Karl Maria Sprachlos Berlin, den 9.3.2021
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Berlin

Herr Paulsen
Vermieter
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Berlin

Werter Herr Paulsen
Bevor ich mit ihnen über eine Ratenzahlung verhandele, möchte ich ihnen meine Situation hier schildern.
Ich habe bisher noch nie gravierende Mietschulden gehabt. Das es dazu kommen konnte, hat nur zum Teil mit Corona zu tun.
Möglicherweise interessiert es sie nicht weiter, aber ich schreibe ihnen trotzdem. Über die Dinge über die ich hier schreibe sind Insider aus der "Wasserburg" über die man hier nicht oder höchstens hinter vorgehaltener Hand spricht, jedoch nicht gegenüber Leuten aus der Verwaltung oder der Polizei.
In der Wohnung gibt es schon seit geraumer Zeit einen Wasserschaden, den wir gemeldet haben. Die Handwerkertermine wurden immer wieder von der Mieterin der Wohnung über uns verschoben und nachdem die Handwerker dann endlich in der Wohnung waren, wurde ein Schaden gefunden und behoben. Wie sich bald herausstellte, war dieser Schaden nicht das Hauptproblem. Das Wasser lief weiterhin. Die Handwerker mussten noch des Öfteren kommen, der Wasserschaden blieb. Aus sicherer Quelle weiß ich, das wegen eines Abflussproblems der Fußboden im Bad aufgestemmt wurde. Diese Arbeiten hat nicht ihre Firma erledigt sondern "Chef". Wir haben diesen Umstand den Handwerkern mitgeteilt, doch anscheinend fand das keine weitere Beachtung. Das mag ihnen jetzt merkwürdig vorkommen, aber die Wohnung wird seit langem untervermietet und dort wohnen immer wieder Leute, die die Öffentlichkeit scheuen, also auch keine offiziellen Handwerker holen. Diesen Umstand habe ich der Vermietung vor langer Zeit mitgeteilt, allerdings anonym, wahrscheinlich fand diese Mitteilung deshalb keine Beachtung. Aber ich hatte und habe auch jetzt keine Ambitionen mich mit ukrainischen kriminellen Familienstrukturen anzulegen, denn wer da den Kürzeren zieht, steht schon vorher fest.
Da der Wasserschaden nicht behoben werden konnte, wurde Fa. K..... beauftragt. Der Handwerker, der dann kam, meinte das eine umfangreiche Asbestsanierung in der Küche vorgenommen werden müsse und wir sollten diese schon mal freimachen. Danach hörten wir nichts mehr. Auf Anfrage, was denn mit der Reparatur sei, erhielten wir die Auskunft, der Schaden sei behoben.
Dazu kam ein weiteres Problem. Die Lüftung im Bad funktionierte nicht mehr. Der Lüftungstechniker kam und untersuchte den Lüftungsschacht mit einem Endoskop, konnte aber nichts finden. Jedes mal wenn er mit dem Endoskop in den Schacht fuhr, zog die Lüftung hinterher wieder normal. Eine halbe Stunde später war das Problem wieder das gleiche. Man darf davon ausgehen, das die Lüftung in einem der Obergeschosse als Versteck für Irgendetwas missbraucht wurde. Da das Problem auch nach 5 Versuchen nicht behoben werden konnte, gaben wir auf. Die Lüftung haben wir seit dem verschlossen, da die Küchenlüftung so aus den oberen Wohnungen verbrauchte Luft anzog.
Meine Lebensgefährtin versuchte daraufhin eine Umsetzwohnung zu bekommen, erhielt aber die Auskunft, Umsetzwohnungen stünden nicht zur Verfügung. Sollte die Vermietung zu diesem Zeitpunkt schon gewusst haben das das Objekt verkauft wird, so kann ich verstehen, das keine Umsetzwohnungen mehr vergeben wurden.
Am 1.9.2020 zog meine Lebensgefährtin aus. Ich spreche hiermit nachträglich noch die Kündigung in ihrem Namen aus. Ich bin also seitdem alleiniger Mieter der Wohnung. Alle Mietangelegenheiten betreffen ab diesem Datum nur noch mich.
Herr Paulsen die erste Septemberwoche war das Schlimmste, was ich in der letzten Zeit hier erlebt habe. Alleine in der Wohnung kamen mir die Erinnerungen wieder hoch, an unsere Pflanzen, die durch Kontaktgifte innerhalb weniger Tage eingegangen sind, wenn sie in Berührung mit Fensterscheiben oder Gegenständen kamen. An unsere Tiere, die man vergiftet hat und die hier elendig krepiert sind und nun waren wir an der Reihe. Herr Paulsen, ich kann ihnen sagen, soviel Blödigkeit, Dummdreistigkeit und Boshaftigkeit ist mir noch nirgendwo anders begegnet, doch das soll nicht ihr Problem sein. Körperlich stabiler als meine Lebensgefährtin hat mich die Zeit in dieser Wohnung eher psychisch belastet, doch nun begann auch ich körperlich Symptome zu zeigen. Apropos Symptome, ich habe mittlerweile das gleiche Problem, wie damals die meisten Hunde hier in der Straße, die sich toturiniert haben, wenn sie nicht der Tierarzt von ihren Leiden befreit hat oder ihre Besitzer, wie man es nimmt. Solch eine Belastung machen die Nieren nur begrenzte Zeit mit, irgendwann folgt unweigerlich der Kollaps. Vielleicht noch ein paar Jahre an der Dialyse, das wars dann. Meine (EX)Lebenspartnerin hat es beinahe erwischt. Sie kam mich in der Wohnung besuchen um noch eigene Sachen zu holen, als ihre Nieren 3Tage lang versagten. "Tja, Niere kaputt" war ihr lapidarer Kommentar. Ins Krankenhaus wollte sie partout nicht.
