ABENTEUER AM ENDE DER WELT
Eine fantastische Geschichte vom plötzlichen Großwerden


Als ich noch ein winzigkleiner Saurier war, lebte ich mit Mama und Papa eine Zeitlang im Tal der hohlen Nüsse. Es war eine öde und langweilige Gegend, in der wir den Sommer verbringen mussten, weil unsere alten Weideplätze, im Tal der vollen Nüsse, von den gemeinen und hinterhältigen Würgesauriern eingenommen worden waren.
Hier, im Tal der hohlen Nüsse, gab es keine Erdbeerbäume, deren wohlschmeckenden Früchte die wichtigste Nahrung für ein heranwachsendes Saurierkind sind. Ich wollte schnell groß und stark werden wie Papa, wie alle Saurier unserer Art. Unser Hals ist lang und schlank wie der sanft gebogene Stamm einer Kokospalme. Da unser Kopf zu groß und zu schwer, der Schwanz aber zu kurz ist, verlieren wir oft beim Fressen von Blättern oder Nüssen das Gleichgewicht und purzeln vornüber ins Gras: Aus diesem Grunde nennt man uns mit Recht Purzelbaumsaurier.
Ich aber war damals klein und hässlich und unscheinbar. Alle anderen Saurier riefen mich nur »kleiner Pimpf«; Mama dagegen nannte mich liebevoll »mein kleines Purzelbäumchen«. - Ich wollte nicht länger ein kleiner Pimpf, ein Pur-zelbäumchen sein. Ich wollte wachsen und gegen die Würgesaurier kämpfen, um endlich unsere Weidegründe zurückzuerobern!
»Mama, ich habe Hunger«, sagte ich eines Abends, als wir uns neben den anderen Art-genossen, im Schatten eines Nussbaumes, nieder-gelassen hatten.
»Hier, mein Purzelbäumchen«, sagte Mama fürsorglich, »iss hohle Nüsse. Die werden dir schmecken.«
»Ich will aber keine hohlen Nüsse essen«, sagte ich trotzig.
»Warum denn nicht, mein Kind?« fragte Mama und leckte mir mit ihrer langen rosaroten Zunge über den Kopf.
»Ich will Erdbeeren essen, damit ich schneller wachse!«
»Ich verstehe dich ja«, sagte Mama und blickte sich seufzend nach allen Seiten um. »Du musst dich ein wenig gedulden. Alle Erdbeerbäume in diesem Tal sind leergefressen. Im nächsten Jahr wirst du sicherlich viele Früchte finden.«
»Ein ganzes Jahr soll ich noch warten?« fragte ich uneinsichtig.
»Nun, ich fürchte, du hast keine andere Wahl«, erklärte Mama mit ihrer warmen, weichen Stimme.
Ich aber blieb unnachgiebig:»Ich esse keine hohlen Nüsse mehr!«
Mein Vater, der bisher mit gespitzten Ohren zugehört hatte, räusperte sich und grunzte ärgerlich:»Es wird das gefressen, was auf den Bäumen wächst. Basta!«
Plötzlich hatte ich eine Idee.
»Morgen früh mache ich mich auf den Weg und suche mir einen Erdbeerbaum, der noch Früchte trägt«, sagte ich unternehmungslustig.
»Das wirst du schön bleiben lassen«, bestimmte Mama energisch.
»Ich will aber nicht ein ganzes Jahr warten, bis in dieser blöden Gegend wieder Erdbeeren wachsen. Vielleicht finde ich morgen schon welche, wenn ich hinter dem Finsteren Wald suche!«
»Hinter dem Finsteren Wald liegt das Ende der Welt«, erklärte Mama. »Wusstest du das nicht?«
»Nein«, sagte ich. »Ich fürchte mich nicht!«
»Hinter dem Finsteren Wald könntest du in die Tiefe stürzen«, sagte Mama mit gedämpfter Stimme. Offensichtlich hatte ich sie mit dieser Ankündigung sehr erschreckt.
»Was für eine Tiefe?« fragte ich voller Neugier.
Mama seufzte wieder und sagte traurig:»Die Erde ist eine Scheibe. Hinter dem Finsteren Wald liegt der äußerste Rand der Scheibe. Schon viele von uns Purzelbaumsauriern haben sich bis zum Rand der Erde vorgewagt und dabei das Gleichgewicht verloren.«
»Was passierte mit ihnen?« erkundigte ich mich.
