Ich bin Luisa, 8 Jahre und ein kleines Hexlein – zumindest sagt das meine Mama , und was Mama sagt, stimmt immer!
Ich spiele am liebsten draußen, wo ich die spannendsten Geschichten erlebe, die so unglaublich sind, dass ich sie fast niemandem erzählen kann…außer Dir.
Da war z.B.
"Die Geschichte von der schlecht gelaunten Glockenblume"
Wir haben einen großen Garten, in dem ich gerne spiele. Am liebsten habe ich die bunten Blumen, die meine Mama gepflanzt hat. Sie haben alle Farben, die Du Dir vorstellen kannst: blau, rot, pink, gelb. Wenn ich ganz still bin, dann kann ich die Blumen hören, wie sie reden, lachen und kichern- eigentlich sind es nicht die Blumen selbst, sondern die Elfe, die in jeder Blume wohnt und auf sie aufpasst.
Eines Abends hat meine Mama mir erlaubt die Blumen mit meiner kleinen Gießkanne zu gießen. Ich war sofort dabei, denn dafür durfte ich länger wach bleiben! Also schnappte ich mir meine Kanne und fing eifrig an. Bei den ersten Wassertröpfchen hörte ich die Blumenelfen: Sie jauchzten und lachten und hielten ihre zarten Flügelchen unter die Wassertropfen! Alle tanzten entzückt, nur eine Blume schien traurig, ihre Elfe sah ich nicht, ihre Farbe wirkte blass-gelb. Ich kniete mich davor und sah sie fragend an.
„Was hast Du denn?“, fragte ich. „Geht es Dir nicht gut?“
„Lass mich in Ruhe“, hörte ich eine zarte, aber schlecht gelaunte Stimme. Ich mußte meinen Kopf etwas verrenken, doch dann sah ich sie, die kleine Blumenelfe. Sie versteckte sich hinter den Blättern ihrer Blume; ich sah nur ihre großen Augen.
„Was ist los?“, versuchte ich es nochmal. „Kann ich Dir helfen?“
„Ja, siehst du das denn nicht!“, sagte die Elfe vorwurfsvoll und kam hinter dem Blatt hervor. Sie war ein ganz kleines Elfenmädchen mit langen blonden Haaren, großen runden Augen und sie trug ein blass-gelbes Sommerkleidchen, das zu ihrer Blume passte. Und offensichtlich war sie schlecht gelaunt, denn sie stand da, mit verschränkten Armen und einer trotzigen Miene, wie ich sie nur von mir kannte!
„Schau dir doch mal die Blumen um mich herum an und ihre Elfen: sie alle haben kräftige Farben und leuchtende Kleidchen an. Und ich? Niemand sieht mich! Ich habe gar keine Farbe!“ Sie schob ihre Unterlippe vor und sah mich an.
„Ja, aber wie soll dich denn auch jemand sehen, wenn du dich versteckst?“, sagte ich. „Es stimmt, dass die anderen Farben mehr leuchten. Aber ich habe schon mal deine Stimme gehört, als du allein ein Lied gesungen hast – und die war wunderschön! Als würde man zarte Glöckchen klingeln hören. Du mußt dich nur trauen – und dann sieht man dich auch!“
Das Elfenmädchen sah mich skeptisch an. „Versuch es mal“, ermunterte ich sie.
Sie versteckte sich wieder hinter ihren Blumenblättern und ich dachte schon, sie wäre fort, als ich plötzlich leise ihre Stimme hörte. Es war eine glockenklare Stimme, so zart und fein. „Komm raus“, flüsterte ich ihr zu. Und langsam traute sie sich, kam hervor, sang lauter und kletterte langsam auf ihre Blüte, um ihr Lied in die Welt zu tragen. Die anderen Blumenelfen wurden mucksmäuschenstill und sahen sich erstaunt um – und waren noch verwunderter, als sie das kleine Elfenmädchen sahen, doch langsam stimmten auch die anderen mit ein. Sie sangen gemeinsam das wohl schönste Lied seit langem, die Blüten schaukelten langsam hin und her.
Ich hörte ihnen noch eine Weile zu und merkte, daß ich immer müder wurde und meine Augen langsam zufielen: es war Schlafenszeit!
Als ich im Bett lag, hörte ich durch das geöffnete Fenster immer noch das Lied der Blumenelfen, das mich langsam in den Schlaf begleitet.
Heute leuchtet die blass-gelbe Blume von damals so hell wie die Sonne. Meine Mama sagt, das sei so, seitdem ich sie gegossen hätte…..weil ich nämlich ein Hexlein bin!


© Anne Sioulis


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Beschreibung des Autors zu "Luisas Welt"

Kurzgeschichten für Kinder, um sie für die Wunder der Natur um uns wach zu halten.




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