Ein kleines Häslein, welches seine Mutter verloren hatte, hüpfte traurig über eine Wiese voller saftiger, grüner Kleeblätter. Traurig schnupperte es mal hier, mal dort und versuchte, mit seinem dünnen Stimmchen nach seiner Mutter zu rufen, aber es kam keine Antwort!
Es setze sich unter einen kleinen Busch und begann zu weinen, es seufzte tief und als es gerade wieder 'Mama' rufen wollte, kam ein kleiner, aber wunderschöner Schmetterling angeflogen, er setzte sich neben das Häslein und sagte: "Du darfst nicht so laut rufen, denn überall hast du Feinde und der Böseste ist der Fuchs, er wartet nur darauf, einen von deiner Art zu fangen und zu fressen"!
"Oh je" sagte das Häslein, "ich weis ja gar nicht, wie so ein Fuchs aussieht, ist er groß oder klein, oder bist du etwa ein Fuchs"?
Der Schmetterling lachte und sagte: "Ja, natürlich bin ich ein Fuchs, die Menschen haben mir den Namen 'kleiner Fuchs' gegeben"!
"Die Menschen? Sind das auch böse Tiere"? fragte das Häslein!
"Na ja, es gibt Gute und auch Böse. Sie sind groß, laufen auf zwei Beinen und wenn sie einen langen Stock dabei haben, dann sind es meist Jäger, vor denen musst du dich besonders vorsehen. Der kleine Hase zitterte vor Angst und er wollte gleich wieder nach seiner Mama rufen.
"Sei jetzt ganz still", sagte der Schmetterling, "da drüben am Waldrand steht ein Fuchs"! Der kleine Hase duckte sich ganz tief, versuchte aber doch zum Wald zu sehen. Ja tatsächlich, da stand er, das musste ein Fuchs sein. Hase und Schmetterling bewegten sich nicht, endlich verschwand der Fuchs im Wald.
"So", sagte der Schmetterling, "...ich muss weiter, ich will noch ein paar Blumen besuchen um ihren köstlichen Nektar zu trinken. Machs gut, vielleicht sehen wir uns einmal wieder"! Damit flog er davon. Das Häslein war wieder allein, zu rufen getraute es sich nicht mehr, so machte es die Augen zu und schlief ein.
Das Häslein erwachte, als es bereits dunkel war, der Mond schien hell und so konnte der kleine Hase mit Schrecken erkennen, dass vor ihm, im Gras, ein großes Tier stand. "Oh mein Gott" sprach es zu sich selbst, "Der Fuchs"!
Aber da sagte das fremde Tier: "Du brauchst keine Angst vor mir zu haben, ich bin "Hasso", der Hund vom Bauern. Dort hinter dem Hügel hat der Bauer seinen Hof. Der kleine Schmetterling hat mir von dir erzählt und so habe ich dich gesucht. Nachts bin ich immer draußen um den Fuchs zu verjagen. Der Bauer ist sehr wütend auf den Räuber, hat er doch gestern wieder ein Huhn gestohlen. Gerade jetzt vor Ostern ist es besonders schlimm, wo wir doch jedes Ei brauchen"!
Das Häslein war ganz durcheinander, aber ganz langsam hatte der Hund dem Hasen noch einmal alles erklärt.
Zum Schluss fragte das Häslein, "Und wozu braucht ihr jetzt so viele Eier"? "Na ja" sagte der Hund, " Weil doch die Menschen die Eier kaufen, sie bunt bemalen um sie dann vor Ostern zu verstecken"! Der Hase fragte: Wozu verstecken"?
"Also das weis ich auch nicht so genau, denn schon am Ostermorgen gehen sie, um die Eier wieder zu suchen und wenn sie eins gefunden haben, freuen sie sich riesig"!
Der Hund und der Hase lachten beide über die komischen Menschen. "Was machst du so allein hier draußen"? fragte der Hund. Und so erzählte der kleine Hase seine traurige Geschichte!
"Das ist ja wirklich sehr traurig" sagte der Hund, "aber hier kannst du nicht bleiben, wenn der Fuchs davon erfährt, ...oh, oh, oh"! "Komm einfach mit mir mit, du kannst im großen Stall wohnen und dem Bauer helfen, die Eier einzusammeln"!
So geschah es auch! Als der Bauer sah, dass sich Hund und Hase gut vertrugen, durfte das Häslein im Stall bleiben.