»Nun, sie sind kopfüber in den Abgrund gestürzt!«
»Haben sie sich den Hals gebrochen?« bohrte ich weiter.
»Wie dumm du noch bist« sagte Mama mit milder Nachsicht. »Nein, sie haben sich nicht den Hals gebrochen. Aber etwas viel Schlimmeres ist mit ihnen geschehen.«
»Was denn?«
»Sie purzelten hinaus ins unendliche schwarze Weltall. Und nie mehr, nie, nie, nie mehr kommen sie zu uns zurück.«
»Vielleicht hatten sie Glück und landeten auf einem Stern mit vielen, vielen Erdbeerbäumen «, sagte ich träumerisch.
»Unsinn!« schnaubte Vater erregt. »Du bleibst hier und fertig! Jetzt will ich kein Wort mehr von Erdbeerbäumen hören!« Er rülpste laut und grollend, wobei das Gras sich unter seinem warmen Atem zitternd zur Seite neigte.
Widerborstig und mit knirschenden Milchzähnen kaute ich die hohlen Nüsse.
In der Nacht aber, als Mama und Papa schnarchend im Grase schliefen, schlich ich mich heimlich davon.
Mein Plan stand fest: ich wollte bis zum Finsteren Wald wandern, zum Ende der Welt, um Ausschau nach Erdbeerbäumen zu halten. Der bloße Gedanke an diese himmlischen Früchte ließ mir das Wasser im Munde zusammenlaufen.
Mit meinen mickrigen und viel zu kurzen Beinchen kam ich nur mühsam weiter. Bald schon wurde es Tag. Mein Weg führte durch das enge Tal der hohlen Nüsse, vorbei an trostlosen Nussbäumen, durch sumpfiges Gebiet, und schließlich über eine von der Sonne gelb gefärbte Steppenlandschaft auf einer Anhöhe. Ich musste sehr auf der Hut sein, denn ich erkannte, weit oben am blauen Himmel, einige der blutrünstigen Flugsaurier, die ihre Jagd begonnen hatten.
Mit bangem Herzen erreichte ich den Wasserfall in der Nähe des Finsteren Waldes Es war inzwischen stockdunkel, als ich mich unter einer Eiche ins Moos legte und nach den geheimnisvollen Geräuschen der Nacht lauschte: Ich hörte das Zirpen der Grillen, den Schrei der Nachteule, Schritte unsichtbarer Tiere im Unterholz, es knackte und raschelte bedrohlich; der Wind flüsterte leise mit den Blättern der Ginkgobäume. Über dem Wald stand die goldene Halbmondsichel. Ich war müde, schloss die Augen und schlief ein.
Erst am nächsten Morgen, als die Sonne bereits hoch am Himmel stand, erwachte ich aus unruhigen Träumen. Mein Magen knurrte. Ich blickte mich suchend um.
»Mama«, rief ich angstvoll. »Papa!«
Niemand antwortete mir. Nur ein paar Vögel flogen aufgeschreckt aus den Bäumen auf und flatterten davon. Ich hatte nicht geträumt. Ich war wirklich von Mama und Papa fortgelaufen, weil ich nicht länger der »kleine Pimpf« oder »mein Purzelbäumchen« sein wollte. Ich nahm mir fest vor, erst dann wieder zu meinen Eltern zurückzugehen, wenn es mir gelungen wäre, genug Erdbeeren zu fressen und groß und stark zu werden. Die werden Augen machen, sagte ich im Stillen zu mir selbst. Es mag Euch unwahrscheinlich vorkommen, aber es ist die reine Wahrheit: jede Riesenerdbeere lässt einen kleinen Saurier einen Meter wachsen. Also benötigte ich, wenn ich die Größe eines Purzelbaumsauriers erreichen wollte, mindestens zehn Erdbeeren.
