Ich machte mich langsam bereit. Doch eigendlich brauchte ich, neben meinem Messer, welches beinah schon zu meinem Markenzeichen gehörte, nicht viel. Alles andere war bereits vorbereitete, wenn ich mich selber dabei ausklammerte. Ich stand jetzt schon seid mindestens 10 Minuten vor dem Kleiderschrank in meiner Kammer stand und überlegte was ich anziehen sollte, während meine Gedanken um den heutigen Abend kreisten. Einem Abend auf den ich mich bereits seid vielen Jahren freute und an welchem ich mein Ziehl endlich erreichen würde.

Nach einigem hin und her entschied ich mich für eine einfache Hose, braune Stiefel, ein dunkles Hemd sowie eine dunkle Jacke. Mehr brauchte ich nicht. Die Hose besaß einen festen, braunen Ledergürtel an welchem ich meinen "Glücksbringer", ein langes Messer mit hölzernem Griff, gut befestigen konnte.

Ich hatte die Klinge erst vor einigen Stunden geschärft, was ihr zugutkommen würde, sie sollte nicht länger leiden als nötig.

Nach dem ich mich ein letztes Mal im Spiegel angesehen hatte und fand dass ich bereit war, drehte ich mich herum und ging aus der Tür meines Raumes hinaus eine Veranda, über welche ich nach wenigen Metern bereits die Treppe zu ihr Zimmer erreichte.

Zu meiner Verwunderung wartete sie bereits vor dieser auf mich. Ihr ganzer Körper war in ein tiefblaues Kleid gehüllt und auf ihrem Kopf funkelte ein silbernes Diadem im Licht der Nachmittagssonne.

Ich ging zu ihr.

"Das sieht sehr schön aus" sagte ich, doch sie schüttelte den Kopf. "Finde ich nicht" antwortete sie, während ich ihr meinen Arm hin hielt. Sie hackte sich bei mir ein und wir gingen, über die Veranda, in einen der kleineren Speisesäale des Schlosses.

In dessen Wand war ein langer Tisch aufgestellt auf welchem sich bestimmt 30 verschiedene Speisen befanden. In der Mitte des Raumes stand nach einmal ein weiterer Tisch und zwei Stühle.

Sie nahm auf einem von diesem platz, während ich zur Seite des Raumes ging um uns ein paar Teller, sowie etwas gebratenes Gemüse sowie Fleisch zu holen. Derartige Köstlichkeiten konnte sich meine Familie niemals leisten, erst seid ich Soldat am Hof des Königs war, hatte ich zuging zu Sachen wie saftigem Braten oder hellem Brot, von welchem ich jetzt ganze 2 Scheiben auf jeden der Teller legte.

Damit ging ich zurück zu dem Tisch. Nach dem ich einen der Teller vor sie gestellt hatte, blickte sie eine Weile lang nur auf das Essen.

"Danke" sagte sie schließlich, bevor sie sich dem Braten witmete "Es ist ein wirklich schöner... Abend." Ich spürte förmlich wie sie dem Wort letzter auswich.

"Ein paar Stunden hast du noch" sagte ich und lächelte. Sie lächelte zurück.

"Ein paar Stunden" wiederholte sie schließlich leise "Und dann?"

"Ich glaubte nicht dass euch irgend jemand finden wird" sagte ich "Der Ort liegt tief im Wald."

"Tief im Wald" erneut wiederholte sie meine Worte bevor sie schließlich für den Rest der Mahlzeit schwieg. Ich merkte dass sie sich noch immer nicht mit dem Gedanken ihres baldigen Ablebens angefreundet hatte, wobei sie dabei das genaue Gegenteil von mir war.

Ich stand vor dem Erreichen meines Ziehls und erfüllung eines Wunsches, welchen ich bereits seid Jahren hatte.

Meine Augen wanderten über das gelände des königlichen Gartens, während die Sonne langsam in einem farbenfrohen Bett aus rötlichen Tönen hinter dem Horizont verschwand.

