Die untauglichen Beweisfotos als Drohgebärde in der Hand schwenkend,stürmte ich,Eva war etwas gelassener,direkt auf unseren ziemlich verdutzt schauenden Berater zu.Er war gerade dabei einer ahnungslosen Kundin dasselbe untaugliche Zelt wie unseres aufzuschwatzen.Diese stahl sich aber schnell und unauffällig davon als sie mit bekam,weswegen wir hier so einen Aufstand machten.
Er aber blieb ganz gelassen,hörte sich unsere Geschichte in aller Ruhe an,um uns dann im Anschluß folgende unverfrorene Worte entgegenzuschleudern:"Ja haben Sie denn ihr neues Zelt nach dem Kauf bei uns eigentlich abgedichtet?"
Diese abwägige Frage traf vor allem mich total unvorbereitet und mir fiel vor lauter Sprachlosigkeit im wahrsten Sinne des Wortes die Kinnlade herunter.
Eva hatte sich schnell wieder gefangen und stellte die einzige aller möglichen Gegenfragen:"Abdichten.Ein Zelt für 600DM.Das kann ja wohl nicht ihr Ernst sein?"
Konnte es aber letztendlich und unglaublicherweise doch,wie sich hernach herausstellte.Wir hätten mit einem speziellen Nahtdichter,eine Art Kleber,alle(!)Nähte des Premiumzeltes vor dem ersten Gebrauch in Eigenregie behandeln müssen.Klar,bei dem "günstigen"Preis muss natürlich damit gerechnet werden,dass Wasser eindringt,so man es denn vergessen würde.
Selbst bei den billigsten Supermarktteilen war so etwas nicht vorgesehen.Gut,die funktionierten bei mir auch nicht aber das ist ja eine andere,schon erzählte,Geschichte.
Nach längerer ermüdender Diskussion,in deren Verlauf wir nicht beweisen konnten,dass der Herr uns darüber nicht informiert hatte,schenkte er uns großzügigerweise auf Kosten des Hauses ein Exemplar des ominösen chemischen Mittels.Es sah aus wie eine herkömmliche kleine Zahnpastatube und sollte laut Auszeichnung eigentlich satte 15DM kosten.
Ich war kurz vor dem Explodieren,hielt mich dann aber doch zurück.
Schließlich wollte ich am nächsten Tag nicht auch noch auf der Titelseite des Schundblattes mit den vier großen Buchstaben landen.
Total frustriert verließen wir den Shop,fuhren nach Hause,bauten im Garten unseren Plastikdom auf und begannen unverzüglich mit der Arbeit.Während der ca.zweistündigen Klebeaktion ,bei der wir alle Nähte mit großer Sorgfalt behandelten,ging immer wieder etwas der uhuähnlichen Substanz daneben.
Besonderes Augenmerk lag auf der großen Bodennaht,welche der Belastung des bayrischen Regengusses auch nicht Stand gehalten hatte.
Am Ende sah unser schönes neues Markenzelt aus,als sei eine Legion betrunkener Nacktschnecken kreuz und quer darüber gekrochen,ekelhafte Schleimspuren hinter sich zurücklassend.
Ein ziemlicher deprimierender Anblick.Das Einzige was mich angesichts dieses optischen Desasters einigermaßen beruhigte,war der Gedanke daran,dass es ab jetzt nur besser,sprich trockener werden konnte.
Die nächste Möglichkeit einer erneuten Dichtigkeitsprüfung ließ nicht lange auf sich warten.Pfingsten stand vor der Tür und damit die bis in die heutige Zeit reichende Tradition eine gemeinsame mehrtägige Ausfahrt unserer Clique,kombiniert mit Camping zu unternehmen.
Zu der Zeit war das natürlich eine Motorradtour mit Männlein und Weiblein auf oft eigenen Maschinen.Des Öfteren fuhren wir in die französische Schweiz,an den Neuchâteler See,dieses Mal mit der Rekordzahl von vierzehn "Töffs"(schweizerisch für Motorrad).
Wie nicht anders zu erwarten,ich war schließlich auch unter den Teilnehmern,ließ das Testwetter auch diesmal nicht lange auf sich warten.Dank der in unglaublichen vom Himmel fallenden Wassermassen,hatten wir uns unter einer direkt über den Campingplatz führenden Autobahnbrücke gemütlich eingerichtet.
Wie sonst auch ließen wir uns die gute Laune nicht verderben und bei Lagerfeuer,grillen,Bier,Wein und Gitarrenklängen wurde es ein ganz besonderer Tag bzw.Abend.
Das monotone und beruhigende Geräusch der über uns hinwegrollenden Autos, trug ebenfalls seinen Teil dazu bei.Die ganz Harten unter uns zogen berauscht vom Gerstensaft im Platzregen vor zum See um eine Badeeinheit zu absolvieren.Der eigentliche Grund war wohl aber eher der Einkehrschwung im Strandcafé, wo der eine oder andere Pastis,auch bei den französischen Schweizern ein sehr beliebtes Getränk,seinen Weg in Richtung Magen und später Gleichgewichtszentrum nahm.