Die Hühner waren zuerst ganz erschrocken, als sie sahen, das sich der Hase, mit einem Korb auf dem Rücken, daran machte, ihre Eier einzusammeln, um sie zum Bauern zu tragen.
Die Hennen fingen ein großes Geschrei an, als der Hahn das hörte, kam er sofort angerannt, um seinen Hennen zu helfen. Er wollte dem Hasen die Eier wieder wegnehmen, aber der sagte: "Wenn du mir meine Arbeit nicht machen lässt, rufe ich Hasso, den großen Hund"! Ach so, sagte der Hahn, Hasso ist wohl dein Freund? "Ja", sagte der Hase, "Mein Bester"! Jetzt sprach der Hahn zu seinen Hennen: "Hört mal alle her, der Hase darf jeden Morgen die Eier einsammeln, er ist nämlich der Freund vom Hasso und der passt ja auf, das der Fuchs nicht zu euch kommt"!
So geschah es, dass der Hase jeden Morgen zu den Hennen ging, die Eier einsammelte um sie zum Bauern zu tragen, der sich jeden Morgen über den eifrigen Hasen freute.
Eines Nachts waren die Hühner besonders unruhig und sie flüsterten mit einander ...der Fuchs ist in der Nähe, wir müssen besonders aufpassen. Hasso hatte den Fuchs auch schon bemerkt. Mit viel Mühe war es dem Fuchs gelungen, in den Stall zu gelangen. Oh, da saßen die Hennen, ...dick, fett und ängstlich!
Der Hahn saß ganz oben auf dem Heu und er machte plötzlich einen riesen Spektakel, er schrie aus Leibeskräften und sogleich begannen alle Hühner an zu Gackern, lauter und immer lauter!
Der Fuchs war ganz verwirrt, so etwas hatte er noch nie erlebt!
Mit einen großen Satz versuchte er eine Henne zu packen, aber die war schneller und so konnte er nur noch ein paar Federn aus ihren Schwanz reißen.
Jetzt wurde von dem Spektakel auch der Hase wach, als er sah wer im Stall war, machte er sich ganz klein.
Draußen, vor dem Stall, bellte Hasso, jetzt bekam es der Fuch aber mit der Angst zu tun, er floh aus dem Stall, der Hahn flatterte laut krähend vom Heu und rannte dem Fuchs hinter her. Auch der Hase lief plötzlich nach draußen, dort vorn rannte der Fuchs, hinter dem Fuchs kam schon Hasso und hinter Hasso rannte und flatterte, laut krähend, der Hahn. So ging die wilde Jagt über die Felder, jetzt hatte der Hase den Hahn eingeholt und mit einen gewaltigen Satz sprang es dem Hahn auf den Rücken. Der erschrockene Hahn verdoppelte seine Kräfte, dabei schrie er so laut er nur konnte, so jagten sie dem Hund und dem Fuchs nach. Hasso konnte den Fuchs endlich packen, er schüttelte ihn kräftig durch und der Fuchs versprach dem Hund, voller Angst, niemals wieder auf den Bauernhof zu kommen!
Jetzt kam auch das Häslein auf dem Hahn angeritten, der Hahn war ganz außer Atem. Hasso ließ den Fuchs los und der machte sich geschwind aus dem Staub.
Der Hahn sagte zum Hasen, "Du warst ganz schön schwer, zurück musst du aber selber laufen., Das Häslein grinste und sagte: "Wahrscheinlich bin ich der einzige Hase, der je auf einen Hahn geritten ist. Sie gingen alle langsam zum Hof zurück, wo sich die Hennen langsam beruhigt hatten. Alle waren glücklich.
Am anderen Morgen bekamen alle Tiere vom Bauern eine extra Portion Futter. Das Häslein konnte wieder auf der Wiese spielen und auch der Schmetterling freute sich. Der kleine Fuchs und das Häslein (eigentlich war er jetzt schon ein richtiger Hase) wurden richtige Freunde, auch Hasso, der Hahn und die Hennen waren sehr glücklich.


© GünterWeschke


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Beschreibung des Autors zu "Der reitende Osterhase"

Ein Märchen für Kinder über einen kleinen Hasen, der allein und traurig nach seiner Mama rief und das Glück hatte, einen guten Freund zu finden.

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