Wahre Freundschaft

Eine Tiergeschichte - ausgedacht und aufgeschrieben
von Dieter Geißler


Hallo und guten Tag, liebe Mädels und Jungs.

Ich freue mich euch alle wiederzusehen.
Und wer mich noch nicht kennt, ich bin der Geschichtenerzähler Dieter.
Auch heute habe ich euch eine neue Geschichte mitgebracht.
Es ist wieder eine Tiergeschichte und handelt von Freundschaft.
Der Ort der Handlung ist ein Wald mit großen und schön gewachsenen
Bäumen, die hoch in den Himmel ragen. Buchen, Eichen und viele
andere Bäume bilden einen herrlichen Mischwald, in denen die Waldtiere
friedlich zusammen leben.
Und es gab zwei Freunde, Pit und Pat. Pit und Pat waren zwei flinke Eichhörnchen, noch jung und verspielt.
Pit hatte ein glänzendes rotbraunes Fell, während Pat´s Fell ins Schwarze
ging.
Beide waren von klein an zusammen und konnten sich kaum von
einander trennen. Alles machten sie gemeinsam. Sie spielten fangen,
hüpften von Ast zu Ast, wetteten, wer am schnellsten oben in der
Baumkrone sei, spielten verstecken. Sie sammelten zusammen Früchte,
und machten es sich bei einem Picknick gemütlich.
Ab und zu ärgerten sie auch andere Tiere mit ihrem jugendlichen
Übermut.
So ging die Zeit dahin. Es war eine schöne Zeit für die beiden Freunde.
Aber je älter sie wurden, zeigte sich auch, das Pit und Pat in ihrem
Charakter unterschiedlich waren.
Pit war reifer als Pat. Er dachte viel über seine Umwelt nach und machte
notwendige Arbeiten, die getan werden mussten. Er machte regelmäßig
seinen Bau sauber und baute sein Heim aus.
Pat jedoch spielte am liebsten, machte gern Unsinn, jagte umher und ließ
den Tag Tag sein. Für Arbeit hatte er nicht viel übrig.
Eines Tages sagte Pit zu seinem Freund: “Pat, du musst nun langsam
anfangen, für den kommenden Winter Früchte zu sammeln. Der Herbst
kommt und dann ist auch schon schnell der Winter da. Du musst für den
Winter vorsorgen.”
Pat hörte es sich an und antwortete Pit: “Warum soll ich mich anstrengen
und Eicheln, Bucheckern und andere Früchte sammeln?
Schau dich doch um. Überall liegt das Zeug herum, wenn ich Hunger
habe, dann hole ich mir etwas, und schon ist mein Hunger gestillt. Dann
kann ich weiter rumtollen und spielen. Das macht doch viel mehr Spaß.”
Pit glaubte, seinen Ohren nicht zu trauen. War das Pat, sein Freund? Er
konnte es nicht fassen.
“Pat”, sagte Pit, “und was machst du im Winter, wenn alles verschneit
ist? Da findest du doch nichts. Hör auf mich und glaub mir, du musst dir
einen Vorrat anlegen, wenn du nicht hungern willst.”
Pat aber winkte nur ab und lachte. “ Ich werde schon was finden, ich
verhungere schon nicht. Der Wald ist groß, da gibt es überall etwas, um
meinen Hunger zu stillen.”
Pit redete weiter auf Pat ein, aber er zeigte keinerlei Interesse dafür. So
spielte Pat lieber weiter mit anderen Tieren und machte sich ein
fröhliches Leben.
Immer wieder versuchte Pit mit Pat zu sprechen, aber ohne Erfolg.
So verging die Zeit. Es wurde Herbst, die Blätter an den Bäumen wurden
bunt und fielen herunter.
Die Früchte wurden reif und fielen auf den Waldboden herab.
Die Tiere des Waldes machten sich an die Arbeit und sammelten die
Früchte auf, oder holten sie sich direkt von den Ästen.
Pit hatte sich einen großen Vorrat angehäuft, sodass er mit ruhigem
Gewissen in die Zukunft blicken konnte.
Pat dagegen sammelte nur ab und an Früchte des Waldes, und legte sie in
seinem zu Hause ab. Spielen und Unsinn machen, waren immer noch
seine liebste Beschäftigung.
Pit aber machte immer wieder Pat darauf aufmerksam, wie wichtig es sei,
für den Winter vorzusorgen.
Doch Pat hatte dazu eine andere Meinung
So vergingen die Tage und Wochen. Die Bäume wurden immer kahler,
und es wurde ständig kälter.
Eines Tages sah Pit am frühen Morgen aus seinem Bau. Tatsächlich hatte
es in der Nacht geschneit. Ein weißer Teppich lag auf dem Waldboden,
und weiße Mützchen wiegten sich auf den Ästen und den Baumwipfeln.
Pit sagte zu sich: “Nun ist es soweit, der Winter ist da, und hoffentlich