Wir hatten auf dem Platz sowieso keinen guten Ruf mehr zu verlieren.Bei unserer Ankunft war das Wetter noch auf Camperseite,die Sonne brannte vom Himmel und wir starteten zum Entsetzen der eidgenössischen Dauercamper ein Fussballspiel.
Das alleine wäre sicher kein größeres Problem gewesen ,eher schon unsere sogenannten "Sportklamotten".
Den Ball sowie eine Frisbeescheibe hatten wir damals immer dabei aber nicht wie man sich denken kann Sporthose bzw.-schuhe.Der Platz auf den Mopeds war knapp und Bier war natürlich wichtiger als der richtige Dresscode.
Aber in Unterwäsche,gerne auch aus der Kategorie Feinripp(Rolf) und den Motorradstiefeln ,machte zumindest uns die Sache auch einen Riesenspaß.
Das schlußendlich der Platzwart einschritt hatten wir Rolf zu verdanken,der in der Halbzeitpause in eben jenem Feinripparrangement schamlos wie er war ,quer über den Platz in Richtung Toilettenhäuschen spazierte.Das war zuviel des Guten.
Nach dieser Aktion wurden wir in den hintersten Winkel auf eine Wiese am Ende des Platzes ausquartiert,wo wir niemanden stören konnten.Dies hatte aber den Vorteil,vor allem für meine Wenigkeit,dass der Weg von der Lagerfeuerstelle zu den Zelten nur ein kurzer war.
So verließ ich unter den spöttischen Kommentaren meiner Freunde einmal pro Stunde die gesellige Runde,um nachzusehen,wie sich die neu abgedichtete Behausung gegen das anhaltende Schmuddelwetter behaupten konnte.Eine sich bei jedem Kontrollgang vergrössernde Pfütze in der Zeltmitte,Isomatten und Schlafsäcke lagerten vorsorglich in einem anderen (dichten)Zelt,zeugte vom nur mässigen Erfolg unserer "Reparatur".
Am höchsten Punkt des Überzeltes sammelten sich die einzelnen Tropfen und fielen langsam aber stetig,der Schwerkraft folgend, zu Boden .Nach diversen Kontrollgängen wurde es mir zu bunt und ich griff zur naheliegenden "Campinglösung", d.h.ich plazierte einen kleinen Plastikeimer unter das Rinnsal.Damit war Ruhe eingekehrt und zum Glück hielt der Rest der abgedichteten Nähte bis zum Ende der Tour brav durch.
Wenigstens hatten wir einen kleinen Erfolg erzielt.In der "Cliquendichtigkeitshitparade" landete unser Zelt,Applaus,nur auf dem vorletzten Platz.Fairerweise muß man aber sagen ,dass die rote Laterne von einem Zelt belegt wurde,welches selbst unschuldig an der ganzen Sache war.
Dessen Besitzer,der Name soll hier doch außen vor bleiben,hatte nämlich nach dem Genuß mehrerer Liter Gerstensaftes sowie diverser anderer deutlich hochprozentigerer Alkoholikas,mit seinem Schweizer Taschenmesser nicht nur die anvisierte Wurst sondern auch gleich noch seine komplette Schlafstätte zerlegt.Verletzt hat er sich dabei zum Glück nur leicht.
Wie sich der geneigte Leser unschwer vorstellen kann,führte uns nach der Rückkehr der erste Weg wieder in den Outdoorshop unseres( mittlerweile)Mißtrauens.
Deren Lösung des Problems lag nicht, wie man vielleicht vermuten könnte,im Tausch des alten gegen ein neues Zelt,nein,wir bekamen stattdessen einen ca.10x10cm großen Polyesterflicken(umsonst) incl.des dazugehörigen Klebers(ebenfalls umsonst!) in die Hand gedrückt.
Dieser sollte oben am Außenzelt wo sich vier Nähte kreuzen,wohl die Wurzel des größten Übels,aufgebracht werden.
Optisch,da auch noch in einer anderen Farbe gehalten eher unbefriedigend,letztendlich aber doch erfolgreich.Von da an war endlich Ruhe und ich hatte wieder einmal Recht."Campinglösungen" ,so auch in diesem Fall,sind nicht immer die Schlechtesten.
Zum Thema noch ein paar Anmerkungen:
Man mag es kaum glauben aber unserer leidvollen Erfahrungen zum Trotz ,legten sich zwei Päärchen aus meinem Freundeskreis dieses überteuerte Teil ebenfalls zu.
Rolf und Traudl ,deren Nylonbehausung desselben Herstellers wie meines auch schon wie berichtet viel zuverlässiger funktionerte,waren die Ersten.Werner und Claudia folgten nach kurzer Zeit.
Ohne die Zelte auch nur einmal abzudichten oder auch nur besonders pfleglich zu behandeln ,waren diese beiden Exemplare meinen Freunden auf vielen Touren und über noch mehr Jahre zuverlässige,sprich wasserdichte Begleiter...


© Troubadix


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