„Studien, Studien“ und nochmals „Studien“ hieß zunächst die Parole, als man sich auf den Weg machte, die Vergangenheit und damit auch die Zukunft zu ändern. Was würde es noch Wichtiges zu entdecken geben? Und vor allem: Wo sollte man ansetzen, um „göttlich“ zu werden? Es galt Unsterblichkeit zu erlangen, größtmögliche Weisheit, das umfassendste Verständnis für die Natur – und wie konnte eine gewaltige Zivilisation, beinahe ohne die Umwelt zu „belästigen“, effizient leben?
Die ständigen Reisen zurück brachten haufenweise neue Erkenntnisse – aber nichts deutete auf eine sinnvolle Möglichkeit zur Umstrukturierung der Verhältnisse hin. Die Wesen waren wie sie eben waren, ihre Beschaffenheiten, die aus der Eigenart ihrer Gene hervorgingen, ließen nahezu keinen Spielraum für einen anderen Geschichtsverlauf offen. Alle zusammen waren sie praktisch perfekt auf ihren Planeten angepasst gewesen.
Nun sollte ein neu gebauter Improvisations-Imaginator helfen, etwaige Varianten, vieler Verhaltensmuster dazustellen. Er konstruierte Beispiele der Anpassung auf reale Ereignisse in der Zeit und projizierte sie in analysierbare Holodecks, die von allen beobachtet werden konnten. Das war durchaus lehrreich und anschaulich. Allerdings geriet der Imaginator immer wieder ins Stocken, vor allem als er versuchte vor-urzeitliche Szenen verständlich zu machen….wenn es sich z.B. um Fliegen handelte…
Sowohl Fliegen, als auch Ameisen, Termiten, Asseln und Wasserflöhe zeigten unentwegt dasselbe Manko: Sie konnten sich nicht vernünftig einstellen, wenn es um schwierige Probleme ging, die eigentlich ganz einfach waren…Die Fliegen flogen planlos, Ameisen verhielten sich, als Einzelne verrückt, Termiten mussten unbedingt eine Aufgabe innerhalb der Gemeinschaft erledigen, Asseln waren überhaupt stumpf und dumm und die im Wasser lebenden, insektioden Kreaturen konnte man überhaupt nicht als geistig beweglich ansehen.
Aus ihnen konnte man keine brauchbaren Schlüsse ziehen. Allein die Gattung der Spinnen erwies sich als „feinsinnig“, oder „den großen Überblick bewahrend“. Sie war allerdings auch unglaublich grausam – also genetisch kaum verwendbar, um, in Teilen, als Zusatzbaustein für eine höhere Zivilisation angesehen zu werden. Daran änderte leider auch ihre angeborene Fähigkeit individuell und selbständig zu entscheiden nichts.
Eine Übertragung Ihrer Eigenschaften auf die Hyperzivilisation der ehemals vierbeinigen Ameisen schien naheliegend – doch eine medizinische Komplettierung der höheren DNA war, aller Wahrscheinlichkeit, mit den Mitteln der auf ihrem Planeten vorhandenen Natur wohl nicht vorteilhaft. Der tiefste Ursprung der ehemals vierbeinigen Ameisen wurzelte nun mal ganz einfach ihrer Herkunft aus staatenbildenden Kreaturen, die hauptsächlich in der Zusammenarbeit großer Massen unschlagbar waren. Aber einer dieser Halbgötter allein wirkte irgendwie nicht absolut komplett!
