Als ich vor einiger Zeit meine Wohnung renovierte, galt meine besondere Sorgfalt dem Badezimmer. Nicht, dass ich den anderen Räumen weniger Aufmerksamkeit gewidmet, oder gar gespart hätte. Oh nein! Mein vorwiegendes Augenmerk dem Badezimmer gegenüber, hatte einen einfachen Grund. Es war der große Wandspiegel, der mich ungeheuer störte.
Er log und schummelte, was das Zeug hielt. So ließ er den gesamten Raum doppelt so groß erscheinen, wie er wirklich war, und täuschte sogar einen gewissen Luxus vor, der gar nicht vorhanden war. Er machte aus einer Duschkabine zwei Duschkabinen mit zwei davor liegenden gleichfarbigen und gleichgemusterten Fußmatten. Selbst auf dem Handtuchhalter hingen immer dieselben zwei gleichfarbigen Handtücher, obwohl ich in Wirklichkeit nur jeweils ein Stück von derselben Farbe besitze. Aber den ärgsten Streich spielte mir dieser Lügenbold, um Fünf Uhr morgens vor. Um diese Uhrzeit verstand er es besonders gut, mich in Halluzinationen zu versetzen.
Jedes Mal, wenn ich das Badezimmer betrat, stand plötzlich eine zweite Person neben mir, die mich mit den Worten: „Ich kenne dich zwar nicht, aber ich frisiere dich trotzdem“, begrüßte. Dann erdreistete sich diese Person auch noch und stieg mit mir unter dieselbe Dusche, obwohl laut Spiegel eine zweite Duschkabine existierte.
Nach jahrelangem Martyrium beendete ich nun den morgendlichen Kampf im Badezimmer, zumal dieser Ort für mich als intim gilt und ich keinen Spanner neben mir dulde, geschweige mit einer weiteren Person weder mein Handtuch, noch meinen Kamm, oder gar meine Zahnbürste teilen will.
Nachdem nun die Renovierung erfolgreich abgeschlossen ist, ist mein Badezimmer zwar nur mehr halb so groß, ohne dass sich die Quadratmeteranzahl verringert hätte, aber es gehört mir ganz alleine, weil ich nämlich den Spiegel hinter einer zweiflügeligen Kosmetikschranktür verbannt habe.
Tage eilen in grauen Kleidern
an mir vorbei, doch ich
glaube zu schweben, eingehüllt
in einem Mantel aus Licht.
Ich habe noch viel vor
und halte die Uhren an,
doch das Leben läuft [ ... ]
Strahlend wärmt der Sonnenschein nach dürstend, finsterer Zeit.
Licht und Wärme streichelt alle Sinne, die wir haben.
Ein Märchen scheint erwacht zu sein, in einem bunten Kleid.
Des Lebens [ ... ]
Gevatter Tod, -unsichtbarer Geselle,
verbreitest bisweilen Angst und Schrecken,
stehst von Anbeginn schon vor der Tür,
gehst neben mir, trittst an des Lebens Stelle.