Der Wolkenhirt…


Nachdem der liebe Gott die Erde erschaffen hatte, war er mit seinem Werk zufrieden.
Er ärgerte sich jedoch im Geheimen darüber, dass die Wolken am Himmel kreuz und quer zogen.
Dieses musste nach seinem Willen geändert werden.
Der liebe Gott suchte Petrus auf. Petrus war gerade mit der Pflege seines Rauschebartes beschäftigt. Bei seiner Bartpflege wollte Petrus von niemandem gestört werden, deshalb murmelte er leise in seinen Bart, was will denn der schon wieder? Der liebe Gott sprach: „ Petrus besorge mir einen Hirten, der die Wolken hütet!“ Petrus begann mit der Suche. Er setzte sich auf einen Regenbogen und rutschte zur Erde hinunter. Auf der Erde traf Petrus auf einen Geigenspieler. Er fragte diesen:„ Willst du mit zum Himmel kommen und dort die Wolken hüten? Der Geigenspieler zögerte mit seiner Antwort.
Petrus versprach ihm als Lohn einen großen Klumpen Himmelsgold. Der Geigenspieler sagte zu, und beide rutschten auf einem Regenbogen wieder zum Himmel.
Am Himmel angekommen, begann der Geigenspieler die Wolken zu hüten. Die Hütearbeit machte ihm jedoch keinen Spaß, und er
begann auf seiner Geige zu spielen. Dabei achtete er nicht mehr auf die Wolken. Diese tanzten vor Freude in alle Himmelsrichtungen.
Als Petrus den Müßiggang des Geigenspielers mit bekam, jagte er
diesen aus dem Himmel.
Petrus begab sich erneut auf die Erde. Dort angekommen, traf er auf
einen Schneidergesellen. Der Schneidergeselle sagte zu Petrus Vorhaben gleich ja. Nachdem sie im Himmel angekommen waren,
wies Petrus den Schneidergesellen in die Hütearbeit ein.
Dem Schneidergesellen machte das Hüten der Wolken auch keinen Spaß. Er fand die Arbeit sehr eintönig. So begann er, die engen Nähte seiner Joppe aufzutrennen.
Die Wolken tanzten derweil übermütig vor Freude.
Der Wind schüttelte vor soviel Übermut seinen Kopf. Er blies vor Ärger in die Wolkenschar, so dass diese auseinander stiebten.
Als Petrus merkte, dass auch der Schneidergeselle dem Hüten nicht nachkam, jagte er den Gesellen aus dem Himmel. Erneut begab sich Petrus auf die Erde. Er hatte schon keine Hoffnung mehr, einen richtigen Hirten zu bekommen.
Nach langem Suchen begegnete ihm ein Müllerbursche. Der Müllerbursche wünschte Petrus ein freundliches „ Grüß Gott.“


Petrus war in Gedanken versunken, und durch das freundliche „Grüß
Gott“ wurde er auf den Müllerburschen aufmerksam. Er fragte den
Burschen, was er denn so mache. Der Müllerbursche sagte:
„Ich bin auf Wanderschaft und suche eine Arbeit bei einem Müller.“
Petrus und der Müllerbursche kamen ins Gespräch. Der Gottesmann
konnte den Müllerburschen für die Hütearbeit der Wolken gewinnen.
Im Himmel angekommen wollte Petrus den Müllerburschen in die Hütearbeit einweisen. Doch der Müllerbursche meinte, er kenne sich mit Hüten aus.
Am nächsten Morgen, nach dem Aufstehen, rieb sich Petrus mehrmals
seine Augen. Er staunte nicht schlecht!
Die Wolken zogen friedlich und geordnet am Himmel in eine Richtung.
Petrus suchte den Müllerburschen auf, doch er konnte ihn nirgends finden.
In seiner Verzweiflung ging er zum lieben Gott. Der liebe Gott war hocherfreut, dass die Wolken jetzt geordnet am Himmel zogen.
Petrus sagte zu Gott: „ Ich kann den Wolkenhirt, den Müllerburschen, nicht finden.“
Der liebe Gott meinte lächelnd, der Hirte ist in mitten in der Wolkenherde.
Am späten Abend suchte Petrus den Müllerburschen auf. Er wollte
sich bei ihm bedanken, und ihm einen großen Klumpen
Himmelsgold schenken.
Der Müllerbursche war bescheiden. Er meinte, das das Tragen der
schweren Mehlsäcke auf der Erde eine große Anstrengung ist. Das Hüten war viel leichter, und es bereitete ihm eine große Freude.
Der Müllerbursche nahm den Goldklumpen von Petrus nicht an. Petrus sagte zu ihm: „ Ich habe für dich noch ein anderes Geschenk, und zwar ,ein hellgelbes Gewand.“ Der Himmelsmann meinte, dieses Gewand besitzt Zauberkräfte. Es schützt vor allen Gefahren.
So nahm der Müllerbursche das Gewand an.

Spät abends sieht man, wie der Wolkenhirt alle Wolken gen Westen treibt. Bevor die Sonne ganz untergeht, sieht man den Wolkenhirt kurzeitig, in seinem hellgelben Gewand.
Er verlässt als Letzter den Himmel. Danach breitet die Nacht ihren
dunklen Schleier über die Erde aus…


© Jürgen


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