Immer nur alle zusammen bildeten eine Weisheit, eine Innovationsmanufaktur, einen Fortschritt, eine Kultur. Als letztendlich göttliches Modell war jedoch das in sich, als Einzelexistenz lebende Superindividuum anzustreben, wenn man (natürlich auch alle zusammen) eines Tages gottgleich werden wollte. Leider, oder zum Glück (?) sahen sich jedoch die bisherigen Superwesen allesamt sehr ähnlich. Sie waren alle ungefähr gleich groß, haarlos, sie konnten nicht mehr richtig sprechen, weil sich ihre Zungen weitestgehend zurückgebildet hatten (wer brauchte noch eine Sprache, wenn man gedanklich kommunizieren konnte) und ihre Augen waren die perfektesten Mittel um bewusst die Welt zu erblicken: sie sahen in allen Bereichen scharf!
Es musste also festgestellt werden: An dieser Stelle gab es kein Höher, Weiter, Schneller, Besser mehr. Man musste mit dem Erreichten zufrieden sein – kein Computer der Welt würde eine Möglichkeit errechnen können, die es den nahezu Gottgleichen ermöglichte, noch gottgleicher zu werden…das Zentrum des Universums musste auf ewig unerreichbar bleiben!
Doch dann tat sich ein weiteres Fenster auf. Unter den ersten Vorwesen, neben den Kreaturen der frühesten Zeiten, die ihren Lebensraum dominiert hatten, lebte noch ein unscheinbares Geschöpf, das jedoch den anderen starken Formen weit unterlegen war – eine Art Meeresschnecke mit der Andeutung einer Wirbelsäule! „Sie verspricht bisher ungeahnte Möglichkeiten“, verkündete der Improvisations-Imaginagtor und zeichnete zunächst wirre Bilder von unglaublich wilden, behaarten Subjekten auf das Holodeck, vor denen die ehemals vierbeinigen Ameisen angewidert zurückschauderten.
„Das können wir bei uns doch nicht herstellen!“ lauteten die nachvollziehbaren Gedanken der interessierten Zuschauer, „wir würden uns ja selbst gefährden, wenn nicht gar auslöschen, wenn wir die Vergangenheit insoweit ändern, daß sowas wie die hier bestimmen wo’s langgeht!“ Der Imaginator ergänzte: „Das müsste auch deshalb schon schiefgehen, weil ja niemand absehen kann, ob sich solche Lebensformen überhaupt sinnvoll auf den Zeitablauf einstellen können – da müsste schon jemand sein der ihnen ständig hilft!“
„Man müsste für dieses Experiment ein eigenes, von uns unabhängiges Sonnensystem erbauen, wo dann eine völlig neuartige Entwicklung stattfinden könnte, die immer wieder überprüft und korrigiert werden kann, um schließlich irgendwann einmal das erwünscht Ergebnis zu bekommen“, meinten die Abgesandten aus der Stadt D4X11-222. Die Delegation einer anderen Stadt (aus PI0PP57A) ergänzten: „Es würden viele Milliarden Jahre vergehen, bis wir etwas von dem erkennen könnten was wir erstreben!“ Damit war das Thema offensichtlich endgültig vom Tisch und es blieb der Hyperzivilisation vermutlich nichts Anderes übrig, als weiterhin das Universum zu besiedeln und vielleicht noch die eine oder andere große Erfindung zu machen, die Zeitreisen, als Filmerlebnis perfektionierten.
Doch natürlich kam alles wieder mal ganz anders. Auch die mächtigsten Lebensformen des gesamten Kosmos konnten nicht vorhersagen wohin sie der Leitfaden aus Ideen und Eingebungen eines Tages noch führen würde. Sie lauschten nur vertrauensvoll in sich hinein, denn eines wussten sie ganz bestimmt: Ihnen würden immer neue Wege offenbart werden, sie mussten nur Augen, Ohren Herzen und Gedanken offenhalten, dann würden sie auch irgendwann erfahren was mit ihnen geschehen sollte!