wird er nicht so schlimm.” Und dabei dachte er auch an Pat.
Aber da irrte sich Pit. Der Winter wurde schlimmer, als er erwartet hatte.
Fast jeden Tag schneite es, und die Schneehöhe wuchs von Mal zu Mal.
Viele Tiere, die sich keinen Vorrat schaffen konnten, wie die Rehe, hatten
Mühe, etwas Fressbares zu finden. Der Schnee lag hoch, und der
Waldboden war tief gefroren. Am Erdboden fanden die Rehe und Hirsch
kaum noch etwas. Sie knabberten schon an Baumrinden und an den
jungen Bäumchen, die dann bestimmt eingehen würden.
Auch Pat hatte so seine Probleme. Sein kleiner Vorrat an Früchten war
schnell aufgebraucht, sodass er im Wald auf der Suche nach Nahrung
war, um seinen Hunger zu stillen.
Ab und zu fand er mal eine Eichel, oder er knabberte auch an zarten
Ästen. Aber der Hunger wollte nicht vergehen.
Pat war sehr traurig und dachte öfters an seinen Freund Pit. Er merkte,
was Pit ihm gesagt hatte, war richtig. Warum hatte er ihm nicht geglaubt?
Nun hatte er die Bescherung.
Den ganzen Tag streifte Pat durch den Wald, aber der Schnee hatte alles
zugedeckt. Es war sehr kalt, sodass Pat durch sein dickes Fell fror.
Pat fand kaum noch etwas am eisigen Waldboden.
Und so kam es, wie es kommen musste. Der Hunger machte Pat immer
schwächer und schwächer. Er ging kaum noch aus seinem Baumloch
heraus, weil er einfach zu schwach dazu war, und es war im Freien so
bitter kalt. Zu Pit, seinem Freund, traute er sich nicht zu gehen. Er
schämte sich zu sehr, und wollte auch nicht zugeben, dass Pit im Recht
war.
Pit jedoch hatte es gut. Er konnte es sich in seinem Heim gut gehen
lassen. Futter hatte er genug, er war kräftig, und er fror auch nicht.
Er ging nur ins Freie, wenn das Wetter es erlaubte, um sich zu bewegen,
damit er nicht steif wurde.
Pat hatte ihn schon lange nicht mehr besucht, und wenn er kam, sagte Pat
immer, dass es ihm gut ginge.
Pit machte sich nun doch Sorgen um seinen Freund. Der Winter war
streng, und Pit wusste doch auch, dass Pat nicht richtig dafür vorgesorgt
hatte.
Da das Wetter gut war, ging Pit hinaus in den Wald. Er hüpfte von Ast zu
Ast, blieb auf einem Ast sitzen und beschaute sich die Gegend.
Er atmete die frische Luft und machte Gymnastik, um seine Glieder in
Bewegung zu bringen.
Dann ging er zu Pat.
Vor seinem Bau war Pat nicht zu sehen. So kletterte er den Baumstamm
hinauf und klopfte an. Aber keiner meldete sich.
Pit dachte schon, das er bei diesem schönen Wetter unterwegs sei.
Es war windstill, und da hörte Pit ein Geräusch. Jetzt war es wieder weg.
Was war das nur?, so fragte sich Pit.
Da - da war es wieder. Es kam aus dem Baumstamm und hörte sich an,
als ob jemand stöhnte. War etwas mit Pat?
Pit ging nachsehen. Er kroch durch das Baumloch ins Pat´s Behausung.
Er schaute sich um. Und dann sah er es. Pat lag in der hinteren Ecke des
Bau´s zusammengekauert und stöhnte. Man sah das er Schmerzen hatte,
da er sich immer und immer wieder krampfte.
Pit war erschrocken über seinen Freund. Auch Pat erschrak, als er Pit vor
sich sah, und fing an zu weinen.
“Was ist los Pat, bist du krank?” fragte Pit. Pat aber antwortete nicht und
weinte nur noch stärker.
Es tat Pit in der Seele weh, wie er seinen Freund dort liegen, stöhnen und
weinen sah.
“Sag doch etwas Pat, ich bin es doch, Pit dein Freund. Ich möchte dir
doch helfen.” Pat blickte ihn mit traurigen und von Tränen nassen Augen
an. Er murmelte etwas, was aber Pit nicht verstand.
Pit sagte: “Sprich doch lauter, du brauchst doch vor mir keine Angst zu
haben?”.
Das Murmeln wurde lauter, und Pit entnahm aus dem Gewimmer, dass
sich sein Freund schämte.
“Du brauchst dich nicht zu zu schämen, denk doch daran, was wir alles
schon zusammen gemacht haben.” so Pit.
Und jetzt brach es aus Pat heraus. Er sagte, ja er schrie es fast : “Pit hilf
mir bitte, mir tut der Bauch so weh, ich habe solchen großen Hunger.”
Pit sah sich in der Behausung um und fand nichts, was den Hunger des
Kumpels stillen konnte.
“Ich hätte es wissen müssen,” so dachte sich Pit und machte sich
