Eines der Dinge,die ich auf Tour immer schon mit am besten fand,sind die Geheimtips,welche man oftmals von anderen Reisenden bekommt.
Im Westen der USA,im wunderschönen Arches Nationalpark mit seinen atemberaubenden Felsformationen,allen voran der von vielen Postern bekannte"Delicate Arch",trafen Eva und ich auf ein Schweizer Päärchen namens Francesco und Sylvia.
Genau wie wir standen die beiden in den frühen Morgenstunden am Eingang des Parks und warteten auf Einlaß.Um in den Genuß von einem der begehrten Stellplätze auf dem Campingplatz zu kommen,mußte man sich am Abend vorher beim Ranger anmelden und bekam,so einer frei wurde,einen solchen zugewiesen.
Das Glück währte dann aber nur zwei kurze Tage.Danach mußte man den Park wieder verlassen.
Wir beiden verstanden uns auf Anhieb blendend mit den lustigen Schweizern und verbrachten die nächsten achtundvierzig Stunden zusammen.Wandern,grillen und Bier trinken am Lagerfeuer ,Geschichten austauschen,die gemeinsame Zeit ging viel zu schnell vorbei.
Da unsere eidgenössischen Freunde richtungstechnisch gesehen genau entgegengesetzt zu unserer Route unterwegs waren,hatten sie uns einen ganz heißen Tip,falls wir noch im Monument Valley Nationalpark,den sie schon besucht hatten,vorbeischauen wollten.
Wollten wir,natürlich,und so kamen wir Dank der neuen Freunde an einen der besten Hinweise unserer "Campingkarriere"einen Übernachtungsplatz betreffend.
Um in den laut ihnen unbeschreiblichen Genuß eines ganz und gar außergewöhnlichen Platzes im Nationalpark zu kommen,mußte man unbedingt,da eine Reservierung nicht möglich war,um spätestens 10 Uhr morgens vor Ort sein.Wer zuerst kommt,genießt auch zuerst,ließen sie uns mit einem Grinsen über beide Ohren wissen.
Warum die unnötige Hektik,wollten Eva und ich wissen,und bekamen darauf auch prompt die Antwort.
Es gäbe nur zwei dieser sagenumworbenen Plätze,nämlich die mit den Nummern 10 und 11 und diese seien auch bei anderen Campingliebhabern ein "Must Have" in ihrer Sammlung und deshalb entsprechend heiß begehrt.
Unsere Weiterreise wurde denn auch so organisiert,dass nichts schiefgehen konnte und wir spätestens um 10Uhr dort sein würden.
Der Check-Out auf dem Camping im Monument Valley Nationalpark muß bis 11 Uhr am Vormittag erfolgen und so standen wir, früher da als unsere Mitkonkurrenten,den Abbauenden ein bisschen im Weg herum,um ganz klar das Revier zu markieren und auch die Abreise der Vorgänger etwas zu beschleunigen.
Diese ließen sich aber von unserer Penetranz überhaupt nicht aus der Ruhe bringen,frühstückten sogar unverschämterweise noch ausgiebig und in aller Ruhe,und zogen tatsächlich erst Punkt 11 Uhr von dannen.
Der aufmerksame Leser könnte nun nicht ganz zu Unrecht bemerken,dass das unmögliche Verhalten unsererseits ziemlich stark an jenes deutscher Pauschalurlauber im Mittelmeerraum erinnert.
Man kann die schwarz-rot-goldene Meute deutlich vor sich sehen,wie sie in der Morgendämmerung mit grimmigen Blick und Badetuch bewaffnet eine der begehrten Liegen am Pool oder Strand zu reservieren versucht.
Geschenkt,denn wer das Folgende nun liest,versteht.
Steht man endlich mit vor Besitzerstolz fiebrig glänzenden Augen auf dem eroberten Terrain und läßt den Blick in die weite Ferne schweifen,stockt einem erstmal buchstäblich der Atem.
Man steht dann mit seinem kleinen Zelt unglaublicherweise direkt am Abgrund und blickt von dort zweihundert Meter tief nach unten, wo sich das Monument Valley in seiner ganzen prachtvollen Schönheit vor einem ausbreitet.
Zum Greifen nahe scheinen die Felsformationen,die man aus zahllosen Western kennt und wenn man viel Glück hat(oder eine blühende Fantasie besitzt), sieht man John Wayne,der am Horizont mit seinem Pferd durchs Bild reitet.
Der eindeutig für mich schönste Campingausblick von allen bisher gesehenen.
Übertroffen wird das Ganze aber noch am Abend,wenn sich die Sonne langsam zur Ruhe begibt.
Ausgestattet mit zwei eiskalten Bierchen aus der mit crushed ice bestückten Styroporbox,und dem obligatorischen Fotoapparat,sitzen Weiblein und Männlein wie hypnotisiert auf Klappstühlen neben ihrer Kunststoffbehausung.
Beide sind sich darin einig,dass eine Steigerung wahrscheinlich nicht mehr möglich ist.
Ein Prosit und Dankeschön gehen in Richting Francesco und Sylvia.
Und einmal,ein einziges Mal(grins) war wirklich alles perfekt,denn selbst mein spezieller Freund,der Wettergott,hatte ein Einsehen und schickte uns des Nächstens kein donnerndes Gewitter nebst Wassermassen vom Himmel.
Lange hielten Eva und ich es aber an diesem Abend nach Sonnenuntergang nicht mehr draußen aus,die Temperatur nähert sich im September gerne auch mal der Nullgradgrenze und ein Lagerfeuer anzuzünden war hier leider nicht erlaubt.
Der einzige Wermutstropfen war dann leider schon der folgende Tag,an dem man auch sofort wieder die Abreise anzutreten hatte.
Um natürlich auch anderen Reisenden die Chance auf diese grandiose Aussicht zu ermöglichen,durften die Plätze mit den Nummern 10 und 11 jeweils nur für eine Nacht belegt werden.
Und was soll ich sagen,kaum streckten wir unsere kalten Näschen am nächsten Morgen aus dem Zelt,standen dort auch schon ein paar aufdringliche deutsche Touristen,scharrten mit den Füßen im Sand und blickten immer wieder ungeduldig auf die Uhr.
Nicht zu fassen.Echt unverfroren diese teutonischen Spießer...


© Troubadix


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