Seelenwanderung
Aus diesen drei Wörtern ist diese Geschichte entstanden:
Engel, Tod, Ewigkeit

Wenn jemand aus dem Leben scheidet, egal ob durch einen Unfall oder eine Krankheit, wird den Kindern immer folgendes gesagt: „Der/Die Verstorbene ist jetzt im Himmel und wacht als Engel über dich mein Schatz.“
So wird es von Generation zu Generation weiter gegeben und auch geglaubt, denn es konnte noch nicht bestätigt oder demontiert werden, weil die Verstorbenen ja bekanntlich nicht mehr sprechen können.
Diese Geschichte befasst sich mit dem Thema, ob es ein Leben nach dem Tod wirklich gibt und wie das vielleicht aussehen könnte! Und wer weiß, vielleicht steckt in dieser Geschichte ja auch ein Fünkchen Wahrheit drinnen?!

Es war einmal ein Nachrichtensprechen namens Karl Methuis der bei einem großen Fernsehsender arbeitete.
Eines Tages berichtete er von einem schlimmen Verkehrsunfall auf der A1.
„Wir leben in einer grausamen Welt,“ sagte Karl , der gerade über eine Massenkarambolage auf der A1 bei Dortmund berichtete und dann das Wort an die Reporterin vor Ort richtete. „Es gibt sehr viele Verletzte und auch einige Tote. Die Polizei spricht von mindestens 12 Autos, die ineinander gekracht sind!“
„Vielen Dank für die erste Einschätzung Judy,“ bedankte Karl sich und gab ab an den Sport.
Danach beendete Karl die Nachrichten noch und ging dann in seine Garderobe.
Er dachte an all die Unfallopfer und ihre Angehörigen als er von Steve, der Mann vom Sport aus seinen Gedanken gerissen wurde.
„Können wir noch die Sendung für morgen durchgehen?“ fragte Steve und Karl schüttelte nur den Kopf, weil er müde war und da verließ Steve die Garderobe.
Nachdem die Tür geschlossen und Karl mit seinen Gedanken wieder alleine war fiel ihm der Satz seiner Mutter wieder ein, die sehr früh gestorben war. Er lautete: „Mein lieber Junge, die Welt ist manchmal sehr ungerecht und böse, aber alle guten Menschen, zu denen du und ich auch gehören, werden an ihrem Todestag gen Himmel gehen und dort als Engel weiterleben. Sie beschützen die, die sie zurückgelassen haben und eines Tages werden sie wieder vereint sein.“
Dieser Gedanke gab ihm Hoffnung, dass die Toten von der Massenkarambolage irgendwann wieder mit ihren Familien vereint sein werden und mit dieser Hoffnung fuhr er nach Hause. Doch er kam dort niemals an, weil er auch einen Autounfall hatte und ins Krankenhaus eingeliefert wurde.
„Guten Abend, mein Name ist Sarah Methuis. Mein Mann Karl wurde hier eingeliefert!“
Sarah zitterte am ganzen Körper als sie aus dem Behandlungsraum der Notaufnahme folgenden Satz hörte: „Todeszeitpunkt 23:17 Uhr!“
Sarah brach zusammen, aber für Karl begann ein ganz neues Leben.
Während die Ärzte versuchten ihn wieder zu beleben war Karl in einer Art Schwebezustand zwischen Leben und Tod.
Er sah von oben auf seinen leblosen Körper runter und fragte sich wie es jetzt weitergeht: „Kann ich zurück in meinen Körper?“ und eine ihm unbekannte Stimme flüsterte ihm ins Ohr: „Nein Karl, denn du bist tot und musst jetzt mit mir kommen.“
Jemand nahm ihn an die Hand und gemeinsam verließen sie dieses Leben.
„Nama des Toden,“ fragte die eine Stimme und die andere Stimme, die ihn aus dem Leben geholt hatte, antwortete: „Karl Methuis. Todesursache: Herzstillstand infolge eines Autounfalls.“
Karls Augen gewöhnten sich langsam an diese Landschaft und er konnte allmählich Umrisse erkennen.
„Gut, bring ihn zur Überprüfung und geh danach wieder zurück auf deinen Posten.“ befall die eine Stimme und die andere führte den Auftrag aus.
Während er auf seine Überprüfung wartete wurde sein Sehvermögen immer besser und er konnte irgendwann wieder richtig sehen. Er sah an sich runter und bemerkte, dass er keinen Körper mehr hatte, sonder er war nur noch ein leuchtendes Fleckchen Licht, dass in einer Schlange aus vielen weiteren leuchtenden Lichtern schwebte.
Sie wurden der Reihe nach aufgerufen und entweder ging es weiter in den Himmel oder runter in die Hölle.
Er beobachtete die Wärter, die über Schicksale der Lichter bestimmte und ihm wurde schmerzlich bewusst, dass er auch nur eine 50-50 Change hatte weiter in den Himmel zu kommen und bekam ein wenig Angst.