Doch ich wartete nur auf sie. Immer wieder drehte ich mich in Richtung der Terrasse herum, in der Hoffnung dass sie kam.

Dann, als ich mich langsam zum dritten Mal herumdrehte, erschien sie. Ihr Körper war in ein langes, helles Kleid gehüllt, zudem trug sie eine schlichte, silberne Kette um ihren Hals. Nichts an ihr schien unperfekt zu sein. Dies verwunderte mich etwas, jedoch nur für wenige Herzschläge, bevor ich meine Hand in ihre Richtung ausstreckte.

Sie ergriff sie, schien danach jedoch etwas erschrocken zu sein als ich sie sachte an meine Brust drückte. Einige Augenblicke lang schaute ich zu ihr herunter, während sie leise zu weinen begann.

"Überlegte es dir noch mal...bitte" sagte sie, danach versagte ihr die Stimme.

Ich spielte nicht einmal mit dem Gedanken ihr Leben zu verschonen, vor allem nicht nach dem was am Vorabend passiert war.

"Es tut mir leid..." antwortete ich "... aber nach gestern Abend nicht mehr. Meine Entscheidung steht."

Mein Blick verharrte auf ihrem schlanken Körper. Einem Körper dessen Vorzüge ich am gestrigen Abend in vollen Zügen genoßen hatte. Sie hatte mir gehört, auch wenn es von ihrer Seite aus gesehen, nicht ganz freiwillig passiert war.

Danach hatte ich sie jedoch auch nicht im Unklaren darüber gelassen was meine Motivation gewesen war, sie kannte nun meine ganze Geschichte.

Sachte hob ich sie hoch und trug sie, durch den Garten des königlichen Palastes, zu einem Seitenausgang durch welchen wir direkt in den nahen Wald gelangten.

Die nächsten Augenblicke schaffte sie es sich langsam zu beruhigen, was mir ganz recht war. Obwohl ich mir noch immer nicht ganz sicher war ob sie nachher nicht vielleicht doch noch Gegenwehr leisten würde, angesichts der Tatsache dass ich ihrem Leben, schon bald ein Ende bereiten würde.


Wie undurchsichtige Schleier umhüllten die Nebel die Bäume des Waldes und machten einen tieferen Blick in diesen unmöglich. Doch ich selber achtete nicht darauf. Ich konzentrierte mich auf ihren Blick, welcher auf meinem Gesicht, meiner Kleidung, sowie meinem Körper haftete.
In diesem Moment schien ich für sie das Zentrum des Universums zu sein, ganz gleich was auch passierte.

Ich trug sie, fast wie ein Vater sein Baby, in meinen Armen während der Weg mich durch die Bäume des Waldes führte, welche von dichten, undurchschaubaren Nebelschleiern umgeben waren. Erst als ich merkte wie ihr Kopf sanft an meine Schulter sank, blickte ich hinab. Ihre Augenlider schlossen sich und ich spürte wie sie immer tiefer hinab in den Schlaf sank.

Ihr Körper war federleicht, genau so leicht war es auch gewesen sie hier her zu bringen, was mich nicht wunderte. Schon lange gehörten ihre Augen nur mir und fast genau so lange kreisten wohl auch ihre Gedanken nur um mich.

Obgleich es ihre Aufgabe gewesen wäre eines Tages die Krone ihres Vaters zu erben und nach ihm über das Land zu herrschen, schien sie sich in dieser Rolle alles andere als wohl zu fühlen.
Erst nach dem ich an den Hof des Königs kam, schien sie aufzublühen. Obwohl es nicht zu meinem Ziel gehörte ihr Herz zu erobern, schien dies doch mein Vorhaben sehr zu erleichtern.

Seid dem Tag an dem die Soldaten des Königs mein Dorf überfielen und meine gesamte Familie abschlachteten, hatte ich nur noch einen Wunsch, welchem ich hier zwischen den Bäumen näher war als jemals zuvor.

