Der Schneider Häberlein und der Teufel…


Vor sehr langer Zeit lebte im Städtchen Wehrhausen der Schneider
Häberlein. Der Schneider war nicht verheiratet, sein Partner war die schwarze Dohle Jakob. Der Schneider war ein Schalk und er hatte immer viele Streiche„ auf Lager.“
Seine Schneiderei warf nicht viel Geld ab, denn die Leute, aus
Wehrhausen waren alle sehr arm. Die Klosterbrüder waren die Einzigen,
die sich beim ihm etwas schneidern ließen. So lebte Häberlein mehr schlecht als recht, und er war trotzdem eine Frohnatur. Die gute Laune hatte er gepachtet.
Der Schneider hatte ständig das Fenster der Schneiderei geöffnet, und
deshalb sah man ihn auf seinem Schneidertisch sitzen.
Er hatte dann immer seine Beine überkreuzt und er kaute seinen geliebten Kautabak. Der Schneider hatte auch eine Fliegenklatsche bereit, und die Fliege und Mücken, die durch das Fenster kamen,
wurden von ihm erschlagen.
Es war ein schöner Maientag. Die Vögel sangen und die Apfelbäume standen in voller Blüte. Die Luft war angenehm warm, es wehte nur
ein schwaches Windchen.
Der Tag verführte jeden zum Träumen. Der Schneider fühlte sich wohl,
und er döste vor sich hin.
Plötzlich schellte die Türglocke und ein vornehmer, schwarz gekleideter Herr betrat die Schneiderei. Der Mann hatte einen schwarzen Mantel an,
und dieser war mit Perlmutknöpfen verziert. Die lange Hose, die
der Fremde trug, reichte über dessen Schuhe. Auf seinen Kopf trug
dieser einen Hut mit breiter Krempe und zwei gedrehte Fasanenfedern machten den Hut sehenswert.
Den Hut hatte der Fremde tief ins Gesicht gezogen, so das man ihn nicht
erkennen konnte. Es roch aber auf einmal in der Schneiderwerkstatt nach Rauch, und Ziegengestank machte sich breit.
Der Schneider war von seinem Tisch gesprungen, er fragte, in
gebückter Haltung, den vornehmen Herrn, was er denn wünsche.
Der Fremde sagte mit tiefer Stimme; „ Schneider, ich wünsche mir von dir einem schwarzen Wams.“
Der pfiffige Schneider hatte es schnell mit bekommen, dass es sich bei dem Fremden um den Teufel handelte, jedoch er ließ sich nichts anmerken. Häberlein nahm die Maße vom Teufel und sagte danach:
„Werter Herr, sie können das Wams in zwei Tagen abholen“. Der Teufel sagte nur noch: „ Das will ich auch hoffen.“ Nach zwei Tagen betrat der
Teufel wieder die Schneiderwerkstatt.


Der Schneider Häberlein händigte dem Teufel das Wams aus. Der Teufel war mit dem Kleidungsstück sehr zufrieden. Er gab dem Schneider als Bezahlung fünf Goldtaler. Für einen Goldtaler konnte man
zur damaligen Zeit zwei Kühe oder vier Schweine kaufen.
Der Teufel verabschiedete sich mit den Worten:“ Bis bald Schneiderseele!“
Häberlein übermannte die Freude über die fünf Goldtaler so sehr,
das über sein Gesicht die Tränen kullerten.
Nun konnte der Schneider etliche Monate gut leben. Er steckte die Taler
in ein Tongefäß, das er mit einem Tondeckel verschloss.
Am nächsten Morgen schaute er in das Gefäß, aber was war das? Die fünf Goldtaler waren verschwunden und fünf Kohlen lagen in dem Tongefäß! Dem Schneider fiel es wie Schuppen von Augen, und er dachte, Teufel so etwas machst du nicht noch einmal mit mir!
Nach einigen Wochen betrat der Teufel wieder die Schneiderei, jedoch
Häberlein ließ sich nichts anmerken.
Er fragte höflich: „ Gnädiger Herr, womit kann ich ihnen heute dienen?“
Der Teufel sagte: „ Ich brauche unbedingt einen schwarzen Gehrock.“
Der Schneider sagte darauf: „ Das ist kein Problem, den Gehrock kann ich schneidern.“
Nach einigen Tagen holte der Teufel beim Schneider den gefertigten
Gehrock ab. Der Teufel wollte wieder mit Goldtalern bezahlen.
Jedoch pfiffige Schneider aber meinte, werter Herr ,ich hätte lieber Kupfergeld, damit lässt es sich besser bezahlen. Der Teufel murmelte
etwas in seinen Bart, aber er gab dem Schneider widerwillig eine Hand
voll Kupfermünzen.
Der Teufel legte das Wams über den rechten Arm, und er verlies ohne
Gruß die Schneiderei.
Der Schneider Häberlein hatte in die beiden Taschen des Gehrocks
Löscher geschnitten, dass war seine Rache für die fünf Kohlen vom
Teufelsmann.
Auf dem halben Weg zur Hölle kam dem Teufel der Gedanke, ich kann
doch das Wams anziehen und dadurch werde ich meine Großmutter
bestimmt überraschen.
Gesagt, getan, er zog das alte Wams aus, und das neue Wams an.
Er steckte in die rechte Tasche des Kleidungsstückes den Schlüssel für das Höllentor und in die linke seine hässlich, verrußte Tabakpfeife.
Als der Teufel an der Hölle ankam wollte er mit dem Schlüssel das
Höllentor öffnen, jedoch der Schlüssel war nicht zu finden, er war weg.
Er fingerte mehrmals in der Tasche herum bis er feststellte, das diese
ein Loch hatte. Er griff in die linke Tasche, o graus, die hatte ebenfalls
ein Loch, und seine Tabakpfeife war auch weg.