Vorwürfe, “warte, ich komme gleich wieder.” sagte Pit zu seinem Freund,
und machte sich so schnell, wie möglich zurück in seinen Bau. Dort
packte er Eicheln und Bucheckern zusammen und ging in Windeseile
wieder zu Pat.
Pit legte den kleinen Beutel ab, und gab Pat eine Eichel, damit er seinen
Hunger stillen konnte.
Pit sagte nun zu Pat: “Pat iss langsam. Wenn du zu schnell isst, dann
werden deine Bauchschmerzen noch schlimmer.”
Dieses Mal hörte Pat auf seinen Freund, denn er hatte schon längst
eingesehen, das Pat mit der Bevorratung von Früchten für den Winter
recht hatte.
Pat aß langsam, knabberte mal an der einen Seite, mal an der anderen
Seite der Eichel. Nach einiger Zeit ging es Pat besser.
Aber schwach und krank war er noch immer.
Pit sorgte nun erstmal für Pat, bis dieser wieder besser bei Kräften war.
Der Winter war aber noch lange nicht vorbei, und in diesem Jahr war er
besonders hart.
Als Pat wieder einigermaßen bei Kräften war, machte Pit ihm den
Vorschlag: “Pat, komm mit in meinem Bau, der ist groß genug für uns
beide, und Nahrung habe ich auch für uns genug.”
Pat senkte seinen Kopf und schämte sich. “An dem ganzen Schlamassel
bin ich selber Schuld. Ich muss sehen, wie ich jetzt alleine klar komme,”
sagte Pat.
Pit aber antwortete: “Ach Quatsch, was heißt Schuld, das ist jetzt nicht
die Frage. Wir sind Freunde, und das bleiben wir auch. Du kommst mit
zu mir, bis der Winter vorbei ist. Wir werden zusammen essen, spielen
und uns unterhalten. Das wird bestimmt schön werden,” sagte Pit.
Pat wollte erst nicht, ließ sich aber doch überreden.
So verbrachten beide den Rest des Winters zusammen und hatten viel
Spaß miteinander.
Pat wurde wieder kräftig, und so konnten sie sich wieder balgen, spielen
und fangen, wenn es das Wetter zuließ.
Aber das Wichtigste war, beide sprachen miteinander. Es waren oft sehr
ernste Gespräche.
Pat war nun reifer geworden, und er musste einsehen, das man für sein
Leben etwas tun musste. Strolchen und Spielen waren die eine Sache.
Aber Pat sah auch ein, dass das nicht alles im Leben war.
Pat entschuldigte sich bei seinem Freund vor allem, dass er auf Pit´s
Ratschläge nicht eingegangen war, was er sehr bereute. Und er bedankte
sich bei Pit, das er für ihn gesorgt und ihn nicht im Stich gelassen hatte.
Pit sagte zu Pat: “Wir sind Freunde. Freunde sind für Freunde da, egal
was passiert. Du hast eingesehen, was du falsch gemacht hast, und damit
ist es gut. Und ich muss mir den Vorwurf machen, dass ich dich mehr
hätte drängen müssen, dir einen Vorrat für den Winter anzulegen. Auch
hätte ich dich schon eher besuchen sollen. Aus Schaden wird man klug.”
So war ihre Freundschaft erneuert.
Der Winter verging, der Frühling kam, und beide Freunde gingen wieder
ins Freie. Sie wärmten sich im Sonnenschein den Pelz. Sie spielten
fangen, balgten sich und ärgerten auch wieder die anderen Tiere des
Waldes.
Aber als es wieder soweit war, sich um Nahrung für den nächsten Winter
zu kümmern, da sammelten beide Freunde gemeinsam die Früchte des
Waldes und halfen sich gegenseitig.
Nun hatten beide für den kommenden Winter vorgesorgt, und das freute
beide sehr.
Von nun an machten Pit und Pat alles zusammen, und was das Wichtigste
war, sie gaben sich gegenseitig Ratschläge, auch wenn es dabei ab und zu
zu kleinen Streitereien kam.
Es waren
Freunde - echte Freunde - wahre Freunde - Freunde für immer.
Das war meine heutige Geschichte. Ich hoffe ihr lieben Kinder, ihr lernt
etwas daraus. Denkt über meine Geschichte noch einmal nach.
Vielleicht sehen wir uns mal wieder, wenn ich eine neue Geschichte
habe. Und bis dahin bleibe ich
Euer Geschichtenerzähler Dieter
Tschüß
DG
22.10.2012


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Beschreibung des Autors zu "Wahre Freunde"

Eine Kindergeschichte, die mir mal spontan ein eingefallen ist.
Damit begann ich auch Kindergeschichten zu schreiben.

Aber manchmal frag ich mich - Für wen?
Enkel habe ich nicht, aber den Wunsch nach welchen.




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