,Der Mundharmonikaspieler und der Teufel


( Märchen für Kinder und Erwachsene )

Vor vielen Jahren lebte in einer Kleinstadt am Rhein, ein Mundharmonikaspieler.
Er war schon über die 80zig, aber das Mundharmonika spielen bereitete ihm noch viel Freude. Er spielte zu vielen Anlässen auf.
Zu Hause bei seiner Familie durfte er nicht spielen. Seine Tochter und sein Schwiegersohn verboten ihm das Spielen kategorisch.
Eines Tages im Spätherbst spielte er auf einer Geburtstagsfeier. Er machte eine Pause und ging auf den Hof. Auf dem Hof ergriff ihn der Teufel.
Der Teufel flog mit dem Spieler direkt zur Hölle. Am Höllentor stand des Teufels Großmutter. Sie hielt in ihrer rechten Hand einen Reisigbesen.
Die Großmutter fragte den Teufel: „ Warst du mit dem Mundharmonikaspieler schon bei Petrus?“ „Nein“, antwortete der Teufel. Da wurde des Teufels Großmutter so richtig böse. Sie stapfte zornig mit ihren Füßen auf den Höllenboden.
Sie schrie und ihre Stimme überschlug sich fast: „ Bist du Dämlack von allen guten Geistern verlassen, du wirst doch von Tag zu Tag dümmer.“ Sie machte eine Pause und wischte sich mit ihrer Schürze das Gesicht ab. Sie zeterte weiter: „ Du Dummkopf, der heilige Petrus entscheidet darüber, wer in den Himmel darf oder wer in die Hölle muss.“
Der Teufel stand in der Habachtstellung und hatte seinen Kopf gesenkt. Den Mundharmonikaspieler hielt er in seinen Teufelskrallen fest. Als die Großmutter ihren Besen schwang, machte er sich flugs aus dem Staube.
An der Himmelspforte angekommen klingelte der Teufel einige Male. Der heilige Petrus öffnete die Pforte. Er war gekleidet so wie wir Menschen ihn kennen.
Sein Kopf war von einem Heiligenschein umgeben. Er trug einen roten Mantel, der mit einem goldenen Gürtel umgeben war. An den Füßen trug er gelbe Filzpantoffeln, und in der rechten Hand hatte er sein Pfeifchen.
Der Teufel klärte Petrus darüber auf, welches der Grund für seinen Besuch sei.
Petrus schaute sich den Mundharminkaspieler an. Der Spieler hing leblos in den Klauen des Teufels. Er hatte die Augen geschlossen und sah totenbleich aus.
Petrus schüttelte einige Male seinen Kopf und ging zurück in den Himmel.
Der Teufel wartete geduldig vor der Himmelspforte.
Nach kurzer Zeit kam der heilige Petrus zurück, in seinen Händen hielt er eine
blumenverzierte Himmelskanne. Er flößte dem Spieler einige Schlucke blaues Himmelwasser ein. Der Mundharmonikaspieler bekam wieder Farbe ins Gesicht und er schlug die Augen auf. Erst jetzt wandte sich Petrus dem Teufel zu.
Petrus sagte: „ Ich glaube, wir müssen dich von deinem Posten ablösen, denn so holt man keinen Menschen von der Erde, der ist ja schon mausetot. Ich brauche die Menschen aber schlafend, damit ich sie noch befragen kann“.
Petrus nahm drei Züge aus seinem Pfeifchen und sagte danach: „Den Mundharmonikaspieler bringst du flugs und unbeschadet zur Erde zurück.“
„Wieso denn das, wieso denn das“, schrie der Teufel.
„Ganz einfach“ antwortete der heilige Petrus, „wir haben viel zu wenig Mundharmonikaspieler auf der Erde. Diese Musik lieben die Menschen auch“.
Der Mundharmonikaspieler lebte schon wieder viele Jahre auf der Erde. Er war schon steinalt und konnte seine Mundharmonika nicht mehr in den Händen halten. Der Teufel machte jedes Mal einen großen Bogen um ihn herum und ließ ihn auf der Erde.
Die Regentrude hatte großes Mitleid mit dem alten Mundharmonikaspieler. Sie spannte vier Schwäne an einen Elfenwagen und flog mit dem Spieler hoch zur Himmelspforte. Ein Engel hatte schon den seltsamen Besuch Petrus gemeldet. Petrus stand wartend vor seiner Himmelspforte. Er strich sich mehrmals über seinen Bart, und nahm ab und zu einen kräftigen Zug aus seinem Pfeifchen.
Endlich traf das Schwanengespann bei Petrus ein. Petrus bedankte sich bei der Regentrude, die gleich mit den Schwänen zur Erde zurück flog.
Der heilige Petrus fragte den Mundharmonikaspieler, ob er auf der Erde immer ehrlich und recht schaffend gelebt habe. Der Spieler antwortete: „ Ich glaube nicht, ich habe es aber mehrmals versucht.“
Neben Petrus stand ein Engel und er hielt das dicke Erdenbuch in seinen Händen. In diesem Buch stehen alle Schandtaten der Menschen drin.
Petrus beratschlagte sich mit dem Engel, danach durfte der Mundharmonika in den himmlischschönen Himmel.
Der Mundharmonikaspieler nahm Platz zwischen zwei Engeln auf einer dicken, weißen Schäfchenwolke.
An stillen, späten Sommerabenden hört man die schönen Melodien der Mundharmonika erklingen…


© Jürgen


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