Die Zauberklänge“ ist ein Klangschalenmärchen. Es können auch andere Instrumente genommen werden, z.B ein Xyolophon, ein Klangspiel oder Klangstäbe.
Die Zauberklänge

Es war einmal ein mächtiger König. Er beherrschte drei große Länder und hatte viele Untertanen. Die mussten für ihn arbeiten und bekamen nur sehr wenige
Goldtaler dafür. Auch sonst war der König schrecklich geizig und ließ sein Volk hungern. Wenn die Bauern keine Ernte einbringen konnten, weil zum Beispiel ein großes Unwetter alles zerstört hatte, so interessierte das den König nicht im Geringsten. Er selbst hatte ja genug leckere Speisen auf dem Tisch und noch nie Hunger leiden müssen. Somit konnte er auch nicht wissen, wie sehr die Menschen in seinen Ländern leiden mussten.
Der König dachte nur an seinen Spaß. Er führte ein gutes Leben im Schloss Purzelsberg. Er feierte großartige Feste und lud dazu aber nur sich selbst ein, denn mit anderen teilen, dazu hatte er keine Lust.
Eines Tages, der König war gerade mit seinem Pferd auf der Jagd, hörte er seltsame Klänge aus dem Wald tönen.

Sie waren so zauberhaft, dass er sofort diese wundersame Musik finden wollte und sich auf die Suche nach ihnen begab. Stundenlang ritt er durch den Wald. Mal hatte er das Gefühl die Klänge kämen von rechts, dann wieder von links. Von oben, von unten von überall her schienen sie zu kommen und doch konnte er sie nicht finden.
Die Klänge hatten ihn vollkommen verzaubert. Es wurden immer mehr und mehr. Der ganze Wald schien eine Klangwelt zu sein. Es war ein sehr kalter Tag und der König fror. Es hatte angefangen zu schneien und die Flocken tanzten zur zauberhaften Musik. Der König wurde sehr traurig, weil er diesen Zauber gerne mit nach Hause genommen hätte. Bisher hatte er sich alles kaufen können, was sein Herz begehrte. Er wollte die Zauberklänge besitzen, koste es was es wolle. Er lauschte noch eine Weile in den Wald hinein. Es war schon sehr spät, als er schrecklich müde und sehr hungrig in sein Schloss zurück kam. Dort sperrte er sich sofort in sein Zimmer ein. Noch immer hörte er die zarten Klänge. Schließt die Augen Kinder und lauscht, ob ihr auch die Zaubermusik auch noch hören könnt.