Vorsichtig kroch ich durch das Dickicht zum äußersten Rand der Erde. Ich war sehr aufgeregt. Ich kniff meine Augen zu und bog die Zweige der Büsche auseinander. Meine Furcht vor dem schwindelerregenden Blick in die grausige Tiefe des unendlichen Weltalls war groß. Lange Zeit wagte ich nicht, meine Augen zu öffnen. Endlich fasste ich mir ein Herz, holte tief Luft und blinzelte durch die schmalen Schlitze meiner zugekniffenen Lider über den Rand der Erdscheibe hinweg. Ich hatte erwartet, in einen blauschwarzen Himmel mit blinkenden Sternen zu blicken. Was aber sah ich nun? - Vor mir lag ein durchsonntes Felsental. Graue Geröllmassen waren von den umliegenden Hängen in die Ebene gestürzt. Vertrocknetes Gras, Disteln und Brennnesseln wucherten zwischen den Steinbrocken, auf denen sich Heuschrecken, Käfer und Schmetterlinge in der Sonne badeten. Inmitten dieser stillen Landschaft aber stand ein prächtig gewachsener grüner Erdbeerbaum mit riesigen Erdbeeren. Das Wasser lief mir im Munde zusammen. Vor meinen Augen begann es zu flimmern. Ich verlor das Gleichgewicht und purzelte kopfüber den sandigen Abhang hinunter. Ich rollte kullernd bergab und kam erst zum Stillstand, als ich mit meinem Panzer gegen den Stamm des Baumes stieß... Es gab eine Erschütterung - eine dicke Erdbeere löste sich, fiel herunter und zerplatschte auf meinem Schädel. Köstlicher süßer Saft lief über mein lächelndes Gesicht. Ich schleckte ihn genussvoll mit der Zunge ab und fühlte, wie meine Lebensgeister in mir erwachten. Meine Muskeln strafften sich, der Panzer auf meinem Rücken begann augenblicklich zu wachsen, und mein noch kurzer Hals reckte sich ein beträchtliches Stück in die Höhe.
»Ich wachse! Ich wachse!« rief ich begeistert und schnappte nach einer weiteren roten Frucht, die ich langsam zerkaute, ohne einen einzigen Tropfen aus ihrem Innern zu vergeuden. Hmmm! - Es waren göttliche Erdbeeren! Ich wuchs und wuchs, und bald ragte mein Dickschädel über den obersten Ast des Baumes hinaus. Es war unfassbar!
»Ich bin kein Pimpf mehr!« rief ich triumphierend, warf eine Erdbeere in den sommer-lichen Himmel und fing sie mit den Zähnen auf.
Plötzlich aber ging ein ohrenbetäubendes Grollen durch das Tal. Es klang ähnlich wie das wütende Gebrüll der Würgesaurier, wenn sie sich untereinander bei der Jagd um die Fleischbrocken stritten. In meinen Ohren klang es noch lauter und abscheulicher. Ich duckte mich zitternd ins Gras und blickte ängstlich zur Felsenschlucht, von der ich die drohenden Geräusche vernahm.
Eine gewaltig nachhallende Herrscherstimme rief von Ferne zu mir herüber:
»WER WAGT ES, IN MEIN REICH EINZUDRINGEN?«
»Ich bins nur«, antwortete ich zaghaft, »Purzelbäumchen.«
»PURZELBÄUMCHEN?« schallte es polternd zurück. »HAHAHAHA!«
Das ist mein Ende, dachte ich. Nun würde ein fürchterlicher Würgesaurier aus der Felsenschlucht heraustreten, um mich mit Haut und Panzer zu verschlingen. Doch dann hörte ich ein leises Rascheln im Gras neben mir.
»Bist du Purzelbäumchen?« fragte eine quakende Stimme.
Ich hob meinen Kopf, den ich unter den Vorderbeinen versteckt hatte. Vor mir stand eine grüne Schildkröte mit traurigen Schluchzeraugen.
»Ja«, antwortete ich erleichtert. »Wer bist du denn?«
»Ich bin Wallpurrgha, die Riesenschildkröte«, sagte sie schüchtern.
»Für eine Riesenschildkröte bist du aber ziemlich winzig«, sagte ich und richtete mich vorsichtig auf, wobei ich Ausschau nach allen Seiten hielt.
»Ich weiß«, sagte sie und blickte bewundernd zu mir auf. »Bist d u groß!«
»Findest du?«
»Ja.«
»Hast du vorhin auch diese fürchterliche Stimme gehört?« fragte ich Wallpurrgha flüsternd.
