:01 Uhr

Kommentar: Ja, eine nette Kindergeschichte über die ach so geliebten heimischen Vögel. Ich selber füttere das ganze Jahr über aber am meisten haben die Vögel Stress und benötigen Futter wenn sie Junge haben. Da wird am meisten Futter gebraucht. In den Wintermonaten müssen sie nur ihre Temperatur von 39° halten. Da reicht auch Fettfutter aus!

lg Michael

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