Die urlaubstechnische Abnabelung von den Eltern,ab dem 18.Lebensjahr war es natürlich uncool die Sommerferien gemeinsam zu verbringen,hatte schnell eine entscheidende Frage aufgeworfen:das Campen soll weitergehen aber was kommt nach dem Baumwollzelt?
Meine Freunde aus der Clique,Männlein wie Weiblein und mich verband nicht nur das gemeinsame Interesse an durchgefeierten Nächten ,sondern auch die unbändige Lust am Motorrad fahren.
Zuerst nur tage-,dann wochend- und später auch wochenweise wurden die Touren immer ausgedehnter und führten uns quer durch ganz Europa.Von Norwegen bis Sizilien,von Spanien bis Griechenland und immer mit dabei:das Zelt auf dem Heck des Motorrades.In einer Pension zu übernachten kam ,wenn,dann nur im Notfall in Frage und der ist meines Wissens in diesen Zeiten selten eingetreten.
Dieser wunderbaren Art Urlaub zu machen frönten wir ausgiebig viele Jahre lang,bis die erste Dame aus dem erlauchten Kreise stolz von ihrem immer dicker werdendem Bäuchlein erzählte.Ab da gab es dann kein Halten mehr.Gleich einem hochansteckenden Virus wurden die runden Bäuche bei den Mädels,aber auch teils bei den werdenden Papis aus der Clique immer zahlreicher und die Motorradurlaube schlagartig immer weniger.
Das Campen aber wurde mit den lieben Kleinen natürlich fortgesetzt,dann aber,man ahnt es schon,eher mit "Bullis" der Baureihen T3und T4,gerne auch mit Hoch- oder Klappdächern.Wunderbare Familienurlaubskutschen waren das.Noch später dann auch gerne mit in früheren Zeiten verachteten,spießigen Wohnwägen.
Aber zurück zu den Zeiten der seligen Zweiradurlaube.Da diese Touren in den Anfangsjahren von der quälenden Enge zweier erwachsener Personen samt derem Hausrat auf dem Moped geprägt waren( später fuhren fast alle unsere Mädels ihre eigenen Machinen),kam der Transport eines tonnenschweren Ungetüms namens Baumwollhauszelt( grusel)natürlich nicht in Frage.
Ein Rahmenbruch nach wenigen Kilometern wäre die unausweichliche Folge gewesen.
Ebensowenig konnte es ,der eigenen leidvollen Erfahrung geschuldet, aber auch kein 2-Personen Minizelt aus dem gleichen untauglichen Material sein.
Auf der Suche nach einer für die (noch) nicht arbeitende Bevölkerung halbwegs bezahlbaren Behausung,die nicht das Ausmaß eines Überseekoffers und das Gewicht von zwei vollen Bierkisten hatte,kam man damals an einem Nylonzelt nicht vorbei.
Gleichartige Schlafstätten aus Polyester,gewichtsoptimiert und sehr strapazierfähig,gab es zu dieser Zeit nur in kleinen spezialisierten Outdoorläden,zu für uns unerschwinglichen Preisen.Mehrere hundert Geldstücke einer mittlerweile fast vergessenen Währung mußten dafür über den Tresen geschoben werden.
Deswegen sollte es also nun ein Plastikdom aus Nylon sein.Im Supermarkt erstanden war ich als Schwabe schon auch Dank des günstigen Preises erst einmal restlos zufrieden.Der (hoffentlich) trockene Urlaub konnte kommen.
Stellvertretend für viele unschöne Erlebnisse mit diesen Artikeln,dann natürlich ohne die schützenden Hände der Eltern( und die Zuflucht "Bulli"),soll eine Motorradtour mit meiner Sozia Eva auf die Insel Krk,damals noch zu Jugoslawien,heute zu Kroatien gehörend,stehen.
Auf der Insel angekommen funktionierte unsere Neuanschaffung anfangs auch wunderbar.Das war aber auch kein Problem,die ersten Tage war herrliches und trockenes Kaiserwetter.
Das dies den Normalfall in den Hochsommermonaten dieser Region darstellt,davon geht der Reisende selbstverständlich aus.So natürlich auch Eva und ich.Ein Fehler,wie sich bald herausstellen sollte.Zu dieser Zeit war mir die Sache mit dem"Wasser-Virus"noch nicht so bewusst,ich ahnte allenfalls etwas und so nahm das Unglück wieder einmal seinen nassen Verlauf.
Ohne Vorankündigung,wir saßen bis weit nach Sonnenuntergang noch mit unseren Freunden Rolf und Traudl ,die ebenfalls auf dem Campingplatz Uralub machten ,am Meer,brach in der Nacht ein Gewitter mit ohrenbetäubenden Lärm über uns herein.
Ich war gerade dabei Eva zu beruhigen("Keine Angst das Zelt ist brandneu,es kann nichts passieren"),da war es auch schon soweit.
Mit einem ekelhaften Knirschen verabschiedete sich die mittlere der drei Firststangen und das Überzelt hing in gefühlten Sekundenbruchteilen durch wie ein nasser Sack.
Die folgenden arbeitsreichen Nachtstunden,das Gewitter drehte sich gefühlt Stunden über uns im Kreis,verbrachten wir damit,unsere Behausung vor dem vollständigen Zusammenbruch zu retten.An das an allen Ecken hereinbrechende Wasser konnten wir dabei keinen Gedanken verschwenden.
Bei Tagesanbruch waren wir total erledigt,der Spuk aber wenigstens vorbei.Die Sonne schien wieder ungestört vom azurblauen Himmel als ob in der Nacht nichts passiert wäre.
Von wegen.Das Zelt war mittelschwer demoliert,alle unsere Sachen triefend nass und zu allem Unglück gab es noch einen weiteren Schaden zu beklagen.Der wie aus Kübeln vom Himmel fallende Regen hatte meine auf dem Hauptständer stehende Honda,ein Anfängerfehler,unterspült.Der Boden wurde dabei immer weicher,gab nach und das Motorrad kippte genau mit der rechten Tankseite auf einen sich zufällig im Weg befindlichen Baumstumpf.Die daraus resultierende, nicht gerade kleine,Delle ,zierte die Honda denn auch bis zu ihrem Verkauf.Bis dahin wurde ich immer wieder durch ihr Vorhandensein an dieses unschöne Erlebnis erinnert.Eine Reparatur war aber einfach zu teuer für meinen schmalen Geldbeutel..
Die zerbrochene Zeltstange hat uns dann ein freundlicher Insulaner netterweise wieder repariert.Damit konnte der Urlaub fortgesetzt werden,zu unserer Zufriedenheit bis zum Ende ohne ein weiteres verheerendes Gewitter.
Fast unnötig zu erwähnen,das Zelt unserer Freunde hatte das vorher beschriebene nächtliche Unwetter natürlich unbeschadet überstanden.
So langsam aber sicher nahm in meinem Kopf der Gedanke immer mehr Raum ein,dass dieses billige Nylonteil auch nicht der Weisheit letzter Schluß sein konnte.
Aber ein komplettes Urlaubsbudget in ein überteuertes Polyesterzelt zu stecken,soweit war ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Da sich der Sommer aber so langsam dem Ende zuneigte war das die letzte Campingtour in diesem Jahr und der unschöne Vorfall auch schon bald wieder vergessen.
Das nächste Jahr sollte leider zelttechnisch nicht viel befriedigender werden,das Pech hatte sich nun endgültg an meine Fersen geheftet.


© Troubadix


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Teil der Campingeschichten(CG)des Autors

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