»Ja«, sagte sie vergnügt. »Das war ich!«
»Du?« sagte ich verwundert. »Das glaube ich nicht.«
»Doch«, sagte sie erklärend. »Die Felsen werfen meine Stimme tausendfach lauter und mit einem Echo zurück. Auf diese Weise habe ich schon viele Fleischfresser vertrieben.«
»Und ich dachte schon, du wärst ein Würgesaurier«, vertraute ich ihr an.
»Fürchtest du dich auch so vor diesen gemeinen Unholden?« wollte Wallpurrgha wissen.
Ich erzählte ihr, wie die Würgesaurier uns aus unseren Weidegründen, dem Tal der vollen Nüsse, vertrieben hatten. Bald, so hob ich hervor, wolle ich gegen sie kämpfen, um unsere Heimat zurückzuerobern. Ich müsse nur noch die restlichen fünf Erdbeeren vom Baum pflücken und essen, dann hätte ich die richtige Größe, um den raubeinigen Würgesauriern endlich die Stirn zu bieten.
»Nur zur«, forderte Wallpurrgha mich auf. »Iss die Erdbeeren!«
Als ich die letzte Frucht verspeist hatte, war ich weit in die Höhe gewachsen. Aus der Höhe betrachtet, erschien Wallpurrgha mir wie eine Schnecke.
»Du bist der größte Purzelbaumsaurier, den ich je gesehen habe!« quakte sie zu mir herauf.
»Was bin ich?« rief ich hinunter, weil ihre Stimme in dieser Höhe nur schwach zu vernehmen war.
»Du bist der schönste, größte und stärkste Purzelbaumsaurier, den ich je gesehen habe!« rief sie mit ehrlicher Begeisterung.
»Findest du wirklich?«
»Aber ja!«
»Gut«, sagte ich entschlossen. »Dann gehe ich jetzt zurück zu Mama und Papa und den anderen. Na, die werden vielleicht Augen machen, wenn sie sehen, was für ein Bullemann ich geworden bin! Und morgen -«
»Was hast du morgen vor?«
»Morgen vertreibe ich die doofen Würgesaurier. Die können was erleben!«
»Nimmst du mich mit?« bettelte Wallpurrgha.
»Gern«, sagte ich großmütig. »Wollen wir Freunde werden?«
»Ich könnte mir nichts Schöneres vorstellen!«
Ich hob sie behutsam vom Boden auf und setzte sie auf meinen braunglänzenden Panzer, wo sie es sich bequem machen konnte.
Der Rückweg durch den Finsteren Wald war nicht so beschwerlich wie der Hinweg. Mein langer grüner Hals ragte weit über die Wipfel der Bäume hinaus. Ich spürte meine gewaltigen Kräfte, als ich mit riesenhaften Schritten durch das Gelände stapfte. Jeder meiner Schritte hinterließ eine tiefe Spur in der Erde, die unter meinem ungeheuren Gewicht erbebte. Ich war kein kleiner Pimpf mehr. Ich war ein Koloss geworden, der kraftstrotzend und unaufhaltsam mit donnernden Hufen seinem Ziel entgegenwalzte. Ich konnte mich gar nicht satt sehen an meinen prallen dicken Muskeln.
»Zuerst habe ich dich auch für einen Fleisch-fresser gehalten«, gestand Wallpurrgha mir.
»Die Würgesaurier sind Fleischfresser«, sagte ich. »Sie sind unsere schlimmsten Feinde. Sie zerfleischen am liebsten uns Purzelbaumsaurier.«
»Zerfleischen?«
»Ja«, sagte ich erbittert. »Sie zerkauen ihre armen Opfer zu Purzelbaumsaurier-Mett, speien es später aus und würgen es dann ein zweites Mal herunter.«
»Oh, diese niederträchtigen Wiederkäuer!« empörte sich Wallpurrgha.
»Denen werden wir es zeigen!« versprach ich ihr.
Als wir nach kurzer Zeit im Lager der Purzelbaumsaurier ankamen, herrschte große Aufregung, weil sie uns dort für jagende Fleischfresser hielten. Die erste, die mich erkannte, war Mama.
»Aber das ist ja unser kleines Purzelbäumchen!« rief sie fassungslos.
»Unglaublich! - Unser Burzelbäumchen!« sagte Papa entgeistert, als auch er mich wiedererkannte, wobei seine Augen sich weiteten.
