Neuseeland,endlich waren wir am Ziel unserer Träume angelangt.Wie lange hatten wir auf diesen Tag hingefiebert.
Mitte der 1990er Jahre gab es,zumindest in unserem großen Freundes-und Bekanntenkreis,wenige,die schon einmal dort am anderen Ende der Welt waren.
Die Gründe waren vielfältiger Natur: zu weit entfernt,zu teuer,zu wenig Urlaub und vor allem muß man eine sehr lange Zeit im Flieger absitzen,was auch nicht jedermanns Sache ist.
Eva und ich hatten uns in der Vorbereitung auf unseren langen Trip schon dafür entschieden,Neuseeland mit einem eigenen,vor Ort noch zu kaufenden Motorrad,zu bereisen.
Obwohl sie zuhause selbst ihr eigenes Motorrad gerne auch auf Reisen bewegt,entschieden wir uns schweren Herzens dafür,nur mit einer Maschine die beiden Inseln zu erkunden.Der Aufwand,preislich wie organisatorisch,hätte unseren Rahmen gesprengt.
Nach relativ kurzer Suche wurden wir vor Ort in Auckland bei einem Händler fündig.
Eine Honda CX 500 C,eine sogenannte "Güllepumpe",stellte sich als die optimale Lösung für uns dar.Günstig,wenige Tausend Kilometer auf der Uhr und als fast unzerstörbar geltend,sollte sie die Ehre bekommen,uns zuverlässig drei Monate zu begleiten.
Wir statteten sie mit einem speziellen Gepäckträger und Satteltaschen aus,den Tankrucksack hatten wir von daheim mitgenommen,ließen sie problemlos auf meinen Namen zu und starteten erwartungsvoll in unser Abenteuer.
Leider zogen sich ab diesem Moment drei Probleme annähernd durch unsere gesamte Tour.
Gewohnt,unser Gepäck,d.h.Zelt,Isomatten,Schlafsäcke,Essgeschirr,Kocher,Klamotten usw.auf zwei Mopeds zu verteilen,blieb uns dieses Mal nichts anderes übrig,als das Gepäck gefühlt turmhoch am Heck auf dem Träger zu verzurren,wodurch der Schwerpunkt natürlich in schwindelnde Höhen wanderte.
Die Satteltaschen und der Tankrucksack waren ebenfalls brechend voll und so hat uns der entgegenkommende Verkehr des Öfteren bestimmt für einen einspurigen Kleinlaster gehalten.Diverse ungläubige Blicke der Fahrer ließen jedenfalls eindeutig darauf schließen.
Unglaublicherweise war die alte Honda aber trotzdem noch gut fahrbar und hielt auch bei den recht häufigen Wasserdurchfahrten bzw.langen Schotteretappen stoisch ihre Spur.
Das zweite Problem hatte eindeutig ich verschuldet.Eva vertraute mir und leider hatte ich mich bzgl.der Jahreszeit,wir starteten Mitte Oktober,total vertan in der Annahme im Frühsommer durch das Land zu touren.
Das erwies sich leider als eine fatale Fehleinschätzung,denn auf der Südhalbkugel beginnt der Sommer am 21.12.,d.h.wir waren im Frühling unterwegs und dieser gestaltete sich haargenau so,wie in hiesigen Breitengraden.Temperaturen um oder sogar über 20 Grad waren die absolute Ausnahme.Daraus entwickelte sich das eigentliche Problem an der Sache.
Als gestandene Motorradfahrer fahren wir zuhause meist zu 100% in Schutzkleidung,die dank Gore-Tex auch noch wasserdicht ist.
Die Falschannahme bzgl.der Jahreszeit war die Ursache dafür,dass wir diesmal einen Kompromiß eingingen,es sollte ja mollig warm werden,und nur mit Jeans,Wanderstiefeln und leichter Sommerjacke ausgestattet waren.
Untauglich für das oft kühle und regnerische Wetter in den ersten zwei Monaten,musste die Garnitur aber dringend aufgewertet werden.
So reisten wir weitestgehend in "voller"Montur,sprich Jacke+dicker Pullover,Jeans+lange Unterhose und Trekkingstiefel+Wintersocken.Über das Ensemble stülpten wir noch unsere nicht atmungsaktive Kunststoffregenkombi,ohne deren Hilfe wir sicher erfroren wären.
Und dann war da noch das dritte Problem,mein mich seit frühester Zeit und bis hierher verfolgendes.Das "Wasser-Virus" war den langen Weg mitgereist.
Selbst sich gleichzeitig mit uns auf der Nord-bzw.Südinsel bewegende Reisende,welche man unterwegs immer wieder bei den vielen Highlights trifft,wunderten sich über unsere Erzählungen das neuseeländische Wetter betreffend.
Ungläubig aber bisweilen auch etwas mitleidig lauschten sie unseren Horrorgeschichten von überfluteten Campingplätzen und weggespülten Straßen.Bei ihnen schien erstaunlicherweise meist die Sonne,wobei Urlauber diesbezüglich auch gerne mal etwas "flunkern" denk ich.
Für uns aber war der Regen,in allen Schattierungen, leider ein ständiger Begleiter.Öfters bekommt man ihn dort in Form von "Drizzle"(engl.für Nieselregen)zu spüren,in der Nähe der Hauptstadt Wellington gerne auch in waagrechter(!) Ausprägung.
Ein Gebiet auf der südwestlichen Seite der Südinsel,Naturliebhabern unter dem magischen Namen "Milford Sound" bekannt,rühmt sich sogar damit,zu den regenreichsten Regionen der Welt zu gehören.Es soll hier,so uns der Reiseführer nicht falsch informiert hat,an über dreihundert Tagen im Jahr regnen und deshalb, man ahnt es schon,natürlich auch bei unserer Anwesenheit.
An Camping war nicht zu denken und so verbrachten wir insgesamt fünf Tage in einem Youth-Hostel am Eingang des "Sounds"während derer es fast unablässig schüttete.
Am dritten Tag legte der Regen eine mehrstündige Pause ein und so wurden wir Zeuge eines der sicherlich größten Naturwunder,die es auf Erden gibt.
Mit Dave,unserem trinkenden Skipper und einigen anderen Urlaubern,schipperten wir in einem alten Dieselkahn durch den unbeschreiblichen "Milford Sound".
Nach den langen Regenfällen sahen wir gefühlt tausende Wasserfälle von den Felswänden stürzen,beobachteten quirlige Delfine und sahen unzählige Pinguine am Ufer stehen.Ein wahrhaft atemberaubendes Erlebnis,welches sich man bei einem eigenen Besuch auf keinen Fall entgehen lassen sollte.
Beim immer noch beseelten Ausstieg aus dem Kahn,begann es dann aber auf Kommando erneut und wie aus Eimern zu regnen.


© Troubadix


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