Als sich der König ein wenig erholt hatte, versammelte er alle Menschen die am Hofe arbeiteten zu sich und befahl ihnen, sich auf die Suche nach den Zauberklängen zu begeben. Er hatte das Gefühl nie mehr glücklich werden zu können, ohne diese sanften Töne, die sein Herz ganz und gar erfüllt hatte. Seine Untertanen durften nicht eher heimkehren, bis einer von ihnen die Klänge gefunden und ihm überreicht hätte. Aufgeregt strömten all seine Bediensteten davon und der König war nun ganz alleine im Schloss. Er hatte Hunger, aber er hatte ja auch die Köche weggeschickt, um nach der Zaubermusik zu suchen. Da der König sich selbst noch nie ein Essen zubereitet hatte und sich das auch nicht zutraute, musste er an diesem Abend hungrig zu Bett gehen. Das war das erste Mal in seinem Leben und er tröstete sich damit, dass er dafür am nächsten Tag, ein besonderes Frühstück bekommen würde und die wunderschönen Klänge noch dazu.
Als er am nächsten Morgen aufwachte knurrte sein Magen. Nanu, wo blieb denn sein Frühstück? Wutentbrannt lief er hinaus auf den kalten Schlossgang und schrie nach seiner Dienstmagd. Die aber kam nicht, weil sie ja nicht eher heimkehren durfte, bis jemand die Klänge gefunden hatte. Der König war immer noch ganz alleine. Er schlich traurig in die Schlossküche und suchte nach etwas Essbarem. Da gab es aber nichts mehr, weil die Dienstmagd gerade hatte einkaufen gehen wollen, als sie mit den anderen vom König weggeschickt worden war.
So musste dieser sich nun auf den Markt begeben, um nicht zu verhungern. Sein Magen tat ihm schrecklich weh. Er verkleidete sich hurtig, damit ihn niemand erkennen konnte und mischte sich dann unter sein Volk.
Am ersten Marktstand schon schimpften die Leute über ihn. Überall hörte er nur böse Worte, die ihn betrafen. Keiner konnte ihn leiden, niemand hatte ihn gerne. Da wurde der König sehr, sehr traurig. Aber weil er nun selbst spürte wie schrecklich es war, wenn man Hunger hatte und nichts zu essen bekam, konnte er die Menschen um sich herum sehr gut verstehen.
Plötzlich kletterte ein junger Bursche auf den Marktbrunnen und rief laut:
„Der König hat alle seine Untertanen losgeschickt die Zauberklänge im Wald für ihn einzufangen. Er weiß nicht, dass er, so grausam wie er mit uns umgeht, niemals Besitzer eines Zauberklanges werden kann. Nie und nimmer werden wir ihm einen Klang schenken! Niemals!“, schrie er nun noch lauter und alle Menschen applaudierten ihm.
Da nahm der König allen Mut zusammen und nahm seine Perücke ab. Die Menschen erkannten ihn sofort und ein Raunen ging durch die Menge. Alle flüsterten aufgeregt und manche fielen vor ihm auf die Knie und küssten seine Schuhe.
Mir ruhiger Stimme sprach der König:
„Es tut mir leid, was ich euch angetan habe. Von jetzt an werde ich dafür sorgen, dass es euch allen an nichts fehlen wird und dass ich euch ein guter König sein werde. Verteilt alle Waren dieses Marktes an die Armen, ich gebe euch sehr viel Gold dafür. Und holt bitte meine Untertanen aus dem Wald zurück und sagt ihnen, dass sie nicht weiter nach der Musik zu suchen brauchen.“
Die Leute weinten vor Glück und umarmten sich. Der König hielt sein Versprechen. Allen Menschen ging es von nun an gut. Sie liebten ihren König, der bewiesen hatte, dass er doch ein gutes Herz hatte. Und der König selbst war glücklich wie noch nie in seinem Leben. Er fühlte wie sein Volk aufblühte und vor Kraft strotzte und wie er von allen geliebt wurde und diese Liebe tat ihm sehr gut.
Es verging fast ein Jahr, da kam der Jüngling, der damals auf den Brunnen geklettert war ins Schloss und bat darum dem König vorgestellt zu werden.
„Ich kenne dich Jüngling, was führt dich zu mir?“, fragte der König und schaute den Bauernburschen erstaunt an.
„Ich habe dir etwas mitgebracht, um dich glücklich zu machen“, antwortete der Jüngling.
„Und was ist das?“, fragte der König neugierig.
„Die Zaubermusik!“, lachte der junge Bursche fröhlich und holte ein paar goldene Schalen aus einem Sack heraus.
„Das ist aber nett“, sagte der König erfreut. „Ich habe zwar mein Glück bereits gefunden, aber trotzdem würde ich sehr gerne, die Klänge die mich lehrten mein Leben zu ändern, noch einmal hören.“
Der Bursche kniete sich nieder und zauberte aus den Schalen die schönsten Klänge hervor.

Der König bekam Tränen in die Augen. Das ganze große Schloss war erfüllt mit der Zaubermusik. Die Köchin konnte nicht mehr weiterkochen, weil sie lauschen


musste und auch alle anderen ließen ihre Arbeit ruhen und hörten den wundersamen Klängen zu.
„Du bist uns ein wirklich guter König geworden“, sprach der Jüngling. „ Die Zauberklänge sind nun für immer dein!“


© Germaine Wittemann


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