Nun trauten sich auch die anderen Purzelbaumsaurier näher. »Hast du uns eine leckere Schildkrötensuppe mitgebracht?« fragten sie neugierig.
»Das ist keine Schildkrötensuppe«, sagte ich. »Das ist meine kleine Freundin Wallpurrgha!«
Ausgiebig bewunderten alle meinen Schwanz, der bedeutend größer war als bei den meisten anderen Sauriern unserer Art. Sie fanden, der lange Schwanz erhöhe meine Standfestigkeit, wodurch ich nicht so leicht kopfüber stolpern würde. Bis spät in die Nacht hinein musste ich immer und immer wieder von dem Felsental am Ende der Welt erzählen, in welchem ich die riesigen Erdbeeren gegessen hatte.
»Du bist unser neuer Anführer!« brüllten die Saurier im Chor.
»Ja, und morgen früh verjagen wir die Würgesaurier aus unseren Weidegründen!« ließ ich mich vernehmen.
»Donnerwetter! Ein Teufelskerl!« prahlte Papa lauthals. »Mein Junge! Ein echter Prachtbursche! Ich habe es immer gewusst!«
Alle Purzelbaumsaurier in der Runde waren mit meinem Plan einverstanden. Nur Mama machte sich Sorgen:»Mein kleines Purzelbäumchen! Hoffentlich wird dir nichts Böses geschehen!«
»Mir wird schon nichts geschehen«, verkündete ich voller Stolz. »Ich bin nämlich kein Purzelbäumchen mehr. Ab heute bin ich ein Purzelbaum!«
»Burzelbaum!« knurrten und brummten die Jungen und Alten in der weiten Runde aner-kennend.
»Ein Teufelskerl!« bestätigte Papa eifrig nickend.
Am nächsten Tag brachen alle Purzelbaum-saurier unter meiner Führung auf ins Tal der vollen Nüsse.
Schon von weitem sahen und hörten wir die blutrünstigen Würgesaurier, die zur Mittagszeit auf einer Wiese um die übriggebliebenen Knochen ihrer letzten Jagd stritten. Kaum gewahrten sie die Purzelbaumsaurier, leckten sie sich gierig ihre sabbernden Mäuler und fletschten ihre scharfen Zähne. Dann aber vernahmen sie das Beben der Erde unter meinen Hufen. Machtvoll erhob ich mich auf einem Steinhügel und zeigte mich grimmig der gemeinen Horde.
Die Würgesaurier waren von meinem bloßen Anblick beeindruckt und eingeschüchtert. Augenblicklich suchten sie in wilder Flucht das Weite.
Jubelnd wurde ich von allen Freunden gefeiert, als wir in unsere alte Heimat zurückkehrten. Später erfuhren wir, dass sich die Würgesaurier ins Tal der verfrorenen Hunde verkrochen hatten. Man munkelte auch, das kalte Klima dort sei ihnen nicht gut bekommen. Nie wieder hörten wir etwas von ihnen.
Zusammen mit Mama, Papa, Wallpurrgha und den anderen Purzelbaumsauriern lebe ich heute friedlich im Tal der vollen Nüsse. Meine Stellung als Anführer und Wächter unserer großen Sippe ist unangefochten. Gern beobachte ich die noch unvernünftigen jungen Saurier, die sich abends oft weigern, Blätter oder Nüsse zu verspeisen. Und immer wieder höre ich einen erzürnten Vater brüllen:»Es wird das gefressen, was auf den Bäumen wächst!« - Danach kehrt meistens Ruhe ein, und man hört nur das Geräusch mahlender Backenzähne, das sich mischt mit dem zufriedenen Grunzen glücklicher Saurier. Zufrieden und glücklich lasse auch ich mich dann auf meinem Wachtposten am Rande der Herde nieder, lausche nach den Geräuschen des nahen Waldes und denke mit Wehmut an jene Zeit, als ich noch ein kleines und eigensinniges Purzelbäumchen war.


© Erhard Schümmelfeder


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Beschreibung des Autors zu "ABENTEUER AM ENDE DER WELT"

Unvergessliche vorlesegeschichten für Kinder. Als Ebook im Handel (amazon, Weltbild, ciando etc.) unter dem Titel "Der Mann der immer Unrecht hatte".




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