Unsere nächste Station auf der faszinierenden Südinsel war der Lake Wanaka.Bei jetzt wieder bestem Motorradwetter vergingen die Kilometer bis ans Ziel wie im Flug.
Da es zu damaliger Zeit noch kein Internet und damit auch keine praktischen Wetterapps gab,mußte man,wenn man eine Auskunft bezüglich des Wetters für die nächsten Tage haben wollte,einen Blick in die Zeitung werfen oder das tun,was wir vor Ort machten.Einen Einheimischen fragen.
Nett,wie die "Kiwis" nun mal fast ausnahmslos sind,war die Antwort auf die Wetterfrage natürlich auch von Joe,unserem Campingchief:"Very good.No worries".
So etwas hören Touristen und so auch wir natürlich gerne.Das sich diese Aussage als falsch herausstellen sollte,bekamen Eva und ich aber schon in der ersten Nacht zu spüren.Es regnete,nein,es goß wieder einmal wie aus den sprichwörtlichen Kübeln.
Auch dieses Mal hatte unser armes kleines Zelt nicht den Hauch einer Chance,gegen die unglaublichen Mengen an Wasser zu bestehen,welche vom Himmel fielen.
Am folgenden Morgen,der See hatte schon den Rand des Ufers erreicht,überließen wir es seinem Schicksal und flüchteten in eine höher gelegene,trockene Hütte.Diese hatte uns netterweise Joe,der wohl Mitleid oder ein schlechtes Gewissen wegen seiner Wettervorhersage hatte,ohne Aufpreis zur Verfügung gestellt.
Der See trat nun vollends über die Ufer und kreiste unser Zelt,das nun völlig allein wie auf einer kleinen Insel stand,langsam aber sicher ein.
Das konnte ich nicht mit ansehen uns so startete ich eine spontane Rettungsaktion.
Klatschnass und mit vollgelaufenen Stiefeln rannte ich mit dem zusammengerafften Polyesterdom in Richtung Waschraum,wo ich alles zum Trocknen ausbreiten konnte.
Letztendlich hatte es wieder fast drei Tage konstant durchgeschüttet und,wie ich ein paar Tage später staunend der Tageszeitung entnehmen konnte,solch eine unglaubliche Menge,welche bei uns zuhause normalerweise in einem halben Jahr üblich ist!
Entsprechend ramponiert sah natürlich auch der Platz aus.Wasser-bzw.Schlammassen hatten ihn,ausgerechnet eine Woche vor Beginn der Sommerferien,unter sich begraben.
Joe,der das wohl irgendwie gewohnt war,blieb angesichts des Desasters total gelassen.So eine Kleinigkeit bringt einen "Kiwi" nicht aus der Ruhe.
Am Rande sei erwähnt,daß Reservierungen für viele Hundert Gäste vorlagen.Wie er und sein Team das geschafft haben weiß ich nicht,da wir auch hier,sobald der Regen aufhörte,das Weite suchten.
Leider war auch die einzige Verbindungsstraße zur Stadt einen knappen Meter,ich habe es selbst nachgemessen,überflutet.Zu viel für unsere alte Honda,diese Tauchfahrt hätte sie wohl nicht überlebt.
Joe aber hatte auch hierfür eine passende "Campinglösung"parat.
Mit vereinten Kräften packten wir die "Güllepumpe"auf die Pritsche seines Monster-Pick-Ups und pflügten mit diesem problemlos die knapp zwei Kilometer durch das Wasser.
Wir bedankten uns bei Joe für seine Hilfe und dieser wünschte uns mit einem Augenzwinkern,er kannte wohl den Wetterbericht für die kommenden Tage,viel Glück bei der Weiterreise.
Auf dem Weg zum nächsten Ziel,dem "Fox-und Franz-Josef Glacier",sahen wir das ganze Ausmaß der Katastrophe.Unzählige Straßen waren abgerutscht,Bäche über die Ufer getreten und viele Bäume umgeknickt,die Fahrt gestaltete sich mit unserem überladenen Packesel als ein echtes Abenteuer.
Froh war ich denn auch in diesem Moment über meine mir auf zahllosen vorherigen Mopedtouren erworbene Offroad-Erfahrung.
Man mag es kaum glauben,aber just in dem Moment,als wir in unseren nächsten Zielcampingplatz nahe dem "Fox Glacier"einbogen,begann es schon wieder zu regnen.
Da das Zelt nebst Zubehör immer noch klatschnass war,nahmen wir auch diesmal,das wurde langsam zur Gewohnheit,eine Hütte.
Ich übertreibe nicht,aber auch in diesem Fall hat es wieder über zwei Tage ohne Unterbrechung geregnet.Man fragte sich ungläubig,wo das ganze Wasser eigentlich herkommen konnte.