Der Teufel rüttelte wütend am Höllentor, jedoch das Tor blieb fest verschlossen.
Danach rief er öfter jämmerlich, Großmutter, Großmutter, Großmutter.
Doch all das Rufen brachte keinen Erfolg. Seine Großmutter hörte das
Rufen nicht, denn sie hatte zehn Höllenschnäpse getrunken. Sie schlummerte selig auf einem Feuerrost.
Nun stand der arme Teufel zitternd und frierend vor den Höllentor und die dunkle Nacht brach herein. Er setzte sich an einen Torpfeiler und
er schlief stöhnend ein.
Am frühen Morgen verließen die schwarzen Krähen die Hölle,
denn sie wollten ihren morgendlichen Rundflug starten. Die Krähe
Dora sah den Teufel an Torpfeiler sitzen. Sie berichtete die Beobachtung ihren schwarzen Schwestern, und alle setzten sich um den schlafenden Teufel, herum. Der geplante Rundflug wurde verschoben. Die Krähe Dora flog flugs zur Großmutter des Teufels. Nachdem die Krähe der Großmutter alles berichtet hatte sagte die Alte: „ Den Bengel kann man nie alleine auf die Erde lassen, der verbockt immer Alles.“
Die Großmutter öffnete das Höllentor, und rüttelte den Teufel, bis
er aufwachte.
Der Teufel rieb sich seine Augen, und sah seine Großmutter vor sich stehen. Er war noch verschlafen und benommen als es Ohrfeigen
regnete. Seine Großmutter verteilte die Ohrfeigen mit einem
großen, hölzern Kochlöffel. Der Teufel schrie Erbarmen, doch seine
Großmutter prügelte weiter auf ihn ein. Er viel von den vielen
Schlägen in sich zusammen. Jetzt erst ließ die Großmutter von ihm ab.
Bei der Brotzeit fragte die Alte, wieso er denn den Schüssel und die Pfeife verloren habe.
Der Teufelsmann erzählte seiner Großmutter, dass der Schneider Häberlein einen gemeinen Streich mit getrieben habe. Die Großmutter
sagte: „ Ich kenne Häberlein, aber bei einem solch gemeinen Streich
muss doch vorher etwas vorgefallen sein.“ Der Teufel wollte nicht
antworten, da sagte die Großmutter: „ Lass dir nicht alles aus deiner
schwarzen Nase ziehen.“ Er erzählte ihr nun seinen Streich mit den Kohlen. Sie meinte, Häberlein hat bestimmt seinen Streich schon vielen seiner Landsleute erzählt, und in allen Schenken und Kneipen lacht man
nun über dich.
Dem armen Teufel kamen die Tränen, und als Großmutter sagte: „ Du
darfst nicht mehr auf die Erde, denn du blamierst unsere ganze Teufelssekte,“ da begann der Teufel lauthals zu schluchzen.

Liebe Kinder jetzt wisst ihr, warum man heutzutage keinen Teufel
auf der Erde sieht…

23. Januar 2021 Klaus-Jürgen Schwarz


© Jürgen


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Kommentare zu "Der Schneider Häberlein und der Teufel..."

Re: Der Schneider Häberlein und der Teufel...

Autor: Wolfgang Sonntag   Datum: 24.01.2021 15:04 Uhr

Kommentar: Lieber Jürgen,
naja, unter Kindergeschichten hätte ich deine Geschichte nicht veröffentlicht.
Als Kinderbuch Autor bin ich anderes gewohnt in der Kategorie.
Aber ich gebe dir trotzdem ein -Gefällt mir-, weil deine Geschichte irgendwie eine Balance zwischen dem fiktiven Teufel und dem fiktiven Gott erzeugt.
Liebe Grüße Wolfgang

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