Ich hatte es mir niemals träumen lassen dass es derart leicht war Soldat am Hofe des Königs zu werden. Und noch weniger dass ich nur kurze Zeit später zum Leibwächter seiner Tochter ernannt werden würde. Von diesem Tage an hielt ich den Schlüssel zur Erfüllung meines Wunsches in den Händen. Dass sie mir verfiel machte die Sache um so einfacher für mich.

Vor mir lichteten sich langsam die Bäume des Waldes und ich trat hinaus auf eine kleine Lichtung, welche auch mein Ziel darstellte.
Beinah im gleichen Moment bewegte sich ihr Körper in meinen Armen wieder und sie erwachte.

„Wir sind da, euer Hoheit" sagte ich ruhig und sie blickte auf.

Auf der Lichtung gab es eine Bank, welche einmal jemand aus einem starken Baumstamm gefertigt hatte, sowie eine Tisch. Alles was von mir stammte war eine flache Erdgrube, die ich bereits vor einigen Tagen mit einer Schaufel in den Waldboden gegraben hatte.

„Das war geplant...oder?" fragte sie, nach dem ich sie vorsichtig auf der Bank abgesetzt hatte.
„Seid ich euch das erste Mal sah" antwortete ich, während sie sich mit den Händen die Tränen wegwischte.

Ihre Augen wanderten zu der Grube im Boden und ich sah dass sie wusste wozu diese dienen würde. Mit der Größe hatte ich mich weder über- noch unterschätzt, ihr Körper passte genau hinein.

Mit ihrer rechten Hand suchte sie nach der silbernen Kette, welche um ihren Hals hing und bei der er sich um das einzige Schmuckstück an ihr zu handeln schien. Mit einer geschickten Bewegung streifte sie sie ab und legte sie neben sich auf die Bank.

„Bitte gebe sie meinem Vater" sagte sie, während sie ihren Blick von dem Schmuckstück löste und wieder zu mir schaute „Und sage ihm dass ich jetzt freier bin, als ich es bei ihm jemals war."
„Sehr gerne Hoheit" antwortete ich. Diesen letzten Wunsch konnte ich ihr nicht verwehren. Ihre Lider schlossen sich, doch diesmal nicht zum Schlaf. Sie gab mir das Zeichen dass sie bereit war.

Meine Hand suchte an meinem Gürtel nach dem Gegenstand welchen ich nun brauchte und wurde fündig: Das kleine Messer mit dem hölzernen Griff, welches einst meinem Vater gehörte.
Mit ihm war es ein Leichtes ihren Lebensfaden zu durchtrennen. Ein einziger, langer Schnitt.

Nur wenige Sekunden später sank ihr Körper langsam auf die Seite und landete in meinem Arm.
Einige Herzschläge lang betrachtete ich mein Werk: Es wirkte als wäre sie einfach wieder eingeschlafen.

Zufrieden nahm ich sie erneut in die Arme und trug sie langsam hinüber zu der vorbereiteten Stelle.
Ich legte sie sachte in die Grube, falteten ihre Hände auf dem Bauch und bedeckte sie, nach dem ich ihren Körper noch einige Sekunden lang betrachtet hatte, sanft mit Erde.

Erst danach wusste ich dass es vorbei und mein Ziel erreicht war.

Ende


© koto7001


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Beschreibung des Autors zu "Dunkles Herz 2 Sicht des Begleiters"

Ich machte mich langsam bereit. Doch eigendlich brauchte ich, neben meinem Messer, welches beinah schon zu meinem Markenzeichen gehörte, nicht viel. Alles andere war bereits vorbereitete, wenn ich mich selber dabei ausklammerte. Ich stand jetzt schon seid mindestens 10 Minuten vor dem Kleiderschrank in meiner Kammer stand und überlegte was ich anziehen sollte, während meine Gedanken um den heutigen Abend kreisten. Einem Abend auf den ich mich bereits seid vielen Jahren freute und an welchem ich mein Ziehl endlich erreichen würde.




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