Wenn ich mich in der Wohnung aufhalte, bekomme ich Muskel- und Gelenkschmerzen. Meinem Nachbarn, der ein ähnliches Problem hatte, bescheinigte sein Arzt "Gicht". Wenn ich mich in der Wohnung aufhalte, bekomme ich also Gicht. Bevor mein großer Hund starb, oder sollte ich sagen, gestorben wurde, fragte man mich, ob mein Hund Gelenkschmerzen habe
Man wartete die Antwort erst gar nicht ab sondern bohrte weiter, bei welchem Arzt ich wäre und was für Medikamente er kriegen würde. Ist das nicht eigenartig? Wenige Wochen später war mein Hund tot. Und es dauerte nicht lange, da wurde ich von der gleichen Person gefragt, ob mein Hund tot sei, woran er gestorben sei, ob er Schmerzen gehabt hätte, ob er sehr leiden musste und wie lange. Kein Wort des Bedauerns, nur unverhohlene Neugier. Ich kam mir vor wie in einem Experiment. Der Proband beantwortet Fragen zur Giftwirkung an seinem Hund. Das ist doch pervers. Aber ich kannte die Frau und wusste, das das nicht von ihr kam sondern von jemand dessen Wahlspruch war, "Det muss richtich weh tun!!!" Ich habe sie alle gehasst, die Menschen da draußen, die Wohnung, die Vermietung. Aber ich will niemanden und nichts hassen. Ich will diesen Lebensabschnitt befrieden, gehen und nie wieder hier her kommen. Damit war für mich der Punkt gekommen, die Reißleine zu ziehen.
Ich beziehe Grundsicherung. Nach meiner Meldung, das Frau Blum ausgezogen ist, stoppte das Sozialamt die Mietzahlung. Eine Kommunikation war unter Coronabedingungen nicht möglich. Da fasste ich den Entschluss nach Westdeutschland zu gehen und bei Verwandten und Bekanntschaft unterzukommen. Ich lebte in dieser Zeit auf Pump, was meine Reisen und Unterkunft angeht, in der Hoffnung, das Alles später von der Nachzahlung begleichen zu können, was ich dann auch getan habe.
Im Dezember war ich das erste Mal wieder in Berlin, dann nochmal im Januar. Als ich erfuhr, das das Objekt verkauft wurde, kam ich zurück und betrat das erste Mal wieder die Wohnung. Was mich hier erwartete, schockierte mich. Der Wasserschaden hatte sich bis ins Bad ausgeweitet, der Traps vom Waschbecken war abgefallen infolge von Korrosion, die Wasserhähne ließen sich nicht mehr oder nur noch schwer bewegen, 2 von 3 Sicherungen waren defekt, in der Küche war eine Steckdose, bzw die Kontakte verbrannt und die Verschalung der Abflussrohre war durchgefault, der Kasten, bestehend aus Asbestgipsplatten drohte auseinanderzubrechen und auf die Spüle zu fallen. Die Küchenschränke waren stockig, die Wand dahinter nass. Meine erste Maßnahme war es, diesen Kasten wegen der Asbestfasern mit Baufolie abzudecken und abzustützen.
Als nächstes werde ich mit meinem neuen Vermieter Kontakt aufnehmen und mich um eine Umsetzwohnung bemühen.
Hier kann man definitiv nicht mehr wohnen. Alles was sich in der Wohnung befindet ist quasi Sondermüll durch Asbest und die Aerosole, mit denen man unsere Pflanzen und Tiere vergiftet hat und das sich überall abgesetzt hat. Und wenn sie mich jetzt fragen, warum wir nicht zur Polizei gegangen sind, so kann ich nur sagen, um Schlimmeres zu verhindern.
Was eine Ratenzahlung angeht, muss ich ihnen leider sagen, das ich im Moment aufgrund der vorangegangen Ereignisse nicht in der Lage bin, irgendwelche Zahlungen zu leisten. Aber ich habe auch keine Ambitionen, mich mit meinem ehemaligen Vermieter anzulegen. Ich würde es begrüßen, wenn sie bzw die Vermietung mir unter Berücksichtigung all dessen, was ich ihnen geschrieben habe, nach ihren Möglichkeiten entgegen kommen könnten und die Angelegenheit einvernehmlich und außergerichtlich beigelegt werden würde.

Mit freundlichen Grüßen
Karl Maria Sprachlos



PS: Da ich nicht weiß, wir lange ich noch unter dieser Adresse zu erreichen bin, habe ich meine Emailadresse angegeben.
Ein Postfach lege ich mir auch noch an. Dieses werde ich ihnen dann mitteilen.


© Karl Maria Sprachlos


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