Die auf neuseeländischen Campingplätzen allgegenwärtigen Küchen wurden und so auch hier,wieder zur rettenden Insel für gestrandete Zelturlauber.Hier war es warm und trocken,es gab einen oder mehrere Kühlschränke,Kochgelegenheiten und einen großen Tisch in der Mitte des Raumes,an dem man wunderbar Geschichten mit den anderen Reisenden austauschen konnte.
So gestaltete sich auch diese Zwangspause recht kurzweilig.
Die Folgen dieses erneuten Unwetters,aufgepropft auf die vorhergehenden,waren aber noch dramatischer.
Auf der Westseite der Südinsel gibt es nur eine Hauptverbindungsstraße Richtung Norden und diese führt auf Höhe des "Franz-Josef Glaciers"in Form einer Brücke über einen normalerweise schmalen Fluß.Dieser hatte sich aber in einen reißenden Strom verwandelt und die Straße auf ca.100m einfach weggespült.
Die Brücke stand von Süden her gesehen,von dieser Richtung aus aber noch befahrbar, alleine da.An ihrem nördlichen Ende ging es aber für Fahrzeuge unüberbrückbar ca.vier Meter tief nach unten.
Sobald es aufhörte mit regnen begannen die zähen Reparaturarbeiten.Die Straße musste komplett neu und auf die Höhe der Brücke aufgebaut werden.Im neuseeländischen TV gingen sie von ungefähr sechs Tagen Bauzeit aus(es hatte,hörten wir später von gestrandeten Reisenden,aber letztendlich fast zwei Wochen gedauert)
Der Umweg von mehreren hundert Kilometern über das Landesinnere war für uns keine wirkliche Option,wir waren nämlich wegen einer schon gebuchten Kanutour in den "Malborough Sounds",ganz im Norden der Südinsel,etwas unter Zeitdruck geraten.
Eine bessere Lösung mußte her und ich hatte dann auch praktischerweise die zündende Idee dafür.
Die von einigen Radtouristen gezogene Option eines Helishuttles zum anderen Ufer war für uns aus nachvollziehbaren Gründen nicht möglich und so fragte ich kurzer Hand den unten an der Brücke arbeitenden Baggerführer( "Bodo"),ob er uns nicht irgendwie helfen könnte.
Konnte er und so trafen Eva und ich uns mit ihm am Morgen des nächsten Tages,zwei andere Motorradfahrer im Schlepptau,noch vor dem offiziellen Arbeitsbeginn der Strassenarbeiter.
Sein Chef wäre wohl von der nun folgenden Aktion "not amused" gewesen.
"Bodo"befestigte nacheinander alle drei Mopeds mit Lkw-Rätschseilen an seiner Baggerschaufel und hiefte diese dann die knapp vier Meter von der Brücke auf die Behelfsstraße hinunter,wo sie die erleichterten,vorher bereits über eine lange Aluleiter hinuntergekletterten,Besitzer unbeschädigt in Empfang nahmen.
Was für eine Aktion."Bodo" bekam von einer am Rande stehenden Menge Schaulustiger spontan Szenenapplaus.
Unsere Bezahlung war wie im Vorfeld ausgemacht ein Zehner pro Motorrad,dazu spendierten wir ihm aber noch einen 20er Pack Bier,worüber er sich sichtlich freute.
Die Hektik,welche wir in den folgenden Tagen machten,dabei kaum ein Auge auf die vorbeirauschenden Highlights werfend, nur um rechzeitig im Norden bei den Kanus anzulangen,hätten wir uns sparen können.
Just in time,d.h.am Abend des Vortages der Tour fuhren wir direkt zu unserem Verleiher,welcher uns dann mit einem Kopfnicken in Richtung 3-Tages-Wettertafel eröffnete,dass die Tour abgesagt werden musste.
Wie bestimmt schon vom einen oder anderen vermutet,stand darauf zu lesen:"Rain,Rain,Rain"....
Mit der Zeit übernimmt man doch auch ein bisschen die Eigenheiten der Einheimischen und so warteten wir in aller Ruhe auf dem nahen Campingplatz,der auch dieses Mal viele interessante Gäste beherbergte,ab,bis die Sonne wieder die Wetterhoheit übernommen hatte.
Danach verlebten wir doch noch drei wunderschöne Tage,in denen wir in Ufernähe des "Sounds" entlangpaddelten und unser Nachtlager wie Robinson Crusoe direkt am Strand aufschlugen.
Neuseeland,raue aber auch wunderschöne Natur.Eva und ich hatten,wie erhofft,eine geniale Zeit im "Land der weißen Wolke".


© Troubadix


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