Hannah kann nicht einschlafen. Sie wälzt sich in ihrem Bett herum. Ihre Kissen sind schon ganz zerwühlt. Wo ist denn Seppel, ihr Lieblingsteddy, ah, da ist er ja.
"Seppel, wir müssen jetzt schlafen!" Hannah nimmt den Teddy ganz fest in den Arm und redet ihm gut zu."Hat die Geschichte bei dir auch nicht geholfen, bist du auch so aufgeregt wie ich?"
Die Mutter ist an diesem Abend extra lang bei ihr geblieben und hat ihr die Geschichte von der kleinen Hexe vorgelesen, die so gern zaubert, aber nie das bekommt, was sie will. Zum Abendessen zaubert sie sich ein Frühstück, wenn sie einen neuen Pullover braucht, hext sie sich eine Hose herbei und wenn sie im Urlaub ans Meer fahren will, landet sie auf Skiern auf einem steilen Abhang in den Bergen.
Hannah liebt diese Geschichte und meistens schläft sie danach sofort ein, aber nicht heute.
Warum hat die Mutter ihr gerade heute diese Geschichte erzählt, am Abend vor ihrem 7. Geburtstag? Wird sie auch nicht das bekommen, was sie sich gewünscht hat? Sicher wird sie nicht alles bekommen, denn sie hat sehr viele Wünsche:
Das neue Buch und die CD von der kleinen Hexe, ein Computerspiel, das Puppenhaus, den Pullover und die Hose... Nein, alles wird sie sicher nicht bekommen, aber...?
Was ist das für ein Geräusch? Ist da jemand in ihrem Zimmer? Da ist es schon wieder.
Neben ihrem Schreibtisch raschelt doch etwas!
Eine Maus? Aber wie soll eine Maus in ihr Zimmer kommen?
Ein Monster? Nein, Monster gibt es nicht!
Sie wird morgen 7 Jahre, da glaubt man nicht mehr an Monster!
Morgen ist ein ganz besonderer Geburtstag! Morgen muß sie zur Schule gehen, obwohl sie Geburtstag hat.
Als sie noch in den Kindergarten ging, hätte sie am Geburtstag zu Hause bleiben können, hat sie natürlich nie getan, denn es war immer sehr aufregend bei ihren Freunden.
Es wurde ein Geburtstagslied gesungen, man bekam ein kleines Geschenk und einen Kuchen gab es auch.
Aber jetzt ist sie ein großes KInd. Sie muß zur Schule gehen und sie braucht keinen Babysitter mehr, wenn die Mutter einmal für ein paar Stunden aus dem Haus geht. Jetzt..., da ist es wieder, das Geräusch.
Hannah kriecht vor Angst ganz tief unter ihre Bettdecke. Da, schon wieder, es tapst und schnüffelt und jetzt springt es auf ihr Bett.
"Hilfe, Mama, Hilfe...", denkt Hannah, denn schreien kann sie nicht.
Das Monster versucht gerade unter ihre Bettdecke zu kriechen, als die Tür aufgeht und ihre Mutter herein kommt.
"Hier bist du", flüstert sie leise. "Kommst du wohl vom Bett herunter. Hannah darf dich doch noch nicht sehen. Sie hat doch erst morgen Geburtstag. Komm her, ich bring dich wieder nach draußen."
Hannah schielt unter der Bettdecke hervor. Sie sieht gerade noch, wie ihre Mutter mit einem kleinen Hund auf dem Arm aus dem Zimmer geht.
Ein H U N D und kein Monster!
Ein Hund, den sie morgen zum Geburtstag bekommt und der immer da ist, auch wenn die Mutter mal ausgeht!
Glücklich schließt sie die Augen und ist schon eingeschlafen.


© Sigrid Hartmann


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