Wie undurchsichtige Schleier umhüllten die Nebel die Bäume des Waldes und machten einen tieferen Blick in diesen unmöglich. Doch ich selber achtete nicht darauf. Ich konzentrierte mich auf ihren Blick, welcher auf meinem Gesicht, meiner Kleidung, sowie meinem Körper haftete.
In diesem Moment schien ich für sie das Zentrum des Universums zu sein, ganz gleich was auch passierte.

Ich trug sie, fast wie ein Vater sein Baby, in meinen Armen während der Weg mich durch die Bäume des Waldes führte, welche von dichten, undurchschaubaren Nebelschleiern umgeben waren. Erst als ich merkte wie ihr Kopf sanft an meine Schulter sank, blickte ich hinab. Ihre Augenlider schlossen sich und ich spürte wie sie immer tiefer hinab in den Schlaf sank.

Ihr Körper war federleicht, genau so leicht war es auch gewesen sie hier her zu bringen, was mich nicht wunderte. Schon lange gehörten ihre Augen nur mir und fast genau so lange kreisten wohl auch ihre Gedanken nur um mich.

Obgleich es ihre Aufgabe gewesen wäre eines Tages die Krone ihres Vaters zu erben und nach ihm über das Land zu herrschen, schien sie sich in dieser Rolle alles andere als wohl zu fühlen.
Erst nach dem ich an den Hof des Königs kam, schien sie aufzublühen. Obwohl es nicht zu meinem Ziel gehörte ihr Herz zu erobern, schien dies doch mein Vorhaben sehr zu erleichtern.

Seid dem Tag an dem die Soldaten des Königs mein Dorf überfielen und meine gesamte Familie abschlachteten, hatte ich nur noch einen Wunsch, welchem ich hier zwischen den Bäumen näher war als jemals zuvor.

Ich hatte es mir niemals träumen lassen dass es derart leicht war Soldat am Hofe des Königs zu werden. Und noch weniger dass ich nur kurze Zeit später zum Leibwächter seiner Tochter ernannt werden würde. Von diesem Tage an hielt ich den Schlüssel zur Erfüllung meines Wunsches in den Händen. Dass sie mir verfiel machte die Sache um so einfacher für mich.

Vor mir lichteten sich langsam die Bäume des Waldes und ich trat hinaus auf eine kleine Lichtung, welche auch mein Ziel darstellte.
Beinah im gleichen Moment bewegte sich ihr Körper in meinen Armen wieder und sie erwachte.

„Wir sind da, euer Hoheit“ sagte ich ruhig und sie blickte auf.

Auf der Lichtung gab es eine Bank, welche einmal jemand aus einem starken Baumstamm gefertigt hatte, sowie eine Tisch. Alles was von mir stammte war eine flache Erdgrube, die ich bereits vor einigen Tagen mit einer Schaufel in den Waldboden gegraben hatte.

„Das war geplant...oder?“ fragte sie, nach dem ich sie vorsichtig auf der Bank abgesetzt hatte.
„Seid ich euch das erste Mal sah“ antwortete ich, während sie sich mit den Händen die Tränen wegwischte.

Ihre Augen wanderten zu der Grube im Boden und ich sah dass sie wusste wozu diese dienen würde. Mit der Größe hatte ich mich weder über- noch unterschätzt, ihr Körper passte genau hinein.

Mit ihrer rechten Hand suchte sie nach der silbernen Kette, welche um ihren Hals hing und bei der er sich um das einzige Schmuckstück an ihr zu handeln schien. Mit einer geschickten Bewegung streifte sie sie ab und legte sie neben sich auf die Bank.

„Bitte gebe sie meinem Vater“ sagte sie, während sie ihren Blick von dem Schmuckstück löste und wieder zu mir schaute „Und sage ihm dass ich jetzt freier bin, als ich es bei ihm jemals war.“
„Sehr gerne Hoheit“ antwortete ich. Diesen letzten Wunsch konnte ich ihr nicht verwehren. Ihre Lider schlossen sich, doch diesmal nicht zum Schlaf. Sie gab mir das Zeichen dass sie bereit war.

Meine Hand suchte an meinem Gürtel nach dem Gegenstand welchen ich nun brauchte und wurde fündig: Das kleine Messer mit dem hölzernen Griff, welches einst meinem Vater gehörte.
Mit ihm war es ein Leichtes ihren Lebensfaden zu durchtrennen. Ein einziger, langer Schnitt.

Nur wenige Sekunden später sank ihr Körper langsam auf die Seite und landete in meinem Arm.
Einige Herzschläge lang betrachtete ich mein Werk: Es wirkte als wäre sie einfach wieder eingeschlafen.

Zufrieden nahm ich sie erneut in die Arme und trug sie langsam hinüber zu der vorbereiteten Stelle.
Ich legte sie sachte in die Grube, falteten ihre Hände auf dem Bauch und bedeckte, nach dem ich sie noch einige Sekunden lang betrachtet hatte, sanft mit Erde.

Erst danach wusste ich dass es vorbei und mein Ziel erreicht war.

Ende


© koto7001


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Beschreibung des Autors zu "Dunkles Herz Sicht des Begleiters"

Wie undurchsichtige Schleier umhüllten die Nebel die Bäume des Waldes und machten einen tieferen Blick in diesen unmöglich. Doch ich selber achtete nicht darauf. Ich konzentrierte mich auf ihren Blick, welcher auf meinem Gesicht, meiner Kleidung, sowie meinem Körper haftete.
In diesem Moment schien ich für sie das Zentrum des Universums zu sein, ganz gleich was auch passierte.




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