© Alf Glocker


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Kommentare zu "Als die Götter noch vierbeinige Ameisen waren -5- Die Suche"

Re: Als die Götter noch vierbeinige Ameisen waren -5- Die Suche

Autor: Sonja Soller   Datum: 27.07.2020 16:43 Uhr

Kommentar: Meistens , lieber Alf, kommt es anders als man denkt, denn wer kann schon in die Zukunft schauen????

Herzliche Grüße der Stadt DSx OW 62 N im Norden, Sonja

Re: Als die Götter noch vierbeinige Ameisen waren -5- Die Suche

Autor: Alf Glocker   Datum: 28.07.2020 9:04 Uhr

Kommentar: Warten wirs ab - oder auch: Nostradamaus z.B.

Herzl Grü aus der Zukunftsstadt XY666-AG1
Alf

Re: Als die Götter noch vierbeinige Ameisen waren -5- Die Suche

Autor: Sonja Soller   Datum: 28.07.2020 9:49 Uhr

Kommentar: Ja, Nostradamus hat schon viel vorausgesagt, dass man mit einigen Ereignissen
von heute mit Phantasie und viel Recherche als Vorhersage gelten lassen könnte.
Die Begebenheiten und Situationen haben sich aber seit dem 1600 Jahrhundert verändert. Damals war es der Geist der Zeit. Seine Prophezeiungen sind vieldeutig und meiner Meinung nach keine Vorhersagen für die Zukunft.
Denn NIEMAND kann in die Zukunft sehen.
Abwarten ist gut.......Wir können uns nicht auf das vorbereiten, was uns erwartet,
denn wir wissen nicht was uns erwartet.

Herzliche Morgengrüße aus dem erwartungsvollen Norden, Sonja

Re: Als die Götter noch vierbeinige Ameisen waren -5- Die Suche

Autor: Alf Glocker   Datum: 28.07.2020 10:43 Uhr

Kommentar: was agst du zu nostradamus vorhersage: ab der mitte des 20. jahrhunderts wird es eine 2. invasion des islam auf europa geben - sie wird zwar fehlschlagen aber größere schäden als die erste hinterlassen - oder auch: über das mittelmeer werden sie kommen wie die heuschrecken...

herzliche morgengrüße aus dem erschrockenen süden
Alf

Re: Als die Götter noch vierbeinige Ameisen waren -5- Die Suche

Autor: Sonja Soller   Datum: 28.07.2020 11:02 Uhr

Kommentar: Es ist alles Auslegungssache, lieber Alf.
Ich kann nicht ausschließen, dass unser aller Leben irgendwie gesteuert wird, denn ein Rädchen fügt sich in das nächste. Und damit meine ich nicht Politik und Wirtschaft. Erklären kann es wohl kaum jemand. Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, die sich nicht erklären lassen. Glaubenskriege/Religionskriege hat es schon immer gegeben. Der fanatische Glaube hat schon viel Blut gefordert (christliches und islamisches).
Ich möchte keine Angst vor der Zukunft haben und mein Leben im Hier und Jetzt
damit belasten, was in den nächsten Jahrhunderten geschieht. Wir haben in der heutigen Zeit genug Probleme, die es zu lösen gilt. Zumindest sollten wir daran arbeiten diese Probleme nicht zu vergrößern. Jeder von uns kann nur einen kleinen Beitrag leisten, ich gebe auf jeden Fall mein Bestes!!

Herzliche Elfuhrgrüße aus dem unerschrockenen Norden, Sonja

Re: Als die Götter noch vierbeinige Ameisen waren -5- Die Suche

Autor: Alf Glocker   Datum: 28.07.2020 11:58 Uhr

Kommentar: naja, ich möchte auch keine angst haben

12 uhr grüße aus dem ehrfürchtigen süden...

alf

Re: Als die Götter noch vierbeinige Ameisen waren -5- Die Suche

Autor: possum   Datum: 29.07.2020 2:06 Uhr

Kommentar: Lassen wir uns mal Überraschen wie und was ...!!!

Toll verfasst lieber Alf,
lieben Gruß!

Re: Als die Götter noch vierbeinige Ameisen waren -5- Die Suche

Autor: Alf Glocker   Datum: 29.07.2020 6:57 Uhr

Kommentar: Danke Dir liebe Possum!

glG
Alf

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