„Karl Methuis,“ rief der Wärter und er wurde regelrecht von ihm angesaugt. „Schwebe bitte auf diese Waagschale, damit wir deine guten und schlechten Taten gegeneinander abwägen können!“ befahl ihm der Wächter und Karl schwebte also auf diese Waagschale und schloss die Augen.
Als er sie wieder öffnete stand er vor einem riesigen goldenen Tor, was in Begriff war sich zu öffnen.
„WOW,“ dachte er und flog hindurch.
Das Tor schloss sich hinter ihm sofort wieder, damit keine Seelen entfliehen oder rein kommen konnten, die hier nicht her gehören.
„Guten Tag, mein Name ist Gabriel und ich bin ein sogenannter Erzengel, also ein Anführer.“ wurde Karl freundlich begrüßt und dann gab Gabriel Karl seinen alten Körper wieder.
„Bin ich jetzt wirklich im Himmel?“ fragte Karl, der immer noch Gabriel erstaunt ansah.
„Ja das bist du und niemand kann dich hier mehr weg holen, es sei denn du willst hier weg?!“ antwortete Gabriel, nahm Karl an die Hand und führte ihn ein bisschen herum.
„Kann ich auch mal auf die Erde zu meiner Frau gehen?“ fragte Karl und fing an zu weinen, weil er sie vollkommen vergessen hatte.
„Nein, das geht leider nicht! Denn nur ganz bestimmte Engel können sich zwischen Himmel, Erde und Hölle bewegen. Aber irgendwann, wenn du dich hier ein wenig eingelebt hast, kann ich dir zeigen, wie das „Traumwandern“ funktioniert.“
Da wurde er hellhörig und hörte auf zu weinen.
„Ich habe davon mal was im Internet gelesen. Da behaupteten Menschen, dass wenn sie schlafen, ihre Seelen auf Wanderschaft gehen würden und sie erst am morgen zurück in den Körper kehren! Und das geht als Engel auch?“
„Ja klar. Du musst folgendes wissen: Wenn ihr Menschen sterbt und in den Himmel kommt, seid ihr nichts weiter als pures Licht, das Licht eurer Seele. Und wenn deine Seele auf der Erde schon im Traum gewandert ist, kann sie es auch noch, wenn sie den menschlichen Körper verlassen hat. Die Seelen, die aber noch nie gewandert sind müssen es im Himmel erst lernen, bevor sie das erste Mal wieder auf die Erde geschickt werden. Denn ansonsten richten sie nur Schaden an und verletzen wohlmöglich noch andere wandernde Seelen. Und das wiederum wäre dann ganz schlecht für den Menschen: Er könnte sich sehr stark verändern oder gar zum Mörder werden. Also erst fleißig trainieren!“ Gabriel guckte Karl böse an und zeigte ihm dann seinen ganz persönlichen Platz im Himmel.
Die Zeit verging und Karl lernte das „Traumwandern“ von erfahreneren Seelen und freundete sich auch mit einigen an.
Eines Tages war es dann soweit: Er durfte das erste Mal zurück auf die Erde zu Sarah und er freute sich sehr.
„Pass auf Karl, wenn du heute Abend runter gehst, kommst du an eine Tür. Dort musst du anklopfen und unbedingt warten, bis dir jemand antwortet! Wenn ihre Seele nämlich nicht da ist, könnte es sein, dass du als ihre Seele bis zu ihrem Tod weiterleben wirst und ihre Seele zurück in den Himmel kommt. Und das wäre eine Katastrophe.“
Karl nickte und Gabriel gab das Startzeichen und dann schwebte er los.
Auf der Erde angekommen klopfte er an die Tür und wartete auf eine Antwort.
Nach einer gefühlten Ewigkeit antwortete jemand: „Ja bitte?“
„Ich bin es dein Mann,“ sagte Karl und plötzlich ging die Türe auf und die beiden Seelen waren wieder vereint.
„Es war wirklich schön mit dir, aber ich muss zurück,“ gab Karl Sarah zu verstehen und verschwand.
Als Sarah an diesem Morgen aufwachte war sie glücklich und musste nicht einmal mehr weinen, was sie seit Karls Tod jeden Morgen gemacht hatte.
Als Karl wieder im Himmel war, suchte er Gabriel und umarmte ihn ganz doll: „Es war ein so fantastisches Gefühl heut Nacht!“
„Das freut mich für dich, aber du darfst es nur einmal im Monat machen, weil sich ihre Seele sonst zu sehr an dich gewöhnt und Sarah muss auch ohne dich weiter leben können.“
Also besuchte er sie nur einmal im Monat und genoss ansonsten das Leben im Himmel in vollen Zügen.
Sarah hingegen war in eine neue Stadt gezogen, fand einen neuen Mann, mit dem sie auch Kinder bekam und eröffnete einen eigenen kleinen Blumenladen.
Und wenn sie nicht gestorben sind…!


© Delfin1991


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